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Wenn ihr hier jetzt den ultimativen Kochbuch-Tipp erwartet habt, muss ich euch leider enttäuschen. Ist ja nicht so, dass ich keine Kochbücher hätte, ganz im Gegenteil. Eigentlich viel zu viele. Jedenfalls, wenn man bedenkt, dass aus dem durchschnittlichen Kochbuch vielleicht zehn Prozent der Rezepte dauerhaft ins eigene Repertoire aufgenommen werden…
Aber ich will euch nicht länger auf die Folter spannen, warum diese beiden Büchlein in der Küche geadelt wurden: Sie sind klein und handlich und schnell durchgelesen. Trotzdem empfiehlt es sich, bei der Beschäftigung mit den Gedanken in den Büchern etwas zu kochen, das man auch im Dunkeln hinbekommt. Denn die Positionen, die von den beiden Rechtsanwälten, Schriftstellern und Filmschaffenden vor allem in „Trotzdem“ betrachtet werden (die Gespräche zum Buch führten sie am 20. März 2020, ein paar Tage nach dem Inkrafttreten des ersten Lockdowns) erfordern Aufmerksamkeit im Denken. Die Pasta umrühren geht nebenher ganz ordentlich, aber ich würde nicht unbedingt Strudelteig ausrollen oder ähnlich diffizile Tätigkeiten ausführen, die ebenfalls viele Ressourcen brauchen.
„Jeder Mensch“ ist dagegen ein Buch, das zum konkreten Handeln herausfordert. In unserem Fall haben sich nach der Lektüre mindestens zwei Menschen aus der Familie bei der europäischen Initiative „We move“ angemeldet. Denkansatz ist die Utopie einer europäischen Verfassung. Und zwar einer, die sich gewaschen hat. Es geht um Verfassungsrang für:

Warum diese Utopie gar nicht so schlechte Chancen hat? Dazu ein Griff in die Geschichtskiste:
Am 4. Juli 1776 erklärten sich die amerikanischen Kolonien unabhängig von Großbritannien. Ihre Unabhängigkeitserklärung begann mit den Worten: „Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören.“ (S. 5) 1776 hielten die meisten Männer, die hinter der Verfassung standen, Sklaven. Erst 1965 bekamen die Schwarzen das volle Wahlrecht. Wie es aktuell um ihre Rechte steht, sehen wir leider viel zu häufig in den Nachrichten.
1789 verfasste Marie-Joseph Motier, Marquis de Lafayette, die „Erklärung der Menschenrechte“ (S. 11). Er war jahrelang in den jungen USA, hatte intensiven Austausch mit George Washington und Benjamin Franklin. Ihre Ideen hatten ihn angesteckt, aber in Frankreich regierte die Guillotine, von Menschenrechten weit entfernt.
Was in beiden Ländern verfasst wurde, war eine Utopie, eine dringende Wunschvorstellung, wie es besser geht. Bis heute ist nicht alles gut, aber was, wenn niemand den Anfang gemacht hätte?
Mit dieser Frage entlasse ich euch in den Tag. Welche Utopie möchtet ihr gern anschieben?
Bibliographische Angaben:
Ferdinand von Schirach/Alexander Kluge, Trotzdem, Luchterhand Verlag , ISBN 978-3-630-87658-0, € 8,-
Ferdinand von Schirach, Jeder Mensch, Luchterhand Verlag, ISBN 978-3-630-87671-9, € 5,-
Mal sehen, ob die Zeilen in 200 oder 300 Jahren noch zu finden sind.
Aber es stimmt, ein Anfang ist wichtig.
L.G., Reiner
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Lieber Reiner, eigentlich wollte ich ja schon eher antworten, ist mir durch die Lappen gerutscht. Lass uns doch bitte absprechen, wer von uns beiden in 300 Jahren überprüft, wie es aussieht😉. So als Wiedergänger oder aus dem Jenseits…
Und der Anfang ist das Entscheidende. Wenn nie jemand angefangen hätte, irgendwas zu tun, säßen wir heute noch in Höhlen…
Einen schönen Sonntag für dich, LG Anja
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Da hast du recht, mit dem Anfang. Außerdem sind mir Utopien lieber als Dystopien 😉 Danke & auch dir einen guten sonnigen Sonntag 🙂
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