Ich musste seeehr lange überlegen, bis ich ein Buch fand, das in die Kategorie „Ein Buch, das du nicht magst, obwohl es aus deinem Lieblingsgenre ist“ passt. Manchmal funktioniert es auch nur unter Druck, und heute ist es soweit, ich muss eins aus dem Hut zaubern.
Als ich das Foto von meinem Bücherregal für das Beitragsbild bearbeitete, fiel mein Blick auf Märchenmond von Wolfgang Hohlbein, und mir kamen zwei Gedanken: Erstens, so gern ich Märchenmond gelesen habe, damals, während meiner Ausbildung, so sehr habe ich mit zwei anderen Titeln von ihm gefremdelt: Midgard und Elfentanz. Obwohl ich in den späten 1980er Jahren diese Art Bücher regelrecht eingeatmet habe. Vielleicht mochte ich sie auch deswegen nicht, weil mein Ausbildungsbetrieb (jetzt kommt das zweite, was mir in dem Zusammenhang wieder ins Gedächtnis rückte) in der Stadtbücherei eine Lesung mit dem Autor organisiert hatte, wo ich den Büchertisch betreuen sollte. Ich saß also bereits ungeduldig wartend mit einer Gruppe Jugendlicher im Veranstaltungsraum der Bücherei, der verabredete Termin kam und verging, aber kein Wolfgang Hohlbein erschien.
Hektisch versuchte meine Chefin herauszufinden, was los war, es war ja noch in der Vor-Handy-Zeit, wo man Verspätungen nicht mal eben per Messenger durchgeben konnte. Anrufe beim Verlag ließen die Telefondrähte glühen, denn auch dort hatte er sich nicht gemeldet. Schließlich fand die Autorenbetreuerin des Ueberreuter-Verlages heraus, dass Herr Hohlbein erkrankt war, diese Info aber an niemanden weitergegeben hatte. Der Grund entzieht sich meiner Kenntnis. Ich will auch nicht unterstellen, dass es böse Absicht war, wenn man gerade krank geworden ist, hat man ja auch je nach Art der Malaise anderes zu tun und im Kopf. Bloß war für mich als Azubine im ersten Jahr meine erste Lesungserfahrung auch direkt eine traumatische, denn ich wusste zu der Zeit einfach nicht, was ich den Jugendlichen oder der Büchereileiterin sagen sollte.
Kann aber alles nicht so schlimm gewesen sein, denn später habe ich einige erfolgreiche Lesungen durchgeführt.
Wenn ich jemals auf die Idee kommen sollte, die „Memoiren einer Buchhändlerin“ zu schreiben, dann ist Ulrike auf jeden Fall mitschuldig. Denn durch ihre Aufgaben in dieser Challenge kommen bei mir Erinnerungen hoch, von denen ich überhaupt nicht wusste, dass ich sie noch irgendwo in den Tiefen meines Hirns habe😅
Ich dachte immer, du wärst Pfarrerin 😉
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Echt? Nö. Aber ich habe eine Zweitausbildung als Gemeindepädagogin (ohne Abschluss, ich wollte nur lernen).
Ab August werde ich sogar nach langen Jahren im Softwarehaus wieder im Buchhandel arbeiten, stundenweise bei meiner ehemaligen Mitauszubildenden.
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Diese Situation kann ich mir sehr gut vorstellen. Man macht sich Sorgen ohne Ende.
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