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„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. …“ Diesen Beginn der „Weihnachtsgeschichte“ dürften wohl die allermeisten kennen. Im klassischen Krippenspiel treffen sich Maria und Josef mit hartherzigen Wirten, später dann mit Hirten vom Feld mit ihren Schafen, die von Engeln geschickt wurden und oft auch noch mit drei weisen Männern aus dem Morgenland bei Ochs und Esel im Stall.
Diese Darstellung ist aber das Ergebnis aus einer Zusammenfassung gleich mehrerer Berichte von der Geburt Jesu. Wie vieles in der Bibel kann das schon mal zum Grübeln bringen, wenn jemand feststellt, dass etwas, das in den Weihnachtsgottesdiensten auf eine gewisse Weise rüberkommt, in den schriftlichen Quellen anders aussieht. (Btw, vergleich mal die Verfilmung der „unendlichen Geschichte“ mit dem Buch.)
Die Bibel, das zentrale Schriftwerk der Christenheit, steckt von Anfang an voller teils widersprüchlichen Darstellungen, Missverständnisse und vielem, das uns unverständlich oder gar grausam erscheint. Viele sind dadurch auch abgeschreckt. Das hat auch Christian Nürnberger umgetrieben, und so hat er sich daran gemacht, die essentiellen Geschichten der Bibel, ähnlich wie in einer Kinderbibel, zusammenzufassen. Damit endet die Ähnlichkeit aber auch schon. Denn Nürnberger blendet die Probleme nicht aus, die beim Lesen der Bibel beim Leser entstehen werden, sondern er versucht sie einzuordnen, er dröselt es auf in Form von „Zwischenrufen“. Wie kann es sein, dass Gott im Alten Testament immer wieder anscheinende Totalversager im menschlichen Umgang miteinander einsetzt, um seine Leute anzuleiten? Wie um alles in der Welt kann es einen „Sohn Gottes“ geben und was hat die Jungfrauengeburt damit zu tun? Und wer von uns modernen Menschen soll diese ganzen Wundergeschichten eigentlich glauben, die über Jesus aufgeschrieben wurden?
Mir hat an dem Buch gefallen, dass die LeserInnen als mündige Personen mitgenommen werden. Nicht nur versucht Nürnberger, Ereignisse einzuordnen, die uns heute unverständlich bis paranormal vorkommen, er fragt auch umgekehrt, ob denn alles, was wir heute hineininterpretieren, denn der Weisheit letzter Schluss sein könne?
Ich schätze mal, mit einigem Abstand zu dieser Zeit der kurzen Buchvorstellungen werde ich euch noch ein paar konkrete Beispiele näher zeigen, für heute ist Schluss.
Bibliografische Angaben: Christian Nürnberger, Keine Bibel, Gabriel Verlag, ISBN 978-3-522-30541-9, € 15,- (Österreich € 15,50)
PS: Mit meinen Büchertipps bin ich erstmal durch. Weihnachten und die Zeit zwischen den Jahren kann ich hoffentlich nutzen, um in das eine oder andere Buch genauer reinzulesen oder es sogar (wie revolutionär) in einem Rutsch zu verschlingen. Die großen Highlights des Jahres habt ihr möglicherweise nicht gefunden (warum sollte ich auch den Fitzeck vorstellen, wenn der sowieso gekauft wird wie geschnitten Brot?), aber hoffentlich einen kleinen Überblick über die Vielfalt gewonnen. Auch wenn ich natürlich meine literarischen Steckenpferde habe.
Ich wünsche euch viel Ruhe zum Lesen und entdecken. Wir lesen uns…
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