Das Cover gefiel mir zuerst, dann schaute ich mir die Inhaltsangabe an und dachte: „Ach ja, Schottland. Schön, das lese ich jetzt mal…“
Vielleicht, weil meine Mutter Hyazinthen auch immer sehr liebte? Bei uns im Garten wachsen etliche, aber nicht so ausgefallene Sorten wie in diesem Buch gesucht werden. Draußen mag ich sie auch sehr, nur mit dem sehr intensiven Duft komme ich nicht so gut zurecht, er bringt mich zum Niesen. Glücklicherweise aber nicht beim Lesen😀.
Was soll ich sagen, die Geschichte nahm mich mit auf die Hebriden, jahreszeitentechnisch musste ich mich nicht groß umgewöhnen, denn die Handlung spielt im Februar und das Wetter im Buch ähnelte dem realen Wetter hier und jetzt. Ich konnte also im warmen Zimmer sitzen, gemütlich mit Buch und Tee, und der Protagonistin Lilly über die Schulter schauen, wie sie sich im ehemaligen elterlichen Garten durch Matsch und Schneeregen wühlte. Dass sich ein gut gehütetes Familiengeheimnis hier verbarg, welches die totkranke Mutter niemals erwähnt hatte (und für die Lilly alle Strapazen auf sich nahm), in diesem Garten seinen Lauf genommen hatte, das entblätterte sich beim Lesen Stück für Stück.
Obwohl sich zumindest in Grundzügen relativ schnell erahnen lässt, worum es geht, wird das Lesen nie langweilig, was auch an den liebevoll herausgearbeiteten Charakteren liegt. Im Endeffekt war das Buch für mich gerade richtig, weil ich dringend etwas brauchte, das mich von Grübeleien in anderen Richtungen abhielt und ablenkte. Vollends gelungen! Unterhaltungsliteratur? Ja, im besten Sinn.
Bibliographische Angaben: Claudia Romes, Das Geheimnis der Hyazinthen, Aufbau Taschenbuch, ISBN 978-3-7466-3816-4, € 12,-
Das Schreiben fällt mir im Augenblick schwer. Ich habe einerseits jede Menge Gedanken im Kopf, bekomme sie aber vor dem Aufschreiben nicht in eine sinnvolle Reihenfolge.
Daher habe ich heute mal wieder den Tag an der Nähmaschine verbracht, denn beim Nähen kann ich einfach ins Blaue denken, oder wie in diesem Fall ins Gelbe, Grüne oder Orangefarbene.
Geschichten, die erzählt werden, mit dem gewissen wohligen Gruselfaktor, aber gleichzeitig einer hohen Glaubwürdigkeit, weil der Erzähler direkt oder um drei Ecken die Person kennt, der es passiert ist. Das ist nichts Neues. In den 1990er Jahren, also zu einer Zeit, als wir noch nicht am elektronischen Gängelband der sozialen Netzwerke hingen, sondern quasi in der informationstechnischen Steinzeit vor uns hin vegetierten, hatte der bis dato durch äußerst seriöse juristische und historische Fach- und Sachliteratur bekannte Verlag C.H. Beck einen Hype gestartet. Der Volkskundler Rolf Wilhelm Brednich war laut Wikipedia der Erste in Deutschland, der sich mit modernen Sagen, heute „Urban Legends“ genannt, ausführlicher beschäftigte. Und C.H. Beck hatte damals den Riecher, den Jahre später der Carlsen Verlag bei Harry Potter hatte. Ich meine mich zu erinnern, dass insgesamt fünf Bände mit diesen Erzählungen erschienen.
Warum ich euch davon erzähle? Weil ich freitags gern den Podcast „Das Politikteil“ der ZEIT höre und es heute um die aktuellsten Auswüchse dieser Märchengattung geht: https://open.spotify.com/episode/22RuGpJvFkjlus8FprbzKy
Es lohnt sich, bei dieser Folge einmal ganz genau zuzuhören, denn die eine oder andere Erzählung haben viele von uns sicher auch schon mitbekommen. Und da der kollektive Empörungslevel inzwischen sehr niedrig angesetzt ist (auch bei den rationalsten Menschen dürften die letzten zwei Jahre ihren Tribut fordern), kommt uns das eine oder andere Geschichtchen ja auch plausibel und nachvollziehbar vor. Erst wenn wir von unserer (Yucca-)Palme wieder herunterkommen und genauer nachdenken, überlegen wir vielleicht dann doch noch, ob sich etwas tatsächlich so zugetragen haben mag. Das sollten wir möglicherweise häufiger tun.
Was sagt mir diese Sache? 1. Die Stille Post funktioniert immer noch und 2. so weit sind wir auch immer noch nicht weg vom Lagerfeuer, auch wenn es inzwischen häufig ein digitales ist.
Frage des Tages: Wer kennt die Geschichte mit dem Honigglas an der Aldi-Kassenschlange und der antiautoritären Erziehung?
Dieses Mal hat es etwas länger gedauert, bis mich die Muse küsste (mit Waldmeistergeschmack…). Die Schreibeinladung von Christiane ist schon fast eine Woche alt. Naja, besser spät als nie…
„Wir hatten lange keinen Wackelpudding mehr als Nachtisch. Kann ich welchen kochen?“ Mit dieser Frage stürmte Lisas Sohn ins Büro. Lisa schaute vollkommen verwirrt vom Bildschirm hoch. Die Internetverbindung war mal wieder so schlecht, dass sie bei der Zoom-Konferenz immer wieder nur ein Knistern in der Leitung hatte. Und hatte sie nicht sogar ein Schild an die Tür gehängt, dass sie die nächste Stunde nicht gestört werden dürfe?
Nun hatte er wohl selbst bemerkt, dass er im unpassenden Augenblick erschienen war. „Ups!?“ rutschte ihm heraus, ein schiefes Grinsen begleitete den Ton. Schnell schaltete Lisa Ton und Kamera ab, ehe sie sich zu ihm drehte. Wenn sie Glück hatte, bemerkte das noch nicht einmal jemand. Der Chef hielt gerade wieder einen seiner Monologe, bei denen er sich selbst so gut gefiel und die gesamte Belegschaft hatte in den Schlummermodus geswitcht…
Unverdrossen, ja sogar ein bisschen dankbar für die Unterbrechung, meinte sie nur: „Wenn im Vorratsschrank noch Pulver ist, gerne. Aber denk bitte dran: Nur erhitzen, nicht kochen. Und immer schön rühren. Und am liebsten mit Waldmeistergeschmack, ok?“
176 Wörter, für mehr hat die kleine Szene nicht gereicht🤷♀️
Mal wieder eine kleine Presseschau. Unsere lokale Tageszeitung hatte im Dezember aufgerufen, an einer Umfrage zum Thema gendergerechte Sprache teilzunehmen. Seit ein paar Tagen ist das Ergebnis da, und (wie zu erwarten?) sprachen sich die meisten Teilnehmer an der Umfrage gegen die Verwendung aus, ein gar nicht mal so kleiner Anteil ging sogar so weit, die Kündigung des Zeitungsabos anzudrohen, falls unser Provinzblättchen (das meine ich jetzt keineswegs despektierlich, wir sind nun mal Provinz) zukünftig solche unsäglichen Dinge wie Bindestriche, Schrägstrich oder gar Sternchen einsetzt. Wie war das mit den Kanonen und den Spatzen?
Selbst hatte ich auch an der Umfrage teilgenommen. Mit einer, wie ich persönlich finde, differenzierenden Sichtweise: Ich gehe nicht davon aus, dass sich – Simsalabim – die Gesellschaft sofort ändert, die in Bereichen immer noch nicht vollzogene Gleichberechtigung durchgesetzt ist oder so. Ich gendere in meinen Texten auch nicht durchgehend, sondern benutze häufig die Schreibweise, die ich jahrzehntelang gelernt habe, überlege dabei aber meist, welches Signal ich durch meinen Sprachgebrauch setze. Ob es ein Text ist, bei dem ich mir schnelle Lesbarkeit wünsche, ob ich auf eine Facette hinweisen möchte, die mir mit anderem Sprachstil zu kurz kommt oder ob der Text inklusiv verständlich sein soll. Inklusiv bedeutet hier: Ist der Text auch für Menschen verständlich, die aus irgendeinem Grund Probleme mit komplexem Sprachgebrauch haben? Das kann wegen Fremdsprache, eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten oder ähnlichem Grund sein. Näher möchte ich an dieser Stelle gar nicht auf die Genderdebatte eingehen, wir haben uns hier bei WP auf verschiedenen Blogs ja schon öfter darüber ausgetauscht.
Ich bin über einen Leserbrief zu diesem Thema eigentlich vor allem deswegen gestolpert, weil einige Seiten weiter ein großer Artikel über das neue „Spazieren gehen“ zu lesen ist.
Zu Beginn der Pandemie, beim ersten Lockdown, gingen so viele Leute spazieren wie vorher nie, haftete dem Spaziergang doch ziemlich viel Muff an: wer erinnert sich nicht, dass man in der Kindheit am Sonntag nach dem Mittagessen zum familiären Spaziergang aufbrach, natürlich in den besten Klamotten, die nur sonntags ausgelüftet werden durften, und wehe, man machte sich schmutzig oder zerriss gar etwas… Plötzlich war „Spazieren gehen“ etwas, was man guten Gewissens tun durfte, um dem Home Office für eine halbe Stunde zu entfliehen; der Wald oder Stadtpark wurde wiederentdeckt, nicht wenige hatten in dieser Zeit einen Lieblingsbaum zum Umarmen ohne Ansteckungsgefahr.
Nun sind fast zwei Jahre vergangen und der Spaziergang wird missbraucht von Menschen, die in großen Herden unterwegs sind und für ihre Wege auch einiges an Equipment mitschleppen. Okay, wenn ich mit den Hunden unterwegs bin, habe ich auch bestimmte Materialien dabei: Eine Auswahl Leckerlis in abgestuften Aufmerksamkeitslevels (von „Hast du fein gemacht“ bis „Achtung, Superleckerchen, nur für besonders kniffelige Situationen“), eine Rolle Kotbeutel (Endlich wird das Mitführen jetzt zur Hundehalterpflicht, wurde auch Zeit. Und auch bei diesem sensiblen Thema bringt es die ersten Hundemenschen auf die Palme: „Wofür zahle ich eigentlich Hundesteuer?!“ Spoiler: Nicht dafür, dass die anderen Fußgänger in die Tretminen deiner Töle latschen!) und je nach Route auch noch eine Schleppleine für Kalle. Plakate, Fackeln und ähnliches gehört definitiv nicht dazu. Ich kenne auch keine Hundebesitzer, die solches auf ihre Hunderunden mitnehmen.
Um diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, habe ich mal die fast-allwissende Tante aus dem Silicon Valley gefragt:
Duden: Spazieren gehen Bedeutung: einen Spaziergang machen
Ausschüttung von Glückshormonen. Hm. Weiß nicht… Stresslinderung? Viele sehen ziemlich gestresst aus und auch der Blutdruck scheint mir, wenn ich mir Fernsehberichte ansehe, bei vielen Leuten sehr in Wallung zu sein. Aber vielleicht verringern sich ja Depressionen und Angstzustände. Und das meine ich sehr ernsthaft, denn ich vermute, für diese beiden Probleme bieten die organisierten, unangemeldeten Spaziergänge ein Ventil, beidem entgegenzutreten und das Gefühl zu haben, man habe „etwas getan“. Das kann ich sogar nachvollziehen.
Ja. Dazu sag‘ ich nur mal: Ich hoffe, es regt die Gehirntätigkeit auch tatsächlich an.
Mit einer drei- manchmal sogar vierstelligen Anzahl anderer Menschen, die ich zum großen Teil nicht kenne, möchte ich jedenfalls nicht spazieren gehen. Mich überfordert bereits ein gemeinsamer Spaziergang mit einer Geburtstagskaffeegesellschaft, bei der ich alle Teilnehmer persönlich kenne. Jedenfalls freue ich mich, dass ich Hunde habe. Ich kann guten Gewissens „Hunderunden“ drehen und das neuerdings verbrannte Wort „Spaziergang“ unter den Tisch fallen lassen. Ich wage übrigens mal die Überlegung, dass es eine nicht ganz winzige Schnittmenge gibt zwischen „Gendern verhunzt die deutsche Sprache“ und „eine unangemeldete Demo darf ich einfach mal Spaziergang nennen“. Ein Schelm, wer übles dabei denkt.
Ich sach‘ ja nur…
PS: Damit keine Missverständnisse aufkommen: In einer Demokratie ist es richtig und wichtig, dass man für oder gegen etwas demonstrieren darf. Aber dabei muss man sich an die Verordnungen und Gesetze halten. Also Demo anmelden und Versammlungsleiter berufen, der darauf achtet, dass alle Teilnehmer die geltenden Regeln einhalten. Ja, das macht Arbeit und beinhaltet Verantwortung. Es kann auch bedeuten, dass eine Demo abgelehnt wird. Übrigens selbst dann, wenn man „nur“ für den Erhalt von Wäldern demonstrieren will. Keiner hat gesagt, dass es alles zum Nulltarif gibt. Das Leben ist kein Ponyhof.
Montag früh. Es ist noch dunkel, als ich mich auf den Weg nach Rinteln mache. Blutabnahme ist angesagt, Kontrolle der neuen Medikation. Eins meiner Probleme ist die tagesformabhängige Performance meiner Augen, dazu bin ich seit jeher nachtblind. Grund genug, im morgendlichen Berufsverkehr vorsichtig zu fahren, vor allem bei Gegenverkehr, der mich blendet.
Das hat natürlich zur Folge, dass das Auto hinter mir fast in meinen kümmerlichen Kofferraum kriecht. Und für mich bietet es den Anlass zu dieser Überlegung:
Hast du schon mal im Auto eine mehrstöckige Hochzeitstorte transportiert? Oder ein Kind, dem beim Autofahren schlecht wird, möglichst ohne Übelkeit durch eine kurvenreiche Strecke befördert? Oder ähnlich knifflige Sachen? Es ist wohl logisch, dass man dann langsam in die Kurven fährt, Erschütterungen zu vermeiden versucht, insgesamt etwas achtsam unterwegs ist. Manchmal reicht es ja auch schon, in einer unbekannten Gegend eine Hausnummer zu suchen und man wird ungewollt zum Verkehrshindernis. Aber mit gutem Grund.
Rückweg vom Arzt nach Hause: Durch Todenmann (sorry, ich kann nichts dafür, der Ort heißt nun mal so) schleicht ein Auto. Ich komme mit den erlaubten 50 km/h plus ein bisschen Toleranz von hinten und schließe auf. Meine Überlegungen von vor zwei Stunden sind irgendwo in meinem Hirn eingefroren vom draußen-vor-der-Praxis-warten und dem Wunsch nach einem Heißgetränk. Also grummele ich vor mich hin und denke mir: „Mensch, hat der seinen Führerschein in der Lotterie gewonnen?“, gefolgt von „So langsam kann ich ja gar nicht denken, wie der fährt. Und so ungleichmäßig“.
Auf einem Mal ploppt mir aber ein beschämender Gedanke auf: Oh weh, jetzt benehme ich mich genau so, wie ich es heute bei dem Fahrer hinter mir erlebt habe. Nur haben sich die Vorzeichen geändert und ich bin die Dränglerin. Dabei weiß ich überhaupt nicht, welcher Grund bei dem Fahrer vor mir für seine Fahrweise verantwortlich ist. Fährt er vielleicht nach einem gebrochenen Bein zum ersten Mal wieder selbst? Sucht er eine Adresse? Oder was bewegt ihn dazu, konsequent 20 Stundenkilometer langsamer zu fahren als erlaubt?
Das Autofahren ist dabei eigentlich nur eine Beispielsituation, ein Platzhalter für so viele andere Situationen, die wir für uns selbst natürlich als richtig und angemessen erachten, aber anderen (ohne Kenntnis ihrer konkreten Erfordernisse) nicht zugestehen. Es lohnt sich, öfter einmal innezuhalten und in den Spiegel zu sehen.
Schon das dritte Wochenende in diesem Jahr. 1/24 des Jahres abgearbeitet. Irgendwie komme ich heute nicht in die Gänge, was mich leider nur halbherzig zufrieden sein lässt. Lucy jammert in einer Tour vor sich hin, was mir nach einigen Tagen damit die Haare zu Berge stehen lässt. Kopfkratzen und Magengrummeln tun das ihre dazu, außerdem bin ich einfach müde. Der Rheumaschub lässt mich noch nicht los, aber das wäre auch zu viel verlangt nach zwei Wochen und mit halber Dosis. Deswegen bin ich auch heute gnädig zu mir selbst, lese ein eBook-Leseexemplar, über das ich erst Mitte Februar erzählen darf (Sperrfrist…) und stricke einzelne Sneakersocken für die Tochter. Einzelne, weil sie grundsätzlich zwei unterschiedliche Socken anzieht. Mir kommt das entgegen, weil mich zweite Socken jedes Mal langweilen.
Heute Vormittag habe ich das erste Mal griechischen Joghurt in meinem neuen Maschinchen angesetzt, das ich seit Monaten immer mal wieder begutachtet habe und jetzt bei einer Rabattaktion auch tatsächlich gekauft habe. Mit dem Teil kann ich auch Frischkäse, Sauerteig und Kräuteröle/-sirupe/-essenzen machen. Obwohl ich einerseits immer mehr Elektrogeräte aus meiner Küche verbanne, habe ich mir das gut überlegt und bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Anschaffung sich lohnt. Denn sowohl Joghurt als auch Sauerteig ist mir ohne Hilfsmittel nicht bis nur so lala gelungen, weil „Raumtemperatur“ bei uns des Nachts bedeutet, dass es rund 5-7 Grad kälter ist als tagsüber, das tat den Ansätzen nicht gut. Vor allem dem Sauerteig nicht. Den Backofen auf 40-50 Grad laufen lassen und das über mehrere Stunden, verbraucht ein Vielfaches an Energie.
Ich habe keine Kooperation mit irgendeiner Firma, aber das Display ist nun mal auf derselben Seite wie das Logo…
Während ich heute Nachmittag darauf wartete, den Joghurt ins Sieb umkippen zu können, nutzte ich die Zeit, um Müslinachschub herzustellen.
Persönliches Müsli ohne Online-Bestellung
So findet dieser trödelige Tag wenigstens noch ein halbwegs versöhnliches Ende, obwohl ich eigentlich auch draußen ein paar Brombeerschnittarbeiten erledigen wollte. Aber die feuchte Kälte kriecht mir heute in alle Gelenke, da habe ich es dann doch gelassen. Es kommen auch wieder trockenere Tage (obwohl es nicht geregnet hat, die Luftfeuchtigkeit ist ganz ordentlich).
Nach dem Essen ist das nächste Thema, das regelmäßig zu Beginn eines neuen Jahres meine grauen Zellen beschäftigt, das Selbermachen statt kaufen. Im Lauf der letzten Jahre habe ich alles mögliche ausprobiert, einiges ist geblieben und hat sich etabliert, anderes hat sich – für mich ganz persönlich – als unpraktisch erwiesen.
Zu den Dingen, die ich immer wieder selbst mische, gehört mein Allzweck-Sprühreiniger. Zuvor sollte ich darauf hinweisen, dass es sehr sinnvoll ist, 10%igen Essig in Kanistern zu kaufen. (Als ich noch Kind war, gab es in Minden sogar eine Essigfabrik, mit Fabrikverkauf. Jedes Jahr, ehe die Gurken im Garten zur Ernte anstanden, fuhr Mama mit mir dorthin, mit unserem eigenen Essigkanister, und ließ ihn dort auffüllen. Tolle Sache!) Essig ist universell einsetzbar und man spart sich die gefühlt drölftausend Flaschen mit Spezialreinigern, Wäschesprays, Weichspülern und was einem die Werbung sonst noch so andrehen will.
Essig, Orangenreiniger und Wasser mische ich zu gleichen Teilen in einer Sprühflasche und kann die Mischung für so ziemlich alles benutzen, was ich sauber bekommen möchte: Badarmaturen, Dunstabzugshaube, Arbeitsflächen, Spiegel, Kloschüssel… In der Ausbaustufe, die ich aber leider regelmäßig versemmele, könnte ich auch den Orangenreiniger selbst herstellen, aus Apfelsinenschalen, die ich in einem Glas sammele und mit Essig bedecke, nach zwei Wochen abseihe und dann mit Spüli aufgieße, aber irgendwie vergesse ich das immer, wenn ich Orangen schäle. Oder ich vergesse den Ansatz, bis er schimmelig ist. Naja, nobody is perfect.
Im Reinigungsbereich mache ich außerdem noch Poliboy (gibt’s das überhaupt noch?) Konkurrenz, denn auch meine Möbelpolitur mixe ich, aus 50 ml Olivenöl, 100 ml Essig (aus dem besagten Kanister😀) und einigen Tropfen Orangenöl (Achtung, nix für kleine Kinder!), ebenfalls in einer meiner diversen Sprühflaschen, die übrigens alle unterschiedlich aussehen, damit ich immer weiß, womit ich gerade arbeite. Holzmöbel einsprühen und mit einem saugfähigen Staubtuch hinterherwischen, voilà, Möbel glänzen und duften gleichermaßen.
Ansonsten stehen in meinem Putzmittelschrank noch große Gefäße mit Zitronensäure, Natron und Soda und eine aus dem Kanister abgefüllte Flasche Essig. Entkalken, Abflüsse reinigen, Holzmöbel von Moos und Algen befreien, angebrannte Töpfe säubern, alles kein Problem damit.
Im Garten haben wir genügend Efeu für die nächsten Jahrzehnte, demnächst probiere ich selbstgemachtes Waschmittel daraus, den ich mit MNS ernten werde, da ich sonst Niesanfälle bekomme.
Im Lebensmittelbereich habe ich auch schon einiges ausprobiert: Brötchen backe ich sehr gern, Brot immerhin noch, wenn ich genug Zeit habe und vor allem zum richtigen Zeitpunkt daran denke. Müsli mische ich ausschließlich selbst aus Hafer- und Dinkelflocken, Leinsamen und Nüssen. Dazu gibt es manchmal Bananenscheiben und etwas Raspelschokolade, manchmal Joghurt und Beeren. Joghurt darf übrigens gern in Eigenregie entstehen, in Verbindung damit auch Frischkäse. Dafür habe ich jetzt sogar investiert, ich berichte dann demnächst mal. Marmelade ist natürlich der Klassiker unter den Eigenkreationen, aber was ich aufgegeben habe, ist Gemüsebrühpulver und einige andere Dinge. Und zwar aus der Überlegung heraus, dass viele dieser Sachen mit Energieaufwand verbunden sind. Nicht die Energie, sich vom Sofa hochzuhieven, sondern das geniale Zeug, das bei den Meisten von uns aus der Steckdose kommt. Input und Output muss in einem guten Verhältnis stehen, und beim stundenlangen Trocknen und dann auch noch dem Vermahlen im Standmixer passt für mich der Aufwand, der Energiebedarf und der Ertrag einfach nicht zusammen.
Allerdings lohnt es sich insgesamt gesehen, einiges einfach mal auszuprobieren, schon allein, damit man sich Gedanken macht, was alles an Inhaltsstoffen in den verschiedenen Lebensmitteln steckt, warum selbstgemacht anders schmeckt als gekauft (Spoiler: Einfach mal die Zutatenliste genauer unter die Lupe nehmen. Was bedeuten zum Beispiel die E-Nummern? Was verbirgt sich hinter Zutaten, die auf „-ose“ enden und warum sind davon so viele verschiedene in unserer Nahrung enthalten?)
Mal sehen, worüber ich mir im Januar noch den Kopf zerbrechen werde. Gibt ja genug dankbare Themen. Undankbare sowieso.
Anfang des neuen Jahres, man nimmt sich nach der kalorienreichen Weihnachtszeit (mal wieder) vor, gesünder zu leben und damit auch zu essen.
Ein paar Eckdaten habe ich mir gesetzt: In unserer vierköpfigen Hausgemeinschaft lebt eine Vegetarierin, also muss es jeden Tag etwas Vegetarisches geben. Nicht so schwierig, sollte man meinen, schließlich habe ich auf mehreren Kinderfreizeiten so gekocht, dass auch die vegetarisch lebenden Teilnehmer jeden Tag ordentlich satt wurden. Aber es ist ein Unterschied, ob man das eine Woche lang macht oder jahrein, jahraus.
Außerdem habe ich mir vorgenommen, noch mehr auf regionale Lebensmittel zu setzen. Rind, Schwein, Geflügel, alles das bekomme ich innerhalb 15 km Umkreis in sehr guter (auch Bio-) Qualität von kleinen Höfen – aber es ist halt Fleisch. Eier, Honig, Kartoffeln, Nudeln, Marmelade, alles kein Problem, das mögen auch alle, aber diese Auswahl ist sehr eingeschränkt geeignet für eine vielseitige Ernährung.
Moment mal, sagst du jetzt vielleicht stirnrunzelnd, es gibt doch bestimmt auch Gemüse, oder? Klar. Aber es ist eben Januar, also: Kohl in allen möglichen Formen, Lauch, Zwiebeln, rote Bete, eingelagerter Kürbis, dazu Feldsalat oder Chicorée. Und damit geht es los, das Dilemma „saisonal“ in der Kombination mit „regional“: Das Kind mag Rotkohl, Grünkohl (da darf dann sogar ein Hauch Schweineschmalz für den Geschmack dran. Auf drei Kilo Kohl ein Esslöffel. Die Kohlwurst wird andere Abnehmer finden…), Kürbis als Suppe und Feldsalat. Chicorée mag ich nicht. Deswegen gibt es den bei uns nicht. Kohl, Lauch und Zwiebeln sorgen für den Duft der großen weiten Welt, wenn sie zu häufig verzehrt werden, und überhaupt, nicht alle mögen diese Lebensmittel wirklich gern. In Kombination mit der roten Bete gäbe das immerhin noch vegetarischen Borschtsch. Aber auch davon ernährt man sich nur ungern den ganzen Winter über.
Käse ist immer eine gute Idee, um meine Meute nachhaltig satt zu bekommen, aber fast jeden Tag Käse zum Überbacken, binden, drüberreiben, in die Reis- oder Weizenpfanne bröseln… führt schnell zu vermehrtem Fettkonsum. Und weniger Tier wollten wir ja eigentlich auch. Veganer Käseersatz? Meinem Rheuma darf ich nicht allzu viele Sojaprodukte zumuten, und hochverarbeitete Ersatzprodukte für tierische Originale wollen wir auch nicht. Mandelmilch ist lecker, aber da war doch etwas? Ach richtig, Mandeln kommen aus Spanien oder Kalifornien und verbrauchen wahnsinnig viel Wasser in wasserarmen Gebieten. Cashew dürfte nicht wirklich besser aussehen.
So richtig schön bunt und appetitanregend ein gemischter Salat oder eine Gemüsepfanne auch sind, Tomaten oder Salatgurken schmecken zurzeit eher nach fast nichts mit Wasser, Paprika mag ich sehr gern, aber die kommen auch aus Andalusien, da hat uns die Trinkwasserknappheit wieder eingeholt.
Zucchini aus Marokko, Spargel aus Peru, Heidelbeeren aus Ecuador, radieschen-knackige Erdbeeren aus Spanien, Frühkartoffeln aus Ägypten, Kräuterseitlinge aus Korea, der weitgereiste Irrsinn nimmt kein Ende.
Und selbst wenn ich schmolle und statt des gesunden, vegetarischen Gemüsegerichtes ein Stück Wild auf den Tisch bringen will (das hat wenigstens ein schönes freies Leben ohne Antibiotika gehabt) dann muss ich aufpassen, dass das Wildschwein nicht aus Sibirien oder der Hirsch aus Neuseeland importiert wurde. Beim Fisch sieht es übrigens nicht viel besser aus.
Ach ja, oben schrieb ich von Honig. Den kaufe ich tatsächlich seit einigen Jahren nur noch von den diversen lokalen Imkern. Sogar die Biohonige im Supermarktregal sind nur im absoluten Ausnahmefall nicht gepanscht. Steht sogar auf den Gläsern drauf: „Mischung aus Honigen aus EU- und nicht-EU-Ländern“.😒
Das frustrierende ist: Ich könnte noch stundenlang weiterschreiben. Aber ich lasse es, fahre gleich einkaufen und dann gibt es die Woche über eine Mischung aus alten und neuen Rezepten, meist vegetarischen und selten fleischhaltigen (mit einer fleischlosen Alternative: Falafel oder Haferfrikadellen) Mahlzeiten, die nicht immer komplett regional und manchmal auch nicht ganz saisonal sind. Sonst artet das Ganze noch in einen Vollzeitjob aus.
Fazit: Sinnvoll einkaufen, Resteverwertung im Blick haben und insgesamt mit Maß und Verstand essen ist das Gebot der Stunde.
Das Beitragsfoto ist übrigens von Pixabay und die abgebildeten Lebensmittel sehen aus, als ob sie totgespritzt seien, ohne jeden „Makel“. Aber findet mal Food-Fotos, die Risse, Schorf oder Runzeln haben…
Was bedeutet Freiheit? Unbegrenzte Möglichkeiten oder menschenleere Wüste?
In anderen Zeiten hätte ich heute Mittag in Minden auf dem Marktplatz gestanden, mitten unter ca. 2.500 anderen Menschen. Und hätte „Flagge gezeigt“, wäre dafür eingestanden, dass es ein Unding ist, Drohkulissen gegenüber Politkern und anderen Repräsentanten der Gesellschaft aufzubauen, in deren Privatsphäre einzudringen. Und um zu zeigen, dass wir uns keinesfalls in einer „Diktatur“ befinden. Ich habe es dann doch nicht getan, weil dummerweise eine große Menschenmenge nicht das Optimale ist, wenn Inzidenzzahlen ansteigen, aber das eigene Immunsystem gerade wieder durch Medikation runtergefahren wird. Meine Freiheit hätte dann möglicherweise in der Folge die Freiheit meiner Familie massiv eingeschränkt.
In anderen Zeiten, also ohne Pandemie, wäre ein Einstehen für einen respektvollen Umgang miteinander eventuell auch nicht so notwendig. Obwohl, wer weiß, es gibt ja noch reichlich andere Themen, die geeignet sind, Meinungen aufeinander prallen zu lassen.
Statt dessen habe ich mir heute Vormittag mal einige Gedanken gemacht, was Freiheit eigentlich ist. Eine interessante Definition habe ich ausgerechnet im Juraforum gefunden:
„Freiheit im Alltag Im Alltagsdenken überwiegt die Vorstellung, Freiheit heißt, „dass ich tun und lassen kann, was ich will“. Das ist eine abstrakt individualistische Vorstellung, die zugleich eine negative Auffassung von Freiheit zum Inhalt hat: Das Gebundensein menschlichen Verhaltens und Tuns an natürliche und gesellschaftliche Bedingungen sowie an erworbene Erkenntnisse wird ausgeklammert. Wo sich das Bürgertum seine Macht wirklich erkämpfen musste, wird ausdrücklich die Wahrung der Freiheit anderer Menschen als Schranke individueller Freiheit vermerkt. Dadurch wird Freiheit auf Verantwortung und damit auf Notwendiges im Leben der Menschheit bezogen.“
Aber für wen habe ich denn Verantwortung, und für wen nicht? Diese Frage ist ähnlich wie im Neuen Testament die Frage des Gesetzeslehrers (Lukas 10, 25-37, Übertragung: Hoffnung für Alle): „Da stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus eine Falle zu stellen. »Lehrer«, fragte er, »was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?« Jesus erwiderte: »Was steht denn im Gesetz Gottes? Was liest du dort?« Der Gesetzeslehrer antwortete: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst.« »Richtig!«, erwiderte Jesus. »Tu das, und du wirst leben.« Aber der Mann wollte sich verteidigen und fragte weiter: »Wer gehört denn eigentlich zu meinen Mitmenschen?« Jesus antwortete ihm mit einer Geschichte: »Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie schlugen ihn zusammen, raubten ihn aus und ließen ihn halb tot liegen. Dann machten sie sich davon. Zufällig kam bald darauf ein Priester vorbei. Er sah den Mann liegen und ging schnell auf der anderen Straßenseite weiter. Genauso verhielt sich ein Tempeldiener. Er sah zwar den verletzten Mann, aber er blieb nicht stehen, sondern machte einen großen Bogen um ihn. Dann kam einer der verachteten Samariter vorbei. Als er den Verletzten sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er ging zu ihm hin, behandelte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier und brachte ihn in den nächsten Gasthof, wo er den Kranken besser pflegen und versorgen konnte. Am folgenden Tag, als er weiterreisen musste, gab er dem Wirt zwei Silberstücke aus seinem Beutel und bat ihn: ›Pflege den Mann gesund! Sollte das Geld nicht reichen, werde ich dir den Rest auf meiner Rückreise bezahlen!‹ Was meinst du?«, fragte Jesus jetzt den Gesetzeslehrer. »Welcher von den dreien hat an dem Überfallenen als Mitmensch gehandelt?« Der Gesetzeslehrer erwiderte: »Natürlich der Mann, der ihm geholfen hat.« »Dann geh und folge seinem Beispiel!«, forderte Jesus ihn auf.„
Wenn ich das übertrage, dann trage ich (aus der Sicht des Gesetzeslehrers) Verantwortung allen gegenüber, die sich mir gegenüber rücksichtsvoll verhalten. Dann bin ich gefordert, mich ebenso rücksichtsvoll zu verhalten. Freiheit ist also nie absolut, sie ist stets ein Geben und Nehmen.
Wenn ich also (obwohl ich der Meinung bin, dass manche Maßnahmen, die in der Pandemie ergriffen wurden oder werden, über das Ziel hinausschießen, andere vielleicht auch nicht weit genug gehen) entscheide, dass ich mich trotzdem an die Regeln halte, dann macht mich das weder zu einem Schlafschaf noch zu einem Besserwisser, sondern ist zunächst einer gehörigen Portion Pragmatismus geschuldet (ich verlasse mich ein Stück weit darauf, dass Leute, die sich in der Materie besser auskennen als ich, so falsch nicht liegen sollten) und zum anderen dem Bewusstsein, dass ich den Menschen, denen ich begegne, immer nur vor den Kopf gucken kann. Ich weiß im Allgemeinen weder, ob sie chronische Krankheiten mit sich herumschleppen, ob sie kürzlich eine Krebstherapie hatten oder ob sie einfach Angst vor der Spritze haben. Deswegen begegne ich ihnen mit Anstand, Abstand und Maske. Dann ist es auch zweitrangig, wie deren Impfstatus ist. Umgekehrt erwarte ich natürlich ein ähnliches Vorgehen: dass niemand mich fahrlässig oder gar vorsätzlich gefährdet.
Ich kann mit Leuten umgehen, die Angst haben, die in der Familie vielleicht schon Erfahrungen mit Impfschäden gemacht haben; auch mit solchen, die eher auf Selbst- und Naturheilung setzen, gibt es Gesprächsfäden (wobei, die Grenzen der persönlichen Freiheit gelten auch hier).
Womit ich ganz große Schwierigkeiten habe, das sind Ignoranten, die dem Virus jede Gefährlichkeit absprechen, Menschen, die bis vor zwei Jahren bestens in diesem Land mit seiner wirtschaftlichen Stärke prosperiert haben und der Repräsentanz ebendieses Landes plötzlich jede Legitimation absprechen sowie Zeitgenossen, die zur Erreichung ihrer Ziele keine Probleme damit haben, mit Extremisten unterwegs zu sein, deren erklärtes Ziel es ist, mit den Methoden der Demokratie genau diese abzuschaffen. Wer laut „Diktatur“ brüllend betrunken von der eigenen gefühlten Wichtigkeit durch die Gegend wanken darf, ohne verhaftet und interniert zu werden, hat den Knall nicht gehört, denn in einer tatsächlichen Diktatur wäre das nicht möglich.
Zwischen gut und böse, schwarz und weiß, oben und unten, recht und unrecht gibt es jede Menge Nuancen. Es ist nicht alles nur toll und es ist nicht alles schlecht, es ist einfach menschlich. Corona wird in absehbarer Zeit endemisch werden, wir werden uns damit arrangieren und Wege finden, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber die langfristigen und wirklich großen Probleme stehen noch vor uns, wenn die Auswirkungen der Klimakrise uns so richtig mit Breitseite treffen. Ich mag mir nicht ausdenken, was da noch an gesellschaftlichem Sprengstoff vor uns liegt…
In den letzten Tagen habe ich gestrickt, Pulswärmer und Socken. Aber heute rief die Nähmaschine ziemlich laut nach Aufmerksamkeit. So verbrachte ich meinen Abend, weil der Mann über Zoom an einem Männerabend teilnimmt, bis jetzt mit nähen, bügeln, schneiden und auslegen.
Was am Ende dabei herauskommt, ist mir selbst noch nicht ganz klar, ich tippe auf Tischdecke. Vielleicht werden es auch zwei Tischläufer oder wenn der Stoff reicht, eine Kniedecke für den Lesesessel?
Recht gemächlich sind wir ins Jahr geschlittert. Seit einigen Jahren treffen wir kurz vor Mitternacht an Silvester ein paar nette Menschen an der Kirche und läuten eine Viertelstunde lang die Glocken. Morgens um 4 Uhr war ich schon eine Weile im Reich der Träume, als ich jäh von einem Feuerwehreinsatz geweckt wurde, bei uns im Dorf ist in der Nacht ein Haus abgebrannt. Für die Bewohner, die zum Glück ohne schwere Verletzungen davonkamen, der denkbar übelste Jahresbeginn. Den Neujahrstag verbrachten wir teilweise schluffig vor dem Fernseher und ergötzten uns im WDR an den Rückblicken auf „unsere“ Jahrzehnte. So alt sind wir nun also schon, dass wir nostalgische Gefühle bekommen, wenn wir augenkrebsträchtige Lifestyle-Dokus aus den 70er und 80er Jahren sehen. Krass!
Der zweite Januar katapultierte mich mit Töchterchen Tochter in die Matrix. Aufatmen, denn nicht nur wir Allerweltsleute werden älter, auch Keanu Reeves ist davon nicht verschont. Aber immer noch ein ansehnlicher Typ (vom Leben gezeichnet, wie man so schön sagt), und im Film wird ja auch durchaus mit dem fortgeschrittenen „Verfall“ kokettiert. Wenn ich allerdings bedenke, dass wir vor einigen Jahren die Mutter-Tochter-Neujahrs-Kino-Tradition mit Filmen wie „Bibi & Tina“ (die wir im Lauf der Jahre alle gesehen haben, wenn auch nicht unbedingt immer an Neujahr), „Frozen“ 1+2 oder „Hilfe, ich habe die Lehrerin geschrumpft“ begonnen hatten… Auch vor der jungen Generation macht der Wandel nicht halt.
Die erste Arbeitswoche ist schon wieder zur Hälfte herum, ich stecke in Inventur- und Jahresabschlussarbeiten, plane das künftige Vorgehen für meine diversen Projekte, schaue ab und zu mal, ob die Kultusministerkonferenz schon was ausbaldowert hat und habe trotzdem ein bisschen Mühe, in dieses neue Jahr hineinzufinden. Und so habe ich heute früh ein wenig in der Bloggeschichte herumgelesen, was ich letztes Jahr Anfang Januar geschrieben habe und es kam mir vor, als ob Murmeltiertag wäre: würde ich das Buch jetzt noch einmal lesen, das ich dort besprochen habe, meine Schlussfolgerungen sähen fast identisch aus.
Das Jahr hat selbst hier bei uns in der Provinz geendet mit „Montags-“ oder „Lichterspaziergängen“, und begonnen hat das Neue damit, dass dieser „Spaziergang“ vor dem Privathaus unserer Landrätin endete. (Die aus den Reihen der „Spaziergänger“ als „Gauleiterin der Herzen“ tituliert wurde! WtF ist mit den Leuten los?!) Ich bin fassungslos, denn die Frau ist ja qua Amt dazu verpflichtet, Vorgaben umzusetzen, auch wenn sie mit Sicherheit nicht alles auch persönlich sinnvoll findet. Und sie ist Mutter von zwei kleinen Kindern, die überhaupt nichts für die Lage können, aber vollkommen unnötig geängstigt werden. Ebenso wie die unbeteiligten Nachbarn, die sich jetzt auch fragen, ob sie in einer sicheren Umgebung wohnen. Ich glaube kaum, dass es deutschlandweit Menschen gibt, die die aktuelle Situation toll finden, aber so etwas geht gar nicht.
So komme ich nicht weiter. Ich möchte gern durchstarten, aber ich stecke in einem Sumpf aus Erinnerungen, Versatzstücken und Erlebnissen fest. Und ich bekomme meinen Schreibtisch nicht in den Griff; am liebsten würde ich alles runterfegen und neu beginnen. Wo ist der Reset-Knopf? Also habe ich mir zehn Minuten Zeit genommen und spontan eine Bildergalerie zusammengestellt, mit Fotos, die mir im letzten Jahr wichtig waren und ich hoffe, so einen Abschluss zu finden.
Lichtblick: Seit Montag neue Basistherapie, bis jetzt keine entzündete Mundschleimhaut, weder Durchfall noch Verstopfung, keine Kopfschmerzen und erst recht keine Anzeichen einer Sepsis.
Neues Jahr, neue Etüden. Auch wenn ich vor Weihnachten mit meinem Adventskalender ausgelastet war, den Überblick verloren habe und den Adventüden deswegen nicht gefolgt bin, freue ich mich und bin gern wieder dabei. Zur Schreibeinladung von Christiane geht es hier, die Wortspende stammt von Ludwig Zeidler. Vielen Dank an die Beiden, vor allem Christiane für die viele administrative Arbeit.
„Unverzeihlich! Einfach unverzeihlich!!!“ Dieser Ausruf hallte in meinen Ohren wider. Es beschäftigte mich nun schon seit Stunden, seit meine beste Freundin mich besucht und ganz unvermittelt diesen temperamentvollen und tränenreichen Gefühlsausbruch hatte. Eigentlich wollte sie mir nur einen Stapel alter Jeans vorbeibringen, die hatte sie gesammelt, damit ich eine Hundedecke daraus nähe. Im Rhythmus meiner Gedanken und ihres Ausrufes hatte ich Quadrate aus den Hosen geschnitten. Nun saß ich an der Nähmaschine, fädelte das Garn ein und ließ das Gespräch, wenn man es denn so nennen konnte, Revue passieren.
Sicher, die feine englische Art war es nicht, dass ihr Freund sich heimlich mit seiner Ex-Frau getroffen hatte. Er hatte aber nun mal zwei Kinder mit ihr, bei dem Jungen stand eine Klassenfahrt an und die beiden hatten einiges zu besprechen. Es wäre auch sicher alles in Ordnung gewesen, wenn er vorher wenigstens Bescheid gegeben hätte. Dass meine Freundin ihn dann in ihrem gemeinsamen Lieblingscafé sah, wie er mit seiner Ex „die Köpfe vertraut zusammensteckte“, wie sie es formulierte, war mehr als dumm gelaufen. Und nun war sie nicht nur stinkig, sondern noch mehr, sie sah einen nicht wieder gutzumachenden Vertrauensbruch darin.
Ich wusste aber von ihm bereits ganz felsenfest, dass meine Freundin die Liebe seines Lebens war. Er hatte es schlicht und einfach ungeschickt angestellt, um ihr nicht wehzutun; mehr steckte nicht dahinter. Und nun saß ich hier, mit den Stoffstücken aus ihren und seinen Jeans, um eine Decke für den jungen Labrador zu nähen, den er ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte und den sie beide liebten wie ihr eigenes Kind.
Ich sah einen letzten Hoffnungsschimmer, als ich den Nähfuß senkte und mit dem Faden ein Segensgebet für die beiden als Halt in die Naht einarbeitete. Obwohl unverfügbar, hatten die eingenähten Segenswünsche schon des Öfteren in aussichtslosen Fällen geholfen.
Ein ganzes Jahr liegt wieder vor uns. Noch als unbeschriebenes Blatt, obwohl vermutlich die meisten zumindest ein Storyboard entworfen haben. Eckdaten wie Geburtstage, Ferientermine, geplanter Urlaub, Jubiläen. Zugleich ist da aber das Wissen darum, dass sich die Geschichte dieses Jahres früher oder später verselbständigen wird, ungeahnte Plot-Twists werden durch einige Rechnungen dicke Striche machen und wenn wir es gut treffen, wendet sich an manchen Stellen die Handlung zum Positiven, vielleicht sogar zum Happy End?
Wird dieses Jahr ein spannender Roman, verwirklicht sich eine Utopie aus dem Bereich der Sci Fi, ist es eher Krimi oder Unterhaltung? Oder wird es sich als pragmatischer Ratgeber erweisen, für Achtsamkeit, Resilienz, Gesundheit oder Sport? Schreiben wir ein gesellschaftspolitisches Sachbuch oder kreieren wir einen Reise- oder Naturbildband in den schönsten Farben? Illustrieren wir unser eigenes Bilderbuch oder wandeln auf den Spuren von Pippi Langstrumpf und Emil Tischbein?
Was auch immer 2022 für uns bereithält, wie auch immer die Parameter aussehen werden, auf die wir keinen Einfluss haben: ein Stück weit haben wir es in der Hand, unser Buch des Jahres selbst zu lektorieren. Ich wünsche euch ein schönes Schreibjahr (Mal- und Zeichenjahr, Fotojahr, Werkeljahr…)
Geschichten mitten aus dem Leben; über Momente die uns prägen, Freude, Schmerz, Hoffnung und Schicksal dem wir täglich begegnen. Ein kleiner Blick ins Innere, ein Blick hinter die Tür.
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