Die allerletzte Aufgabe steht heute an, es geht um „Ein Bildband, der zum Schmökern einlädt“.
Zunächst mal werden damit Erinnerungen an meine Ausbildung geweckt. Denn zu der Zeit kaufte ich mir jeden Monat einen Bildband. Da es das Ende der 1980er Jahre war, wurden die Fotos noch analog geknipst, allerdings schon mit ziemlich hoher Auflösung. Im Handel waren gerade bei den Verlagen mit modernem Antiquariat (kennt noch jemand den Pawlak Verlag oder Time Life?) auch noch recht viele Bände aus den 1970ern vorrätig. Die Qualität ließ dann leider oft zu wünschen übrig, die Bilder waren sehr grobkörnig (damals hieß es noch nicht „pixelig“). Je nach Thema war mir das aber manchmal auch egal. Die Ansprüche waren noch nicht so hoch…
Tolle Bildbände hatte schon immer Bruckmann oder National Geographic, die waren neben den fernwehweckenden Fotos auch immer informativ. Bis heute hat sich nichts daran geändert, dass ich die Kombi aus tollen Fotos und Hintergrundwissen sehr mag.
Die beiden Bildbände, die ich für heute ausgesucht habe, machen da keine Ausnahme.
Erstens
Gelungen: Einerseits stimmungsvolle Fotos von Orten an den deutschen Pilgerwegen, andererseits aber auch handfeste Infos zu den Strecken. Zum Mitnehmen ist das Buch aber nix. Auf der aufgeschlagenen Doppelseite (sorry für die Bildqualität, ich war ungeduldig) ist übrigens das Bückeburger Schloss ganz in meiner Nähe abgebildet.
Zweitens
Die Reihe „Culinaria“ aus dem Taschen Verlag ist bei mir in der Küche mit vier Bänden vertreten, leider habe ich es nicht geschafft, ein paar mehr davon zu sammeln. Ich mag daran sehr gern die kulturellen Hintergrundinfos, zum Beispiel in dem USA-Band, wie die jeweiligen Gebiete besiedelt wurden und wie sich das auf die regionale Küchen auswirkte. So findet man in den USA lokale Spezialitäten aus den Kochtöpfen der Natives ebenso wie schwedische, italienische, deutsche, jüdische, afrikanische, karibische… Einflüsse.
Ansonsten tummeln sich geographische oder Reisebildbände bei mir ebenso wie archäologische oder kulturhistorische, Tiere neben Pflanzen.
Ein letztes Mal danke an Ulrike , pünktlich bevor ich nächste Woche wieder beginne, stundenweise in einer Buchhandlung zu arbeiten, habe ich mir mal wieder einen Monat lang ins Bewusstsein gerufen, warum Buchhändlerin nach wie vor mein Traumberuf ist.
Uff. Kurz vor knapp nochmal so ein Hammer für mich: „Ein Gedicht, das du magst“. Ich muss mich jetzt doch mal outen – es bleibt mir nichts übrig. Seitdem ich im Deutsch-Leistungskurs gefühlt übermäßig viele Gedichte, oft von Benn, Trakl und ähnlich „düsteren“ Verfassern interpretieren musste, mache ich ziemlich oft einen großen Bogen um Gedichte. Obwohl es tatsächlich auch einige gibt, die ich mag. Zarte und poetische Naturlyrik ebenso wie eher kraftvolle und satirische Spottgedichte. Deswegen habe ich für heute eines von Erich Kästner herausgesucht, von dem ich augenblicklich das Gefühl habe, er trifft auch heute noch den Nagel auf den Kopf!
Die Entwicklung der Menschheit
Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt, behaart und mit böser Visage. Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt und die Welt asphaltiert und aufgestockt, bis zur dreißigsten Etage.
Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn, in zentralgeheizten Räumen. Da sitzen sie nun am Telefon. Und es herrscht noch genau derselbe Ton wie seinerzeit auf den Bäumen.
Sie hören weit. Sie sehen fern. Sie sind mit dem Weltall in Fühlung. Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern. Die Erde ist ein gebildeter Stern mit sehr viel Wasserspülung.
Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr. Sie jagen und züchten Mikroben. Sie versehn die Natur mit allem Komfort. Sie fliegen steil in den Himmel empor und bleiben zwei Wochen oben.
Was ihre Verdauung übrigläßt, das verarbeiten sie zu Watte. Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest. Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest, daß Cäsar Plattfüße hatte.
So haben sie mit dem Kopf und dem Mund Den Fortschritt der Menschheit geschaffen. Doch davon mal abgesehen und bei Lichte betrachtet sind sie im Grund noch immer die alten Affen.
Sagt das jetzt eigentlich mehr über mich oder mehr über die Menschheit aus? Ich weiß es nicht und es ist auch egal. Es zeigt auf jeden Fall, dass es sich kaum ändert: Auf Herausforderungen von heute versuchen wir mit den Antworten von gestern oder sogar vorgestern zu kontern. (Musste ich heute früh auch mal wieder feststellen, als ich mich mit einem geplanten Bauvorhaben in unserem [angeblich] rudimentären Dorf beschäftigte… Aber das ist eine andere Baustelle)
Zum vorletzten Mal danke ich Ulrike für ihre vielfältigen und nicht immer bequemen Herausforderungen an unsere Literaturgewohnheiten. Schau gern bei ihr nach, wer sich noch so alles mit spannenden Beiträgen daran beteiligt hat!
„Ein Held/eine Heldin, der/die dein Herz berührt hat“ ist das heutige Thema. Ok. Es drängen sich unterschiedliche real existierende Personen auf, die in ihrem Leben Starkes geleistet haben, gegen Widerstände gekämpft, mal gewonnen und oft auch leider verloren haben in ihrem Bemühen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Aber ich wähle heute bewusst niemanden von diesen, weil ich dann eine Wertung vornehmen müsste, zu der ich mich nicht durchringen kann.
Ein Buch, das bei mir schon seit einigen Jahren im Regal steht und auch schon mindestens zweimal das Bett mit mir teilen durfte, ist Morgen kommt ein neuer Himmel von Lori Nelson Spielman. Für mich genau der richtige Schmöker, der vereint, was ich für ein tiefes Eintauchen in eine literarische Parallelwelt brauche. Nicht hochliterarisch, nein, sondern ein Buch, um den Alltag auszublenden. Ich konnte nicht nur beim ersten Lesen mitlachen, mitweinen, mitfiebern bei der Entwicklung, welche die Heldin Brett im Lauf der Geschichte durchgemacht hat. Als Teenager hatte sie eine Liste mit Lebenszielen verfasst, aber bekanntlich ist Leben das, was passiert, während wir andere Pläne machen. Mit Mitte 30 ist sie „etabliert“, wie man so schön sagt, mit einem Beruf, der „passend“ ist (ob er auch erfüllend ist, who cares?), einem Freund, der Karriere macht, und was halt so dazugehört. Die Liste ihres jüngeren Ichs hat sie längst vergessen. Doch ihre Mutter hat sie aufbewahrt, und als sie überraschend stirbt, vermacht sie ihrer Tochter diese Liste zum Abarbeiten quasi als Voraussetzung dafür, ihr Erbe antreten zu können.
Was mich so an Brett fasziniert, ist der innere Zwiespalt, den vermutlich sehr viele Frauen (ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob Männer das im gleichen Ausmaß kennen) aus eigenem Erleben kennen. Nicht immer ist der Mut da, aus den Träumen Realität werden zu lassen. Manchmal geht frau Kompromisse ein, weil die Lebenswirklichkeit eines geliebten Menschen ganz anders aussieht. Und manchmal ändern sich die Träume auch schlicht und einfach gemeinsam mit diesem geliebten Menschen. Manchmal begräbt frau aber auch die alten Träume und Pragmatismus macht sich breit. Nicht immer muss das negativ sein und im Desaster enden, aber immer finden im Leben Entwicklungen statt, die man nicht steuern kann oder will. Es war für mich sehr berührend, wie Brett im Roman gegen innere und äußere Widerstände schließlich zu sich selbst findet.
Auch wenn es keine Berührungspunkte zu meinem eigenen Leben gibt, hat mich das Buch angeregt, mir mal über meinen Lebenslauf Gedanken zu machen und dabei festzustellen, auch wenn es natürlich immer Luft nach oben gibt, wenn nicht alles glatt ging, Brüche stattgefunden haben, die schwer verdaulich waren, es gibt für mich keine Veranlassung zu sagen: Wenn ich nochmal neu anfangen könnte, würde ich alles anders machen. Genauso, wie mein Leben bisher gelaufen ist, hat es mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Mit allen Macken und Eigenheiten.
Danke an Ulrike, die in diesen Wochen der Challenge einiges an Gedankengängen aus mir herausgekitzelt hat, die vermutlich einfach mal gedacht werden sollten…
Langsam beginnt der Endspurt. Heute, am Tag 27, lautet die Aufgabe „Ein Werk, das vertont worden ist, z.B. als Hörbuch oder Hörspiel“
Am Hörbuch scheiden sich die Geister, das weiß ich aus der Praxis in der Buchhandlung ebenso wie aus den Beiträgen und Kommentaren derer, die mir in der Challenge mindestens einen Tag voraus sind. Ist ja auch vollkommen in Ordnung, denn zum Glück haben wir nicht alle dieselben Geschmäcker und Vorlieben. Ich persönlich mag sie, wenn sie gut eingelesen sind. Als vor inzwischen ziemlich langer Zeit die ersten Hörbücher auf den Markt kamen, war das nicht immer der Fall. Oft wurde vom Autor gelesen, nicht immer die beste Wahl, denn nicht jeder, der gut schreiben kann, hat auch eine gute Lesestimme. Zu dünn oder zu piepsig, ohne Modulation, das bringt es nicht.
Seit Jahren geht der Trend aber eindeutig in die Richtung, von erfahrenen Schauspielern oder ausgebildeten Synchronsprechern lesen zu lassen, was der gesamten Hörbuchproduktion und auch Nachfrage Aufwind gegeben hat. Wenn dann noch der Sprecher/die Sprecherin genau wie es im Film der Fall wäre, die perfekte Besetzung für das Thema des Buches ist, macht es wirklich Spaß. Auch dabei kann Kino im Kopf entstehen. Ein Paradebeispiel ist für mich nach wie vor die Vertonung der Harry-Potter-Bücher mit Rufus Beck in sämtlichen Rollen. Er schafft es, den Erzähler sowie die Charaktere durch sein Repertoire an unterschiedlichen Stimmen zum Leben zu erwecken, das ist schon Klasse.
Das Schauspieler-Ehepaar Andrea Sawatzki und Christian Berkel, die „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer, einen Email-Roman in Dialogform, eingelesen haben, trifft die Atmosphäre des Buches ziemlich genau.
Sehr gern höre ich die Stimme von Detlef Bierstedt, der vor allem als Synchronstimme von Bill Pullman (Independence Day), Stellan Skarsgård (Mamma Mia) oder George Clooney bekannt wurde. Ben Becker und Hannes Jaenicke sind ebenfalls Vertreter der dichten Atmosphäre beim Lesen. Bei den Sprecherinnen mag ich auch die Stimme von Regina Lemnitz, Synchronstimme von Whoopi Goldberg. Sie liest in so unterschiedlichen Genres wie Kinderhörspiel und Krimilesungen.
Du siehst also, mein Interesse an Hörbüchern ist etwas komplexer, ich erwarte außer einem guten Inhalt auch noch die passende Stimme. Wenn beides zusammenpasst, Daumen hoch!
Mehr zur Challenge findest du wie immer bei Ulrike.
Off topic: dies war gerade mein 200. Blogbeitrag. Hätte ich nie für möglich gehalten, dass ich mal so weit komme. Und immer noch das Gefühl habe, ich bin gerade noch am Anfang…
Bei einem Streamingdienst habe ich mir eine Playlist angelegt mit vielen Songs, die mir in meiner Jugend und in meinen 20ern viel bedeutet haben. Sie heißt „When I was young“. Denn auch wenn mir das meistens nicht wirklich im Bewusstsein ist, diese Zeit ist einfach vorbei. Bei vielen Songs davon kann ich heute noch sofort mitsingen oder habe sogar das Musikvideo vor Augen (gerade läuft nebenbei „Take on me“ von a-ha, wohl neben „Thriller“ von Michael Jackson das Video, was mir noch am besten in Erinnerung ist).
Es gibt auch solche Songs, die mit ganz anderen Ereignissen verknüpft sind. So hatte ich um die Jahrtausendwende herum ein Album von Sinead O’Connor, das ich mir später nie wieder anhören konnte, ohne an 9/11 zu denken, weil bei den Fernsehbildern der einstürzenden Türme des World Trade Centers immer „Only time“ im Hintergrund abgespielt wurde.
Aber auch dieses gehört dazu:
Die Szenen im Video stammen aus dem Film „Schrei nach Freiheit“ nach dem Buch von Donald Woods, verfilmt von Sir Richard Attenborough
Fast 43 Jahre (am 12. September) ist es her, dass Steve Biko an den Folgen der Misshandlungen starb, die ihm im Polizeigewahrsam zugefügt wurden. Ja, vieles hat sich seither verbessert, die Apartheid ist abgeschafft worden. Aber wer meint, es ist gut geworden, verschließt die Augen vor der Realität, die in den meisten Teilen der Welt und auch hier in Deutschland, bis heute Menschen nach Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung teilt und in Schubladen packt.
Kennst du den Song aus der Bier-Werbung? Mit dem Segelschiff „Alexander von Humboldt“ (auf der man übrigens auf Zeit anheuern kann) mit den markanten grünen Segeln?
Letzte Woche haben wir das gemacht. Das Schiff (die Friendship vom Beitragsbild) war ein bisschen kleiner (38 Fuß, also ca. 11,60 m), das Meer auch (das Ijsselmeer), aber das Erlebnis war super. Dienstag und Donnerstag hatten wir auch reichlich Wind, nicht immer aus der bevorzugten Richtung, aber das ist eben so. Der Mittwoch war ein ruhiger Tag für uns, das war auch in Ordnung, weil wir fast alle blutige Anfänger waren. Auf jeden Fall war es eine knappe Woche Entschleunigung pur.
So eine Yacht ist ja quasi eingerichtet wie ein Wohnwagen, zumindest war es damit für uns alle nicht neu, wie das Zusammenleben auf diesem kleinen Raum ist, wie das Kochen funktioniert und dass alles rüttelfest verpackt sein muss.
Montag Abend. Die erste Ausfahrt aus der Marina hatten wir da schon hinter uns gebracht, um ein Gefühl für das Schiff zu bekommen und Anlegemanöver zu üben.
Der Ortsteil von Lemmer, wo der Yachtvercharterer ansässig ist, ist ins Wasser hineingebaut, und so hat fast jedes Haus nicht nur ein Auto vor dem Haus an der Straße, sondern auch ein Boot hinterm Haus zur Wasserseite liegen. Gefällt mir sehr gut.
Der erste Abend klang schön ruhig aus.
Am Dienstag ging es dann aufs Ijsselmeer. Und zwar mitten durch die Innenstadt von Lemmer. Zwei Klappbrücken und eine Schleuse mussten wir dafür passieren, an der ersten Brücke stand ein Brückenwärter (höchst amtlich) mit einer Angel, an der ein Klompen (Holzschuh) befestigt ist. Wenn er die Angel auswarf, musste jemand auf den passierenden Schiffen den Klompen auffangen und das Brückengeld hineinlegen.
Fahrt durch Lemmer. Es lagen dort allerdings an beiden Tagen der Durchfahrt so viele Schiffe, dass wir nicht zwischendurch festmachen konnten, um an Land zu gehen.
Die Fahrt ging nach Enkhuizen, also einmal quer rüber. Der Wind war ziemlich entgegenkommend, im wahrsten Sinn des Wortes. Kreuzen war angesagt, und der Wellengang sorgte auch noch dafür, dass wir fast die Markierungen der Fischernetze nicht rechtzeitig gesehen hätten (warum sind die auch schwarz, das fällt gegen die Sonne kaum auf) und dann eine rasante Wende mit Segeleinholen fahren mussten. Den Rest sind wir dann unter Motor gefahren, so weit war es auch nicht mehr.
Wohnschiffe in Enkhuizen
Obwohl der Hafen in Enkhuizen einen recht vollen Eindruck machte, bekamen wir einen schönen Liegeplatz am äußeren Steg zugewiesen, wo wir bequem „rückwärts einparken“ konnten.
So wie hier saßen in Enkhuizen überall Schwalben auf den Relings der Boote.
Witzig, ich käme nie auf die Idee, hier in Deutschland über einen Parkplatz zu schlendern und mir Gedanken zu den abgestellten Autos zu machen. Aber am Dienstagabend, wenn wir zum Hafengebäude gingen oder zurück, begutachteten wir die unterschiedlichen Schiffe. Kleine Kreuzer, die liebevoll in Schuss gehalten waren ebenso wie Yachten, die offensichtlich seit längerer Zeit ungenutzt und in miesem Zustand dort lagen. Großprotzige Motoryachten, PS-stark und überdimensioniert, restaurierte Schlepper, holländische Schokker, klassische und hypermoderne Segelyachten. Alles war vertreten.
Die Plattbodenschiffe mit den charakteristischen Seitenschwertern sind teilweise noch als Lastkähne im Einsatz, auf anderen kann man Freizeiten buchen.
Die Stadt hat uns sehr gut gefallen, unter anderem gab es am Abend von einem Kirchturm aus ein Glockenspielkonzert. In den umliegenden Straßen hatten sich einige Menschen Campingstühle auf die Bürgersteige gestellt und lauschten der Musik. Andere hatten Staffeleien oder Skizzenbücher dabei und zeichneten die Kirche oder deren Umgebung. Überhaupt hat mir persönlich die Freundlichkeit und Gelassenheit der Leute sehr gefallen.
Kirche mit Glockenspiel in Enkhuizen
Am Mittwoch führte uns die Fahrt grob nach Süden, Urk war unser Ziel. An diesem Tag hatten alle die Gelegenheit, mal am Steuer zu stehen, es war ein ruhiger und entspannter Tag, bis wir Urk erreichten. Denn dieser Hafen war tatsächlich so voll, dass wir zunächst nicht sicher waren, ob wir einen Platz bekommen. Die Lösung verriet mir der Hafenwärter, als ich ihn anrief: „Bilden Sie ein Päckchen, wo, ist egal“. Im Klartext, wir sollten an einem anderen Schiff anlegen, über das wir dann immer rübersteigen mussten, um an Land zu kommen. Diese übliche Gepflogenheit ist erstmal für Landratten gewöhnungsbedürftig, dort ist man ja immer auf Abstand bedacht, um ja nicht die Privatsphäre des Nachbarn zu stören. In Häfen ist es umgekehrt eher ungehörig, jemandem das Andocken zu verwehren, denn es ist unsolidarisch, einem anderen Segler den Zugang zur Hafeninfrastruktur nicht zu ermöglichen. Man muss sich halt mit dem Nachbarn auf Zeit einig werden, wann man wieder ablegt, damit beide zu ihrem Recht kommen. Wenn ich es mir recht überlege, wird dort ein Umgang gepflegt, der sich durchaus gesellschaftlich mal wieder mehr etablieren sollte.
Seite an Seite mit unserem belgischen Nachbarn.
Urk war vor langer Zeit eine Insel in der Zuiderzee, eine Vergangenheit, die bis heute durch die Struktur des Ortes sichtbar ist. Es ist ein sehr hübsches kleines Städtchen, vom Fischfang und Tourismus gleichermaßen geprägt. Von dort fuhren wir am Donnerstag wieder nach Lemmer zurück, diesmal wieder mit mehr Wind, der uns jetzt aber anschob.
Den Abend ließen wir gemeinsam ruhig ausklingen, denn man glaubt es kaum, obwohl man sich den ganzen Tag nur auf knapp 36 Quadratmetern bewegt, merkt man am Abend den Tag ziemlich in den Beinen, gerade bei mehr Wind. Ganz unbewusst ist man nämlich ständig damit beschäftigt, die Schaukelbewegungen des Schiffes auszugleichen. A propos schaukeln, ich bin jetzt, wo ich dieses schreibe, seit über 72 Stunden nicht mehr auf dem Schiff, aber in meinem Kopf schwankt es immer noch leicht. Am Samstag mochte ich noch nicht selber Auto fahren. Ich hoffe, wenn ich morgen wieder ebenso lange an Land bin wie ich vorher an Bord war, ist alles wieder im Lot in meinem Hirn…
Am Freitag hieß es dann Klar Schiff machen, alles wieder in den Autos verstauen, nach Hause fahren. Mit ein wenig Wehmut, aber ich selbst war auch froh, dass meine Beine nicht mehr herumklettern mussten (um rauf und wieder runter vom Boot zu kommen), denn zweimal hatte es im linken Oberschenkel an der Sehnenansatzstelle gerupft, was mich doch etwas alarmierte. Wir hatten eine wunderschöne Woche mit gutem Wetter, einer prima Gemeinschaft an Bord und die Hilfe von superlieben Familienangehörigen und einer ebensolchen Freundin, die uns das Ganze ermöglicht haben, indem sie Häuser, Wohnung, Hunde und Katzen gehütet haben.
Heute lautet Ulrikes Aufgabe „Ein Reiseführer, der in dir den Wunsch zu einer Reise geweckt hat“.
Definitiv gehört zu den wirklich neugierig machenden Reiseführern die Reihe „Vis à Vis“ von Dorling Kindersley. Die Art und Weise, wie in dem Konzept Fotomaterial, Texte und Sachinformationen verknüpft werden, mag ich total gern. (Im Übrigen nicht nur bei den Reiseführern aus dem Verlag, sondern auch bei den Kochbüchern oder der Jugendsachbuchreihe „Sehen – Staunen – Wissen“, die aber leider nicht mehr aufgelegt wird.) Jahrelang haben wir unseren Urlaub auch gern in Frankreich an der Atlantikküste Aquitaniens verbracht, was auch die Verlagsvertreterin wusste. Deswegen bekam ich als „Testexemplar“ den Frankreich-Führer geschenkt.
Ansonsten waren es aber meist entweder Romane („Schloss Gripsholm“ von Kurt Tucholsky) oder Reiseberichte („Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling / „Muscheln am Weg“ von Carmen Rohrbach), die mich auf konkrete Reiseziele gebracht haben. Das hübsche Schloss am Mälaren ca. 60 km landeinwärts von Stockholm habe ich auch bereits vor sehr vielen Jahren besucht, auf den Jakobsweg habe ich es noch nicht geschafft. Sinnigerweise hatte ich gerade begonnen, zumindest die deutschen Jakobswege in die konkrete Planung zu nehmen, als mir meine Beine unter dem Körper wegklappten. (Die Story dazu findest du hier und hier, wenn du sie noch nicht kennst.) Jetzt bin ich mal gespannt, wann ich wieder die Kraft und Ausdauer haben werde, loszumarschieren. Obwohl, gerade die Pilgerwege sind ja stark frequentiert von Menschen, die auch körperlich ihr Päckchen zu tragen haben. Möglicherweise sollte ich nicht so viel darüber nachdenken, sondern einfach mal loslaufen.
Ein kleiner aktueller Tipp (obwohl das Buch schon 2019 erschienen ist):
Aus dem Piper Verlag die „Gebrauchsanleitung fürs Daheimbleiben“ von Harriet Köhler, ISBN 978-3-492-27735-8, 15 €
Für die heutige Aufgabe habe ich mir zuerst den Kopf zermartert, bin danach an meinen Regalen vorbeigeschlichen wie die Katze um den Sahnetopf und hatte schon die Befürchtung, ich könnte leer ausgehen. Aber dann sprang mich doch noch ein Buch an, so mental gesehen.
Die Aufgabe lautet: „Ein Buch, auf das du durch den Klappentext neugierig wurdest“.
Ich sah das Buch in einer konfessionellen Buchhandlung, und da ich durch die Jugendarbeit immer mal wieder in die Lage kam, ein gemeinsames Gebet anzuleiten, was eigentlich so gar nicht „meins“ ist, warf ich einen zweiten und dritten Blick. Als Kind war das erste Gebet, mit dem ich in Berührung kam „Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm‘.“ Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, dass ich mir ganz ordentlich Gedanken machte, was denn „fromm“ bedeuten könnte. Bis heute habe ich mich mit dem Begriff nicht so ganz ausgesöhnt. Im Konfirmationsunterricht in den 1980ern lernte ich eine Definition des Gebets, die ich eher als technische Gebrauchsanleitung empfand. Nach dem Schema: Finde etwas, wofür du danken kannst, erzähl ein bisschen und dann darfst du auch um etwas bitten. Aber am wichtigsten war das Danken. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass es in jeder Gemeinde so war, vielleicht hatte unser Pastor es auch gar nicht so strikt gemeint, jedenfalls kam es bei mir aber so an. Wenn ich also nichts zu danken fand, dann ließ ich es einfach.
Lange Jahre war mein Gebetsleben ziemlich spartanisch, teilweise beschränkte es sich auf Stoßgebete in brenzligen Situationen. Bis ich dann Kindergottesdienstmitarbeiterin wurde. Mir wurde klar, mit Kindern beten kann auch ganz anders ablaufen als mein Papa mir das beigebracht hatte. Zum Glück gab es schon sehr gute Materialien für Kindergottesdienstvorbereitung, daran konnte ich mich entlanghageln.
Als ich also auf das Buch „Beten – Ein Selbstversuch“ von Klaus Douglass (hier der Wikipedia-Eintrag zum Autor) stieß, kam es für mich einer Offenbarung gleich. Beten ist nicht 08-15 oder Schema F, beten ist etwas sehr persönliches, intimes zwischen Gott und mir. Und weil wir Menschen alle so unterschiedlich sind, ebenso wie die Situationen, in denen wir beten, ist auch Gebet sehr verschiedenartig und individuell. Klaus Douglass hat 50 verschiedene Arten des Gebets durchprobiert, sich dabei von der Alten Kirche, der Orthodoxie, aber auch anderen Religionen inspirieren lassen. Er hat statische und bewegte Formen erkundet, gebundene und freie, digitale und analoge Angebote, spirituelle und auch profane Stilmittel erforscht. Er fand heraus, welche Formen für ihn funktionierten und welche er eher absonderlich fand.
Und so ging es mir auch, während ich durch dieses Buch mit ihm auf Entdeckungsreise ging. Für mich selbst kam ich zu dem Schluss, dass es okay ist, wenn ich Gott auch mal nicht danken kann, weil gerade alles überhaupt nicht zum danken ist, dass ich ihm Missstände klagen und sogar ihn selbst anklagen darf. Dass ich nicht jeden Abend vor dem Einschlafen alles mögliche vom Tag zusammensammeln muss (obwohl das natürlich sehr entlastend sein kann) und genauso gut beim Kochen, Autofahren oder bei der Hunderunde mit IHM reden darf. Wenn ich beim Lobpreis zu tanzen beginne, kann das ebenbürtig sein zur stillen Andacht. Wenn mir eigene Worte fehlen, kann ich auf das Vaterunser oder einen Psalm zurückgreifen oder auf andere Gebetsvorlagen. Und genauso muss ich bei einer Gebetsrunde gerade nicht auf vorformuliertes zurückgreifen („Vater, du siehst, wo jeder von uns gerade steht“ kommt mir oft so gestelzt vor, vor allem, wenn ich es sage), sondern kann reden, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Wenn mir überhaupt nicht nach reden ist, bin ich frei zu schweigen. Selbst ein paar Tage Beziehungspause ziehen es nicht nach sich, dass Gott mich danach nicht mehr mag.
Das ist unheimlich befreiend. Es macht mich nicht klein, aber stellt meinen Glauben auf einen weiteren Raum.
Der Dank geht wieder mal an Ulrike, deren Aufgaben mich heute dazu brachten, selbst einmal wieder über diese Freiheit des Gebetes nachzudenken.
Als ich die Beiträge für unsere Segelwoche vorbereitet habe, dachte ich noch, am Freitag bist du ja wieder zuhause, da kannst du dann den Beitrag schnell noch schreiben. Ich wurde eines besseren belehrt. Aber da die beiden Aufgaben einen direkten Zusammenhang haben, mache ich heute einfach einen Doppelpost daraus. Also:
Tag 23: „Ein Buch, dessen Verfilmung dir besser gefallen hat als die Vorlage“ ist eine echt kniffelige Aufgabe.
Ich habe in Gedanken meine Regale durchgesehen und erstmal nichts gefunden. Dann kam mir kurz der Gedanke an Star Wars, aber die Taschenbücher in der Reihe Goldmann SF kamen unter dem Label „George Lucas“ heraus, waren also eher „Bücher zum Film“ als umgekehrt. Ich denke weiter und komme zum Marvel-Universum. Auch wenn ich in den 1980ern noch in dem Bewusstsein ausgebildet wurde, dass Comics keine vollwertige Literatur seien (obwohl gerade die Carlsen Comics mit „Tim und Struppi“ und dem „Marsupilami“ durchstarteten), haben alle Ausprägungen, auch Mangas und Graphic Novels inzwischen doch einen festen Platz erobert, so dass ich kein schlechtes Gewissen habe. Ich gestehe also freimütig: Ich bin ein großer Fan der Marvel-Verfilmungen und ich mag die eindeutig mehr als die Comic-Vorlagen aus der Urzeit der Marvel-Comics. Was nicht (nur) daran liegt, dass die Helden meist sehr, sagen wir mal ansehnlich sind (Frau hat auch ganz gern mal Abwechslung fürs Auge, oder? Ist das jetzt sexistisch?) Vor allem gefällt mir aber, dass auch diese Helden alle ihre Schwachpunkte haben, dass sie nicht perfekt sind, dass sie sich entwickeln. Und teilweise auch selbstironisch damit umgehen lernen müssen. Bilderbombast kommt natürlich auch nicht zu kurz und zudem ist das Ganze so realitätsfern, dass man einfach entspannen kann. Und das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss, Marvel ohne Outtakes kann ich mir auch nur schwer vorstellen.
So, jetzt wisst ihr es. Damit komme ich zu
Tag 24: „Ein Buch, das du gerne mal verfilmt sehen würdest“ ist schon wieder so eine Denksportaufgabe. Es sind eben schon so viele Bücher verfilmt worden, egal aus welchem Literaturgenre. Thriller, klassische Krimis, Jugendbücher, Liebesromane, Historiendramen… Sogar das Känguru hat seinen Weg ins Kino gefunden. Was bleibt mir denn da noch?
Ah, ich glaube, ich habe eins. Meines Wissens nach ist „Blackout“ von Marc Elsberg bisher nicht verfilmt worden. Wenn das richtig gut inszeniert würde, kann ich mir gut vorstellen, dass vielen Menschen einmal aufginge, dass wir heutzutage überhaupt keine Atomwaffen mehr „brauchen“ (btw, brauchen tun wir sie natürlich sowieso nicht). Unsere gesamte Infrastruktur ist inzwischen so abhängig vom Internet, von Vernetzung und Stromversorgung, dass ein simpler (Computer-)Virus, an der „richtigen“ Stelle platziert, weite Teile der Welt innerhalb kürzester Zeit in die Anarchie stürzen kann. Eine bedrückende Vorstellung? Ja, bestimmt, aber so sieht es nun mal aus. Um mir aber die entspannte Urlaubslaune nicht vollends zu versauen (das war teilweise schon geschehen, nachdem ich gestern Abend Nachrichten gesehen und die Zeitungen der vergangenen Woche durchgeschaut hatte), führe ich das Thema jetzt nicht weiter aus, sondern überlasse es euch, eigene Gedanken dazu zu machen.
Ich werde jetzt erstmal die Foto- und Videoausbeute der letzten Tage auf Festplatte sichern und sichten. Und sende meinen Dank an Ulrike, die sich viele anregende Aufgaben für die Challenge ausgedacht hat.
Jeden Tag erscheint ein Blogpost, aber so fleißig wie es aussieht, bin ich gerade gar nicht. Während ich dieses schreibe, sitze ich an Bord einer Segelyacht in der Marina in Lemmer. Drei Tage Segeln mit Ehemann, zwei von drei Töchtern, einem von zwei Schwiegersöhnen, einem Freund und dessen Tochter liegen hinter mir.
In den Niederlanden ist man relativ entspannt, es gibt natürlich Abstandsregeln und Hygienevorschriften, es sind mitunter nicht alle Duschen und Toiletten geöffnet, aber in diesem kleinen Segelkosmos kann man schon mal Corona vergessen.
Abendspaziergang in Urk
Bis auf gestern Abend, da musste ich in einem Supermarkt in Urk noch was fürs Essen besorgen. Es gibt in NL keine Maskenpflicht in Läden und es brauchten offensichtlich auch viele andere noch Lebensmittel. Da setzte dann bei mir ein Fluchtreflex ein, das bin ich nicht mehr gewohnt.
Mein „Arbeitsplatz“ war heute die Navigation
Auf jeden Fall hat es viel Spaß gemacht, wir lassen den Tag in Ruhe ausklingen, genießen die Gemeinschaft und morgen nach einem ausgiebigen Frühstück müssen dann wieder alle unsere Sachen in den Autos verpackt werden und es geht zurück nach Hause, wo die Hunde und die Angehörigen sehnsüchtig auf uns warten.
Das Buch, um das es heute geht, besitze ich nicht selbst. Und hätte ich es besessen, dann hätte ich es auch ganz schnell weitergegeben.
Es geht um „Ein Buch, das bei dir Alpträume ausgelöst hat„. Es war rot. Einfach nur rot. Es war groß für ein Taschenbuch, ich glaube fast, es war das erste jemals in diesem Format erschienene Buch. Aus dem Heyne-Verlag. Und der Titel bestand nur aus einem einzigen Wort (Trommelwirbel!!!): ES
Mein damaliger Freund hatte es verschlungen, da konnte ich ja nicht zurückstehen, zumal als angehende Buchhändlerin, die sich von Isabel Allende und Günther Grass zu dem Zeitpunkt nicht so sehr beeindrucken ließ. Ich habe es mit der Faszination des Grauens von der ersten bis zur letzten Seite gelesen und jede Nacht von Gullideckeln und Clowns geträumt! Aber ich konnte es auch nicht liegenlassen. Übrigens finde ich heute noch, diese Kombi aus dem ungewohnten Format und der knalligen Farbgebung war ein supertolles Marketinginstrument des Verlages.
Wieder so eine Erinnerung, die ich Ulrike verdanke.
Die Antwort ist definitiv „Asterix„. Und die Frage? „Ein Comic, oder eine Graphic Novel, die dir gefällt“. Und da ich nie so wahnsinnig die Comic-Leserin war (vermutlich weil meine Eltern das für „amerikanischen Schund“ hielten und ich deswegen wenig Gelegenheit hatte), ist das tatsächlich die Comic-Serie, die mich am nachhaltigsten begleitet hat. Ein paar an Mama vorbeigeschmuggelte Micky-Maus-Hefte gab es zwar auch, aber der Wortwitz und die Schlitzohrigkeit des kleinen Galliers und die tapsige Gutmütigkeit seines hinkelsteintragenden Freundes Obelix sowie das liebevolle Aufs-Korn-nehmen von Klischees über einzelne Völker hat mich in Bann gezogen. Wann immer ein neues Asterix-Heft erschien, wurde das damals in der Bestellabteilung unserer Ausbildungsbuchhandlung genau „geprüft“.
Ich glaube, in den nächsten Tagen werden Ulrikes Herausforderungen noch einiges über mich verraten. Habt noch viel Spaß!
Yes! Heute ist bei mir der „Herr der Ringe“ dran. Wenn du jetzt denkst, aha, eher ein merkwürdiger Geschmack, den sie da an den Tag legt, dann sage ich dir, du kennst meine Ausgabe nicht.
Denn diese besonders schöne Ausstattung hat weder die grüne Dreier-Ausgabe im Schuber noch die rote im Leineneinband. Sondern die limitierte großformatige Schmuckausgabe in weißem Ziegenleder (wegen des weißen Leders bekam man beim Kauf des Buches gleich ein Paar Baumwollhandschuhe dazu). Auf dem Beitragsbild ist es das große blaue Teil mit der Illustration ungefähr in der Bildmitte.
Hier noch ein bisschen mehr dazu:
Kannst du dir vorstellen, was in mir los war, als Edgar mir dieses Buch zu Weihnachten schenkte? Zu der Zeit war er noch viel quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz in vielen Buchhandlungen unterwegs, und dieses Prachtstück hatte er irgendwann im Herbst in Lörrach gesehen und gekauft. Meine Mama durfte es dann zwei Monate bis Weihnachten in ihrem Schlafzimmer verwahren und mit Argusaugen darüber wachen, dass ich es nicht aus Versehen vorher finde.
Wenn du dich jetzt eventuell noch fragst … : Ja, ich habe es gelesen. Aber es ist auch für passionierte Daumenquetscher definitiv kein Buch fürs Bett. Eher ein Coffeetablebook😄. Auch ein Leseknochen reicht dafür nicht aus.
Ein dickes Dankeschön geht an Ulrikefür die Aufgaben der Challenge!
Das ist einfach heute! „Ein Buch mit mehr als 1000 Seiten“
Prompt fällt mir von Ken Follett Die Säulen der Erde ein. Klar, eine Kathedrale zu bauen dauert, siehe das Beispiel des Kölner Doms. Wenn dann noch die vielen Klüngel und Streitigkeiten der einzelnen Stände in eine packende GEschichte eingearbeitet werden, dann zieht sich das Ganze sogar über mehr als 1300 Seiten hin.
Von Ken Follett hatte ich bis dahin eigentlich nur Spionageromane gelesen, die in den 1980er Jahren Hochkonjunktur hatten. Auch da war mir schon aufgefallen, dass Follett akribisch recherchiert. Auch den Mittelalterromanen hat diese Sorgfalt gut getan, obwohl mir die Bücher dadurch manchmal auch etwas langatmig erschienen. Trotzdem mag ich das lieber, als wenn in vergangene Zeiten der Dramatik zuliebe Dinge eingebaut werden, die es einfach zuu der erzählten Zeit noch nicht gab. (Das Kriterium trifft aber nicht für Autoren wie Jules Verne zu😉)
Der Beitrag heute bleibt kurz, als Ausgleich zur Länge des Buches.
Danke an Ulrike, bei ihr findet ihr noch weitere Beiträge der verschiedenen TeilnehmerInnen!
„Einen Satz, den du für zitierungswürdig hältst“ hat Ulrike uns heute als Aufgabe gegeben. Das ist schwierig, denn auch jenseits von „Sein oder Nicht sein, das ist hier die Frage“, „Da steh ich nun ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor“ oder „Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden“ gibt es natürlich jede Menge Literaturzitate. Entweder werden sie bereits seit Jahrzehnten benutzt, um die humanistische Bildung heraushängen zu lassen oder um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe an Lesern zu signalisieren. Aber auch, um die Begeisterung für etwas gelesenes zu demonstrieren.
Ich habe für heute etwas ganz anderes herausgesucht, das zu meiner momentanen ungewohnten leicht pessimistischen Stimmung passt. Es passt aber auch wie Faust aufs Auge zu unserer gesamtgesellschaftlichen Situation, die wir ja zu Beginn der Corona-Maßnahmen so gern ändern wollten und es anscheinend doch nicht geschafft haben.
Der Satz lautet
„Inzwischen gibt es Anwaltsfirmen, die sich darauf spezialisiert haben, Staaten im Namen von Unternehmen für ihre Umwelt- oder Sozialpolitik zu verklagen, wenn sich die Gewinne nicht einstellen, die ihren Investitionsentscheidungen zugrunde lagen.“
Lies den Satz ruhig öfter. Zerlege ihn in kleinere Einheiten. Denk darüber nach, was er bedeutet. Du kannst es drehen und wenden, wie du willst, hier kommt eine Ungeheuerlichkeit ganz sachlich dargestellt rüber, die Auswirkungen auf uns alle hat. Es bedeutet schlicht und ergreifend, dass große Konzerne Staaten in Geiselhaft nehmen und über diesen Umweg jeden einzelnen Steuerzahler! Wenn unternehmerische Entscheidungen sich als falsch erweisen, wird der Staat in Haftung genommen, da diese Entscheidungen angeblich nicht funktionierten, weil der Staat nicht die „richtigen“ Rahmenbedingungen schafft. Meist sind es Entscheidungen für den Umweltschutz und die Arbeitnehmerrechte, die von den Konzernlenkern in ihren eigenen Kalkulationen außer acht gelassen werden. Gewinne kommen aber in großer Mehrheit nur den Shareholdern, den Aktionären und Managern zugute!
Die soziale Marktwirtschaft war ursprünglich anders herum gedacht: Der Staat gibt den ordnungspolitischen Rahmen vor, die Unternehmen agieren innerhalb dieses Rahmens. Faktisch sieht es heute so aus, dass die Politik durch Lobbyismus und andere Verbindungen (Politiker in Aufsichtsräten etc.) bevorzugt Rahmen absteckt, die von der Wirtschaft gewünscht werden.
Ja, ich weiß, ich werde an dieser Stelle etwas polemisch, ich fürchte nur, die Auswirkungen unseres inzwischen ziemlich perversen Systems (von dem ich im Übrigen unter anderem durch Konsumentscheidungen und Wahlverhalten ja auch ein Teil bin) kommen in netten, wohlgesetzten Worten nicht rüber.
Kommen wir mal zu dem Buch, aus dem das Zitat stammt. Ich habe hier auf dem Blog auch schon darüber geschrieben und das Buch verdient auch eigentlich noch eine ganz ordentliche Besprechung:
Maja Göpel, Unsere Welt neu denken.
Die bibliographischen Angaben finden sich im Ursprungspost.
Geschichten mitten aus dem Leben; über Momente die uns prägen, Freude, Schmerz, Hoffnung und Schicksal dem wir täglich begegnen. Ein kleiner Blick ins Innere, ein Blick hinter die Tür.
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