Lucy wird eine alte Dame. Man merkt es daran, dass sie behäbiger wird, nicht mehr so gut hört, wenn man etwas weiter weg ist, zum aufstehen braucht sie deutlich mehr Zeit als früher. Ausnahme: Die Hündin von nebenan bellt. Die Damen sind sich nicht grün und so gibt es immer einen kurzen Adrenalinstoß, der sie ihr Alter und ihre Zipperlein vergessen lässt.
Seit einem halben Jahr hat sie aber leider immer deutlicher Probleme mit der Atmung. Es fing mit exzessivem Schnarchen an, das hat jetzt nachgelassen, dafür japst sie immer ziemlich, als ob wir gerade von einer langen Wanderung an einem heißen Tag zurückgekommen sind. Dabei könnte ich so richtig ausgiebige Spaziergänge selbst noch nicht durchhalten. Dazu kommt eine allgemeine Unruhe, statt entspannt bei uns in der Küche zu liegen, steht sie alle paar Minuten auf und sucht sich einen neuen Platz. Sie reißt selbst im Schlaf manchmal laut nach Luft und auch wenn es nicht nett klingt, sie ist ein richtiger Jammerlappen geworden, wenn etwas nicht so richtig ist für sie. Der Appetit ist ebenfalls sehr wechselhaft.
Ende August waren wir zum Röntgen beim Tierarzt, aber der Befund ist nicht ganz klar. Das Herz ist nicht vergrößert, sie hat auch keine Tumore in der Lunge oder so, „nur“ etwas verkalkte Bronchien. Das Blutbild ist altersgemäß in Ordnung, es ist also auch nicht die Schilddrüse. Es stand die Vermutung im Raum, dass es eventuell Asthma sein könnte, aber eine Woche Kortison brachte keine Besserung. Also weitersuchen. Heute wieder ein Termin in der Praxis, in die wir sie inzwischen nur noch mit einer Mischung aus gut zureden und sanftem Zwang hineinbekommen. Um eine versteckte bakterielle Entzündung auszuschließen, gibt es jetzt eine Woche lang Antibiotika, wenn sich dann immer noch nichts tut, wird ein Herz-Ultraschall gemacht. Ist das auch unauffällig, ist ein CT die letzte diagnostische Lösung (unter Vollnarkose).
Ich frage mich inzwischen, was ist eigentlich der größere Stress und die höhere Belastung für sie? Die Unruhe und Luftnot oder die immer neuen Behandlungen? Die spürbare Angst, wenn wir ihr in den Kofferraum helfen, wo sie auch nicht mehr allein hineinspringen kann.
Ja, sie wird auch langsam ein bisschen tüddelig, manchmal steht sie in der Gegend und weiß anscheinend nicht mehr, warum sie jetzt irgendwo hin gegangen ist. Sie seufzt und jammert, aber die reinen Körperfunktionen sind noch da, sie freut sich nach wie vor in einer Weise, als ob sie einen Propeller im Po hätte, sie genießt es, einfach bei uns zu sein.
Gibt es auch Palliativbehandlung für Hunde? Wenn wir einfach für sie da sind, ihr nur ihre Angst und Unruhe nehmen statt intensive und anstrengende medizinische Behandlungen durchzuführen, kann sie doch hoffentlich noch eine schöne Zeit bei uns haben. Ich weiß es nicht. Es ist das erste Mal, dass wir vor so einer Situation stehen. Unsere erste Katze hat irgendwann Reißaus genommen, als sie zum zigsten Mal wegen einer chronischen Erkrankung in die Klinik sollte und sich zum Sterben irgendwo verkrochen. Die anderen hatten leider tödliche Begegnungen auf der Straße.
Ich bin ratlos und das gefällt mir nicht. Edgar und Kathrin geht es ähnlich.
Von Palliativbehandlung weiß ich nichts, aber die Freundin von unserem Enkelsohn ist Physiotherapeutin und macht gerade eine weitere Ausbildung als Hunde-Physiotherapeutin? Vielleicht wäre das mal eine Alternative?
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Davon habe ich auch schon gehört, aber erstens ist die Berufsbezeichnung nicht geschützt. Meine Physio wollte das auch, hat aber davon Abstand genommen, weil es zu viele gibt, die darin einem Wochenendkurs „lernen“, statt die komplette Ausbildung zu machen. Diese Leute machen hier in der Gegend die Preise für die gut ausgebildeten kaputt. Fazit für mich: woran erkenne ich, wen ich dann auf den Hund loslasse?
Ich bin mir außerdem nicht sicher, ob Physio das richtige bei Luftnot ist.
Aber ich werde jedenfalls darüber nochmal ernsthaft nachdenken.
Danke für die Anregung. Jetzt quilte ich erstmal ein Herzensprojekt zu Ende, da brauche ich heute Abend meine ganze Konzentration 🙃
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Ich kenne diese Zwickmühle…. man will das Tier nicht leiden lassen, aber eben auch nicht gehen lassen… ich hatte mal einen sehr kranken Kater und irgendwann musste ich dann doch zum Tierarzt, weil es nicht mehr anders ging. Ich habe immer versucht, zu erahnen, ob und wie sehr er leidet. Mir hat es fast das Herz zerrissen.
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Genau das tun wir momentan auch. Wir beobachten sie sehr genau, manchmal scheint die Luftnot sie nicht sonderlich zu stören, aber es gibt auch Zeiten, da seufzt und fiept sie zusätzlich.
In den letzten Tagen frisst sie wieder sehr schlecht und erbricht auch häufig. Mal frisst sie es wieder auf, mal bleibt es liegen. Sie soll nicht leiden, aber ich wünsche unserer jüngsten Tochter zuliebe, dass sie noch etwas bei uns bleibt, in drei Wochen ist Konfirmation, die wäre sonst sehr traurig für Kathrin.
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Unsere Hündin ist jetzt 15 und sie ist herzkrank. Das äußert sich durch Husten und Kurzatmigkeit und se neigte dazu, bei großer Aufregung kurz das Bewusstsein zu verlieren. Seit sie (nach Ultraschall) entsprechende Medikamente bekommt, geht es ihr deutlich besser. Sie hört nur noch sehr laute/metallische Geräusche in unmittelbarer Umgebung, sie geht sehr langsam, aber immer noch gern Gassi. Jetzt legen wir in einer halben Stunde den Weg zurück, den wir früher in 10 Minuten gegangen sind. Dabei schnuppert sie sehr ausgiebig. Wahrscheinlich lässt auch ihre Sehkraft nach, aber trotz allem liebt sie das Leben. Sie frisst ausgesprochen gern, sie freut sich, wenn liebe Menschen zu Besuch kommen, sie hat zwei Hundefreunde, mit denen sie zwar nicht mehr spielt, aber doch lange beisammen steht, und, nach wie vor kann sie plötzlich ganz lebendig werden, wenn ein Eichhörnchen den Weg kreuzt, oder dieser verhasste kleine braune Hund, den wir immer am Teich treffen.
Sie mag auch neue Orte, deshalb fahre ich manchmal einfach in bislang unbekannte Straßen oder Wälder, weil es dort neue, interessante Gerüche gibt. An Tagen, wo sie sich nicht viel bewegen mag, respektiere ich das.
Ja, das Altern strengt sie an, aber solange sie gut frisst und Freude am Leben hat, will ich es ihr so schön wie möglich machen und jede Minute mit ihr genießen.
Meine Tierärztin möchte sie gern öfter sehen, aber davor hat sie Riesenangst, weil sie zweimal in den letzten drei Jahren operiert wurde (Krebs und ein gutartiges Geschwür in der Milz). Deshalb nehme ich sie meist nicht mit, wenn ich Medikamente hole und bringe sie nur, wenn ärztliche Hilfe notwendig ist.
Alles Gute für Eure Hündin und Euch 🙂
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Vielen Dank für deine mutmachenden Worte. Sie tun mir wirklich gut.
LG Anja
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