
Anfang des neuen Jahres, man nimmt sich nach der kalorienreichen Weihnachtszeit (mal wieder) vor, gesünder zu leben und damit auch zu essen.
Ein paar Eckdaten habe ich mir gesetzt: In unserer vierköpfigen Hausgemeinschaft lebt eine Vegetarierin, also muss es jeden Tag etwas Vegetarisches geben. Nicht so schwierig, sollte man meinen, schließlich habe ich auf mehreren Kinderfreizeiten so gekocht, dass auch die vegetarisch lebenden Teilnehmer jeden Tag ordentlich satt wurden. Aber es ist ein Unterschied, ob man das eine Woche lang macht oder jahrein, jahraus.
Außerdem habe ich mir vorgenommen, noch mehr auf regionale Lebensmittel zu setzen. Rind, Schwein, Geflügel, alles das bekomme ich innerhalb 15 km Umkreis in sehr guter (auch Bio-) Qualität von kleinen Höfen – aber es ist halt Fleisch. Eier, Honig, Kartoffeln, Nudeln, Marmelade, alles kein Problem, das mögen auch alle, aber diese Auswahl ist sehr eingeschränkt geeignet für eine vielseitige Ernährung.
Moment mal, sagst du jetzt vielleicht stirnrunzelnd, es gibt doch bestimmt auch Gemüse, oder? Klar. Aber es ist eben Januar, also: Kohl in allen möglichen Formen, Lauch, Zwiebeln, rote Bete, eingelagerter Kürbis, dazu Feldsalat oder Chicorée. Und damit geht es los, das Dilemma „saisonal“ in der Kombination mit „regional“: Das Kind mag Rotkohl, Grünkohl (da darf dann sogar ein Hauch Schweineschmalz für den Geschmack dran. Auf drei Kilo Kohl ein Esslöffel. Die Kohlwurst wird andere Abnehmer finden…), Kürbis als Suppe und Feldsalat. Chicorée mag ich nicht. Deswegen gibt es den bei uns nicht. Kohl, Lauch und Zwiebeln sorgen für den Duft der großen weiten Welt, wenn sie zu häufig verzehrt werden, und überhaupt, nicht alle mögen diese Lebensmittel wirklich gern. In Kombination mit der roten Bete gäbe das immerhin noch vegetarischen Borschtsch. Aber auch davon ernährt man sich nur ungern den ganzen Winter über.
Käse ist immer eine gute Idee, um meine Meute nachhaltig satt zu bekommen, aber fast jeden Tag Käse zum Überbacken, binden, drüberreiben, in die Reis- oder Weizenpfanne bröseln… führt schnell zu vermehrtem Fettkonsum. Und weniger Tier wollten wir ja eigentlich auch. Veganer Käseersatz? Meinem Rheuma darf ich nicht allzu viele Sojaprodukte zumuten, und hochverarbeitete Ersatzprodukte für tierische Originale wollen wir auch nicht. Mandelmilch ist lecker, aber da war doch etwas? Ach richtig, Mandeln kommen aus Spanien oder Kalifornien und verbrauchen wahnsinnig viel Wasser in wasserarmen Gebieten. Cashew dürfte nicht wirklich besser aussehen.
So richtig schön bunt und appetitanregend ein gemischter Salat oder eine Gemüsepfanne auch sind, Tomaten oder Salatgurken schmecken zurzeit eher nach fast nichts mit Wasser, Paprika mag ich sehr gern, aber die kommen auch aus Andalusien, da hat uns die Trinkwasserknappheit wieder eingeholt.
Zucchini aus Marokko, Spargel aus Peru, Heidelbeeren aus Ecuador, radieschen-knackige Erdbeeren aus Spanien, Frühkartoffeln aus Ägypten, Kräuterseitlinge aus Korea, der weitgereiste Irrsinn nimmt kein Ende.
Und selbst wenn ich schmolle und statt des gesunden, vegetarischen Gemüsegerichtes ein Stück Wild auf den Tisch bringen will (das hat wenigstens ein schönes freies Leben ohne Antibiotika gehabt) dann muss ich aufpassen, dass das Wildschwein nicht aus Sibirien oder der Hirsch aus Neuseeland importiert wurde. Beim Fisch sieht es übrigens nicht viel besser aus.
Ach ja, oben schrieb ich von Honig. Den kaufe ich tatsächlich seit einigen Jahren nur noch von den diversen lokalen Imkern. Sogar die Biohonige im Supermarktregal sind nur im absoluten Ausnahmefall nicht gepanscht. Steht sogar auf den Gläsern drauf: „Mischung aus Honigen aus EU- und nicht-EU-Ländern“.😒
Das frustrierende ist: Ich könnte noch stundenlang weiterschreiben. Aber ich lasse es, fahre gleich einkaufen und dann gibt es die Woche über eine Mischung aus alten und neuen Rezepten, meist vegetarischen und selten fleischhaltigen (mit einer fleischlosen Alternative: Falafel oder Haferfrikadellen) Mahlzeiten, die nicht immer komplett regional und manchmal auch nicht ganz saisonal sind. Sonst artet das Ganze noch in einen Vollzeitjob aus.
Fazit: Sinnvoll einkaufen, Resteverwertung im Blick haben und insgesamt mit Maß und Verstand essen ist das Gebot der Stunde.
Das Beitragsfoto ist übrigens von Pixabay und die abgebildeten Lebensmittel sehen aus, als ob sie totgespritzt seien, ohne jeden „Makel“. Aber findet mal Food-Fotos, die Risse, Schorf oder Runzeln haben…
Ja, ich kenn das. Jammere auch immer. dass selbst im Bioregal die gleichen Tomaten das ganze Jahr über nur nach Wasser schmecken. Wenn es alles gibt, ist es auch wieder nicht recht.😒
Bei uns gabs früher im OGS (Obst Gemüse Speisekartoffeln) meist nur (eine Sorte) Äpfel, Weiß- und Rotkohl. Und Kartoffeln halt. Alle hatten ganzjährig Saison.
Für Saisonales hatte man am besten einen eigenen Garten. Oder Beziehungen.😂
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Vermutlich ist es tatsächlich ein Stück weit die große Auswahl, die für Verwirrung sorgt. Früher war eben mehr Eintopf (ich liebe Eintopf jeder Art).
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Früher war mehr Eintopf. Besser kann man es nicht sagen! 🤣👍 Ich erinnere auch weinenden Auges die leckeren Grüne-Bohnen-und Kohlrabi-Eintöpfe meiner Mutter. Und bin zu faul, sie nachzukochen.🙈 Kohlrabi gibt es wohl hier in Italien auch gar nicht überall.
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Ach ja …
Ernährungswirrenschaften …
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Ja – da schreibst du was – alles nicht so einfach und irgendwie auch nicht so schwer.
Ich versuch regional und bio abzuwägen und wenn ich auf eine Avocado Appetit habe, dann kauf ich mir eine.
Allerdings bin ich schon etwas zurückhaltend geworden. Das ganze Jahr über Spargel und Erdbeeren muss einfach nicht sein.
Manchmal hab ich noch irgendwas an Lebensmittel übrig und mir will partout nix einfallen. Dann geb ich die Begriffe bei Gugel ein, dazu ‚Rezept‘ 😄 da hab ich schon das ein oder andere Leckerli entdeckt.
Liebe Grüße
Sabine
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So ähnlich mache ich das auch. Gerade Erdbeeren kommen bei mir nur auf den Tisch, wenn sie hier Saison haben. Spargel kann ich ja auch einfrieren oder (für Suppe oder Frikassee) im Glas kaufen. An exotischem Obst gönnen wir uns Zitrusfrüchte wie Mandarinen und Orangen, ab und zu Bananen (phasenweise) und sehr selten mal eine Ananas.
Wichtig finde ich, dass ich nicht perfekt sein muss mit meinen Ansprüchen, aber doch im Allgemeinen auf Nachhaltigkeit achte. Dann bekomme ich auch bei einer Ausnahme nicht so ein furchtbar schlechtes Gewissen.
Und bei Resten frag ich die Homepage mit der grünen Kochmütze nach meinen Zutaten oder ich schmeiße alles für eine Suppe oder einen Auflauf zusammen. Außerdem sind unsere Hunde dankbare Abnehmer für alles Gemüse, das sie mögen und auch dürfen, am liebsten aber Möhren und Gurke.
Ich grüß dich zurück
Anja
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Der beste und größte Spargel in Peru geht in den Export.
wenn in Europa die Spargelsaison ist werden die dickeren Spargel auch in Peru verkauft bzw. kommen daraufhin in die Läden.
Saludos.
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