Kennst du den Song aus der Bier-Werbung? Mit dem Segelschiff „Alexander von Humboldt“ (auf der man übrigens auf Zeit anheuern kann) mit den markanten grünen Segeln?
Letzte Woche haben wir das gemacht. Das Schiff (die Friendship vom Beitragsbild) war ein bisschen kleiner (38 Fuß, also ca. 11,60 m), das Meer auch (das Ijsselmeer), aber das Erlebnis war super. Dienstag und Donnerstag hatten wir auch reichlich Wind, nicht immer aus der bevorzugten Richtung, aber das ist eben so. Der Mittwoch war ein ruhiger Tag für uns, das war auch in Ordnung, weil wir fast alle blutige Anfänger waren. Auf jeden Fall war es eine knappe Woche Entschleunigung pur.
So eine Yacht ist ja quasi eingerichtet wie ein Wohnwagen, zumindest war es damit für uns alle nicht neu, wie das Zusammenleben auf diesem kleinen Raum ist, wie das Kochen funktioniert und dass alles rüttelfest verpackt sein muss.

Der Ortsteil von Lemmer, wo der Yachtvercharterer ansässig ist, ist ins Wasser hineingebaut, und so hat fast jedes Haus nicht nur ein Auto vor dem Haus an der Straße, sondern auch ein Boot hinterm Haus zur Wasserseite liegen. Gefällt mir sehr gut.

Am Dienstag ging es dann aufs Ijsselmeer. Und zwar mitten durch die Innenstadt von Lemmer. Zwei Klappbrücken und eine Schleuse mussten wir dafür passieren, an der ersten Brücke stand ein Brückenwärter (höchst amtlich) mit einer Angel, an der ein Klompen (Holzschuh) befestigt ist. Wenn er die Angel auswarf, musste jemand auf den passierenden Schiffen den Klompen auffangen und das Brückengeld hineinlegen.

Die Fahrt ging nach Enkhuizen, also einmal quer rüber. Der Wind war ziemlich entgegenkommend, im wahrsten Sinn des Wortes. Kreuzen war angesagt, und der Wellengang sorgte auch noch dafür, dass wir fast die Markierungen der Fischernetze nicht rechtzeitig gesehen hätten (warum sind die auch schwarz, das fällt gegen die Sonne kaum auf) und dann eine rasante Wende mit Segeleinholen fahren mussten. Den Rest sind wir dann unter Motor gefahren, so weit war es auch nicht mehr.

Obwohl der Hafen in Enkhuizen einen recht vollen Eindruck machte, bekamen wir einen schönen Liegeplatz am äußeren Steg zugewiesen, wo wir bequem „rückwärts einparken“ konnten.

Witzig, ich käme nie auf die Idee, hier in Deutschland über einen Parkplatz zu schlendern und mir Gedanken zu den abgestellten Autos zu machen. Aber am Dienstagabend, wenn wir zum Hafengebäude gingen oder zurück, begutachteten wir die unterschiedlichen Schiffe. Kleine Kreuzer, die liebevoll in Schuss gehalten waren ebenso wie Yachten, die offensichtlich seit längerer Zeit ungenutzt und in miesem Zustand dort lagen. Großprotzige Motoryachten, PS-stark und überdimensioniert, restaurierte Schlepper, holländische Schokker, klassische und hypermoderne Segelyachten. Alles war vertreten.

Die Stadt hat uns sehr gut gefallen, unter anderem gab es am Abend von einem Kirchturm aus ein Glockenspielkonzert. In den umliegenden Straßen hatten sich einige Menschen Campingstühle auf die Bürgersteige gestellt und lauschten der Musik. Andere hatten Staffeleien oder Skizzenbücher dabei und zeichneten die Kirche oder deren Umgebung. Überhaupt hat mir persönlich die Freundlichkeit und Gelassenheit der Leute sehr gefallen.


Am Mittwoch führte uns die Fahrt grob nach Süden, Urk war unser Ziel. An diesem Tag hatten alle die Gelegenheit, mal am Steuer zu stehen, es war ein ruhiger und entspannter Tag, bis wir Urk erreichten. Denn dieser Hafen war tatsächlich so voll, dass wir zunächst nicht sicher waren, ob wir einen Platz bekommen. Die Lösung verriet mir der Hafenwärter, als ich ihn anrief: „Bilden Sie ein Päckchen, wo, ist egal“. Im Klartext, wir sollten an einem anderen Schiff anlegen, über das wir dann immer rübersteigen mussten, um an Land zu kommen. Diese übliche Gepflogenheit ist erstmal für Landratten gewöhnungsbedürftig, dort ist man ja immer auf Abstand bedacht, um ja nicht die Privatsphäre des Nachbarn zu stören. In Häfen ist es umgekehrt eher ungehörig, jemandem das Andocken zu verwehren, denn es ist unsolidarisch, einem anderen Segler den Zugang zur Hafeninfrastruktur nicht zu ermöglichen. Man muss sich halt mit dem Nachbarn auf Zeit einig werden, wann man wieder ablegt, damit beide zu ihrem Recht kommen. Wenn ich es mir recht überlege, wird dort ein Umgang gepflegt, der sich durchaus gesellschaftlich mal wieder mehr etablieren sollte.

Urk war vor langer Zeit eine Insel in der Zuiderzee, eine Vergangenheit, die bis heute durch die Struktur des Ortes sichtbar ist. Es ist ein sehr hübsches kleines Städtchen, vom Fischfang und Tourismus gleichermaßen geprägt. Von dort fuhren wir am Donnerstag wieder nach Lemmer zurück, diesmal wieder mit mehr Wind, der uns jetzt aber anschob.



Den Abend ließen wir gemeinsam ruhig ausklingen, denn man glaubt es kaum, obwohl man sich den ganzen Tag nur auf knapp 36 Quadratmetern bewegt, merkt man am Abend den Tag ziemlich in den Beinen, gerade bei mehr Wind. Ganz unbewusst ist man nämlich ständig damit beschäftigt, die Schaukelbewegungen des Schiffes auszugleichen. A propos schaukeln, ich bin jetzt, wo ich dieses schreibe, seit über 72 Stunden nicht mehr auf dem Schiff, aber in meinem Kopf schwankt es immer noch leicht. Am Samstag mochte ich noch nicht selber Auto fahren. Ich hoffe, wenn ich morgen wieder ebenso lange an Land bin wie ich vorher an Bord war, ist alles wieder im Lot in meinem Hirn…
Am Freitag hieß es dann Klar Schiff machen, alles wieder in den Autos verstauen, nach Hause fahren. Mit ein wenig Wehmut, aber ich selbst war auch froh, dass meine Beine nicht mehr herumklettern mussten (um rauf und wieder runter vom Boot zu kommen), denn zweimal hatte es im linken Oberschenkel an der Sehnenansatzstelle gerupft, was mich doch etwas alarmierte. Wir hatten eine wunderschöne Woche mit gutem Wetter, einer prima Gemeinschaft an Bord und die Hilfe von superlieben Familienangehörigen und einer ebensolchen Freundin, die uns das Ganze ermöglicht haben, indem sie Häuser, Wohnung, Hunde und Katzen gehütet haben.
Ein Gedanke zu „„Sail away, dream your dreams…““
Kommentare sind geschlossen.