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Früher waren es lange Zeit die englischen Krimis, die mich begeisterten, zwischendurch machte ich den unvermeidlichen kriminalistischen Ausflug nach Venedig. Die winterlangen skandinavischen Abgründe des Menschlichen konnten mich nie so richtig überzeugen, die sind mir meist zu düster. Und nach langer Abstinenz von allem, was mit Mord und Totschlag zu tun hatte, zog mich Frankreich an. Zunächst das Perigord, dann die Bretagne und seit einigen Monaten mache ich jetzt mit Commissaire Duval die Côte d’Azur unsicher.
Auf die Bücher gestoßen bin ich über einen Umweg, denn zunächst hatte ich von der Autorin etwas ganz anderes gelesen und bin dabei auch auf ihre Krimis neugierig geworden. Diese spielen in Cannes, wo Christine Cazon auch wohnt. Die Stadt kannte ich bisher nur von den Filmfestspielen, nun lerne ich sie auch von einer ganz anderen, weniger glitzernden Seite kennen, aber gleich der erste Fall für den Commissaire findet immerhin im Dunstkreis des Festivals statt.
Außer dem Lokalkolorit (Ähm, ich habe da eine ganz neue Eigenart entwickelt, ich schaue mir die Orte per Google Earth von oben an. Gilt das schon als neurotisch oder ist das noch ein Spleen?) gefällt mir die Person des Commissaires, er ist ein ziemlich normaler Mensch für einen Krimiprotagonisten. Klar, er trägt seine kleinen Baustellen mit sich herum, aber alles im Rahmen. Und sie nehmen nicht zu viel Raum ein in der Handlung.
Bemerkenswert finde ich es, dass in französischen Krimis das Zelebrieren der Mittagspause mit qualitativ unterschiedlichem Essen, einem Vin du table und dem Kaffee danach mindestens genauso wichtig ist wie die Lösung des Falles. Man muss Prioritäten setzen und es ist ja auch ganz logisch, dass der Verstand nur dann gut arbeiten kann, wenn der Körper ordentlich gefüttert wurde.
Im Laufe der letzten Wochen habe ich mich also durch die ersten drei Duval-Bände gelesen und dabei etwas über die südfranzösische Mentalität gelernt, erfahren, dass Cannes eher eine kleinere Stadt ist (Irgendwie hatte ich immer die gesamte Stadt für so glamourös gehalten wie das Festival. Denkste!) und auch über die Probleme, die Menschen in Südfrankreich beschäftigen. Denn die Konflikte, die auftreten, wenn großer Reichtum auf bittere Armut trifft, konservatives Hinterwäldlertum auf liberale Weltoffenheit und europäische auf nordafrikanische Mentalität, sie werden immer mal wieder ganz beiläufig thematisiert.
Die drei Bücher, die ich bisher kenne, haben mich auf mehr neugierig gemacht und auch mal wieder das Fernweh angeheizt. Ist lange her, dass wir zuletzt in Südfrankreich waren. Die kleinen Dörfer, wilden Bergbäche, die Märkte mit den vielen Düften, Geschmäckern und der Farbexplosion, das würde mich schon mal wieder reizen…
Christine Cazon: Mörderische Côte d’Azur (ISBN 978-3-462-04642-7, €11,-), Intrigen an der Côte d’Azur (ISBN 978-3-462-04751-6, € 9,99), Stürmische Côte d’Azur (ISBN 978-3-462-04883-4, € 9,99), alle Kiepenheuer & Witsch
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