Buchtipp: Schattenspringer

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Ich bin nicht so der Riesenfan von Graphic Novels, vielleicht ist das ein Grund, warum ich dieses Buch bisher nicht kannte. Den Tipp habe ich von einer jungen Erziehungswissenschaftlerin bekommen. Und es hat sich gelohnt, das Buch zu kaufen und in recht kurzer Zeit auch zu lesen.

Es gibt Bilderbücher wie „Irgendwie Anders“, es gibt Fachbücher und Ratgeber zum Thema Autismus, von Forschern und Therapeuten, manche sogar von Menschen, die in der Doppelrolle des Betroffenen und Forschers zugleich stecken. Es gibt auch Erfahrungsberichte, aber dieses Buch ist meiner Meinung nach ziemlich einzigartig. So wie seine Autorin und zigtausend andere Autismus-Betroffene.

Nicht-Autisten haben oft Schwierigkeiten, Menschen im Autismus-Spektrum zu verstehen, ihre Verhaltensweisen zu deuten. Das Buch „Schattenspringer“ bietet Erklärungen und auf eine gewisse Weise einen Übersetzungsansatz. Wenn man unbefangen an das Thema herangeht, stellt man außerdem fest, dass fast jeder Mensch in einzelnen Facetten manche Probleme autistischer Menschen selbst kennt, nur halt nicht auf so vielen Kanälen gleichzeitig. Und natürlich, deswegen heißt es ja auch „Spektrum“ ist nicht jeder autistische Mensch in ein gleichförmiges Schema zu pressen. Was das angeht, sind wir doch wohl zu sehr Hollywood-geprägt, so häufig bekommt man die Dustin-Hoffman-Rain-Man-Assoziation zu hören.

Reizüberflutung ist ein wichtiges Stichwort. #nofilter heißt eben nicht nur, auf Instagram unbearbeitete Fotos zu posten, sondern es bedeutet, alle Sinneseindrücke (hören, schmecken, fühlen, riechen…) rundum ständig in voller Ladung abzubekommen. „Die Ohren auf Durchzug stellen“ ist dann gleichermaßen schwierig und wichtig. Die Quadratur des Kreises.

Unter anderem wegen immer noch bestehender Vorurteile kommen Autisten sich häufig wie Fremdkörper in der Gesellschaft vor (und das in einer Zeit, wo weder Krimiproduktionen noch das ZDF Herzkino ohne Rollen auskommen, die in dem Spektrum angesiedelt sind). Also empfehle ich das Buch ganz uneingeschränkt nicht nur betroffenen Familien, sondern allen, die im beruflichen oder privaten Umfeld mit Autismus in Berührung kommen können und allen anderen, denen ihre Mitmenschen am Herzen liegen, egal wie sie „gestrickt“ sind.

Wichtige Infos zum Autismus-Spektrum in kurzer Form!

Ein tolles Buch, das ich gerne weiterempfehle!

Bibliographische Angaben: Daniela Schreiter, Schattenspringer, Panini Verlag, ISBN 978-3-86201-950-2 (10. überarbeitete Auflage November 2021), € 20,-

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

9 Kommentare zu „Buchtipp: Schattenspringer“

    1. Bitte. Bei unserer jüngsten Tochter hat sich der Verdacht auf Asperger vor einigen Wochen bestätigt.
      Zufallsdiagnose, eigentlich wird sie wegen einer Angststörung behandelt. Aber im Nachhinein erklärt sich vieles aus ihrer frühen Kindheit…

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    2. Das ist heftig. Wobei es ja offensichtlich insgesamt so ist, dass bei Mädchen und Frauen seltener die Diagnose gestellt wird, weil sie sich besser an ihre Umwelt anpassen. Eine Leistung, die ich gleichermaßen phänomenal finde (für die Betroffene: Chapeau!) und beschämend (für die Gesellschaft und ihre Erwartungshaltung).

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    3. Als ich in ländlicher Gegend aufwuchs, kannte man den Begriff Autismus mit seinen schier unendlichen Varianten noch nicht. So galt ich halt lange Jahre als seltsam bis leicht verrückt, und lernte zwangsläufig, mich gut zu maskieren. Als dann beim Erstgeborenen einer meiner Kusinen zig Jahre später Autismus festgestellt worden ist, hat man sich in Familienkreisen nur hinter vorgehaltener Hand und flüsternd darüber unterhalten, so, als wäre das etwas absolut Unschickliches… Ich war froh, dass ich aufgrund der humangenetischen Studie, an der ich eigentlich wegen der Ursache meines Muskelschwunds teilgenommen hatte, auch erfahren durfte, dass ich im Asperger Spektrum bin.

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    4. Das kann ich mir gut vorstellen. Deine Erleichterung. Ist zwar nicht wirklich vergleichbar, aber ich war auch froh, als endlich sicher war, dass ich tatsächlich (und nicht etwa eingebildet) eine rheumatische Erkrankung habe. Mit allem, was man benennen kann, kann man auch umgehen, ist meine Devise.
      Unsere zweite Tochter ist lernbehindert, auch das war für uns nie irgendwie mit Scham behaftet. Warum auch? Sie wird in gewissen Dingen immer etwas Unterstützung brauchen, aber es sind immer Menschen da, die ihr die geben können. Daher war es von Anfang an nie ein Problem, dass die Jüngste anders ist als andere Kinder (wir wussten bloß nicht, WAS anders war). Und die Älteste scherzt mitunter: „In unserer Familie bin ich die einzige Normale.“
      Am Ende gehen sie alle ihren Weg und haben ihre ganz persönlichen Baustellen und Glanzpunkte. So ist das eben.

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