Tag 11 – Geschichte der USA

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Das Buch habe ich für heute ausgesucht, weil heute der Tag ist, an dem das „Electoral College“ den gewählten Präsidenten bestätigt. (Wobei, so eine kleine Ecke meines Hirns ist ja nach wie vor ein bisschen skeptisch, ob es nicht doch eine Art Putsch heute geben könnte, durch den Wahlleute anders entscheiden als das Wahlergebnis in ihrem Staat es vorgibt. Schlimm eigentlich, dass man sich bei einem demokratischen Land solchen Fantasien hingeben kann…)

Naja, jedenfalls denke ich, die Zeit ist reif, sich mal ein bisschen (haha, 784 Seiten!) mit der Geschichte dieses Landes zu beschäftigen. Wie sah das Land aus, ehe Europäer hinkamen? In welcher Reihenfolge besiedelten sie es, was gab es an Erfolgen und fast noch wichtiger: Was ging alles schief? Ist mein historisches Wissen über die USA eigentlich irgendwie fundiert oder meine ich nur, die Geschichte zu kennen, aus Zorro-Verfilmungen (von Errol Flynn bis Antonio Banderas), Western mit Clint Eastwood und Gregory Peck, Karl-May-Filmen mit (natürlich) Lex Barker und Pierre Brice, Götz George, Mario Adorf, Eddi Arent und manchmal sogar Heinz Erhardt?

Oder aus Literatur von Jack London über Jack Kerouac, Ernest Hemingway oder James A. Michener bis Rita Mae Brown und Earlene Fowler?

Eins ist relativ sicher: dieses Buch werde ich nicht von A-Z lesen, sondern mir gezielt immer mal wieder eine einzelne Episode oder eine Facette vornehmen. Und hoffe, dieses faszinierende Land und seine vielfältigen Bewohner ein bisschen besser verstehen zu lernen.

Bibliografische Angaben: Bernd Stöver, Geschichte der USA, Beck Verlag, ISBN 978-3-406-71364-4, € 19,95 (Österreich € 20,60)

Tag 12 – Weihnachten bei Hoppenstedts

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Leider müsst ihr heute wieder ohne Bild auskommen, es war gestern in der Buchhandlung ein Zustand erreicht, bei dem ich nicht fotografieren konnte. Aber wenn ihr eure bevorzugte Suchmaschine nach dem Titel fragt, findet ihr auf jeden Fall den zugehörigen Sketch. Der sorgt bei mir für einige Augenblicke Ablenkung und ein breites Grinsen im Gesicht:

Opa: „Früher war mehr Lametta…“ – Vater: „Dieses Jahr bleibt der Baum grün. Naturgrün!“ – Mutter: „Mit frischen Äpfeln.“ Das grüne Bewusstsein wird im nächsten Augenblick durch die Berge an Geschenken mit Massen von Verpackungsmaterial zunichte gemacht, das „Weihnachtsgedicht“ von Sohn Dickie (na, wer weiß es?) schenkt besinnliche Stimmung und spätestens, als das selbstgebastelte Atomkraftwerk explodiert, ist Weihnachten gelaufen.

Wisst ihr was, das ist gepflegte deutsche Spießer-Realsatire. Zwischendurch tut es der Seele gut, sich mit solcher Situationskomik zu beschäftigen, denn seien wir mal ehrlich, was in manchen deutschen Köpfen derzeit an Gedankengängen abläuft, hätte Loriot sich möglicherweise in seinen kühnsten Träumen nicht ersonnen. Vermutlich sitzt er irgendwo auf einer Wolke, schüttelt den Kopf und sagt zu seinen Kumpels „Kannste dir nicht ausdenken…!“

Im Buch findet ihr natürlich nicht nur diesen Sketch, sondern auch andere Einblicke in das Familienleben der Hoppenstedts. Ein skurriles Feuerwerk an allzu menschlichen Macken, die wir möglicherweise peinlich berührt auch bei uns selbst wiederfinden könnten. Und das ganz ohne Feinstaub, Krach und Müll.

Ein Tipp am Rande: Vermutlich habt ihr noch Montag und Dienstag Zeit, euch mit Weihnachts- und Jahreswechsellektüre bei eurem örtlichen Buchdealer persönlich einzudecken. Bitte zieht euch für einen Besuch in der Buchhandlung warm an und nehmt eventuell eine Thermoskanne Tee mit. Es ist damit zu rechnen, dass in den beiden kommenden Tagen eine Stimmung herrscht wie in anderen Jahren am 23. und 24. Dezember, nur eben für einen Kunden pro 20qm. (Wir konnten uns gestern endlich auch mal so ein bisschen fühlen wie ein Elektronikmarkt an dem Tag, wo ein neues iPhone rauskommt😁.) Übrigens: Auch in der Zeit eines Lockdowns werden euch eure BuchhändlerInnen telefonisch oder über ihre Onlinepräsenz mit Rat und Tat zur Seite stehen und auch zusehen, dass eure Bücher zu euch nach Hause geliefert werden.

Habt dann aber auch bitte Verständnis, wenn bei uns Buchverrückten dann und wann die Nerven blank liegen, wenn wir das drölftausendste Mal erklären müssen, dass der ausgesuchte A****n-Self-Publishing-Titel nicht von einem Tag auf den anderen bestellt und geliefert werden kann…

Bibliografische Angaben: Loriot, Weihnachten bei Hoppenstedts, Diogenes, ISBN 978-3-257-02167-7, € 12,- (Österreich € 12,40)

Tag 13 – Bin im Garten

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Es ist Freitag, der 11. Dezember abends, als ich diesen Beitrag schreibe. Der Tag, an dem die Unsicherheit in die Buchhandlungen eingekehrt ist:

Dürfen wir ab Montag überhaupt noch öffnen? Und wenn nicht, was machen wir mit den vielen Büchern im Abholfach, teilweise schon als Geschenke verpackt? (Antwort: ausliefern…) Heute war es schon schwierig, denn seit heute dürfen wir pro 20 qm nur noch einen Kunden in den Laden lassen. Bei einer gut wohnzimmergroßen Buchhandlung sind das dann zwei(!) Kunden, der Rest muss draußen warten. Prompt gab es auch eine Kontrolle vom Ordnungsamt, die wir aber natürlich bestanden haben.

Gerade kreisen meine Gedanken um so viel anderes als um eine neue Buchvorstellung, daher krame ich mal wieder in der Blog-Kiste und serviere euch diesen Beitrag noch einmal aufgewärmt. Es ist ungefähr dieselbe Jahreszeit wie die Erstauflage, und außerdem ist gerade die perfekte Zeit, in die Gartenplanung für 2021 einzusteigen. Außer lesen und Pläne schmieden geht gerade kaum noch was (und das ist auch dringend notwendig, dass wir jetzt alle in den Standby-Modus gehen!) und mit dem Buch kannst du beides super verbinden. Oder auch einfach vom eigenen Garten träumen. Oder dich freuen, dass du saubere und intakte Fingernägel behältst, weil du vom Buddeln liest, statt es selbst zu tun.

Tag 14 – Heimat muss man selber machen

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Das Konzept dieser Frau gefällt mir. Was ich in meiner Ethik-Facharbeit zum Thema Wirtschaftsethik vor zwei Jahren bemängelte, nämlich die Perversion der sozialen Marktwirtschaft zu einem neoliberalen System, das hatte auch sie vor 10 Jahren massiv gestört, so gründete sie kurzerhand ein ökosoziales Unternehmen, in dem sie 140 Menschen mit äußerst geringen Jobchancen Arbeit und Selbstwertgefühl gab. Den Werdegang ihrer Firma und die Beweggründe, genau so und nicht anders zu handeln, stellt sie in ihrem Buch ausführlich dar, inklusive diversen Begegnungen mit gönnerhaften „Kotzbrocken“, die sie dazu bewegen wollten, doch wieder in die „richtige“ Wirtschaft zurückzukommen.

Ihren Ansatz, durch ein inklusives, auf den Menschen statt den Markt ausgerichtetes Arbeiten die Gesellschaft insgesamt zu einem besseren Ort des Miteinanders zu machen, kann ich nur unterstützen.

Bisher habe ich es leider nur geschafft, mal an einigen Stellen in das Buch reinzulesen, aber es wird definitiv seine Zeit bei mir bekommen, denn mir gefällt neben den Kernaussagen auch der Stil sehr gut, wie sie erzählt.

Bibliografische Angaben: Sina Trinkwalder, Heimat muss man selber machen, dtv, ISBN 978-3-423-28228-4, € 18,- (Österreich € 18,50)

tot

Hallo Ihr Lieben, über den Umweg von Sovelys Blog bin ich auf diesen Post gestoßen und ich darf ihn weiterverbreiten. Ich möchte euch ganz dringend ans Herz legen, ihn aufmerksam zu lesen und zu bedenken.

puremyself

Offenbar sterben in den letzten Wochen in der Schweiz viel mehr Menschen als durchschnittlich in andern Jahren. Man nennt es Übersterblichkeit. Corona macht den Unterschied. Die zweite Welle ist heftiger als die erste und fordert viele Todesopfer. Es sterben vor allem über 65Jährige oder noch ältere.
Weitere werden folgen und wir werden es zulassen. Wir werden nicht darüber sprechen und wenn, dann werden wir sagen „sie waren alt, sie wären auch ohne Corona jetzt oder bald gestorben“ und „sie sind nicht an Corona, sondern mit Corona gestorben“.

Meine Eltern waren 51 und 67, als sie gestorben sind. Lungen- und Speiseröhrenkrebs. Sie wären auch ohne Krebs in den nächsten Jahrzehnten gestorben, klar. Bis dahin hätten sie aber noch einiges erlebt. Wir hätten es zusammen erlebt. Ich hätte die Gelegenheit gehabt, noch einen Teil meines Lebens mit ihnen zu teilen.
Meine Mutter hat nicht mehr erlebt, wie ich das Studium zur Sozialpädagogin…

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Tag 15 – Der Ludwig-jetzt mal so gesehen

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Tadadadaa! Tadadadaa! Tadadadà!!! Wer kennt sie nicht, die 5. Sinfonie? Oder die „Ode an die Freude“ (auch bekannt als Europahymne, das Finale der 9. Sinfonie. Aber was wissen wir über den Menschen hinter dieser genialen Musik?

Schwerhörig war er, schließlich verlor er sein Gehör sogar ganz und gar.Seine letzten Werke komponierte er nur mit seinem inneren Gehör, eine Meisterleistung. Aber was gibt es sonst amüsantes und anekdotisches über ihn zu berichten?

Wenn dich ein respektvoll respektloses Sammelsurium an Yellow-Press-Geschichten und biografischen Schmankerln interessiert, dann lohnt sich das Buch von Konrad Beikircher allemal. Gewohnt bissig erfahren wir, wie Beethovens Herkunftsfamilie so lebte (mit großen Mengen Schnaps, was so etwas wie eine Volkskrankheit war), dass er ein Schwerenöter (=Womanizer) mit vielen Verehrerinnen war und vieles andere. Auch dass man als Wien-Tourist gute Wanderschuhe braucht, wenn man alle Wohnadressen Beethovens in dieser Stadt besuchen möchte.

Schließlich war er auch ein ausgeprägter Familienmensch, er übernahm nicht nur die musikalische Ausbildung, sondern auch die Vormundschaft über seinen Neffen Carl.

Amüsant zu lesen allemal, für eingefleischte Beethoven-Fans ist möglicherweise vieles schon bekannt, aber sicher nicht in dieser Form.

Bibliografische Angaben: Konrad Beikircher, Der Ludwig-jetzt mal so gesehen, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-05273-2, ^€ 16,- (Österreich € 16,50)

Tag 16 – Pünktchen und Anton

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Ein Kinderklassiker ist heute der Titel meiner Wahl. Und zwar von Erich Kästner, bei dem mich heute noch total fasziniert, wie ernst er die Kinder als vollwertige Leser genommen hat. Schon allein die Vorbemerkung „Ein Roman für Kinder“ auf dem Vorsatz, dann auch das Vorwort, in dem er ganz nebenbei sein Publikum inklusiv (unterschiedlich begabte und geduldige Kinder) anspricht,  lange ehe Inklusion überhaupt auf die Agenda kam.

Ich erinnere mich, dass ich mich beim ersten Lesen vor seeehr langer Zeit ein bisschen über die Illustrationen gewundert habe, auch über die altmodische Ausdrucksweise (als Kind der 70er Jahre wusste ich nämlich beispielsweise überhaupt nicht, was eine Autodroschke ist…). Aber die Geschichte von der Fabrikantentochter Luise (Pünktchen), die ihrem Freund Anton aus ärmlichen Verhältnissen hilft, indem sie auf einer Spreebrücke Streichhölzer verkauft, die war einfach so toll, dass es mir egal war. Nebenbei lösen Pünktchen und Anton auch noch einen Kriminalfall, der es in sich hat.

Meine heimliche Heldin in der Geschichte ist übrigens die dicke Berta, die Köchin. Sie bringt ganz allein mit einer Gymnastik-Keule einen Einbrecher zur Strecke. Kaum zu glauben, dass dieses Buch fast 90 Jahre alt ist!

Bibliografische Angaben: Erich Kästner, Pünktchen und Anton, Atrium Verlag, ISBN 978-3-85535-606-5, € 14,- (Österreich € 14,40) (Die Ausgabe auf dem Beitragsbild ist meine über 40 Jahre alte Ausgabe, die gibt es so nicht mehr)

Tag 17 – Das Eis schmilzt

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„In den 90er-Jahren waren wir mit meinem Segelschiff, der dagmar aaen,
auf den polaren Routen unterwegs. Nur meine Erfahrung mit dem Eis
ermöglichte es dem Team und mir, Routen zu befahren, die ansonsten
bestenfalls den stärksten Eisbrechern vorbehalten waren. Die legendäre
Nordwestpassage durchfuhren wir 1993. Wir waren die Einzigen in jenem Jahr und insgesamt erst das dritte Schiff überhaupt, dem die Passage
in nur einer Saison ohne Eisbrecherunterstützung gelang. Das Pendant
zu der Nordwestpassage ist die in Sibirien liegende Nordostpassage. Bei
dem Versuch, sie zu durchfahren, bissen wir uns förmlich die Zähne aus.
1991/1992 und 1994 versuchten wir die Passage zu bewältigen – und
blieben immer wieder im Packeis stecken. Ich war frustriert und hatte
keine Lust, einen weiteren Versuch zu starten. Im Jahr 2002 wurde ich
von einigen Crewmitgliedern überredet, es doch noch einmal zu versuchen. Und siehe da – wir kamen problemlos innerhalb weniger Wochen
durch die gesamte Passage. Dort, wo uns in den Jahren zuvor meterdicke Eispressungen den Weg versperrt hatten, lag offenes Wasser vor
uns. Und mehr noch – das Wettergeschehen war ein anderes geworden.
Die Tiefdrucksysteme zogen offenbar auf veränderten Bahnen, sorgten
für stürmisches und regnerisches Wetter: höchst ungewöhnlich für diese Breiten während der Sommermonate. Bei mir erzeugte unser Erfolg
zunächst ein vages, unsicheres Gefühl. Unterschwellig meinte ich, Veränderungen im Eis zu er kennen. Eine rein subjektive Wahrnehmung,

die mich aber nicht mehr losließ. Irgendwie war ich verstört.

Arved Fuchs ist als Abenteurer bekannt. Mit seiner Crew hat er auf vielen Expeditionen Gegenden auf der Welt bereist, die (zum Glück) die meisten von uns nur aus Dokumentationen und solchen Expeditionsberichten kennen. Warum „zum Glück“? Es handelt sich um sensible Naturräume, die aber in ihrer Existenz gleichermaßen wichtig (für das gesamte Klimagleichgewicht der Erde) und bedroht (unter anderem durch den Raubbau an der Natur) sind. Nicht auszudenken, wenn es auch dort einen florierenden Tourismus oder Instagram-Hotspots gäbe.

Jahrelang konnten wir BuchhändlerInnen zu Weihnachten die neuesten Bücher von Menschen wie Reinhold Messner oder Arved Fuchs den abenteuerbegeisterten Couchpotatoes empfehlen (das ist nicht so despektierlich gemeint wie es klingt, keine Bange). Was diese Männer erlebten, war massentauglich, bei Messner hatte es auch noch als Auswirkung, dass die Achttausender des Himalaya regelrecht „IN“ wurden, nicht unbedingt zum Vorteil der Natur in der Gegend, ganz davon abgesehen, dass die Anzahl der Bergsteigerwitwen auch um einiges gestiegen ist.

Fuchs benutzt seine Reichweite in diesem eindringlichen Buch, um auf die Tragweite des menschlichen Handelns für unwiederbringliche Naturschönheiten, aber auch unmittelbare Lebensgrundlagen , aufmerksam zu machen:

„Und an der Nordküste Alaskas hatten wir Siedlungen besucht, die ins
Meer abzurutschen drohten. Der Permafrostboden, auf dem Menschen
seit Tausenden von Jahren siedelten, taute auf und wurde dadurch ein
leichtes Opfer für die Brandungswellen der Beaufortsee. Shishmaref,
Kivalina und Point Barrow waren massiv davon betroffen. In der Weltpresse fand dieser Umstand nur selten Beachtung – es betraf ja auch nur
einige Hundert Menschen. Die Inuit haben keine Lobby.
Damals habe ich meine Unbekümmertheit verloren. Ich konnte von
da an nicht mehr einfach von den Expeditionen nach Hause kommen,
schöne Bilder zeigen, spannende Geschichten erzählen und den Rest
ausklammern. Ich fühlte und fühle mich immer noch als ein privilegierter Mensch, der über einen so langen Zeitraum diese großartige Natur
erleben durfte und Zugang zu ihr gefunden hat. Es ist die Pflicht des
Chronisten, sich einzumischen und zu berichten. Für mich war und ist
es zugleich eine Art Lobbyarbeit für eine Natur, die mir so viel bedeutet.
Und die damals aktuelle Entwicklung machte mir Angst.“

Aber nicht nur seine schriftliche Bestandsaufnahme, zum Beispiel seine nüchterne Bilanz, was seit 1972 (UN-Umweltkonferenz in Stockholm, Bilanz des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“) für die (Um-)Welt getan bzw. nicht getan wurde, muss mich als Leserin bestürzt zurücklassen. Auch das Fotomaterial stellt menschliches Versagen, Gier und absolute Gleichgültigkeit unserem Planeten gegenüber plakativ dar. Erschüttert ist das Wort, das wohl am besten beschreibt, was ich beim Lesen empfinde. Ich könnte stellenweise heulen, doch zum Glück gibt es auch Passagen im Buch, in denen er ganz wunderbar von Naturschauspielen und einzigartigen Landschaften erzählt.

Bibliografische Angaben: Arved Fuchs, Das Eis schmilzt, Delius Klasing, ISBN 978-3-667-11985-8, € 19,90 (Österreich € 20,50)

Veränderung – Change

„Ein Grund dafür, dass die Leute sich vor Veränderung fürchten, ist, weil sie sich auf das konzentrieren, was sie verlieren könnten, anstatt auf das, was sie dazugewinnen könnten.“ Rick Godwin

Veränderung ist etwas äußerst zwiespältiges für uns: Sie birgt große Chancen, etwas neues, vielleicht sogar bahnbrechendes zu gestalten. Aber sie macht uns auch Angst. Angst, den Halt zu verlieren. Beides ist menschlich und verständlich, doch es kommt zu einem großen Teil darauf an, wie wir uns den Veränderungen stellen, ob wir uns überrumpelt fühlen oder aktiv gestalten können und wollen. Wie stehst du zu Veränderung? Begreifst du sie als Chance (hier ist nur ein Buchstabe anders als bei „Change“!) oder als Bedrohung?

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Wer weiß, dass dieser Satz von Mahatma Gandhi stammt, kann sich auch denken, was hier gemeint ist. Die Chance ergreifen, nicht nur reden und darauf warten, dass irgendjemand schon vorangehen wird. Statt dessen selbst dieser Jemand sein, der oder die vorangeht. „Proaktiv“ (für etwas tätig sein) wird das genannt. Selbst gestalten, nicht darauf warten, dass man gestaltet wird. Im Endeffekt bedeutet das einen aufmerksamen Blick um uns herum, ein rechtzeitiges Bemerken, wenn etwas Liebgewonnenes in unserer Umgebung nicht mehr lange funktionieren kann. Es bedeutet, das Ende von etwas anzunehmen (natürlich darf das wehtun). Und dann rechtzeitig das Ruder herumreißen, neue Wege suchen und finden: „Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“ sagte Aristoteles dazu.

Ganz persönlich kennen wir das sicher alle, aber schwierig wird es, wenn sich in unserem Umfeld ohne unser eigenes Zutun und scheinbar ohne unsere Einflussmöglichkeit Dinge ändern. Vor allem Dinge, die uns viel bedeuten und die uns Sicherheit geben. Hier neigen wir leider oft dazu, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass alles nicht so schlimm oder sogar wieder richtig gut wird.

Albert Einstein brachte das so ganz knapp auf den Punkt: Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Manchmal brauchen wir einen Tritt in den Hintern, um uns in Bewegung zu setzen. Und auch Zeit, um angemessen um das zu trauern, was wir nicht mehr halten können. Zeit, zu bedenken, dass wir nicht dort wären, wo wir gerade sind, wenn unsere Vorfahren nie etwas aktiv geändert hätten oder einfach von Veränderung überrannt worden wären. Manchmal braucht es den Schock, um zu begreifen, dass „Weiter so“ nicht die Option ist, die gerade dran ist.

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“ (Prediger 3, 1-8)

Wenn wir verinnerlicht haben, dass nichts von Bestand ist und auch das Ende und der Neuanfang elementar wichtig sind, dann brauchen wir eine Vision, die uns Mut gibt, dazu einen Plan und Menschen, die den neuen Weg mitgehen:

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

2020 war und ist noch ein Jahr, in dem wir über bisher selbstverständliche Gewohnheiten und Möglichkeiten die Kontrolle verloren haben, uns fremdbestimmt fühlen. Uns fehlt es an so vielen Stellen: Die Möglichkeit, zu reisen, jederzeit und überall hin. Die Freiheit, uns mit Freunden, Bekannten oder Familie zu treffen, ohne vorher Berechnungen anzustellen. Selbst dann, wenn wir die letzten Jahre von diesen ganzen Optionen nur wenig Gebrauch gemacht haben. An verschiedenen Stellen geht das Geld aus, müssen Freizeit- und Kultureinrichtungen schließen und vermutlich werden sich einige davon nicht erholen. Uns allen werden zukünftig Dinge fehlen, ob nun Restaurants, Fitnessstudios oder Sportvereine, Museen, Theater, Kirchen, Hotels oder ganz profan Geschäfte in der Innenstadt.

Die Frage ist, was wir daraus machen? Suhlen wir uns dann in unserem Unglück oder packen wir an und schaffen uns neue Werte, neue Wege und neue Inspirationen?

Tag 18- Heimkehr

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Sorry, heute ohne Foto. Das Buch liegt in der Buchhandlung und ich habe leider vergessen, es zu fotografieren.

Ich bin augenblicklich immer wieder überrascht davon, welche Art Bücher mich dieses Jahr begeistert. Ob es am fortgeschrittenen Alter liegt oder daran, dass ich seit Ende Februar 2020 teilweise viel Zeit hatte, mir Gedanken über meine eigene Entwicklung vom recht angepassten Kind über die in Maßen rebellische Jugendliche bis hin zu der Frau, die ich heute bin, zu machen. Jedenfalls hätte ich vor einigen Jahren jeden Thriller den ruhigen , teilweise biographischen Geschichten vorgezogen. Alles hat seine Zeit. Auch für Wolfgang Büscher, der Journalist und Autor ist, der schon Reiseberichte von ausgedehnten Fernwanderungen schrieb, lange bevor Hape Kerkeling das Wandern auf die allgemeine Agenda hob.

Die Welt hat er entdeckt, von Berlin nach Moskau, rund um Deutschland, längs durch die USA. In seinem neuen Buch entdeckt er etwas, das viele von uns ganz selbstverständlich und trotzdem eher beiläufig kennen: die Heimat seiner Kindheit. Zu diesem Zweck ist er für einige Monate in eine Jagdhütte mitten im Wald gezogen. Nicht in eine komfortable Außenstelle der Zivilisation mit Küchenzeile, offenem Kamin und gesondertem Schlafraum, sondern in eine zugige einfache Unterkunft mit Ritzen im Gebälk, ohne Schloss und Riegel, mit einem kargen Feldbett. Ohne Strom, ohne fließendes Wasser, ohne alles, was wir heute unbedingt zu brauchen glauben.

Die Erkenntnisse über seinen eigenen Werdegang, über das Leben in der deutschen Provinz, Traditionen und was noch so dazugehört, die fließen in diesen sehr persönlichen Erlebnisbericht ein. Und wieder ist es zu einem großen Teil die Schönheit des sprachlichen Stils, die mich gefangen nimmt. Sie macht Lust auf mehr davon, mehr von diesem Buch und mehr von diesem Autor.

Bibliografische Angaben: Wolfgang Büscher, Heimkehr, Rowohlt Berlin, ISBN 978-3-7371-0089-2, € 22,-(Österreich € 22,70)

Tag 19 – Die Geschichte der Bibel

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Hast du die Bibel schon gelesen? Wenn ja, ganz oder in Auszügen? Wenn nein, warum nicht? Du meinst, es ist Glaubenssache? Hm.

Wie sieht es denn mit Grimms Märchen aus? Ach ja, das ist was anderes. Das ist Weltliteratur… die kann man lesen, ohne daran zu glauben, dass der böse Wolf den Bauch voller Wackersteine bekommt.

Ähnliche Diskussionen habe ich schon geführt. Vielleicht bist du überrascht, zu erfahren, dass auch die Bibel zur Weltliteratur zählt. Auch sie kann und sollte man kennen, selbst wenn man nicht gläubig ist. Denn sie ist nicht vom Himmel gefallen, sondern sie ist eine ganze Bibliothek mit Familienchroniken, Erfahrungsberichten, Krimis, Weisheiten, Parabeln, Liedern, Briefen, einer in Teilen dystopischen Endzeiterzählung …, sogar ein Stück Erotik findet sich in ihr. Sie berichtet von Erfahrungen, die Menschen mit ihrem Gott gemacht haben, von Menschen, die nicht perfekt waren. Menschen und Ideen, die gescheitert sind, Menschen, die in Krisensituationen neu Wege suchen und begehen mussten. Und sie berichtet von einem Gott, der die Hoffnung nicht aufgibt.

Ja natürlich, die Bibel enthält auch jede Menge schwer verdauliche Kost, Begebenheiten, die wir nicht nachvollziehen können, die uns schier unmenschlich erscheinen. Diese Geschichten gilt es einzuordnen, damit man nicht daran verzweifelt. Darum ist das Buch, das ich euch heute ans Herz lege, ein wichtiges Buch. Denn wie gesagt, die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen, sie hat eine Entstehungsgeschichte. Sie wurde von Menschen aufgeschrieben, über einen langen Zeitraum und in Epochen, die uns komplett fremd sind. Ohne eine fundierte Einordnung kommen wir nicht klar mit Passagen der Bibel, in denen Gott anscheinend eiskalt Entscheidungen trifft, die zum Untergang von Menschen führen.

Die Diskussionen darüber, ob Homosexualität Gott ein Gräuel ist oder ob Frauen in der Gemeinde zu schweigen haben, die kennen wohl alle von uns, die es schon mit sehr „bibelfesten“ Christen zu tun hatten. (An dieser Stelle lege ich Wert darauf, dass ich zunächst einmal schätze, dass Menschen einen festen Glauben leben, ich kann aber mit manchen Glaubensdogmen, die daraus entstehen, nicht viel anfangen, weil sie mir nicht nachvollziehbar sind.) Ohne Kenntnis der Texte ist es äußerst schwer, hier in Diskussionen einzusteigen (schon mit Kenntnis ist es nicht ganz einfach, und viele lassen es deshalb gleich ganz). Für mich persönlich ist es wichtig, dass es nicht die EINE feste Interpretation gibt, und ich finde es fragwürdig, dass es Passagen in der Bibel gibt, die ich zeitlich einordnen darf und andere stehen scheinbar für alle Ewigkeit unverrückbar fest.

Die „Geschichte der Bibel“ empfinde ich als hilfreich, um gerade solch schwierige Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und auch zu erfahren, warum sich bestimmte Interpretationsansätze im Lauf der Kirchengeschichte durchgesetzt haben und andere nicht. Ebenso geht das Buch darauf ein, wo sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Buchreligionen (Judentum, Christentum, Islam in der Reihenfolge ihrer Entstehung) finden.

Bibliografische Angaben: John Barton, Die Geschichte der Bibel, Klett-Cotta, ISBN  978-3-608-94919-3, € 38,- (Österreich € 39,10)

Tag 20 – Alte Sorten

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Zunächst mal sieht das Buch ja schon von außen toll aus. Vor allem empfinde ich es so, dass Cover und Inhalt total gut zusammenpassen. Ich kann es schlecht beschreiben, aber der Schreibstil ist ebenso übersichtlich wie das Buch beim Anschauen wirkt. Und das meine ich als Kompliment.

Schon von Anfang an hat mich dieser Roman über zwei ganz unterschiedliche Frauen berührt. Die Charaktere des jungen Mädchens, von dem wir anfangs nicht mehr erfahren, als dass es auf der Flucht ist und auch der älteren Frau, die eigenbrötlerisch einen Bauernhof ganz allein betreibt, werden ganz langsam und beiläufig entblättert, genau so, wie sich ein behutsames Herantasten beim Kennenlernen gestaltet. Ganz langsam auch entwickeln sich die Lebensgeschichten der beiden, eine kurze Andeutung nach der anderen. Selbst die gelegentlichen Wutausbrüche fallen durch die Art, wie der Autor Sprache einsetzt, eher leise aus.

Überhaupt, die Sprache: Es ist schon ein Kunststück, gleichermaßen unaufgeregt und eindringlich zu wirken. Allein schon bei den Naturbeschreibungen, die alle Sinne einbeziehen, gerate ich ins Schwärmen. Ebenso bin ich sehr neugierig, wohin die Beziehung der beiden Frauen, die so zufällig zustande kam, mich beim Lesen führt, denn ich habe das Buch noch nicht durch. Es dominiert zwar aktuell den Bücherstapel im Schlafzimmer, aber es gibt ja auch noch das Küchenbuch, den Stapel im Wohnzimmer, den virtuellen Schwung an eBooks im Büro und die vielen Titel in der Buchhandlung. Ich teile meine Zeit zwischen ihnen allen und dem ganzen großen Rest meines Lebens auf.

Der Nachteil ist dabei, ich fange alles mögliche an und lese nichts zu Ende, der Vorteil: es ist eine wunderbare Vielfalt an Themen, Stilen, Gedankengängen, durch die ich mich durchfuttere wie die Raupe Nimmersatt. Ab Heiligabend fange ich dann an, das eine oder andere Buch so richtig zu genießen😊.

Bibliografische Angaben: Ewald Arenz, Alte Sorten, Dumont Verlag, ISBN 978-3-8321-6530-7, € 10,- (Österreich € 10,30)

Ratlosigkeit Dezember 2020

Dass ich bekennende Zeitungsleserin bin, habe ich vermutlich schon mal erwähnt. Ob ich auch erwähnte, dass ich zunehmend ratloser werde, wenn ich sie morgens aufschlage, weiß ich dagegen nicht so genau. Diese Ratlosigkeit liegt aber nicht an der mangelnden Qualität unserer Tageszeitung, sondern an den Meldungen, die aus diversen Landes- und Bundesministerien kommen und natürlich für die Allgemeinheit zu verbreiten sind.

Seit Ende Oktober habe ich mitunter das Gefühl, so manches politische Personal hat recht unterschiedliche Auffassungen von „gemeinsam“ oder „einheitlich“ und ähnlichen Werten. Es ist aber auch nicht ganz einfach, bedenkt man, dass in Deutschland so ziemlich immer irgendwo irgendein Wahlkampf herrscht. Und im Wahlkampf, das wissen wir aus Erfahrung, ist sich jede/r selbst der oder die Nächste. Daher sollte es mich eigentlich nicht wundern, dass meist der Tonergeruch vom Ausdruck der Papiere noch nicht verflogen ist, wenn sich einzelne Bundesländer von gemeinsamen Positionen wieder in Details oder sogar bei grundsätzlichen Regelungen verabschieden.

Teilweise kann ich das rein gefühlsmäßig sogar nachvollziehen, wenn sich die norddeutschen Bundesländer mit wenig Bevölkerung pro Quadratkilometer und entsprechend wenig Infektionsgeschehen fragen, warum sie genauso handeln sollen wie Bundesländer mit extremen Ballungsgebieten. Aber rational gesehen stellt ein einheitliches Vorgehen erstens ein Vorbild dar für Werte, die von der Allgemeinheit erwünscht sind (wie zum Beispiel Solidarität), zum anderen wird eine gewisse Gleichbehandlung und Gerechtigkeit hergestellt und drittens müssen sich die Menschen, die beispielsweise in einem Bundesland wohnen und in einem anderen arbeiten, nicht ständig fragen, wie sie wo zu handeln haben.

Nach neun Monaten Pandemie würde ich mir auch dringend wünschen, dass es einen Fahrplan gäbe, wie man als Gesellschaft gut durch den gesamten Winter kommen kann, statt jetzt quasi den Countdown für einen Impfstoff herunterzuzählen, der kein sofortiges Allheilmittel darstellt.

Nach neun Monaten Pandemie würde ich mir sehr dringend wünschen, dass mancher Widerspruch gelöst oder zumindest so erklärt würde, dass es alle nachvollziehen können. Warum zum Beispiel von offiziellen Stellen empfohlen wird, den ÖPNV zu meiden, wo es möglich ist, aber den Schülerscharen wird zugemutet, im Rahmen einer eingeforderten „Bildungsgerechtigkeit“ jeden Tag zweimal in vollkommen überfüllten Bussen auszuharren.

Nach neun Monaten Pandemie würde ich mir extrem wünschen, dass in den Bildungsministerien nicht nur auf den Bildungsauftrag gepocht würde, auf das Recht der SchülerInnen auf gute Bildung, sondern auch ihr Arbeitsschutz und der des Lehrpersonals in den Mittelpunkt gestellt würde. Vor allem, da ich seit dem Jahr 1999 Kinder in der Schule habe und mich des Öfteren das ungute Gefühl beschleicht, dass es mit diesem Beharren auf Bildungsgerechtigkeit in den letzten 20 Jahren (egal unter welchen Koalitionen in den Landtagen) nicht immer so weit her war wie ausgerechnet dieses Jahr. Wo ich mich außerdem frage, warum offenbar die Erkenntnisse und Vorschläge von Lehrern, Eltern und Schülern, wie die Organisation von Schule aussehen könnte, um möglichst viele Interessen zu beachten, nicht gefragt sind. Wohlgemerkt, es geht um den SchulALLTAG, nicht um abstrakte pädagogische Konzepte. Wer ist denn am Alltag näher dran als die genannten Gruppen? (Die das bisher in bemerkenswert geduldiger Weise mitmachen.)

Nach neun Monaten Pandemie würde ich mir so sehr wünschen, dass in diesem Land weniger auf die Aktienkurse von Dax-Konzernen geschielt wird, wenn die Hilfen verteilt werden. Und mehr auf die einzelnen Menschen geblickt, die, jeder nach seiner Ausbildung, nach ihrem Engagement, nach deren Fähigkeiten, dieses Land am Laufen halten. Auch auf die Menschen, denen diese aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aus den unterschiedlichsten Gründen verwehrt ist. Möglicherweise hätte das auch zur Folge, dass sich nicht immer mehr „ganz normale“ Menschen den extremen Bewegungen zuwenden, die derzeit den öffentlichen Raum für sich beanspruchen.

Nach neun Monaten Pandemie verliere ich das Verständnis dafür, warum so viele Einrichtungen schließen müssen, die viel Personaleinsatz und Geld investiert haben, um anderen Menschen Ablenkung und Freizeitgestaltung zu ermöglichen: Restaurants, Kinos, Theater… Ja, es mag hier schwarze Schafe gegeben haben, trotzdem ist in diesen öffentlichen sozialen Begegnungsräumen doch besser eine Kontrolle (nicht nur vom Ordnungsamt, auch soziale Kontrolle durch die Leute gegenseitig) der Abstände möglich als wenn sich die Gruppen in Partykellern treffen. Ganz davon abgesehen werden viele Menschen, die wirklich gern arbeiten möchten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, nicht nur mit der Billigung, sondern der erklärten Absicht der Politik in die Grundsicherung geschickt. Welche Auswirkungen das auf die seelische Gesundheit das hat, kann überhaupt noch nicht abgesehen werden.

Ich habe einen Traum (und fühle mich deswegen keineswegs wie Martin Luther King), dass es eine breite politische und gesellschaftliche Bewegung gibt, die den Mut hat, aus der vermaledeiten Wachstumsspirale des Neoliberalismus herauszuwachsen. Die erkennt, dass Wachstum nicht zwangsläufig mehr kurzfristigen Konsum, mehr Infrastruktur, mehr Umsatz, mehr versiegelte Landschaft… bedeutet. Ja, ich weiß, damit mache ich ein Fass auf. Aber träumen darf ich doch.

Ich befürchte, wir hätten diese Chance eventuell im Frühjahr gehabt. Und ich befürchte, wir haben sie erstmal wieder verpasst. Ich wünschte, jemand würde mich eines Besseren belehren.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Übrigens: Trotz allem Unbehagen halte ich mich weiterhin an die Regeln, die bestehen. Nicht, weil ich ein „Schlafschaf“ bin, sondern weil ich gerade keine andere Möglichkeit sehe. Denn eins ist klar: Wenn ich nur mich selbst und meine persönliche „Freiheit“ sehe, dann gerät die Gesamtheit der Gesellschaft aus meinem Blickfeld. Denn außer dem, was ich hier beschrieben habe, gibt es unheimlich viel, was ich einfach nicht überblicken kann.

Ein kleines Beispiel: Die Gesundheitsämter haben um diese Jahreszeit normalerweise unter anderem die Aufgabe, Kinder auf ihre Schulfähigkeit zu untersuchen. In diesem Jahr sind sie damit vollauf beschäftigt, Kontakte nachzuverfolgen, teilweise von Menschen, die ihre Grundrechte so sehr eingeschränkt sehen, dass sie sich mit Gleichgesinnten ohne Masken und Abstand auf den Marktplätzen der Republik tummeln. Ich mag mir nicht ausmalen, wie viele Kinder in den nächsten Jahren darunter zu leiden haben, dass sie nicht die Förderung erhalten, die sie eigentlich bräuchten, um eine gute Schullaufbahn zu durchleben. Schwupp, da ist sie dann wieder, die fehlende Bildungsgerechtigkeit…! Nur dieses Mal mit anderen Vorzeichen. Du verstehst, was ich meine?

PS: Ich bitte um Entschuldigung. Der Frust musste mal raus. Ich kann nicht immer nur Optimistin sein.

Tag 21 – Die Kunst, aufzuräumen

Sortierst du auch deine Buntstifte nach Farbe oder nach der Länge oder hast du ein ganz anderes Ordnungskriterium, das penibel eingehalten werden muss? Wenn ja, gratuliere ich dir zum ultimativen Spiel-Tipp. Ja, ganz recht, heute geht es um ein Spiel, aber auch Bücher hat Urs Wehrli, Schweizer Diplom-Sortierer, bereits herausgebracht. Wir besitzen sein Buch „Kunst aufräumen“ schon seit einigen Jahren, weil es einfach spaßig ist, nach welchen Kriterien Herr Wehrli mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks alte und neue Meister in eine neue, logische Ordnung bringt.

Aber auch vor Pommes, Buchstabensuppe, Landkarten, Sandkästen und Parkplätzen macht er nicht Halt mit seiner Aufräumeritis. Und so ist ein Memoryspiel ganz eigener Art entstanden, es gilt, jeweils ein Paar aus dem gewohnten Bild und der aufgeräumten Variante zu entdecken.

Bibliografische Angaben: Ursus Wehrli, Die Kunst, aufzuräumen, Metermorphosen, ISBN 978-3-934657-70-0, € 19,90

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