Guten Morgen Winterzeit

Es war eine unruhige Nacht. Erst beschlagnahmten zwei Berufsjugendliche (deren pubertäre Phase eigentlich vor rund zehn Jahren abgeschlossen sein sollte) das Grillhäuschen an der Hafenpromenade und hörten lautstark Gangsta-Rap.

Dann fanden die zahlreichen Möwen nicht zur Ruhe. Schlafen die eigentlich auch mal oder machen die immer nur Krach?

Nachts hielt mich ein immer wiederkehrenden, wummerndes Hintergrundgeräusch wach, es hörte sich an, als ob vor dem Hafen ein Motorboot hin- und herfuhr. Und die Kirchenglocken der Stadtkirche hörte ich auch fast jede Stunde.

Ganz davon abgesehen macht sich jedes Gelenk und jede Sehne in meinem Körper schmerzhaft bemerkbar. Vor allem die Schulter. Dabei sind wir gestern nur ein ganz kleines bisschen gesegelt, bei moderatem Wind, einmal unter der Fehmarnsundbrücke hindurch und ein Stückchen weiter, dann auf Gegenkurs zurück.

Sowohl morgens im Ort als auch unterwegs hab ich viele Fotos gemacht, die ich später noch hochladen werde. Hier lauert an jeder Ecke und zu jeder Zeit und jedem Wetter mehr als ein Motiv. Wunderschön.

Aber jetzt erstmal ein Kaffee, der ist inzwischen fertig. Und dann Brötchen holen. Einen ausgeschlafenen Sonntag euch allen!

Das Haus am Deich

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Inspiriert wurde Regine Kölpin von der eigenen Familiengeschichte, herausgekommen ist eine Erzählung, die sich über drei Romane erstreckt. Dieser ist der erste davon.

Aus Stettin mussten die Familien von Frida und Erna fliehen. Was sich nach einer gemeinsamen Erfahrung anhört, könnte verschiedener nicht sein. Denn Frida ist die musisch sehr begabte Tochter eines Fischers, die nur aufgrund ihres außergewöhnlichen Talents das Konservatorium besuchen durfte. Während die musikalische Ausbildung von Erna eher dem Standesdünkel ihrer adligen Eltern als einer Begabung zu verdanken war. Die beiden Mädchen und ihre Familien lernten sich so kennen, und während die Erwachsenen auf ihren Platz in der Gesellschaft bedacht waren, begann eine innige Freundschaft der jungen Frauen, die zwischen Flucht und ungewisser Zukunft auch noch ihr Erwachsenwerden meistern mussten.

Beide Familien verschlug es auf unterschiedlichen Wegen an die Nordsee, in die Gegend von Butjadingen. Die einen als Gelegenheitsarbeiter in einen winzigen Küstenort, die anderen aufgrund von (nicht ganz astreinen) Beziehungen in eine verlassene Villa in Varel. Der Vater von Frida besaß den Stolz der kleinen und rechtschaffenen Leute und mühte sich um einen Neuanfang aus eigener Kraft; der von Erna dagegen, der in der NS-Zeit gute Kontakte zu den führenden Leuten besaß, schaffte es aufgrund der auch nach dem Krieg noch aktiven Netzwerke, wirtschaftlich und gesellschaftlich auf die Füße zu kommen.

Im Vordergrund steht aber die Freundschaft der Mädchen, die trotz aller Widrigkeiten fester als je zuvor hält und den beiden auch die notwendige Kraft gibt, ihre Schicksale anzunehmen und nach vorne zu sehen.

Ursprünglich hatte ich nur vor, das Buch quer zu lesen, denn es ist nicht der erste Roman in diesem Jahr, der sich mit der Thematik beschäftigt. Aber es ist einfach wunderschön geschrieben und die Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen. Die Aufarbeitung der Nachkriegszeit ist eindeutig ein Trendthema, möglicherweise hat uns die ausgangsbeschränkte Coronapandemie zum Nachdenken gebracht, wir hatten mehr Muße, uns damit auseinanderzusetzen, fühlten uns vielleicht auch ähnlich wie unsere Eltern damals in einer Situation ohne Ausweg gefangen. Wir wollten wissen, wie man solche Zeiten meistern kann, und es fiel uns auf, wie wenig wir doch im Grunde darüber wussten. Weil unsere Eltern teilweise relativ wenig konkretes erzählten. Weil „meine Kinder sollen es einmal besser haben als ich“ ihr Mantra war, um ihre eigenen Traumata zu bewältigen. Jedenfalls geht es mir so.

Es gibt Episoden aus meiner Familiengeschichte, die ich recht gut kenne, aber auch solche, wo ich mir erst in den letzten Jahren Fragen stelle, wie sich meine Eltern damals verhielten und positionierten. Ich muss dazu sagen, dass ich ein spätes Kind „alter Eltern“ war, mein Vater war noch als junger Mann Soldat an der Ostfront, meine Mutter musste zwangsweise zum BdM, obwohl (oder gerade weil) ihr Vater überzeugter Gewerkschafter und SPD-Mitglied war. Da meine Eltern beide nicht mehr leben und auch meine Tanten und Onkel alle verstorben sind, werde ich meine Fragen nicht mehr beantwortet bekommen. Umso berührender fand ich die Geschichte, die Regine Kölpin auf der Grundlage der eigenen Familienvergangenheit geflochten hat.

Ich werde in jedem Fall auch die beiden Folgebände lesen.

Bibliographische Angaben: Regine Kölpin, Das Haus am Deich – Fremde Ufer, Piper Taschenbuchverlag, ISBN 978-3-492-31736-8, € 11,-

Barbara stirbt nicht

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War es der kryptische Titel des Buches, die quietschgelbe Farbe, die Illustration mit Kaffeekanne und Porzellanfilter einer international bekannten Firma aus meiner Heimatstadt Minden oder die sehr gelungene Kombination aus allen dreien, die mich neugierig gemacht hat? Die mich heute Mittag bewogen hat, das Leseexemplar herunterzuladen und dann auch komplett heute noch „einzuatmen“? Ich weiß es nicht und eigentlich ist es auch vollkommen egal, aber eins ist klar:

Wenn man Spaß hat an skurrilen Geschichten und Familienkonstellationen, wenn man Szenen wie einst von Loriot mag und einen lakonischen, eher sachlich-distanzierten Erzählstil, dann ist man mit diesem Buch von Alina Bronsky bestens bedient. Beim Lesen marschierten mir tatsächlich bruchstückhaft immer mal wieder Personen und Orte (typische 60er Jahre Siedlungshäuser mit Möbeln im Gelsenkirchener Barock, Gobelinvorhängen und runden Buntglasfenstern neben der Eingangstür) durchs Hirn, die ich aus meiner Kindheit und Jugend kannte und die in den letzten Jahren alt geworden waren. Menschen, die das Rollenbild tatsächlich noch gelebt haben, das die Autorin hier genüsslich und mit der Faszination des leichten Grauens ausbreitet.

Was am Anfang noch an Loriot und Evelyn Hamann denken lässt, entwickelt sich zum Psychogramm einer „normalen“ Familie, in der mit spießbürgerlicher Gründlichkeit alles unter den Teppich gekehrt wurde, was eben nicht normal war. Und da entwickelt sich im Lauf der Geschichte so einiges: vom Trauma der Nachkriegsidentität mit Migrationshintergrund aus den Ostgebieten, dem behinderten Sohn, der im Heim ein tristes Leben führt, vor allem vom gestrengen Vater lange verleugnet; vom zweiten Sohn, der eine „Exotin“ geheiratet hatte, deren Namen anscheinend unaussprechlich war; von der Tochter, die mit ihrer „besten Freundin“ zusammenlebt. Und von dem traurigen Alltag eines Ehepaares, das in (vor allem für den Mann) perfekter Aufgabenteilung jahrzehntelang nebeneinander her lebt.

Obwohl es mich beim Lesen immer mal wieder etwas wohlig gegruselt hat vor lauter Vorspiegelung falscher Tatsachen und verdrehtem Spießbürgertum, hatte ich aber auch eine voyeuristische Freude daran, bei der Enthüllung aller Baustellen von außen zu beobachten und zu lauschen:

Ich habe es genossen!

Bibliographische Angaben: Alina Bronsky, Barbara stirbt nicht, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-00072-6, € 20,-

Die Macht des Algorithmus

„Das Internet ist für uns alle Neuland, und es ermöglicht auch Feinden und Gegnern unserer demokratischen Grundordnung, mit völlig neuen Möglichkeiten und völlig neuen Herangehensweisen unsere Art zu leben in Gefahr zu bringen.“
( Quelle: https://gutezitate.com/zitat/134013)

Es war Juni 2013, als Angela Merkel diesen Satz sagte und einen der ersten Shitstorms dafür bekam. Ich muss gestehen, dass ich damals auch so ein bisschen gelästert habe. Wie weise dieser Satz aber eigentlich war, das erkannte ich zu der Zeit nicht. Acht Jahre später, zwei amerikanische Präsidenten weiter und etliche Krisen abgearbeiteter sieht die Sache etwas anders aus. Denn es ist auch klar geworden, dass Frau Merkel nicht die Generation von Digital Natives der Geburtsjahre diesseits der 2000 meinte, sondern uns, die sogenannten „Boomer“. Die letzte Generation, die noch komplett analog aufgewachsen ist, für die es noch drei Fernsehprogramme gab, einen Sendeschluss und die noch den Wandel vom Schwarzweiß- zum Farbfernseher als eine der größten Innovationen der Medienlandschaft erlebten. Die mit Algorithmen allenfalls im Matheunterricht der Oberstufe in Berührung kamen.

Ich kenne Tinder nur vom Hörensagen und benötigte zum Glück auch niemals Parship und Konsorten. Bin weder bei Linked-in eingehakt noch habe ich ein Xing-Profil. Der erhobene Daumen des Herrn Zuckerberg macht mir fast überhaupt keinen Spaß mehr, ich zwitschere auch nicht selbst, sondern schaue mir nur die abendlichen Zusammenfassungen auf dem Instant-Kanal an.

Auf letzterem poste ich relativ sparsam, Fotos von Ausflügen, so wie gestern, ab und zu einen Teaser für meine Buchtipps hier auf dem Blog oder Nähprojekte. Dort suche ich auch: Ernährungstipps, die favorisierten Bücher meiner BuchhändlerkollegInnen, Nachrichtenhäppchen, die Appetit auf „richtige“ Nachrichtensendungen machen. Ein bisschen Naturwissenschaft und ein wenig Spiritualiät würzen das Ganze. So richtig aktiv bin ich nur im Bloggerversum von WordPress, aber auch hier bin ich wählerisch. Die Grenze ziehe ich nicht so sehr thematisch oder danach, ob meine politische/religiöse/gesellschaftliche Meinung bestätigt wird, sondern nach dem Umgangston, der Würdigung des Mitbloggers oder meiner Neugier. Was aber ein absolutes No-Go für mich ist, ist justiziabler Inhalt, eine insgesamt menschenfeindliche Haltung oder das Bashing bestimmter gesellschaftlicher Gruppen. Da steige ich aus und überlege dann auch schon mal, ob ich es einfach so hinnehmen will, dass solche Dinge im Netz bleiben.

Im Ton immer so bleiben, als ob mir der Mensch mit der konträren Haltung persönlich gegenübersteht, das versuche ich zu praktizieren und den Grundsatz der Debatte zu bewahren, dass immer auch die reale Möglichkeit besteht, dass mein Gegenüber Recht hat und ich im Unrecht bin. Oder dass es Facetten gibt, die ich nicht kenne, dass es unendlich viele Grautöne gibt zwischen Schwarz und Weiß, dass Menschen unterschiedliche Lebenserfahrungen und Voraussetzungen mitbringen.

Eine interessante Folge der Show von Katrin Bauerfeind beschäftigt sich mit dem immer rauheren Umgangston „im Internet“ und was ich noch wichtiger finde: sie geht darauf ein, warum „googel doch mal selbst“ bei unterschiedlichen Menschen nicht zu demselben Ergebnis führt. Denn das ist einfach eines der Hauptprobleme: das fehlende Bewusstsein dafür, dass mein persönliches Internet aufgrund meiner Erfahrung, meiner Vorlieben und meiner Neugier ganz anders aussieht als das der allermeisten anderen Menschen. Schau mal rein, und auch wenn du vielleicht ganz anderer Meinung bist, es lohnt sich, über die Punkte der drei Personen in der Show nachzudenken!

https://www.ardmediathek.de/video/bauerfeind-die-show-zur-frau/auge-um-auge-hass-im-netz-s03-e02/one/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTdmNzdkNDhjLTVjMzItNGFmYi1hMDE4LWE5MTU3NDNhMjFmNQ/

Sonntagvormittagherbstausflug

Die jüngste Tochter ist mit Papa unterwegs, auf einem zwei-Väter-zwei-Töchter-Segelwochenende an der Ostsee. Und beim Sonntagsfrühstück scheint die Sonne aus allen Knopflöchern. Grund genug für eine Planänderung meinerseits: Die Nähmaschine steht auch nachher noch an ihrem Platz, außerdem möchte sie sowieso gern gereinigt werden, ehe ich weiternähe.

Also wird die mittlere Tochter kurzerhand angefragt, ob sie auch Lust auf Meer hat. Auf Steinhuder Meer. Hat sie. Und so machen wir uns um 9 Uhr auf nach Steinhude. Das Timing ist super, denn um kurz vor 10, als wir dort ankommen, ist noch viel Seepromenade sichtbar und wenig Leute. Perfekt. So kann ich einigermaßen in Ruhe fotografieren, ohne dass mir ständig jemand durchs Bild läuft!

Die Farben an diesem Tag sind einfach genial. Egal, ob eher kaltes Blau oder die warmen Farbtöne der Bäume, so klar sind sie selten. Ich kann mich gar nicht sattsehen.

Meiner Meinung nach die besten Fischbrötchen von Steinhude. Auf jeden Fall findet jeder in unserer Familie hier die passende Sorte😋

Zwischendurch haben wir in einer Eisdiele Tee mit Pflaumen-Zimt-Geschmack getrunken, um uns etwas aufzuwärmen, dann schlenderten wir zurück zum Parkplatz. Obwohl sich auf dem Rückweg ganz andere Perspektiven ergaben, habe ich nur noch zwei Fotos gemacht, weil inzwischen anscheinend halb Hannover einen Sonntagsausflug in Steinhude veranstaltete…

Auf dem Rückweg nach Hause hielten wir in Loccum an, um noch einen Besuch in der Klosterkirche und im Garten des Klosters abzustatten. Es lohnt sich, auch, wenn in den Außenbereichen noch Restbauarbeiten erledigt werden. In der Kirche habe ich nicht fotografiert, obwohl allein die tolle Orgel ein gutes Motiv gewesen wäre. Aber die hört man vermutlich sowieso sinnvoller, statt sie nur zu sehen.

In dem ehemaligen Zisterzienserkloster ist die evangelische Akademie und das Priesterseminar der hannoverschen Landeskirche untergebracht. Und die Pilger auf dem Pilgerweg Loccum-Volkenroda können hier auch übernachten. Wenn man aus dem Wald auf der Rückseite des Klosters wieder in den Klosterhof zurückgeht, merkt man auch überhaupt nicht, dass man im Hier und Jetzt ist, man könnte genauso gut zweihundert Jahre zurückversetzt sein…

Langsam wurde es Mittagszeit, unsere Mägen knurrten und die Fischbrötchen im Auto riefen ihnen eine verlockende Antwort zu, also beendeten wir unseren Rundgang am Eingangstor des Klosters und fuhren zurück nach Hause.

Ob das so eine Art Pförtnerwohnung ist? Auf jeden Fall wunderschön!

Nun bin ich mal gespannt, wie der Beitrag dann „in echt“ aussehen wird, der Editor und ich waren uns heute nicht sehr einig und auch die Vorschaufunktion hat seit ein paar Tagen eine eindeutig andere Vorstellung davon, was sie zu leisten hat. Manchmal finde ich Änderungen im System einfach ätzend.

Die Nähmaschine ist übrigens wieder einsatzbereit und durfte das auch schon unter Beweis stellen. Gleich geht es also am neuesten Projekt weiter, in ein paar Tagen werde ich unter der Rubrik „Northern Star by Annuschka“ den Werdegang und das Ergebnis vorstellen.

Biedermeier – Annuschkapedia

Eine neue Etüdenrunde. Herausfordernd empfinde ich die Wortspende von Puzzleblume. Zur Einladung bei Christiane geht es übrigens hier.

Oje, dachte ich zunächst. Einen Biedermeier-Sekretär hat vielleicht ja noch so mancher von uns im Wohnzimmer oder zumindest auf dem Dachboden stehen, aber wie ich den mit niederträchtigem flöten in Verbindung setzen sollte, das entzog sich meiner Kenntnis. Bis mir heute der Zettel wieder ins Auge fiel, den ich auf meinem Schreibtisch vor den Monitor gelegt hatte, um immer wieder an diese drei Worte erinnert zu werden. Was weiß ich eigentlich so wirklich über diese Epoche, außer dass ich das Bild vom armen Poeten (Spitzweg) natürlich gut kenne, denn aus irgendeinem Grund bekommen Buchhändler das immer mal wieder vor die Nase gesetzt. (Ja gut, wir verdienen uns im Allgemeinen nicht so dumm und dusselig wie Herr Bezos, aber wenn man nicht zum Mond fliegen will, was soll’s, es regnet doch bei den meisten von uns nicht durch.)

Also sichtete ich erstmal den Wikipedia-Eintrag, der mir als Quelle für meinen nicht ganz ernst gemeinten Lexikon-Eintrag dient:

„Die Zeit des Biedermeier ist eine Epoche, die es nur in Deutschland, Österreich und Skandinavien gibt. Sie wird heute, ich weiß nicht recht, ist es eher niederträchtig oder nur folgerichtig, abschätzig als eine spießbürgerliche und kleinliche Zeit angesehen.

Ein Ursprung der Bezeichnung der Epoche dürfte in diesem Gedicht von Ludwig Pfau liegen:

Schau, dort spaziert Herr Biedermeier
und seine Frau, den Sohn am Arm;
sein Tritt ist sachte wie auf Eier,

sein Wahlspruch: Weder kalt noch warm.

Die letzte Zeile inspiriert mich kurz zu der Frage: Gibt es in Teilen unserer Gesellschaft vielleicht eine Biedermeier-Renaissance-Bewegung? Ein Schelm, wer böses dabei denkt…

Zum politischen Hintergrund: Die Völkerschlacht bei Leipzig und die Schlacht von Waterloo waren zu dem sprichwörtlich letzteren von Kaiser Napoleon geworden. Die konservativen Kräfte Europas, namentlich Franz I. von Österreich, der russische Zar Alexander I. sowie der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. wünschten sich eine Restauration. Klar, dass diese drei sich Zustände wie vor der französischen Revolution wünschten. Den Ausspruch ihres Zeitgenossen Sören Kierkegaard „Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muss man es aber vorwärts.“ kannten sie offensichtlich nicht, es ist nämlich sehr wahrscheinlich, dass der dänische Philosoph diesen Ausspruch noch nicht im zarten Kindesalter getätigt hatte.

Wie dem auch sei: Hoch lebte die Gemütlichkeit des heimischen Herdes, auch die Hausmusik. Wie viele Kinder mussten wohl ein Instrument erlernen, um abendlich zu flöten und damit die gestrengen Eltern zu erfreuen? Kinder und Mütter haben sich ganz bestimmt entspannt zurückgelehnt, wenn der Patriarch des Hauses zum Stammtisch ging, der ebenfalls in dieser Zeitspanne seinen Anfang nahm.  Und auch das ist eine Parallele zu bestimmten Milieus heute: Die Frau war die Herrin am Herd, der Mann hatte außerhalb des Hauses das Sagen.

Positiv: Kindererziehung wurde wichtig, es gab die ersten Spielzeugfabriken, Kindermode, Kinderliteratur und der Pädagoge Fröbel gründete den ersten Kindergarten.“

300 Wörter. Puh!

Reblog eines wichtigen Anliegens

Vom chronischen Fatigue Syndrom hatte ich schon gehört, da ich mich im Umfeld der Autoimmunerkrankungen Rheuma und MS mit dem anfallsartigen Auftreten von Müdigkeit beschäftigt hatte. Aber ganz ehrlich: so richtig die Folgen durchdrungen hatte ich nicht.

Als ich heute früh auf dem Umweg über Christiane diesen Blog entdeckt habe, ging mir einmal mehr durch den Kopf, dass unser Gesundheitssystem zwar grundsätzlich ein sehr ordentliches ist, aber es doch Bereiche gibt, wo die zunehmend ökonomische Orientierung dazu führt, dass menschliche Schicksale hintenüber fallen. (Wie gesagt, ich möchte mit mancher Erkrankung auch nicht in den USA oder in GB leben, da fällt vermutlich noch viel mehr hinten runter als bei uns.)

Trotzdem sei die Frage hier einmal mehr gestellt: Ist das hohe Gut Gesundheit etwas, worüber im äußersten Fall Aktionäre von Gesundheitskonzernen oder Pharmazieimperien entscheiden sollen? Bitte nicht falsch verstehen, auskömmliches Arbeiten und Forschen muss sein. Wenn etwas Gewinn dabei herausspringt, um ihn dann zu reinvestieren, auch sinnvoll. Aber diesen ganzen Bereich als eine Hochleistungskuh zu betrachten, die immer mehr gemolken werden kann, ist ganz sicher ein Irrweg. Nur mal so zum Nachdenken…

Der Lack ist ab…

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…die Erfahrung machen ja wir alle irgendwann. Die einen früher, die anderen später (oder vielleicht auch nur durch Sachzwänge?), und ganz ehrlich, es ist doch schon mal beruhigend, dass auch männliche Schauspieler nicht frei sind von den entstehenden Herausforderungen (Probleme klingt von vornherein so negativ). Denn landläufig sagt man doch immer, dass es für Männer jenseits der 40 wesentlich einfacher ist, an gute Rollen zu kommen als für gleichaltrige Frauen, unter anderem weil Männer mit grauen Schläfen distinguiert wirken, Frauen dagegen nicht mehr taufrisch sind, sondern verbraucht (Mir ging als erstes „abgewirtschaftet“ durch den Kopf. Ist das nicht furchtbar, wie sehr man sich doch an Klischees orientiert, sogar wenn man alterstechnisch zur Zielgruppe von Ratgebern gehört? Und sich selbst auch natürlich ganz anders sieht?)

Wie ich in einem früheren Beitrag schon erwähnte, ist das Buch in erster Linie ein Ratgeber für Männer, die sich in diesem gefährlichen Alter (eine Nachbarin nennt es „zweite Pubertät“, ich finde, das trifft es bei so manchem ganz gut) befinden. Je nachdem, wie gut man so jemanden kennt und wie weit man sich auf vermintes Gebiet vorwagen mag oder darf, kann es also durchaus mal abends auf dem Sofatisch liegen oder zu einem passenden Geburtstag verschenkt werden😉. Übrigens war ich, als ich schrieb, ich sei mir nicht sicher, ob ich das alles wissen wolle, was er beschreibt, bei dem Themenkomplex „Hämorrhoiden, Prostata und Darmspiegelung“. Da reichen mir doch eindeutig die frauenspezifischen Problemchen.

Im weiteren Verlauf des Buches geht es aber auch um alltägliche Vergesslichkeit (nein, nicht jedes tüddelig sein ist gleich ein Vorbote von Demenz, puh), um die Perspektive der eigenen Endlichkeit, die sinnlosen Vergleiche mit anderen, die wir offenbar krankhaft verinnerlicht haben (Und wozu die sozialen Medien Vorschub leisten, denn wer stellt schon Selfies bei Instagram ein, wenn er einen Hexenschuss hat oder eine Trigeminus-Neuralgie?) In diesem Zusammenhang fühlte ich mich so richtig heimelig bei dem Kapitel über Klassentreffen.

Mein Fazit: Ja, in erster Linie ein Männerbuch. Es hat mich als Frau aber auch nicht umgebracht, sondern an manchen Stellen amüsiert und an anderen zum Nachdenken gebracht. Nicht alles ist neu, was Kai Wiesinger schreibt, aber so manches gehört in die Kategorie „das muss mir immer mal wieder jemand sagen, damit ich es verinnerliche“. Klar, die eine oder andere Stereotype über das Verhältnis von Männern und Frauen oder über angeblich typische weibliche Verhaltensweisen fehlt auch nicht, aber wenn sich die Herren der Schöpfung dann besser fühlen, geschenkt. Ach so, wichtig ist vielleicht noch folgende Info: Da Herr Wiesinger Schauspieler ist, nicht Arzt, Psychologe oder was auch immer, hat er zu den einschlägigen Themen nicht in die Gegend phantasiert, sondern sich bei entsprechenden Fachleuten über die Hintergründe informiert. So etwas sollte normal sein, aber wir alle wissen, dass man es in der heutigen Zeit besser mal explizit erwähnt😉.

Bibliographische Angaben: Kai Wiesinger, Der Lack ist ab, Fischer Taschenbuch, ISBN 978-3-596-70677-8, € 11,-

Zettelwirtschaft

Es ist Montag, noch relativ früh am Arbeitstag und ich habe schon einiges erledigt. Die Woche ist jung und der Schwung noch frisch.

Kalle hat in aller Herrgottsfrühe einen Igel entdeckt, der über Nacht offenbar ein kuscheliges Plätzchen suchte – unter dem Tomatenkübel, den ich auf Ziegeln aufgebockt an der Hauswand stehen habe. Ob die halbreifen Tomaten, die noch an der kraftlosen Pflanze bis auf den Boden hingen, ihn dorthin gelockt haben, weiß ich nicht. Was ich jetzt aber sicher weiß: Heute oder morgen kommt das Tomatengestrüpp weg, da reift jetzt auch nichts mehr. Endgültig für dieses Jahr. Es war schwierig, den Hund vom Igel wegzubekommen, vielleicht hätte ich ihn auch einfach die pieksige Erfahrung machen lassen sollen, aber ich hatte einfach Mitleid mit dem kleinen Stachelball, der versuchte, noch tiefer unter den Kübel zu schlüpfen. Glücklicherweise hat er sich nicht „festgefahren“, eine Stunde später schaute ich ohne Hund noch einmal nach, da hatte er das Weite gesucht.

Ich habe bereits Wäsche zusammengelegt, an einem digitalen Leseexemplar von Kai Wiesingers „Der Lack ist ab“ weitergelesen (Mädels, es ist echt ein Männerratgeber für die Midlifecrisis. Ich werde später noch darüber berichten, bin mir aber schon jetzt nicht sicher, ob ich wirklich all das erfahren möchte, was er über die sensible männliche Befindlichkeit offenbart…)

Sogar zwei Rechnungen habe ich schon geschrieben und die private Haushaltsbuchführung der letzten Woche erledigt. Für letzteres kann ich mir breit grinsend selbst auf die Schulter klopfen (aber nicht zu doll, weil „Aua“), denn oft sitze ich am Monatsende vor einem Berg Supermarkt- und Baumarktquittungen und ächze beim entknittern… (Jaaa, Leute, ich bin ein bekennender Freak, ich führe seit über einem Jahrzehnt Haushaltsbuch und ich liebe es🙈, nicht so sehr, weil wir dann weniger ausgeben, sondern auch weil ich spätestens am Ende eines jeden Monats absehen kann, über welche Anschaffung wir uns übernächstes Jahr ärgern werden! Etwas regulierende Wirkung hat es aber auf jeden Fall.)

Aber jetzt, nach montäglichen viereinhalb Stunden zufriedenen Vor-mich-hin-werkelns, bekommt mein Tag den ersten Riss. Und das liegt mal wieder an dem unsäglichen Zettelkram, den man in viel zu vielen Supermärkten seit ein paar Jahren zusammen mit dem Kassenbon ausgehändigt bekommt: Je nachdem, was ich eingekauft habe, bekomme ich wahlweise Rabattcoupons für Fleisch oder Käse an der Frischtheke, gültig bis xx.yy.zzzz (wenn ich für mindestens 5 Euronen solches einkaufe), Vergünstigungen bei Damenbinden, Zahnpasta oder Weichspüler (das wundert mich dann doch immer, denn ich kaufe aus Prinzip nie Weichspüler, immer nur Waschpulver). Daran ärgert mich nicht nur der allgegenwärtige Algorithmus, der bereits beim Scannen der Ware auswertet, was ich denn so zu bezahlen habe, womit man mich beim nächsten Einkauf ködern könne, sondern auch die vollkommen unnötige Papierverschwendung.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich aus Millionen Einkäufern die Einzige bin, die diese Bons oft nicht einmal genauer ansieht, ehe das Gültigkeitsdatum abgelaufen ist. Ja, ich weiß, Marketingstrategien und so. Hab ich auch mal gelernt, aber es geht mir zunehmend so was von auf den Keks! Wir lernen diesen Herbst, dass das Vorhandensein von ausreichendem Druckpapier für Tageszeitungen und ganze Buchproduktionen (nicht nur für die Aspiranten der Bestsellerliste, sondern unter anderem auch Schulbücher!) keine Selbstverständlichkeit ist. Aber für alle möglichen Werbemaßnahmen, seien es nun diese oberüberflüssigen Coupons an der Supermarktkasse oder den gefühlt 25. Küchenmöbelprospekt (zur Abwechslung auch mal megabreite Sofas oder Boxspringbetten) gilt das anscheinend nicht. Es nervt. Und es ist alles andere als nachhaltig.

Hm, jetzt habe ich mich in dieses Thema dermaßen tief reinmanövriert, dass ich nicht in die Schlusskurve komme, die aber laut meinem ehemaligen Deutschlehrer Herr Schnickmann unumgänglich für den versöhnlichen Abschluss einer Abhandlung ist. Vielleicht funktioniert es so:

Ebenfalls nervt es, dass das zarte Pflänzchen Koalitionsverhandlung schon vor seinem Aufkeimen wahlweise kaputtgeredet oder in den Himmel gehypt wird. Leute, ich habe nur eine Bitte: Piano! Lasst die drei Parteien doch erstmal so richtig ins Schaffen kommen. Bisher war es nur das Vorgeplänkel, die echte Arbeit beginnt doch erst noch. Und dann lasst sie zeigen, was sie können oder auch nicht. Alles ist besser als Stillstand, aber irgendwie echt deutsch: Alles soll sich ändern, aber dabei bleiben, wie es ist.

In diesem Sinn, eine schöne Woche und lasst euch am Donnerstag nicht wegpusten.

Wenn das Wasser kommt

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Den Zusatz „Ein Essay“ hatte ich doch glatt überlesen, als ich mir das Leseexemplar bei Netgalley runterlud. Aber so kam es, dass ich in einem Rutsch beim Warten auf die abendlichen Nachrichten das gesamte Büchlein durchlesen konnte.

Kann nicht. Darf nicht. Geht nicht.

So charakterisiert Rutger Bregman seine niederländische Heimat und ihre Menschen. Und diese Aussagen tragen sie so lange vor sich her, bis eine Katastrophe eintritt. Ab dann sind die Niederländer allerdings in der Lage, das Unmögliche möglich zu machen. Spätestens seit 1953 gäbe es sonst große Teile der Niederlande nicht mehr. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass dieser Essay 2020 geschrieben, für die deutsche Ausgabe aber um einige spezifisch deutsche Informationen durch Susanne Götze erweitert wurde.

Jedenfalls, ausgehend von der großen Flutkatastrophe 1953 in den Niederlanden und der neun Jahre später Hamburg verwüstenden Sturmflut breitet Bregman seine These aus, dass die Menschheit erstens ziemlich geschichtsvergessen ist und zweitens, dass immer die Neigung da ist, zu sagen „Wird schon nicht so schlimm kommen“. Bemerkenswert, denn eigentlich steht diese Haltung ja im krassen Gegensatz zur typischen „German Angst“.

Die surreale Absurdität liest sich dann beispielsweise so:
„Noch schlimmer trifft es die Ostfriesischen Inseln, deren Untergrund aus Sand besteht. Sie liegen ungeschützt gegen jede Sturmflut vor der Nordseeküste und ragen nur wenig über den Meeresspiegel hinaus. Viele dieser Inseln haben Schutzdünen aus Sand, auf denen sogar teilweise Häuser stehen. Bei einem Meeresspiegelanstieg ab einem Meter und einer Zunahme von Sturmfluten sind sie stark gefährdet, Hotels und Ferienhäuser erste Opfer der Fluten. Aus diesem Grund verklagte eine Familie von der Nordseeinsel Langeoog die Europäische Union auf schärfere Klimaziele – und scheiterte 2021 am Europäischen Gerichtshof.[41]Was manche Bewohner schon heute nicht mehr schlafen lässt, ist dem Immobilienmarkt offenbar komplett egal: Ein Grundstück auf Langeoog in der Nähe zum Strand kostet spektakuläre 7200 Euro pro Quadratmeter. Eine geeignete Versicherung, die künftige Schäden mit abdeckt, bietet allerdings niemand mehr an. (6. Kapitel)

Wie bitter muss es für die Journalistin Susanne Götze gewesen sein, ihr Nachwort mit diesen Worten zu beginnen:
„Kaum hatte ich den Stift für die Erweiterung des Textes von Rutger Bregman beiseitegelegt, da passierte es. Das Wasser kam. Noch hatte ich den Satz von Michael Kleyer aus Oldenburg im Ohr: «Natürlich gibt es unwahrscheinliche Konstellationen. […] Aber wir wissen, dass diese Extremwetter durch den Klimawandel zunehmen. Wir können das ernst nehmen – oder wie bei den großen Fluten Mitte des Jahrhunderts hoffen, dass alles nicht so schlimm kommt. »Es war unheimlich, fast surreal, dass dieser Essay so schnell von den Ereignissen überholt wurde. Erftstadt, Schuld, Altenahr – diese überschwemmten Orte in Westdeutschland haben im Juli 2021 die so «unwahrscheinlichen» Konstellationen erfahren. Die ganze Republik konnte tagelang verfolgen, dass die angebliche Sicherheit, in der wir uns in Deutschland wiegen, nur ein schöner Schein ist. Als die braunen Wassermassen zwischen den Fachwerkhäusern brausten, Menschen auf den Dächern auf die Helikopter warteten und Einwohner nach ihren Angehörigen suchten, wurde diese Illusion begraben. Das Unwahrscheinliche wurde wahr, aus Sicherheit wurde Angst, aus Schwarzmalern wurden plötzlich Propheten. All das, was dieser Text beschreibt, wurde uns in den vergangenen Monaten wie durch einen Spiegel vorgehalten. Doch nach fast 200 Toten, Tausenden zerstörten Existenzen und apokalyptischen Szenen aus den Flutgebieten dankt niemand den Propheten, die es ja schon wussten. Keiner vergibt Orden dafür, dass man recht hatte. Und wer wollte sie auch haben?“

Und erst die Diagnose dessen, was wirksame Maßnahmen zu oft verhindert:
„Für eine echte Krisenvorsorge müsste die Politik aber weit vorausdenken. Dieses langfristige Denken fehlt in Politik und Wirtschaft.“
So lange das Denken und Handeln bestimmt ist von Legislaturperioden und Geschäftsjahren, so lange kann man kein vorausschauendes Denken, geschweige denn Handeln erwarten. Und so lange niemand zugeben mag, dass Verbesserungen erstmal weh tun können, ehe sich ihr Sinn zeigt, bleibt das Denken deswegen „Wird schon nicht so schlimm.“

Bibliographische Angaben: Rutger Bregmann/Susanne Götze, Wenn das Wasser kommt, Rowohlt Verlag, ISBN 978-3-499-00729-3, € 8,-

„Ohne Rücksicht!“

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Wer kennt sie nicht, die Zeitung mit den vier Großbuchstaben? Und wer kennt nicht den Ruf, der ihr vorauseilt? Als ich noch zur Schule ging, so Ende der 70er Jahre oder auch Anfang der 80er, kursierte der Spruch „Mutter drehte Kind durch den Fleischwolf. BILD sprach als erstes mit dem Klops!“ und ich wusste überhaupt nichts damit anzufangen, denn im Haus meiner Eltern fand die BILD schlichtweg nicht statt. Mit zunehmendem Alter sah ich die Schlagzeilen, wenn ich beim Bäcker in der Schlange stand oder nach der Schule im Kiosk mein Schokokuss-Brötchen holte. Ich fand sie stets sehr merkwürdig, dachte mir aber nicht so sehr viel dabei. Das änderte sich erst mit der Buchhändler-Ausbildung, denn es gab auch ein Zeitschriften-Regal in der Buchhandlung. Das tägliche Austauschen der Tageszeitungen und die wöchentlichen Remittenden gehörten zum Aufgabenbereich der Azubis im ersten Lehrjahr.

Also, ich hätte ja wissen können, was auf mich zukommt, wenn ich dieses Ebook in die Hand nehme. Allerdings ist es bis heute so, dass diese Zeitung nicht die Schwelle unseres Hauses überschreitet und ich daher nie so ganz genau weiß, was dort alles so geschrieben wird. Ich muss gestehen, für dieses Buch habe ich fast vier Monate gebraucht. Mit vielen Pausen zwischendurch, denn ich mochte mir die geballte Ladung wiedergegebenen Mist nicht auf einmal antun. Chapeau an die beiden Autoren, die alles, was sie beschreiben, sauber recherchiert und dokumentiert haben. Ich frage mich, was braucht man als Ausgleich, um bei dieser Tätigkeit seelisch gesund zu bleiben.

In den letzten Monaten hat man ja auch, wenn man nicht selbst dieses Blatt liest, mitbekommen, dass der Chefredakteur offensichtlich „Compliance“-Probleme hat, was sehr wohlklingend und elegant umschreibt, dass er keinerlei Skrupel hat, Frauen, Minderheiten und Opfer von Straftaten gnadenlos zu instrumentalisieren. Ich weiß nicht, was ich ekelhafter finden soll: Die absolut menschenverachtende Art, Journalismus zu betreiben, die Bereitschaft von ausgebildeten JournalistInnen, das beruflich mitzumachen oder die Treue von viel zu vielen Lesern zu diesem Blatt, in das ich nicht mal auf dem Wochenmarkt meinen Fisch eingewickelt haben möchte.

So ziemlich jede Bevölkerungsgruppe ist schon in ehrverletzender Weise durch den Kakao gezogen worden (Das ist noch viel zu harmlos gesagt, denn zu häufig werden geradezu Existenzen zerstört!), vom Hartz-IV-Empfänger bis zum hochdotierten Wissenschaftler, Spitzensportler ebenso wie Spitzenpolitiker, von Frauen, queeren Personen, Migranten gar nicht erst zu reden. (Wer käme zum Beispiel auf den Gedanken, bei einem männlichen Fußballprofi in der Öffentlichkeit zu spekulieren, wie gut er denn „bestückt“ sei oder da sei in der Rückansicht ja ein prächtiger Knackarsch zu erkennen! Bei den Spielerinnen werden aber ständig Äußerlichkeiten betont, ehe auch nur ansatzweise auf die Leistung auf dem Spielfeld eingegangen wird.) Trotzdem lesen aus allen diesen gesellschaftlichen Gruppen Menschen tagtäglich diese Zeitung und mehr noch: selbst seriöse Parteien oder Medien nutzen die Berichte als Referenzen!

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass in diesem Herbst Zeitungspapier knapp ist? Bloß für ein Schmierenblatt mit dicken schwarzen und roten Lettern, da scheint genügend Kapazität vorrätig zu sein…

Mein Fazit: Ja, es mag den einen oder die andere geben, die mir bescheinigen, dass ich in manchen Dingen heillos naiv bin. Ich habe einfach riesige Schwierigkeiten, es auf die Kette zu kriegen, dass dieses Geschäftsmodell funktioniert. Obwohl ich weiß, dass es so ist. Aber dieses Buch habe ich trotz meiner Schwierigkeiten als sehr wichtig empfunden. Eine andere Rezensentin schrieb, die Leute, die total auf BILD stehen, erreiche man leider eher nicht und ich gebe ihr Recht mit dieser Einschätzung. Aber ich hoffe doch sehr, dass es Menschen gibt, die bisher eher gleichgültig waren und zukünftig diese Art „Journalismus“ nicht mehr hinnehmen wollen.

Bibliographische Angaben: Mats Schönauer/Moritz Tschermak, Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet; Verlag Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-05354-8; € 18,-

PS: Beim Schreiben des Beitrags ging mir immer wieder von den Ärzten das Lied „Lasse reden“ durch den Kopf…

Achtung, Schreiben könnte explosiv sein!

Zuerst die guten Nachrichten:

Erstens: Schreiben klappt auch zuhause! Bei mir bevorzugt zu Zeiten, wo Lucy mich nicht mehr schlafen lässt (zurzeit jeden Morgen ein bisschen früher als am Tag zuvor, wir sind gerade bei viertel vor fünf🥱 angekommen…), aber der Kaffee schon fertig ist. Wobei: ich versuche sie ja immer noch ein bisschen zu vertrösten, aber sie ist genauso stur wie ich.

Zweitens: ich muss das Schreiben gar nicht mehr lernen! Ich schreibe ja bereits. Nicht nur hier auf dem Blog, ich habe auch etliche gefüllte Notizbücher, die ich mal wieder ausgraben sollte. Notizen und Beobachtungen von langen Bahnfahrten zum Beispiel. Wann immer ich in den letzten Jahren nach Köln, Berlin, Bremen, Würzburg oder sogar nach Lörrach musste, hatte ich Schreibzeug dabei und ich gestehe, Bahnfahrten lösen in mir eine voyeuristische Ader aus. Ich liebe es, Mitreisende zu beobachten; durch die Zunahme von Smartphones und Tablets ist es ja leider nicht mehr so einfach, mit dem Sitznachbarn ins Gespräch zu kommen.

Das letzte Mal war auf der Heimfahrt aus Köln, und den Kunden, bei dem ich damals war, gibt es schon seit acht Jahren nicht mehr. Damals saß neben mir eine junge Frau, die aus Ostafrika heimkehrte. Es war Herbst, zwischen Wuppertal und Hagen hatten sich renitente nasse Blätter auf den Gleisen niedergelassen. Der Zug vor uns kam nicht mehr den Hügel hoch, so dass wir in Wuppertal-Barmen eine halbe Stunde festhingen. (Hieß es in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts noch „Die Bahn kommt“ mit einem feschen kleinen Bruder des ‚Greaseball‘ aus Starlight Express auf dem Plakat, so gibt es zunehmend vier Feinde der Bahn: Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Ich weiß, der hat ’nen langen Bart…)

Diese junge Frau damals erzählte mir, dass sie durch halb Äthiopien mit einem alten, klapperigen Bus, der eine Nylonstrumpfhose als Keilriemenersatz hatte, ohne größere Probleme gereist sei, mit einer ostafrikanischen Airline, die nicht für ihre übergroße Zuverlässigkeit bekannt war, nach Köln-Bonn geflogen sei, ohne dass es Katastrophenalarm gab, nur um jetzt in einem hochmodernen deutschen Technikwunder festzusitzen. Naja, sie war etwas fassungslos…, so kurz vor der elterlichen Heimat.

Ich bin abgeschweift, und schon daran kann man sehen, wie schnell man doch ins Schreiben kommt, ins schriftliche Erzählen dessen, was einem zum Beispiel beim Reisen so vor die Füße fällt. Jedenfalls bin ich vom Bahnfahren extrem fasziniert, weil sich dort die wunderlichsten Beobachtungen machen lassen, seien es frühmorgendliche Felder mit Hundespaziergängern, die Rückseiten von Schrebergärten, die merkwürdigerweise so gern an Bahnstrecken zu finden sind oder halbverfallene Industrieruinen, wo ich dann am liebsten immer aus dem Zug springen würde, um sie zu fotografieren.

Aber, und nun kommt das Gefährliche am Schreiben: es schleicht sich unweigerlich etwas ganz intimes ein. Etwas von mir. Etwas, von dem ich oft bis zum Niederschreiben nicht wusste, dass ich es so empfinde. Und von dem ich erst recht nicht weiß, ob ich es in die große, weite Welt entlassen will.

Andererseits ist aber gerade dieses höchstpersönliche Etwas genau das, was der ausgedachten Szene erst Leben einhaucht, sie aus der grauen Theorie holt, sie zu etwas macht, das Leser nachempfinden können. Heute früh habe ich gedacht, so als kleine Schreibübung könnte ich mal den Nebelspaziergang, den ich vor einigen Wochen hier auf dem Blog beschrieben habe, mit Worten nachzeichnen. Ehe ich mich versah, bekam diese kleine Übung ein Eigenleben, das mich selbst erstaunte und ein bisschen auch erschreckte, denn ich wusste nicht, dass diese Gefühle, die ich niederschrieb, in mir wohnten. Ich weiß auch nicht, in wie weit es meine eigenen Gefühle sind oder solche, die ich jemand anderem ins Tagebuch schrieb.

Auf jeden Fall war ich nach einigen Minuten mit dem Nebel, dem Moor und der Person so im Fluss, dass ich quasi aus dem Stand einen Dialog schrieb, der ganze zehn Seiten in meiner Kladde benötigte. Vor meinem Auge formte sich eine Szene, die ich mir mit Bild, Geruch und Gefühl vorstellte, und die ich leider dann unterbrechen musste, weil wir zum Gottesdienst fahren wollten. Und das geniale ist, ich bin mir ganz sicher, dass ich diese Szene wiederbeleben kann, um sie fortzuschreiben. Dann muss ich mir nur noch überlegen, ob ich sie mit vielen anderen Szenen und einem Schauplatz, den ich mir auch für mich selbst und meine Familie wünsche, aber aus ganz vielen Puzzleteilen von verschiedenen Orten zusammenbastele, auf die Menschheit loslasse. Oder ob es mein eigener, kleiner, privater Traum bleibt. Nur noch. Klingt auch leichter, als es vermutlich sein wird. Mal sehen…

Schreiben in Cafés

Das Buch habe ich mir bestellt, nachdem ich das Foto von dem Buch beim Aufräumen der Handyfotos wiedergefunden habe. Ich freue mich schon sehr darauf, es zu lesen, hoffe ich doch unter anderem auf Inspiration und vielleicht auch ein klitzekleines bisschen Handwerkszeug.

Es heißt ja, dass es ohne Cafés keinen Harry Potter geben würde, weil J.K. Rowling dort ihr erstes Manuskript auf Servietten schrieb. Ok, das stelle ich mir sehr unkomfortabel vor, schon wegen der Papierqualität… Schreibpapier kann ich also ohne Weiteres selber mitbringen.

Schwieriger finde ich die Tatsache, dass die Café-Dichte ständig abnimmt. Nicht nur durch Corona, in Minden habe ich es vorher schon erlebt, dass Cafés geschlossen wurden, und wenn denn in den Räumen wieder Gastronomie einzog, dann oft als Burgerladen oder Tapas-Bar. Und das empfinde ich als Problem. Warum, willst du wissen?

Eine üppige Sahnetorte oder auch gedeckten Apfelkuchen, eine Waffel mit heißen Kirschen oder Käsekuchen isst man im Allgemeinen gepflegt mit der Gabel, trinkt ab und zu ein Schlückchen Kaffee, Tee oder heiße Schokolade und beobachtet ansonsten interessiert die Umgebung. Das bietet sowohl Inspiration als auch saubere Hände zum Schreiben.

Aber seit 53 Jahren schaffe ich es nicht, einen Burger ohne Zuhilfenahme der Finger zu essen, ehrlich gesagt benutze ich dafür auch nur äußerst ungern Messer und Gabel. Denn wenn ich mir mal einen bestelle, dann reicht nicht die labberige Mekkes-Basisvariante, höchstens 1,5 cm dick und mit nichts als einer Gummibulette belegt, sondern er muss schon üppig gefüllt sein, egal ob fleischig oder vegetarisch. Mit Käse, Tomaten, Gurken, gern auch Aubergine, frischen oder gerösteten Zwiebeln und reichlich Soße plus Senf. Da bräuchte ich statt der Gabel ja schon mindestens eine Mistforke! Und als Messerersatz eine Motorsäge. Also quetsche ich mir die Dinger halt zwischen die Pfoten, da besteht wenigstens die reale Chance, dass er nicht komplett auseinanderrutscht, weil ich alle Finger zum Käfig um den Burger forme. Dazu Pommes, die ich ebenso immer noch am liebsten infantil mit den Fingern in den Ketchup tunke. Wie soll ich denn dabei schreiben oder erst recht Leute beobachten, ob die sich beim Essen genauso doof anstellen wie ich?

Also, ich werde als erstes mal die Eiscafés auf ihre Tauglichkeit als Schreibstuben testen, ehe die Spezies der italienischen Eisverkäufer zum Überwintern in den Süden zieht (Ich kann sie gut verstehen, schließlich hatten sie ja außer viel Arbeit vor allem mitunter über alles meckernde Deutsche im Sommer.) Mit dem Buch, einer Kladde und einem flüssig schreibenden Stift. Mal schauen was dabei herauskommt, ich berichte dann später…

Das kommt davon

Nachdem ich die letzte Etüde verpasst habe (was nicht an der Wortspende, sondern an meiner Schusseligkeit lag), mache ich dieses Mal wieder mit bei den abc-Etüden. Die Einladung von Christiane findest du hier, ebenso wie die Regeln.

Nur mit der Überschrift hapert es etwas. Ach was, ich nenne die Etüde kurzerhand

Das kommt davon!

 „Was ist das für eine sperrige Kiste?“ Ächzend wuppte Tibor, der Bühnenarbeiter, einen schrankgroßen Holzkasten mit fünf stabilen Schlössern durch die überbreite Tür ins Materiallager. „Und überhaupt: Wieso baut man eine Sperrholzkiste und sichert sie dann wie Fort Knox? Ein gezielter Axthieb und ich komme trotz des vielen Metalls an den Inhalt!“

Sabine, die Lagerleiterin des Theaters, stand mit einem Klemmbrett unter dem Arm daneben und blickte über ihre Lesebrille. „Untersteh dich gefälligst. Diese Kiste gehört Willi Wahnsinn, unserem neuen Geheimkünstler für die Illusionsshows! Du willst nicht wissen, was der mit dir anstellt, wenn du in seine Geheimnisse eindringst und ihn bloßstellst!“

Tibor schnaubte belustigt: „Was soll er denn schon großartig tun können? Passiert ist passiert. Aber keine Bange, ich war doch nur einen Tucken neugierig. Das Ding ist nämlich sauschwer. Müssen ja gewichtige Illusionen sein, die der Herr Wahnsinn im Gepäck hat. Fast so schwer wie die Harley der Ehrlich-Brothers, aber die kann man wenigstens fahren…“

„Wie, du bist tatsächlich mal mit der Harley von den beiden gefahren? Das ist ja irre! – Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Die Spezialität von Willi Wahnsinn ist es, den Menschen absoluten Unfug so erfolgreich einzureden, dass sie sich total merkwürdig verhalten. Wenn er dir suggeriert, dass du ein Teekessel bist, dann pfeifst du, als ob das Wasser überkocht, sollst mal sehen!!!“

Ungläubiges Lachen war die Antwort von Tibor, das abrupt in ein jämmerliches Miauen überging, während er sich auf alle Viere fallen ließ und seinen Kopf an Sabines Bein rieb. Hinter der Tür feixte Willi Wahnsinn, der ihm gerade noch aus dem Hintergrund zugeflüstert hatte: „Kater Tibor, du hast großen Hunger und bettelst bei deinem Frauchen Sabine um eine Dose Thunfisch…“

„Siehste! Sag ich doch.“ war Sabines einzige Reaktion, bevor sie das Lager verließ. „Das kommt davon!“

295 Wörter

Nicht einer meiner besten Einfälle, aber ich hatte heute nach einem murksigen Tag das tiefe Bedürfnis nach Albernheit. Wer weiß, wofür es gut ist. Immerhin habe ich noch einen langen Lernabend vor mir. Macht’s gut.

In Gottes Dunkelkammer

©Pixabay

Na, das ist aber Old School, denkst du vielleicht jetzt. Dunkelkammern, wer braucht die denn noch? Oder vielleicht sogar: Was ist das überhaupt, eine Dunkelkammer?

In einer anderen Zeit, bevor es Digitalfotografie gab, legte man Zelluloidfilme in seine Kamera, wenn man fotografieren wollte. Da passten dann 12, 24, 36 oder in der Luxusvariante auch mal 72 Fotos drauf. Und wenn man wissen wollte, ob die Bilder gelungen waren, musste man den Film in ein Labor geben oder selber in die Dunkelkammer gehen, zum Entwickeln des Films.

In ziemlicher Dunkelheit und mit stinkigen Chemikalien. In einer bestimmten Reihenfolge wurde der Film durch Bäder mit chemischen Lösungen gezogen, zwischendurch musste er immer wieder trocknen und es durfte kein Licht in die Dunkelkammer geraten. Viel Geduld brauchte es dafür, genau wie Konzentration, und wenn man Pech hatte, waren einzelne Fotos „nichts geworden“, weil sie überbelichtet oder verwackelt waren oder weil sie einen doofen Bildausschnitt hatten.

Aber was hat das denn mit unserem Glauben zu tun? Manchmal eine ganze Menge. Der Ausdruck stammt auch übrigens nicht von mir, er ist mir bei einem Willow-Creek-Kongress begegnet, in einem Vortrag einer australischen Gemeindeleiterin. Und seitdem nicht aus dem Kopf gegangen.

Erstens, weil es beruhigend ist, dass nicht nur ich kleine und unwichtige Person aus Porta Westfalica mich manchmal so fühle, sondern dass es auch international bekannten Größen aus den Mega-Churches passieren kann. 

Zweitens, weil die letzten eineinhalb Jahre mir teilweise auch so vorkamen. Durch Corona und die Lockdowns gab es einen Zustand, der an die finstere und muffige Dunkelkammer erinnerte. Es ging nicht weiter, es gab keine Entwicklung; alles, was wir in den letzten Jahren geplant und eingeführt hatten, lag brach und war verloren. Nichts geworden! Wir hatten Kinder mit Freizeiten begeistert, Jugendliche an die Arbeit mit den Kindern herangeführt, nicht wenige hatten sogar die Basix-Schulungen mitgemacht. Und nun konnten wir bei aller Motivation nicht weitermachen.

Und dann schwand diese Motivation mit der Dauer der Einschränkungen.

Und das ja nicht nur bei der Jugendarbeit. Ob in Schule oder Beruf, in Sportvereinen, Feuerwehr oder Skatrunden, alles stand still, nirgendwo gab es Möglichkeiten für Beschäftigung und Treffen.

Ich weiß nicht, was diese Zeit für dich und deinen Glaubensweg bedeutete, für mich bedeutete es zunächst viel Gebet, Zeit zum Nachsinnen oder auch kreatives Herangehen. Mit der Dauer der Pandemie hatte ich jedoch das Gefühl, alle kreative Energie würde sich verflüchtigen, ich hätte längst genug nachgedacht und mein Gebet würde ungehört verhallen. Die Zeit der Lockdowns erwies sich nicht nur als Chance zur Verlangsamung des Lebens, sondern auch als gewaltiger Energieräuber.

Aber auch in diesen Momenten gab es immer wieder die Zusagen aus der Bibel, die mir halfen, die Hoffnung und den Mut nicht zu vollends zu verlieren:

Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der HERR, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst. (Jos 1,9 HfA)

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. (Psalm 23,4)

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jes 43,1)

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. (Mt 7,7)

Am meisten aber hat es mich immer wieder beruhigt, wenn ich den 121. Psalm gelesen habe:

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.
Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.
Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

Seit einiger Zeit ist nun wieder „Land in Sicht“. Das gesellschaftliche Leben wird, auch dank der Impfungen, wieder freier und vielfältiger. Veranstaltungen finden wieder statt, manche etwas zaghaft und vielleicht sogar ungelenk, aber wir können wieder durchatmen. Gemeinschaft erleben.

Am letzten Wochenende habe ich mit zwei meiner Töchter ein Intensivseminar für christliches Yoga besucht. Zum ersten Mal seit langen Monaten sind wir mit der Bahn gefahren, zum ersten Mal haben wir wieder längere Zeit mit „fremden“ Menschen verbracht, zum ersten Mal sind wir wieder mit einer Gruppe sportlich aktiv geworden, zum ersten Mal konnten wir in einer Gemeinschaft wieder geistlich auftanken und auch zum ersten Mal wieder mit mehreren Menschen eine lebendige Bibelarbeit erleben. Und was meinst du, was für eine Freude es war, dass der Psalm 121 eine wichtige Rolle spielte!

Zum ersten Mal erlebten wir so intensiv, dass die Zeit der Dunkelkammer dem Ende zugehen wird, dass die Entwicklung absehbar abgeschlossen sein wird. Bis die Filme irgendwann wieder voll sind. Bis die Dunkelkammer uns wieder ruft.

Aber bis dahin: Genießen wir die Zeit in der Sonne, im warmen Licht, in der Gemeinschaft.

(Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog der Jugendarbeit unserer Gemeinde, dort war ich gebeten worden, etwas zu schreiben. Für alle hier, denen die Schilderung des Procedere in der Dunkelkammer arg verkürzt vorkommt: es war keine exakte Arbeitsbeschreibung, sondern nur das Prinzip für die „Generation Handyfoto“ kurz umrissen😉.)

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