Saft auf rohem Wege

Danke für die Schreibeinladung von Christiane, die Wortspende in dieser Runde kommt von Stepnwolf. Augenscheinlich habe ich es gerade nicht so mit fiktiven Texten, daher habe ich einen kleinen persönlichen „Hilferuf“ als Etüde verpackt:

Schier übermächtig ist dieses Jahr mein Wunsch, selbst Lebensmittel aller Art haltbar zu machen, damit wir im Winter nicht auf Produkte der LebensmittelINDUSTRIE angewiesen sind. Vieles kenne ich noch aus meiner Kindheit, es ist weder Hexenwerk noch brauche ich so etwas kompliziertes wie ein Reagenzglas dafür. Das im Übrigen auch nicht annähernd genug Fassungsvermögen hat, um eine Familie satt zu bekommen.

 Solche Dinge wie „auf ein 1-Liter-Einweckglas voll Bohnen einen  Teelöffel Salz und dann mit kaltem Wasser aufgießen“ vergisst man nicht. Bei Obst ist es dann statt Salz Zucker und statt einem Teelöffel auch mal ein Esslöffel plus eine Prise Zitronensäure.

Selbst das Rezept für die eingelegten süß-sauren Gürkchen bekomme ich annähernd so hin wie meine Mutter, obwohl ich jedes Mal, wenn der Essigkanister alle ist, wieder von einem Supermarkt zum anderen fahren muss, um den 10%igen zu finden. Das war „früher“ einfacher, denn in meiner Kindheit gab es noch eine Essigfabrik in Minden, wo man den Essig auch gleich kaufen konnte (lange bevor das Wort „Werksverkauf“ in Mode kam).

Aber heute früh bin ich ins Stolpern gekommen. Ich hatte das genaue Rezept für „Saft auf rohem Wege“ (ohne Dampfentsafter und ohne Aufkochen) vergessen. Moment, dachte ich, da ist doch so ein handgeschriebener Zettel von Mama im Kochordner. Den habe ich auch gefunden und seitdem rätsele ich noch mehr als vorher. Warum brauchte sie für eine geringere Menge Obst mehr Zitronensäure und mehr Wasser? Okay, sie hatte es nie so ganz mit Maßangaben, weil sie das meiste einfach „frei nach Schnauze“ kochte, wie ich auch. Aber für das Gelingen und vor allem haltbar machen ist es ja nicht so ganz unerheblich, wie die Mengenverhältnisse aussehen.

Meine Hoffnung: liest hier zufällig jemand mit, der oder die dieses Rezept auch kennt? Bitte melde dich. Danke!

(293 Wörter und ein Bild😉)

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

15 Kommentare zu „Saft auf rohem Wege“

  1. Ich bin diesbezüglich völlig unbeschlagen nur wundert mich, dass man für einfaches Haltbarmachen von Obst, das ohnehin sehr süß ist, noch so viel Zucker dazutun muss. Ob da die Lebensmittelindustrie viel ungesünder sein kann?

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    1. Naja, auch bei Marmelade dient der Zucker der Konservierung. Es ist ein Sirup, der dabei entsteht, und den trinkt man dann verdünnt mit Wasser. So wie früher Tritop (gibts das eigentlich noch?) Der Vorteil ist eben, dass keinerlei Konservierungsstoffe ,E-Zusätze, Aromen und Farbstoffe drin sind.

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    2. Ja, ja, Marmelade ist auch so eine Sache. Ich bin ja möglicherweise nur neidisch auf die Künste, die ich nicht beherrsche 🙂 Aber es gibt zum Glück für die hauswirtschaftlich ungeschulten wie mich auch Produkte ohne Konservierungsstoffe und ohne Zuckerbeigabe als Direktsaft gepresst. „Industrie“ ist ja nicht „Industrie“. Es gibt auch seriöse Bio-Betriebe, Kauf direkt bei Bauern …
      Andererseits ist die Eigenproduktion sicher eine Freude ..

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    3. Da hast du recht, es macht Spaß und bringt Kindheitserinnerungen mit sich.
      Der Fruchtsirup ist ja auch nur eine Form unter vielen, am liebsten koche ich Marmelade, Gelee und friere ein. Aber ich erwarte dieses Jahr sehr viele Brombeeren, da ziehe ich dann auch den Sirup in Erwägung. Schmeckt auch super zu Vanilleeis…

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    4. Hab auf „Planet Schule“ gerade noch folgende Info gefunden: „Zucker konserviert durch seine hygroskopische, das heißt wasserbindende Wirkung. Den Mikroorganismen wird das lebenswichtige Wasser entzogen, sie sterben oder werden inaktiviert. Da aber auch die Gefahr besteht, dass bestimmte Mikroorganismen den Zucker vergären, darf dessen Menge ein bestimmtes Maß nicht unterschreiten. Bei Marmelade wird in der Regel von 100g Frucht mindestens 100g Zucker verwendet.“
      So genau wusste ich das auch noch nicht. Man lernt doch nie aus…😊

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  2. Liebe Anja, ich kenne dein Rezept zwar nicht, aber ich kenne jemanden vom Fach, dem dazu sicherlich etwas einfällt – leider weiß ich nicht, ob er Zeit hat, sich dazu zu äußern, ob über mich oder direkt als Kommentar bei dir. Dennoch wollte ich dir anbieten, dass ich mal fragen kann. Soll ich? 😉
    Liebe Grüße und danke, Sachetüden haben meist ihren ganz eigenen Reiz
    Christiane 😀

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    1. Liebe Christiane, wenn es nicht zu viel Umstände macht, würde ich mich, schon aus reiner Neugier, darüber freuen. Ich versuche gerade, solche „alte Techniken“ zu sammeln.
      Einen schönen Tag und liebe Grüße
      Anja

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  3. Wenn man Früchte oder Gemüse zerkleinert und presst, kommt Saft heraus. Je nach Ausgangsprodukt mal mehr, mal weniger pur trinkbar. Leider ist dieser Saft nicht haltbar, denn in aller Regel enthält er unter anderem Zucker und der ist begehrt. Speziell Heften wollen ihn und produzieren daraus Alkohol, Wärme, sich selbst, Kohlensäure und Vitamine des Komplexes B – das Vitamin (das enthaltende Vitamin C überlebt), das für das Zusammenleben und die Nerven gut ist. Leider wird das mit dem Alkohol sehr schnell viel oder zu viel.

    Ein größeres Problem ist die Kohlensäure (im gasförmigen Zustand Kohlendioxyd genannt). Diese verdunstet bei Überschreiten von einem bar Druck. Also sozusagen sofort. Dadurch platzen die Gefäße. Will man also einen Wein ansetzen, braucht das Gefäß einen Gäraufsatz, also einen leichten Deckel der Überdruck entweichen lässt, aber das Eindringen von z.B. Insekten verhindert. Wenn jetzt noch organisiert wird, das genügend Zucker im Ausgangsprodukt ist, haben wir hinterher genügend Alkohol um das ganze haltbar zu haben.

    So habe ich auf kaltem Weg den Saft haltbar gemacht – sprich einen Wein hergestellt.

    Will ich keinen Alkohol entstehen lassen, bleibt mir noch das Einfrieren des Saftes. Bitte dabei ein Plastikgefäß verwenden, denn Wasser bei weniger als 4 ° C dehnt sich aus- beim Einfrieren sehr doll und harte Gefäße platzen dabei.

    Bei allen anderen Arten der kalten Saftgewinnung brauche ich so viel Säuren und oder Konservierungsstoffe, das alle Hefen sterben – sonst Bumm (Explosion durch Druck – Kohlensäure zu Kohlendioxyd) und es bei regelmäßigem Genug zu unerwünschten Nebenwirkungen (bis hin zu Vergiftungen) kommen kann.

    Das sachliche Wissen um biologische Vorgänge war früher nicht so groß wie heute und man ging meist auf Nummer Sicher und Schritt damit über das Ziel hinaus oder riskierte eine Explosion.

    Wenn man aus einer Frucht o.ä. einen Sirup herstellt, dann muß das Verhältnis von einem Kilo Frucht zu zwei Kilo Zucker gewahrt bleiben (jede Frucht, jedes Gemüse hat einen anderen Flüssigkeitsgehalt, je nach Reife und Trocknung noch mehr und daher ist das vorgenannte Verhältnis nur ein Vorschlag, der leicht variiert werden kann. Jedoch habe die meisten Personen weder das notwendige Werkzeug, noch die notwendigen Untersuchungsgeräte).

    Läuterzucker (1 kg Wasser zu 2 kg Zucker) ist, gut verschlossen, unbegrenzt haltbar. Ein dem entsprechender Sirup ebenfalls. Auch hier überlebt das Vitamin C. Es wird für diese Art der Haltbarmachung keine Hitze benötigt. Allerdings muß beachtet werden, das dies Produktionsart nicht für alle Früchte und Gemüse / Kräuter geeignet ist, denn einige benötigen Hitze, da sonst Stoffe überleben die giftig seinen können ….. Zum Beispiel gilt das bei Holunderbeeren und Mahonien (bei diesen also bitte auch nicht einfach nur den Saft einfrieren. Und wenn ich schon erhitzen muß, dann gleich fest verschließen und nicht jetzt einfrieren, das kostet nur unnötig Strom). Werden diese nicht erhitzt, lösen sie mindestens einen Brechreiz aus. Diese sollte ich also erhitzen, brauche sie dafür aber nicht mit Zucker zu mischen, dafür aber nach dem Verfüllen von über 83,5 C nur fest zu verschließen und nun sind sie ebenfalls so lange haltbar wie das Gefäß (Glas) und der Verschluss. Allerdings sterben so sicher alle Vitamine.

    Den selbst hergestellten Sirup verdünn man mit Wasser, nach Geschmack – meist bis zu 1:20.

    Früchte enthalten in aller Regel genügend Fruchtbare, so das man komplett ohne Zugabe von Säuren auskommt, sogar bei Birnen – und die haben so wenig Säuren – erstaunenswert.

    Aus den vorgenannten Gründen (Vermeidung von zu viel Konservierungsstoffen – diese werden ja vor dem Essen/Trinken nicht deaktiviert und töten logischer Weise dann im Darm unsere keime, die wir zum Verdauen benötigen – Übergewicht, Allergien, Neurodermitis, Alzheimer, Autismus, Pickel usw. können folgen) empfiehlt sich das Einfrieren, das Einkochen, die Sirupherstellung für den Haushalt. Trocknen geht auch, allerdings wird in den meisten Fällen zu wenig getrocknet und es kommt schnell zum Schimmelbefall.

    Auch die Weinherstellung ist anzustreben, denn es entsteht Alkohol und zusätzliches Vitamin B. Aber bitte Beachten: Alkohol hat eine große Suchtgefahr, Kinder, Jugendliche und Schwangere sind besonders gefährdet und – wie immer – zu viel ist ungesund!

    Wenn noch Fragen offen sind oder entstehen, dann fragt mich bitte. Ich bin Küchenmeister und Diätkoch, ich weiß eine ganze Menge Antworten.

    Liebe Grüße

    Gefällt 1 Person

    1. Woah. Das ist ja mal eine „erschöpfende“ Antwort. Vielen Dank. Ich konnte sie bisher nur überfliegen, schätze aber mal, das Rezept meiner Mutter geht in Richtung „Sirup für den Hausbedarf“. Schöne Grüße zurück.

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    2. Danke für das Lob.

      Jeder macht halt so gut wie er kann und nicht alles, was unsere Vorfahren gemacht haben war gut oder schlecht. Nur besser ging damals nicht. Das kann man ja manchmal verbessern. Ich steuere gern mein Wissen bei. Da ich täglich so etwas mache und schon viele Jahre Übung habe kann es ja evtl. nützlich sein. Also nur Mut und Fragen stellen.

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Kommentare sind geschlossen.

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