
Wenn ich manchmal denke, ich komme aus der tiefsten und piefigsten Provinz, dann belehrt mich dieses Buch eines Besseren. Und das auf eine sehr amüsante Weise mit knochentrockenem Humor, der den Dünkel einer niederrheinischen Landadelskaste wunderbar karikiert.
Frau Dr. Anna von Betteray, nicht mehr ganz junge Pastorin, nicht nur promoviert, sondern auch vom Katholizismus konvertiert, schwarzes Schaf der Familie, kommt als Vertretungspfarrerin in eine Gemeinde in ihrem Heimatort. Die schwer konservativen Einwohner machen ihr das Leben zunächst schwer, ihre Mutter (obwohl Bürgerliche, die in den niederen Adel eingeheiratet hat, mit gewaltigem Standesbewusstsein) und ihre Schwester machen ihr das Leben schwer und sie selbst bringt auch so ihre Problemchen mit.
Aber weil sie beharrlich und auch etwas starrköpfig ist, lässt sie sich nicht unterkriegen und erobert sich einen Platz in der merkwürdigen Kleinstadtgesellschaft. Der Erzählstil, den ich plattdeutsch als „dröge“ bezeichnen würde, die Situationskomik und die liebevoll-komische Darstellung der Charaktere macht das Buch zu einer vergnüglichen Landpartie an den Niederrhein im Kreis Kleve.
Autorin ist Anne Gesthuysen, die selbst aus der Gegend stammt und die kleinen und großen Macken des Menschenschlages dort aus erster Hand kennt. Wer leicht zu lesende, aber nicht triviale Unterhaltung sucht, ist hier ganz richtig.
Bibliographische Angaben: Anne Gesthuysen, Wir sind schließlich wer, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-05408-8, € 22,-
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