„Wir sitzen im Regionalexpress und warten. Es gibt technische Probleme an einem Bahnübergang und unser Zug steht nun irgendwo auf freier Strecke.
Nun ja, beim ‚achtsamen Gehen‘ und überhaupt an diesem Yoga-Wochenende haben wir gelernt, dass jeder von uns seine eigenen Grenzen hat und sein eigenes Tempo. Und dass es auch vollkommen in Ordnung ist. Gestehen wir das also auch unserem RE 6 zu, was anderes bringt uns auch nicht schneller nach Hause. Ab und zu geht es ein paar Meter weiter und jetzt nimmt der Zug auch wieder Fahrt auf. Schreiben hilft anscheinend 😁.
Sehr intensive Tage liegen hinter uns, mit vielen Yoga-Einheiten, die sich alle unterschieden, zu den Abenden ruhig und auf die Nacht einstimmend, morgens auf die Aktivitäten des Tages einstimmend, tagsüber wurden unterschiedliche Körperregionen gedehnt und trainiert.“
Soweit habe ich gestern geschrieben, als wir in der Bahn saßen auf dem Rückweg. Irgendwann ging es dann aber doch weiter und der Zug ruckelte ab und zu, die Vertipp-Quote nahm zu und ich hatte keine Lust mehr darauf. Es raubte mir die entspannte Haltung😏. Deswegen geht es heute und in Ruhe weiter:

Den Tag mit Yoga beginnen und mit Yoga beenden, das werde ich in der Zukunft zuhause sicher nicht so ausgiebig hinbekommen wie am Wochenende, aber es gibt auch kleine Einheiten, die man in den Alltag einbauen kann. Oder so wunderbare Dinge wie eine Fußmassage, die man sich mit aromatischem Öl nach einem anstrengenden Tag auf den Beinen gönnen kann.
Und da es sich um christliches Yoga handelte, hatte Adelheid eine sehr bereichernde Bibelarbeit über die blutflüssige Frau und die Tochter des Jairus (Lukas 8, 40-56) vorbereitet. Das Schöne an gemeinsamen Bibelarbeiten ist der Reichtum an Gedanken und Sichtweisen zum Text, und besonders lebendig wird es, wenn man den Bibeltext mit allen Sinnen erfährt, beispielsweise durch Bewegung im Raum (die auch Gedanken in Bewegung bringt).

Mit den Betheler Bibelfiguren haben wir die ganze Situation dann auch noch nachgestellt und sind so auf immer neue Einzelheiten gestoßen, die uns an der Erzählung berührten.
Am Sonntag ging es dann vor allem um das Thema Resilienz, den Umgang mit Stress und die Fähigkeit, die Ruhe und den Überblick zu behalten, sich von der Hektik des Alltags nicht vereinnahmen zu lassen. Immer wieder ein wichtiges Thema, wenn man in Familie, Beruf oder Ehrenamt „kein Land mehr“ sieht.
Ebenfalls elementar, wie bei jeder Tagung, war natürlich auch die Unterbringung. Es ist schwierig, sich fallen zu lassen und zu öffnen, wenn man sich in seiner Umgebung nicht wohlfühlt. Unser Tagungsort war das Lukas-Zentrum in Witten. Auf dem Weg zu Fuß durch die Stadt dorthin, unter anderem durch eine gigantische Baustelle, bekamen wir nicht nur reizvolle Eindrücke. Ich sag mal: Witten bekommt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die Auszeichnung für die ästhetischste Ruhrgebietsstadt😎. Aber das Ensemble aus evangelischem Krankenhaus, Creative Kirche, Familienzentrum, Berufsfachschule für pädagogische Berufe und eben Lukas-Zentrum (ein ehemaliges Diakonissen-Mutterhaus, zum Gästehaus umfunktioniert) bieten allein schon eine wunderbare Oase der Ruhe in der Stadt. Das Sahnehäubchen ist aber eindeutig der „Schwesternpark“ hinter dem Zentrum.

Ein wunderschöner, alter und eingewachsener Landschaftspark, vor rund 100 Jahren angelegt, damit jede der Diakonissen aus ganz Deutschland ein wenig Heimat in der Nähe fand:
Für alle Teilnehmer gab es außerdem schlicht, aber behaglich eingerichtete Einzelzimmer mit Bad und liebevoll angerichtete Buffets zu allen Mahlzeiten.
Die Einrichtung des Hauses mit Antiquitäten und altem Handwerkszeug in den diversen Gängen erinnerte uns an die Malche, in der Julia, Yvonne und ich in unterschiedlichen Funktionen auch schon viel Zeit verbracht haben.




Und das Allerwichtigste: wir waren eine harmonische Gruppe mit zwei engagierten, empathischen und mitfühlenden Anleiterinnen, an dieser Stelle herzlichen Dank noch einmal an Pia und Adelheid. Was ich als wunderbar empfunden habe: es gab keinerlei Druck, eine Haltung besonders perfekt und lange einzunehmen, im Gegenteil, wir wurden immer wieder ermutigt, vor allem auf unseren Körper zu hören und unsere Grenzen zu akzeptieren.
Wir kommen gern wieder, wenn ihr noch einmal ein solches Wochenende veranstaltet. Und dann werde ich meine Kamera mitbringen für weitere Entdeckungen im Schwesternpark!
Wenn du neugierig bist, was sich hinter Christlichem Yoga verbirgt, dann schau mal auf dieser Seite von Pia Wick.
PS: Unser Zug hatte auch seine Grenzen und sein eigenes Tempo. Und musste mehrfach verspätete ICEs abwarten. Wir waren mit 40 Minuten Verspätung wieder zuhause…😂
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