Julia hatte sich schon vor längerer Zeit von uns einen Quilt zur Hochzeit gewünscht. Eine Tagesdecke sollte es sein. Wie gewünscht, so in Angriff genommen.
Bei den traditionellen amerikanischen Hochzeitsquilts werden meist ziemlich komplexe Blöcke gefertigt, die in der einen oder anderen Weise entweder etwas mit dem Brautpaar oder mit der Institution „Ehe“ zu tun haben. Oft sitzt der gesamte weibliche Teil der Verwandtschaft dabei gemeinsam an der Arbeit, jede gestaltet einen oder mehrere Blöcke, und wer die Zeit hat, quiltet natürlich dann mit Hand, nicht mit der Maschine. Wie häufig das heute in der Praxis noch so gemacht wird, weiß ich nicht, aber der Film „Ein amerikanischer Quilt“ erzählt in sehr schönen Bildern, wie so etwas (natürlich für den Film mit gehöriger Portion Drama) aussehen kann. Ich konnte aus verschiedenen Gründen nicht so detailreich vorgehen, versuchte aber zumindest, Stoffe aufzutreiben, die in irgendeiner Weise die Persönlichkeiten, Erlebnisse oder Hobbies der beiden Brautleute widerspiegeln. Das war teilweise einfach, denn beide lieben die Natur und das Reisen, sie lesen beide gern und Julia ist in verschiedenen Kunsthandwerken kreativ. Kreativ ist auch Jonas, aber in anderer Weise, denn er programmiert gern. Dafür konnte ich beim besten Willen und auch mit dreimal um die Ecke denken keinen passenden Stoff auftreiben. Schwierig war es auch mit der von beiden bevorzugten Art des Reisens: Sie machen Roadtrips im PKW oder im ausgebauten Boxer von Jonas‘ Brüdern. Ich hätte liebend gern so einen schönen Stoff mit dem T1-Bulli genommen, aber der war leider nur als Jersey (T-Shirt-Stoff) zu bekommen. Überhaupt war es teilweise schwierig, Stoffe zu bekommen, weil für das Maskennähen so viel bestellt wurde, dass sich teilweise die Lieferzeiten dehnten wie ein alter Kaugummi…
Nun mussten Oldtimer als Symbol für den automobilen Bereich herhalten, ferner findet man Brot und Brötchen (Julia backt gern Brot, außerdem wünschen wir den beiden natürlich stets das tägliche Brot), Polaroidfotos, den Bücherstoff von Paloma Picasso, Rehe, Igel und Füchse, Schmetterlinge, einen Blätterwald, roten Stoff mit Polkadots, Anker (für Halt und Hoffnung), ein Seglermotiv für den Segeltörn im vergangenen Juli, Sterne, aber auch relativ schlichte gelbe Blöcke (für Gold=Wohlstand, denn sie sollen ja auch immer ihr Auskommen haben), es gibt Gänseblümchen, Tulpen und Rosen (ihr solltet mal sehen, wie sie in diesem Corona-Frühjahr ihren Balkon in ein Blumen- und Gemüseparadies verwandelt haben) sowie Bastelkram. Katzen nicht zu vergessen! Die beiden Stubentiger, deren Dosenöffner und Kampfpartner Julia und Jonas sind, werden sich vermutlich auch des Öfteren auf der Decke niederlassen…
Und nun ist der Tag vorbei, an dem der Quilt seine Bestimmung bekommen hat, ich denke, sie haben sich gefreut und wir haben noch einen Sohn dazubekommen.
PS: Wenn dich interessiert, wie so ein Quilt entsteht, dann schau doch auch mal in den Menüpunkt „Northern Star by Annuschka“.
DAs ist wunderschön. Meine Groß und Urgroßmutter waren gute Näherinnen, auch meine Mutter und meine Schwester nähen, aber ich verzweifele schon beim Gedanken an das Einfädeln der Nähmaschine. Ich schaffe es Knöpfe anzunähen oder kelinere Risse zu Flicken, aber mehr nicht.
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Danke für das Kompliment. Ich bin aber auch an der Nähmaschine eine „Spätberufene“😁
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Bei meinen irischen Schwiegereltern liegt solch ein Quilt im Schlafzimmer. Er ist schon ziemlich alt und wird sehr in Ehren gehalten.
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Die Quilts werden ja auch innerhalb der Familie vererbt. Ich finde diese Tradition sehr schön.
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