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Ganz kurz zunächst: hat man meinem Beitrag von gestern angemerkt, dass ich ein kleines bisschen auf Krawall gebürstet war? Wenn ja, dann lag es daran, dass mir auch in den letzten Tagen, als sich in unserem Landkreis die Corona-Zahlen so erhöhten, dass die Landrätin sich genötigt sah, nächtliche Ausgangsbeschränkungen zu verhängen, die ab heute gelten sollen, immer wieder Menschen begegneten, die ihre Masken auf Halbmast trugen (hängen eure Schlüpper eigentlich auch in den Kniekehlen?) oder trotz der Mitteilung am Schaufenster der Buchhandlung, Beratung sei nur telefonisch möglich, an die Scheibe klopfen und fragen, ob wir sie nicht kurz reinlassen könnten, sie bräuchten noch ein paar Buchgeschenke zu Weihnachten. Puh! Ohne Worte.
Aber nun zum Buchtipp von heute: In diesem verrückten Jahr habe ich festgestellt, das das Grundgesetz und die Bibel eine Gemeinsamkeit haben: Es wird sich aus dem reichhaltigen Inhalt etwas herausgepickt, was gerade für das eigene Weltbild genehm ist, der Rest fällt mehr oder weniger elegant unter den Tisch. Während das GG in der Geschichte seiner Entwicklung von heute noch lebenden Personen allerdings bis in seine Geburtsstunde nachvollziehbar ist, hat es die „Frohe Botschaft“ da ungleich schwerer.
Erschwerend kommt hinzu, dass natürlich die Geschichte des Christentums eine Geschichte von Menschen ist, und da gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Menschheit in den vergangenen Jahrhunderten weniger anfällig für erratisches Denken war als heute. Seit dem Tod am Kreuz und der Auferstehung Jesu versuchen die Generationen an Theologen, Kirchenhistorikern und Laien eine Deutung der unerhörten Ereignisse. Die vielfältigen Berichte aus der Geburtsstunde des Christentums werden einsortiert, klassifiziert, auf ihre Relevanz untersucht. An unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten. Und mit unterschiedlichen Fragestellungen. Daher hat sich das Christentum auch äußerst dynamisch entwickelt, unterschiedliche Ausprägungen und Frömmigkeitsstile entwickelt, nicht immer zum Guten. Auch Fehlinterpretationen und Missbrauch (damit meine ich zunächst einmal in diesem Zusammenhang den Missbrauch der geistlichen Erkenntnisse, um Menschen klein zu halten) hat es gegeben, weil, wie gesagt: die Auslegung lag immer in der Hand von Menschen, die unter anderem anfällig für Eitelkeit und Geltungsdrang sind.
Aber es hat auch wunderbare Entwicklungen gegeben: Die tiefen Glaubenserfahrungen der Mystiker, die dem Glauben nicht nur mit dem Kopf, sondern mit allen Sinnen nachspürten. Die Gemeinschaften in den Klöstern, die sich um Alte, Kranke, Witwen und Waisen sowie um Ausgestoßene der Gesellschaft kümmerten, in ihren Gärten Heilkräuter für Medizin anbauten und die neben geistlicher auch „geistige“ Nahrung in Form von Bier und Branntwein anboten.
Im Namen des Christentums wurden Maler und Dichter inspiriert zu Werken, die die Kunstgeschichte bereicherten, aber leider gab es auch Hexenverfolgung und Pogrome gegen Andersgläubige, die auf Kirchenmänner zurückzuführen waren. In Deutschland gab es zudem die sogenannten „deutschen Christen“, die dem Nazi-Regime folgten.
Bei allem, was uns Menschen betrifft, gibt es nicht nur schwarz und weiß, sondern unendlich viele Grauabstufungen. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille und unterschiedliche Deutungen. Also auch in diesem so elementaren Bereich, der Spiritualität. (Nebenbei: so ist es in jeder Religion und auch in der „Weltreligion“ Atheismus, die mir manchmal den Eindruck macht, sie sei die vehementeste von allen, wenn ich gewissen Vertretern zuhöre.)
Wenn wir heute Dinge oder Situationen bewerten wollen, deren Ursprung in einer weltweiten Entwicklung der Menschheit liegen, dann können wir nicht anders, wir müssen diese Geschichte mitdenken. Das Buch ist daher nicht nur ein wunderschön gestalteter Band, sondern ein Schatz an Wissen über die vergangenen Jahrhunderte. Man kann es von vorne bis hinten durchlesen oder aber sich gezielt über Themen und Epochen informieren, ganz wie man es möchte.
Bibliografische Angaben: Jörg Lauster, Die Verzauberung der Welt. C.H. Beck, ISBN 978-3-406-66664-3, € 34,- (Österreich € 35,-), gebundene Ausgabe, gibt es aber auch als Taschenbuch.
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ich wünsche euch frohe und besinnliche Weihnachten. Bleibt Gesund und Munter. Freut euch über jeden einzelnen Tag und denkt nicht an Morgen. Denn jeder Tag ist ein Geschenk. Trinkt, Lacht und beschenkt euch reichlich! Wir haben es uns verdient.
Lasset die Korken fliegen und die Gläser klirren. Fühlt euch gesegnet in dieser schwierigen Zeit!
Ich wünsche mir für euch, dass ihr voller Freude, Zuversicht, Geduld und Mut in ein wunderschönes neues Jahr Startet. Mögen sich all eure Wünsche erfüllen und eure Sorgen verblassen. Kommt gut und gesund ins neue Jahr.
Mit gesegneten Grüßen
Miss Katherine White
Work – Life – Balance
https://www.miss-katherine-white.com
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