
Der Untertitel des Buches lautet „Die glänzenden und die dunklen Jahre der Physik (1895-1945)“ und es behandelt die Epoche der großen, bahnbrechenden Entdeckungen der Physik, die unser Leben bis heute beeinflussen und die damals geradezu revolutionär waren. In diesem halben Jahrhundert erreichte die Wissenschaft ungeahnte Erfolge, wie die Entdeckung der Radioaktivität.
Anhand dieses konkreten Beispiels kann man sehr deutlich die beiden Seiten der Medaille sehen: Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert galt das von dem Ehepaar Curie entdeckte Radium als Mittel für und gegen einfach alles: Es sollte (auch auf sexuellem Gebiet) leistungssteigernd wirken, die Alterung verzögern und vieles andere, es gab einen regelrechten Hype. Der sich allerdings nicht nur auf die beiden Entdecker, sondern auch auf die Konsumenten gesundheitlich äußerst übel auswirkte: Marie Curie starb an der Strahlenkrankheit, manch einer, der auf die Wunderkraft des Radiums vertraute, verreckte an Krebserkrankungen.
Auch sonst stellte sich im Laufe der Zeit heraus, dass Radioaktivität nicht nur die relativ saubere Energieerzeugung ermöglicht (jedenfalls, solange man die Endlagerung ausklammert), sondern eine Waffe mit gewaltigem Zerstörungsausmaß für Mensch und Umwelt darstellt.
Im Buch geht es natürlich um die großen Pioniere der Physik, Einstein, Bohr, Planck, Heisenberg, Schrödinger, die Curies… Sie prägten ihre Zeit, sie befruchteten sich gegenseitig in ihren Forschungen, sie waren Rivalen, sie feierten Erfolge und sie erlebten Scheitern. Und liefen sich persönlich oder zumindest bildlich gesehen immer mal wieder über den Weg. Und mitunter kamen ihre Erkenntnisse politischen Agitatoren für ihre Kriegstreiberei gerade recht, darin wohnt eine gewisse Tragik.
Ein spannendes Buch, nicht nur für physikbegeisterte Menschen.
Bibliographische Angaben: Tobias Hürter, Das Zeitalter der Unschärfe, Klett-Cotta, ISBN 978-3-608-98372-2, € 25,-
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