In den letzten Tagen habe ich gestrickt, Pulswärmer und Socken. Aber heute rief die Nähmaschine ziemlich laut nach Aufmerksamkeit. So verbrachte ich meinen Abend, weil der Mann über Zoom an einem Männerabend teilnimmt, bis jetzt mit nähen, bügeln, schneiden und auslegen.
Was am Ende dabei herauskommt, ist mir selbst noch nicht ganz klar, ich tippe auf Tischdecke. Vielleicht werden es auch zwei Tischläufer oder wenn der Stoff reicht, eine Kniedecke für den Lesesessel?
Recht gemächlich sind wir ins Jahr geschlittert. Seit einigen Jahren treffen wir kurz vor Mitternacht an Silvester ein paar nette Menschen an der Kirche und läuten eine Viertelstunde lang die Glocken. Morgens um 4 Uhr war ich schon eine Weile im Reich der Träume, als ich jäh von einem Feuerwehreinsatz geweckt wurde, bei uns im Dorf ist in der Nacht ein Haus abgebrannt. Für die Bewohner, die zum Glück ohne schwere Verletzungen davonkamen, der denkbar übelste Jahresbeginn. Den Neujahrstag verbrachten wir teilweise schluffig vor dem Fernseher und ergötzten uns im WDR an den Rückblicken auf „unsere“ Jahrzehnte. So alt sind wir nun also schon, dass wir nostalgische Gefühle bekommen, wenn wir augenkrebsträchtige Lifestyle-Dokus aus den 70er und 80er Jahren sehen. Krass!
Der zweite Januar katapultierte mich mit Töchterchen Tochter in die Matrix. Aufatmen, denn nicht nur wir Allerweltsleute werden älter, auch Keanu Reeves ist davon nicht verschont. Aber immer noch ein ansehnlicher Typ (vom Leben gezeichnet, wie man so schön sagt), und im Film wird ja auch durchaus mit dem fortgeschrittenen „Verfall“ kokettiert. Wenn ich allerdings bedenke, dass wir vor einigen Jahren die Mutter-Tochter-Neujahrs-Kino-Tradition mit Filmen wie „Bibi & Tina“ (die wir im Lauf der Jahre alle gesehen haben, wenn auch nicht unbedingt immer an Neujahr), „Frozen“ 1+2 oder „Hilfe, ich habe die Lehrerin geschrumpft“ begonnen hatten… Auch vor der jungen Generation macht der Wandel nicht halt.
Die erste Arbeitswoche ist schon wieder zur Hälfte herum, ich stecke in Inventur- und Jahresabschlussarbeiten, plane das künftige Vorgehen für meine diversen Projekte, schaue ab und zu mal, ob die Kultusministerkonferenz schon was ausbaldowert hat und habe trotzdem ein bisschen Mühe, in dieses neue Jahr hineinzufinden. Und so habe ich heute früh ein wenig in der Bloggeschichte herumgelesen, was ich letztes Jahr Anfang Januar geschrieben habe und es kam mir vor, als ob Murmeltiertag wäre: würde ich das Buch jetzt noch einmal lesen, das ich dort besprochen habe, meine Schlussfolgerungen sähen fast identisch aus.
Das Jahr hat selbst hier bei uns in der Provinz geendet mit „Montags-“ oder „Lichterspaziergängen“, und begonnen hat das Neue damit, dass dieser „Spaziergang“ vor dem Privathaus unserer Landrätin endete. (Die aus den Reihen der „Spaziergänger“ als „Gauleiterin der Herzen“ tituliert wurde! WtF ist mit den Leuten los?!) Ich bin fassungslos, denn die Frau ist ja qua Amt dazu verpflichtet, Vorgaben umzusetzen, auch wenn sie mit Sicherheit nicht alles auch persönlich sinnvoll findet. Und sie ist Mutter von zwei kleinen Kindern, die überhaupt nichts für die Lage können, aber vollkommen unnötig geängstigt werden. Ebenso wie die unbeteiligten Nachbarn, die sich jetzt auch fragen, ob sie in einer sicheren Umgebung wohnen. Ich glaube kaum, dass es deutschlandweit Menschen gibt, die die aktuelle Situation toll finden, aber so etwas geht gar nicht.
So komme ich nicht weiter. Ich möchte gern durchstarten, aber ich stecke in einem Sumpf aus Erinnerungen, Versatzstücken und Erlebnissen fest. Und ich bekomme meinen Schreibtisch nicht in den Griff; am liebsten würde ich alles runterfegen und neu beginnen. Wo ist der Reset-Knopf? Also habe ich mir zehn Minuten Zeit genommen und spontan eine Bildergalerie zusammengestellt, mit Fotos, die mir im letzten Jahr wichtig waren und ich hoffe, so einen Abschluss zu finden.
Lichtblick: Seit Montag neue Basistherapie, bis jetzt keine entzündete Mundschleimhaut, weder Durchfall noch Verstopfung, keine Kopfschmerzen und erst recht keine Anzeichen einer Sepsis.
Neues Jahr, neue Etüden. Auch wenn ich vor Weihnachten mit meinem Adventskalender ausgelastet war, den Überblick verloren habe und den Adventüden deswegen nicht gefolgt bin, freue ich mich und bin gern wieder dabei. Zur Schreibeinladung von Christiane geht es hier, die Wortspende stammt von Ludwig Zeidler. Vielen Dank an die Beiden, vor allem Christiane für die viele administrative Arbeit.
„Unverzeihlich! Einfach unverzeihlich!!!“ Dieser Ausruf hallte in meinen Ohren wider. Es beschäftigte mich nun schon seit Stunden, seit meine beste Freundin mich besucht und ganz unvermittelt diesen temperamentvollen und tränenreichen Gefühlsausbruch hatte. Eigentlich wollte sie mir nur einen Stapel alter Jeans vorbeibringen, die hatte sie gesammelt, damit ich eine Hundedecke daraus nähe. Im Rhythmus meiner Gedanken und ihres Ausrufes hatte ich Quadrate aus den Hosen geschnitten. Nun saß ich an der Nähmaschine, fädelte das Garn ein und ließ das Gespräch, wenn man es denn so nennen konnte, Revue passieren.
Sicher, die feine englische Art war es nicht, dass ihr Freund sich heimlich mit seiner Ex-Frau getroffen hatte. Er hatte aber nun mal zwei Kinder mit ihr, bei dem Jungen stand eine Klassenfahrt an und die beiden hatten einiges zu besprechen. Es wäre auch sicher alles in Ordnung gewesen, wenn er vorher wenigstens Bescheid gegeben hätte. Dass meine Freundin ihn dann in ihrem gemeinsamen Lieblingscafé sah, wie er mit seiner Ex „die Köpfe vertraut zusammensteckte“, wie sie es formulierte, war mehr als dumm gelaufen. Und nun war sie nicht nur stinkig, sondern noch mehr, sie sah einen nicht wieder gutzumachenden Vertrauensbruch darin.
Ich wusste aber von ihm bereits ganz felsenfest, dass meine Freundin die Liebe seines Lebens war. Er hatte es schlicht und einfach ungeschickt angestellt, um ihr nicht wehzutun; mehr steckte nicht dahinter. Und nun saß ich hier, mit den Stoffstücken aus ihren und seinen Jeans, um eine Decke für den jungen Labrador zu nähen, den er ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte und den sie beide liebten wie ihr eigenes Kind.
Ich sah einen letzten Hoffnungsschimmer, als ich den Nähfuß senkte und mit dem Faden ein Segensgebet für die beiden als Halt in die Naht einarbeitete. Obwohl unverfügbar, hatten die eingenähten Segenswünsche schon des Öfteren in aussichtslosen Fällen geholfen.
Ein ganzes Jahr liegt wieder vor uns. Noch als unbeschriebenes Blatt, obwohl vermutlich die meisten zumindest ein Storyboard entworfen haben. Eckdaten wie Geburtstage, Ferientermine, geplanter Urlaub, Jubiläen. Zugleich ist da aber das Wissen darum, dass sich die Geschichte dieses Jahres früher oder später verselbständigen wird, ungeahnte Plot-Twists werden durch einige Rechnungen dicke Striche machen und wenn wir es gut treffen, wendet sich an manchen Stellen die Handlung zum Positiven, vielleicht sogar zum Happy End?
Wird dieses Jahr ein spannender Roman, verwirklicht sich eine Utopie aus dem Bereich der Sci Fi, ist es eher Krimi oder Unterhaltung? Oder wird es sich als pragmatischer Ratgeber erweisen, für Achtsamkeit, Resilienz, Gesundheit oder Sport? Schreiben wir ein gesellschaftspolitisches Sachbuch oder kreieren wir einen Reise- oder Naturbildband in den schönsten Farben? Illustrieren wir unser eigenes Bilderbuch oder wandeln auf den Spuren von Pippi Langstrumpf und Emil Tischbein?
Was auch immer 2022 für uns bereithält, wie auch immer die Parameter aussehen werden, auf die wir keinen Einfluss haben: ein Stück weit haben wir es in der Hand, unser Buch des Jahres selbst zu lektorieren. Ich wünsche euch ein schönes Schreibjahr (Mal- und Zeichenjahr, Fotojahr, Werkeljahr…)
Geschichten mitten aus dem Leben; über Momente die uns prägen, Freude, Schmerz, Hoffnung und Schicksal dem wir täglich begegnen. Ein kleiner Blick ins Innere, ein Blick hinter die Tür.
Ein Blog über das Leben einer Familie mit allem was zu uns gehört: fünf Kinder, der beste Ehemann von allen, der alltägliche Wahnsinn und das große Glück in den kleinen Dingen gemäß unserem Trauspruch "Ubi Caritas et amor ibi deus est"
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