Per Pedes

Zur Schreibeinladung von Christiane geht es hier. Ich brauchte etwas Ruhepause, musste Gedanken sortieren und so, daher habe ich zwischenzeitlich ausgesetzt. Aber jetzt:

Die Sonne schien auf den Platz am Marktbrunnen, als ich die Buchhandlung abgeschlossen hatte und auf die Straße trat. Heute war ich ohne Auto hier, also blieben mir die Möglichkeiten Bus fahren oder laufen. Bus nach der sechsten Schulstunde bedeutete viele wuselnde Schüler, Geschubse und viel Lautstärke; laufen hieße, an der vielbefahrenen Bundesstraße entlang zu marschieren.

Da ich die letzten drei Stunden mit FFP2-Maske verbracht hatte und keine Lust mehr darauf hatte, entschied ich mich trotz allem für den Fußweg. Ich hatte Glück: Obwohl die Luft noch ziemlich rau war, vor allem dort, wo die Sonne nicht hinkam, blitzten an manchen Stellen  im Gesträuch die ersten Forsythienknospen hervor, als ich den Zubringer zur Bundesstraße entlangging. Es dauert vermutlich nicht mehr lange, dann blühen sie auch. Aufhalten lässt sich der Frühling nicht mehr durch den Frost!

Ein paar Hundert Meter weiter zückte ich sogar mein Handy für ein paar Fotos, ich kam nämlich am alten Stolleneingang vorbei. Dort wird seit einigen Jahren eine Dokumentationsstelle für die U-Verlagerungen während des zweiten Weltkrieges eingerichtet, vor der Pandemie gab es auch Führungen in den Berg hinein. Mir fiel auf, dass die Kälte, die dort früher selbst an den heißesten Sommertagen aus dem Berg strömte, fehlte. Na klar, man hatte ein massives Tor eingebaut, vermutlich, weil dort immer wieder mal unbefugt Leute ein Abenteuer suchten und dabei die Fledermäuse störten. Den Stollen will ich auf jeden Fall mal besichtigen, wenn es wieder möglich ist.

So wanderte ich also zu Fuß neben Bundesstraße und Bahnstrecke durch die Porta Westfalica, von der Südseite des Gebirges auf die Nordseite, freute mich, dass der Verkehr heute eher wenig war und kam nach einer guten halben Stunde zuhause an. Und war ganz froh darüber, meine drei Zylinder (Fiat 500) zur Abwechslung mal gegen eine AS (Anja-Stärke) getauscht zu haben.

(299 Wörter)

Ein paar Hintergrundinformationen über den Stollen habe ich auch parat:

Leider mit „Überkaro“: Die Infotafel.
Der ehemalige Stolleneingang, vermauert und mit massivem Tor. Oben rechts in der Mauer ist das Fledermaus-Flugloch zu erkennen (als schwarzer Punkt)

Die Abbruchkante des Gebirgszuges oberhalb des Tores.

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

8 Kommentare zu „Per Pedes“

  1. U-Verlagerung musste ich erst einmal googeln. Aber jetzt ist es klar, hatte vorher schon darüber gelesen. Große Teile der Jagdflugzeugfertigung und die Raketenfertigung fand wohl Untertage statt.
    Und wer weiß, wie viele Atombomben bei uns noch unterirdisch lagern …..

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    1. Bei uns sollte auf einer Seite der Porta eine Schmierölraffinerie und auf der anderen eine Flugzeugmotorenfabrik entstehen.
      Als Arbeitskräfte nutzte man KZ-Häftlinge aus Neuengamme und polnische Zwangsarbeiter.
      Der reine Wahnsinn!
      Es wurde aber alles nicht mehr fertig, weil die Briten kurz vor Kriegsende alles bombardierten.

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  2. Laufen ist cool, und eine halbe Stunde bei Sonne sollte die reine Erholung sein, wenn man sich die Bundesstraße wegdenkt. Ihr habt echt schon Forsythien? So weit sind wir hier noch nicht, wobei – okay, in windgeschützten Ecken. Aber ja, es ist endlich Frühling, Nachtfrösten zum Trotz.
    Neuengamme, wirklich!? So weit südlich? Neuengamme ist doch ein Teil von Hamburg … Dunkle Zeiten, hoffentlich kommen sie nie wieder! 🙏
    Abendgrüße 🤔😏✨🍷🥗👍

    Gefällt 1 Person

    1. Die Forsythien stehen tatsächlich in sonnigen Lagen schon in den Startlöchern. Und ja, Neuengamme. Es gab hier Außenstellen, damit die Arbeiten im Berg immer genug Nachschub an Arbeitskräften bekam. Der Verschleiss war ja riesig. Mir kommt auch heute noch eine Gänsehaut, wenn ich versuche, mir diese menschenverachtende Maschinerie vorzustellen. Ich hoffe auch sehr, die Menschheit hat solche Methoden weitestgehend überwunden, aber wenn ich mir diverse Gegenden der Erde ansehe, zweifele ich.
      Trotz düsterer Gedanken (die helfen ja leider niemandem) einen schönen sonnigen Tag für dich.

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    1. Zumindest komme ich mehrmals die Woche daran vorbei. Und ich stimme dir zu, es ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Ich hoffe sehr, dass demnächst wieder Führungen dort stattfinden, denn ich möchte mir die Anlage gern von innen ansehen, obwohl es eine Herausforderung wird so unter Tage mit der Vorstellung, dass da Tonnen Gestein über mir sind.
      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

      Gefällt 1 Person

Kommentare sind geschlossen.

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