Ohne Foto. Erstens schaffe ich es nicht bis ins Büro, um meine Fotofestplatte zu durchsuchen. Zweitens bin ich mir nicht sicher, ob ich ein Foto finde, das den Tag gestern angemessen illustrieren kann.
Erdogan schickt die Flüchtlinge Richtung Europa. Europa (Griechenland ganz konkret) ist überfordert und schickt sie zurück. Griechenland kann ich verstehen, Resteuropa nicht so wirklich. Geschachere vor allem um Geld, ausgetragen auf dem Rücken derer, die sowieso schon auf der Verliererseite stehen.
Höcke (die Autokorrektur will hartnäckig „Höcker“ daraus machen) kandidiert in Thüringen für den MP-Posten. Wenn CDU und FDP Ernst machen, dass sie weder einen Linken noch einen Rechten wählen wollen, sind die Thüringer am A…., weil der Politpoker weitergehen wird.
Die Zeichen zwischen Fan-Ultras auf der einen sowie DFB und Vereinen auf der anderen Seite stehen auf Eskalation. Man kann ja zu Geldgebern im Profisport stehen wie man will, aber massive Beleidigungen und Drohungen als alternativlos zu bezeichnen, das geht gar nicht.
Wegen verunsicherten Menschen, die sämtliche Ärztetelefondrähte glühen lassen, muss der beste aller Ehemänner für einen Termin der maladen Gattin zwischen hustenden und schniefenden Leuten in der Praxis Schlange stehen. Und dann mit mir den Nachmittag in zwei Arztpraxen nacheinander verbringen. Ich bin ein Mirakel. Keiner kann sich so richtig vorstellen, wie das geht, beide Beine zerren. Und die riesigen Blutergüsse lassen erfahrene Mediziner staunen. Donnerstag soll ein MRT mehr Klarheit bringen.
Lichtblicke: Kathrin kann jetzt Kaffee kochen, obwohl sie selbst keinen trinkt. Und sie bringt mir jeden Morgen das Frühstück ans Bett, weil ich auf dem Küchenstuhl trotz „Prinzessin auf der Erbse“-Prinzip nicht gut sitzen kann. Edgar lässt sich klaglos von mir durch die Gegend kommandieren, obwohl normalerweise er derjenige ist, der schlechter zu Fuß ist. Ausgleichende Gerechtigkeit? Julia besucht mich, weil sie heute Abend sowohl ihre eigene als auch meine Rolle bei der Vorbereitung der Kinderfreizeit ausfüllen muss. Und Yvonne kommt zum Staubsaugen, weil sie nun mal die gelernte Hauswirtschaftskraft in der Familie ist. Bei Bedarf habe ich sogar die Möglichkeit, die erweiterte Familie in Anspruch zu nehmen. Die wohnt nämlich einmal durch den Garten. Wissen die armen, alleinstehenden Menschen in den Städten eigentlich, was ihnen fehlt?
Ja, manchmal ist Familie anstrengend. Man kann nicht immer sich selbst im Vordergrund sehen, sondern ist ein loses Kollektiv. Manchmal haben wir den Aggregatzustand gasförmig, dann wuseln wir alle vor uns hin im Raum herum. Ohne viel Berührung. Manchmal werden wir flüssig, dann wird der Zusammenhalt schon verbindlicher. Und wenn es ganz dicke kommt, sind wir wassertechnisch zu Eis erstarrt und jeder hält sich am anderen richtig fest.
Ich glaube, anders möchte ich es nicht haben. Auch wenn beileibe nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen ist. Weil wir sture, aber temperamentvolle Ostwestfalen sind.
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