
Wink des Schicksals, dieses Thema muss nun sein. Eine kleine Retrospektive, mein „Coming-of-Age“, wie es heute so schön heißt. Erst kam am Samstagabend im WDR eine Sendung über dieses Jahrzehnt, das in manchen Aspekten heute noch Fremdscham auslöst, aber im Großen und Ganzen eine großartige Zeit war, vor allem im Rückblick. Und heute las ich bei Wortman seine Hommage an Cyndi Laupers „Girls just wanna have fun“, ein Song, der auch heute noch in meiner Spotify-Playlist ziemlich weit oben steht. Mit ihrem Look lag sie mir übrigens viel mehr als die spitzbrüstige Madonna in ihren S/M-Kostümen.
Alles schien möglich, wir wollten die Welt erobern, analog versteht sich, am liebsten in einem bunten VW-Bulli, ganz ohne Internet und Smartphone, von GPS und Navigationssystemen ganz zu schweigen. Es war das Jahrzehnt, in dem John Lennon starb, in dem die Grünen gegründet wurden, gegen Atomstrom demonstriert wurde ( und dann ja auch schließlich im Jahr 1986, haargenau am 20. Geburtstag meines damaligen Freundes, die Atomkatastrophe von Tschernobyl den Demonstranten recht gab). Das Jahrzehnt, in dem Mac Gyver (der Echte) und der Knight Rider Helden waren, aber auch Marty McFly und Doc Emmet Brown mit dem Kult-DeLorean in die Zukunft reisten.
Es war das Jahrzehnt, in dem ich vom lieben, angepassten Mädchen zu einer frechen Göre mutierte, wenn ich meinem Deutsch- und Politiklehrer in der 9. Klasse Glauben schenke. Tja. Auch ich wollte „Fun“ haben.
Kleidungstechnisch, und nun komme ich auf den Punkt, gab es den Aerobic-Look von Jane Fonda, blaumann-blaue Satinblusen mit Schulterpolstern, Vanilia-Hosen mit Pattentaschen seitlich am Oberschenkel (Der modische Vorläufer von Cargohosen à la Engelbert Strauss, nur im Popper-Style? Wer weiß.) Jeans mit weißen Biesen an der Außennaht oder gleich ganz bunt gefärbt. Knalleng und rot mussten sie sein! Blau-grünes Schottenkaro war im Winter angesagt. Gott, wie liefen wir bloß rum!
Mein Lieblingsteil war lange Zeit der alte Bademantel meiner Oma, A-Linie mit Kimono-Ärmeln, außen Velours und innen Frottee, Dunkelgrün mit psychedelischen Pinselstrichen in rot, pink, gelb und blau. Dazu trug ich eine schwarze Baskenmütze und eine Fledermaus baumelte am Ohr. Natürlich aus Metall.
Ein einziges Kleidungsstück aus dieser Zeit hat überdauert. Ich habe ein verwaistes Kätzchen darin großgezogen und trage sie bis heute noch, bei jeglichen Renovierungsarbeiten, die sich auch kontinuierlich darauf verewigen:

Meine geliebte Jeans-Latzhose. 40 Jahre hat sie jetzt auf dem Buckel. Das nenne ich noch Wertarbeit! (Und zum Glück hat sie an den Seiten Knöpfe, die man auch offen lassen kann. Wirkt noch lässiger und kaschiert die Tatsache, dass ich mehr Vorrat für schlechte Zeiten mit mir herumtrage.)
Und hier kommt der spezielle Soundtrack zur Jeans:
Die Hose ist der Hammer, so eine hatte ich auch! Aber auch bei allem anderen kann ich zustimmend nicken, ja, so war das!
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War schon eine coole Zeit, und die Hose erinnert mich immer wieder daran. Mindestens bis zur Rente muss sie halten.
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Hach, ja, die Achtziger. Was war das für eine schöne, wilde und im Grunde genommen auch unbeschwerte Zeit…
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Ja, regelrecht harmlos…
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Die einzige Latzhose, die ich jemals an hatte, war die aus meinem Lehrberuf 😆
Jeans – und Cordhosen, „Männerleggings“ sag ich immer zu diesen engen Freizeithosen. Jeansjacke und Palästinensertuch 🙂 Am Wochenende Tüte rauchen und Party machen 😆
Oder eben der Burnette – Style: Stoffhose, T-Shirt, Blazer und Espadrilles an den Füßen. 🙂
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Ohne Socken, natürlich.
Ach ja, das Palästinensertuch. Und dazu Bundeswehrparka. Klar. Mir fielen eben noch die College-Schuhe mit den Bommeln drauf ein.
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Den Parka hatte ich nie 🙂
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In Minden gab es einen Army-Shop. Da kriegte man die, auch wenn man soweit von der Bundeswehr entfernt war, wie ein Teenie-Mädchen nur sein kann. Bloß die Deutschlandfahne auf dem Ärmel musste ab.
Hattest du ihn nicht in Blau, wenn du bei der Marine warst?
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Natürlich in blau aber am Ende wieder abgegeben. 🙂
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Meine Latzhose habe ich vor zwei Jahren entsorgt. Schade, jetzt würde ich wieder hineinpassen.
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So ist das manchmal. Aber deswegenkann man ja auch nicht alles aufbewahren…
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Die Hose weckt Erinnerungen 😁
Ich seh mich damit noch unter meinem alten Kadett liegen, den Auspuff mit dem Blech von Coladosen umwickelnd, die anschließend mit bei Hitze aushärtenden Spezialbandagen umwickelt wurden.
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Was ist dann mit den Coladosen oder halt mit dem Endprodukt passiert?
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Der Auspuff hat länger gehalten als der rostende Rest 😄
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Aha, ja jetzt kenne ich mich aus 🙂
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Tuning by Bonduelle hieß es hier.
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Wie „fetzig“ ist das denn, dass du die Latzhose noch hast. Ich hatte gerade kürzlich so einen Flash, die Erinnerung an „Pantalons“ als Begriff für Stretch-Hosen, aus stabilerem Material als heute Leggings. Jetzt interessiert mich mal, und da frage ich dich als Expertin für 80er-Jahre-Mode 😀: War „Pantalons“ eigentlich ein DDR-Begriff, oder kam der aus dem Westen?
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Zu viel der Ehre, liebe Anke. Ich bin alles mögliche, aber keine Mode-Expertin. Den Begriff „Pantalon“ kenne ich aus dem Französisch-Unterricht. In der Einzahl, und es heißt schlicht und ergreifend „Hose“. In einem anderen Zusammenhang ist mir der Ausdruck nicht bekannt.
Also doch vielleicht eine DDR-Anleihe an westlichen Sprachgebrauch? Ich habe keine Ahnung🤷♀️
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„Pantaloni“ sind auch in Italienisch die Hosen, ganz allgemein. Ja, vermutlich wollte man „kosmopolit“ klingen, das ist gut möglich. 😀
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Die 80er… ich hatte Stretchhosen mit Steg und kam mir unglaublich mondän vor… dazu pinke Stiefel! Dem Himmel sei Dank gibt es keine Beweisfotos davon. 😁
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Jaaa! Stimmt, die Steghosen. Und „Robin-Hood“-Stiefeletten aus Veloursleder in Babyfarben. Meine waren hellblau. Unglaublich, was wir hier alle zutage fördern😅
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Was wollte ich die gern haben, die Robin Hood Stiefel… und es gab sie nicht in unserem Dorf… das hab ich dann später nachgeholt. 😊
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Ja, die 80er-Jahre waren auch für mich eine Super-Zeit!
Toller Soundtrack zu dem Beitrag mit dem “Come on Eileen”-Video, das passt genau zu der Stimmung von damals!
Ich erinnere mich an die Demos für den Frieden und für die Umwelt (in Österreich waren wir in der Hainburger Au und es wurde ein Wasserkraftwerk und deren Zerstörung verhindert) und es gab jede Menge Optimismus! Am Ende des Jahrzehnts dann der Mauerfall und der Abbau des Eisernen Vorhangs – wer hätte das gedacht!
Heute sieht man manches anders – auch Wasserkraftwerke, wenn man sie unter Berücksichtigung von Ökologie und Artenschutz baut, haben ihre Berechtigung und Notwendigkeit angesichts der Klimakrise und zur Verteidigung der Freiheit gegen einen Aggressor braucht es auch Waffen, die wir in den 80ern gerne endgültig verschrottet hätten. Es gibt kein „Ende der Geschichte“, auch wenn man es mit dem Ende der UdSSR gerne ausgerufen hätte…
Die Geschichte geht weiter; schauen wir, dass auch die „Zwanzigerjahre“ mal eine Zeit sein werden, von der man sagen kann, dass sie schlussendlich eine Entwicklung zum Guten gebracht hat – vor allem in die Richtung, dass die richtigen Schritte gesetzt wurden, damit unser Planet nachhaltig lebenswert bleibt!
Ich glaub an das Gute, trotz allem!
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Hey und danke für deinen ausführlichen Kommentar. Mit deinen Überlegungen kann ich gut mitgehen, mit zunehmendem Alter sehe ich auch öfter mal, dass wie auch immer gearteter Fundamentalismus meist fehl am Platz ist.
Aber wenn es überhaupt für eine Gruppe ein Privileg ist, steile Thesen aufzustellen, dann ist es die heißblütige Jugend.
Inzwischen beobachte ich das amüsiert bei meinen Töchtern…
Und ja, auch ich hoffe sehr, dass wir im Rückblick auf diese Zeit später auch gute Erinnerungen an einen notwendigen Aufbruch haben werden.
Woran sollen wir sonst glauben, wenn nicht daran, dass es doch noch gut wird?
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