Countdown – Teil 3

„Deutschland hatte mit der Flutkatastrophe eine völlig neue Qualität eines Unwetters erlebt. Hierzulande hatten wir es zwar auch vorher schon mit heftigen und zum Teil langanhaltenden Regenfällen mit katastrophalen Überschwemmungen zu tun gehabt, die zu gewaltigen Schäden in Milliardenhöhe geführt und auch einige Todesopfer gefordert hatten. Aber in der Gesellschaft scheint kaum jemand das bei uns extremer werdende Wetter während der jüngeren Vergangenheit so richtig ernst genommen zu haben, weder die zunehmenden Hitze- und Trockenphasen noch die sich häufenden Starkniederschlagsereignisse. Niemand außerhalb der Wissenschaft schien offenbar damit gerechnet zu haben, dass es auch noch viel schlimmer kommen könnte.
Welchen Anteil die globale Erwärmung an der Flut in Deutschland im Sommer 2021 hatte, ist schwer zu beziffern. Dass aber der aufgeheizte Planet die Flutkatastrophe begünstigt hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Die wärmeren Temperaturen haben die Wahrscheinlichkeit für Starkniederschläge und damit das Risiko für Überschwemmungen schon deutlich erhöht.“
(Kapitel: Extremniederschläge, S. 37/170 bei meinem eBook)

Schon mal sehr heiß und sehr ausgiebig geduscht? Nein, das ist jetzt keine Fangfrage zu klimafreundlichem Verhalten bei der Körperhygiene. Ich könnte auch fragen: Schon mal Pflaumenmus/Bolognesesoße gekocht? Drei bis vier Stunden bei hoher Temperatur im Topf gerührt, damit das Mus/die Soße richtig schön dick einkocht?
Wer eine dieser Fragen mit „JA“ beantworten kann, sollte auch die dicken Wasserdampfschwaden kennen, die in solchen Situationen entstehen. Warme Luft bindet mehr Wasserdampf. Aber auch eine so gesättigte Atmosphäre kann irgendwann nicht mehr aufnehmen und dann regnet es. So richtig. Wie Monsun. Aber im Gegensatz zu tropischen Regenwäldern, die (noch) lockeren und aufnahmefähigen Boden haben, ist in Deutschland wahnsinnig viel versiegelt oder zumindest heftig verdichtet.
Das. Kann. Nicht. Gutgehen!

Was aber vollends durcheinanderbringt, ist eine zweite Sache:
„Nicht nur Starkniederschläge, sondern auch Dürren können sich infolge der globalen Erwärmung häufen. Das kann sogar in ein und derselben Region der Fall sein, was zunächst etwas widersprüchlich klingen mag. Im vorangehenden Kapitel haben wir uns mit den Gründen für die Zunahme von Extremniederschlägen beschäftigt. Jetzt wollen wir der Frage nachgehen, warum es in einer wärmeren Welt auch mehr Dürrephasen geben könnte. Dabei spielen zwei Faktoren eine fundamentale Rolle. Erstens: Steigende Temperaturen führen im Allgemeinen zu einer erhöhten Verdunstungsrate, was die Böden schneller austrocknen lässt. Dieser Prozess würde schon für sich allein Dürresituationen wahrscheinlicher machen, ohne dass sich die Niederschläge selbst verändern müssten. Und zweitens können sich die Niederschläge selbst verändern, entweder im Langzeitmittel und/oder ihrer statistischen Verteilung.“ (Kapitel Dürre, bei mir S. 43/170)

Dass beides gleichzeitig (in verschiedenen Landesteilen) oder im Wechsel auch hier in unseren gemäßigten Breiten auftaucht, passt in vielen Köpfen nun überhaupt nicht mehr zusammen. Solche Verhältnisse gibt es in Afrika, Asien oder Südamerika, aber doch nicht hier, oder? Sandstürme an der Ostseeautobahn A20 oder in Mecklenburg-Vorpommern auf den riesigen Getreidefeldern ohne Baum und Strauch dazwischen, um dem Wind Einhalt zu gebieten.

Und dazu Omega-Wetterlagen, die sich wochenlang nicht vom Fleck bewegen. Wir sollten uns an diese Verhältnisse gewöhnen, statt an jedem Wintertag mit Frost reflexartig zu sagen: „Es gibt ja doch noch kalte Tage, wird schon nicht so schlimm.“

Für heute höre ich erstmal wieder auf. Immerhin habe ich jetzt noch einen Arbeitstag vor mir, an dem die Kundschaft es verdient hat, von einer einigermaßen gut gelaunten Buchhändlerin bedient zu werden😉.

Habt einen guten Sommertag, geht sinnvoll mit dem Wasser um und haltet euch kühl.

Bataclan

Der 13. November 2015 zählt für mich zu den Tagen, die sich ins Gedächtnis gebrannt haben. Wäre ich an diesem Freitagabend zuhause gewesen, hätte ich erst am Morgen des nächsten Tages etwas von den Terroranschlägen erfahren, weil ich vermutlich schon im Bett gelegen hätte.
Aber an diesem Freitag war ich mit Mann und Schwager in Oberhausen auf einem Deep Purple-Konzert, es war unser Geburtstagsgeschenk für den Bruder meines Mannes. Die älteren Herren auf der Bühne hatten alles gegeben, das Publikum hatte gefeiert, alle, die aus der Arena kamen, waren euphorisiert. Wir auch. Tolle Musik, gute Show – was wollte man mehr?
Und dann setzten wir uns ins Auto für die Heimfahrt, mit dem Motor startete das Radio – es war kurz nach 23 Uhr. Da gab es die ersten, noch sehr konfusen Mitteilungen über die Geschehnisse in Paris, wo viele Menschen aus ebenso verheißungsvoll gestarteten Wochenenden gerissen wurden, wo Leute, die so wie wir ein Konzert besuchten, urplötzlich in einem Alptraum gefangen waren…
Unsere Rückfahrt war bedrückt, zumal wir auch Familien kannten, die in Paris lebten.

Heute werden die Urteile im Prozess gesprochen und ich hoffe nur, dass die Überlebenden und die Angehörigen der Todesopfer danach zumindest Ruhe finden können.
Ich werde es niemals begreifen, warum sich menschliche Wesen so gnadenlos zum Richter über andere erheben, nur weil sie eine andere Einstellung zum Leben haben.

Das Cottage in den Dünen

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Ein Lese-Intermezzo

Sich mit dem Klimawandel zu befassen, während um mich herum alles mögliche passiert, das meine Denkfähigkeit strapaziert, ist herausfordernd. Zumal hier in den letzten Tagen auch noch viel Schwüle in der Luft lag, die in der Küche Brot und Obst im Schnelltempo zum Schimmeln anregte und mein Hirn in eine breiige Masse verwandelte.
Da montags die Buchhandlung geschlossen ist, schmiss ich kurzerhand meinen Tagesplan um, den ich nachts im viel zu warmen Schlafzimmer gefasst hatte (und der in der Theorie viel mit Putzeimer, Lappen und Co. zu tun hatte). Und auch den „Countdown“ ließ ich heute beiseite. Stattdessen tat ich das, was für meinen Entspannungslevel gut war:
Ich schnappte mir eines meiner Netgalley-Leseexemplare.

Vielleicht war ich ein bisschen unbedarft, denn nach dem Cover hatte ich an einen schönen, leichten Sommerferienroman gedacht. Ziemlich schnell war mir allerdings klar, dass es doch tiefer geht: um Klassenbewusstsein, körperliche und seelische Versehrtheit, um das Aufstehen und Weitermachen nach vielfältigen Verletzungen.
Der K9-Polizist Trey kommt nach einer schweren Verwundung als Rehabilitant in den kleinen Küstenort Pleasant Shores an der Chesapeake Bay. Er soll an einer Schule als Ehrenamtlicher in einem Programm für benachteiligte Jugendliche mitarbeiten, die an der örtlichen Highschool extra unterrichtet werden. Die Lehrerin Erica, die mit viel Liebe nicht nur dieses Programm leitet, sondern sich auch um ihre kranke Schwester und deren Tochter kümmert, ist anfangs nicht begeistert über diese „Hilfe“, zumal auch Trey selbst sich fehl am Platz fühlt. Beide raufen sich aber zusammen und schaffen es, die Jugendlichen zu gesellschaftlichem Engagement zu bringen.
Auch andere Menschen im Ort schleppen ihre Päckchen mit sich herum. Und wie in vermutlich vielen Urlaubsorten sind natürlich Diskrepanzen zwischen Einheimischen, neureichen Zugezogenen und Touristen im Spiel. Einen dünkelhaften Schuldirektor als Gegenentwurf zu Trey und Erica gibt es auch noch.
Im Laufe eines Frühjahrs schaffen die beiden es mit unterschiedlichen Ansätzen, eine Gemeinschaft zwischen den Generationen zu etablieren. Schwieriger ist es für beide, herauszufinden, ob eine gemeinsame Zukunft für sie überhaupt möglich sein kann…

Das Buch ist erzählerisch in meinen Augen richtig gut gelungen. Durch die vielen beiläufig in der Geschichte platzierten Infos zu Polizeiarbeit mit Hunden, genetischer Disposition bei Krebserkrankungen und dem sozialen Gefüge kleiner Provinzorte wird es auch nie platt. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und war dementsprechend auch nicht überrascht, dass ich das gesamte Buch (mit Unterbrechung für Mahlzeiten und Einkauf) innerhalb des Tages durchgelesen hatte. Und vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann einmal, in die wunderschöne Gegend dort zu reisen, die mir schon seit vielen Jahren (seit Micheners „Die Bucht“) immer wieder unter die Augen kommt.

Bibliographische Angaben: Lee Tobin McClain, Das Cottage in den Dünen, Verlag Harper Collins, ISBN 978-3-7499-0103-6, 12,- €

Mal was anderes

Toll, einer arbeitet mehr?

Gerade geht mir beim Zeitunglesen mal wieder die Hutschnur hoch. Ist es nur gefühlt oder bekommt der Personalmangel an den Flughäfen wirklich mehr Aufmerksamkeit als die Streiks an den Unikliniken? Warum ist es so wichtig, dass Flughafenpersonal aus dem Ausland herangeholt wird? Wenn als Begründung dafür wenigstens die Entlastung des Stammpersonals herangezogen würde, könnte ich es ja noch verstehen. Denn die haben beileibe keinen einfachen Job (wie im Übrigen sehr viele im Dienstleistungssektor…). Es ist auch nicht so, dass ich den Menschen keinen stressfreien Start in einen unbeschwerten Urlaub gönne, ganz bestimmt nicht. Trotzdem empfinde ich es zumindest als großes Spannungsfeld.
Ehrlich gesagt, manchmal traue ich meinem Urteilsvermögen nicht mehr so ganz. Ich halte es auch durchaus für möglich, dass ich inzwischen irgendwas zwischen dünnhäutig und regelrecht getriggert bin, wenn es um die Diskrepanz geht zwischen dem, was wirklich notwendig ist und dem, was in erster Linie unserem Komfort dient.

Neben diesen überregionalen Themen ist es aber heute auch ein Artikel über die Weiterbeschäftigung der AlltagshelferInnen in den Kindergärten, der mich aufhorchen lässt. Immer noch besteht hier akuter Bedarf, zum Beispiel durch erhöhte Hygieneanforderungen. Aber auch in „ganz normalen“ Zeiten frage ich mich, warum um alles in der Welt die ErzieherInnen sich mit dem Ein- und Ausräumen der Spülmaschine, dem Waschen der Bettwäsche oder anderen hauswirtschaftlichen Arbeiten beschäftigen müssen. Nicht, weil sie „überqualifiziert“ dafür wären, sondern weil sie sowieso schon viel Dokumentation und anderes nebenher erledigen müssen, was von der reinen Arbeit mit den Kindern abgeht. Die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten sind natürlich sehr wichtig für den Tagesablauf in Kindertagesstätten, aber es gibt ja schließlich ausgebildete Hauswirtschaftskräfte und manches könnte auch von Menschen erledigt werden, die noch auf der Suche nach ihrem beruflichen Werdegang sind. Die in der Pandemie geschaffenen Finanzierungsmodelle der Bundesländer werden (mal wieder) auslaufen, aber der Bedarf bleibt. Auf der Strecke bleiben Kommunen, die sich eine eigene Finanzierung nicht leisten können und natürlich ErzieherInnen, Familien und Kinder.

Warum schreibe ich das überhaupt? Nicht, weil ich bei irgendjemandem Empörung auslösen möchte oder eine gesellschaftliche Gruppe gegen eine andere ausspielen will, sondern weil es verdeutlicht, dass die verschiedenen und berechtigten Ansprüche verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen sehr vielfältig sind und dass es meiner Meinung nach im Endeffekt immer darauf ankommt, dass sie gesehen und ausbalanciert werden. Dass es nicht immer dieselben Gruppen sind, die zurückstecken müssen und andere bekommen mehr Unterstützung, weil sie lauter, wirtschaftlich stärker oder angesehener sind. Weil unsere Zeit eine wahnsinnige Herausforderung ist, für Politikerinnen und Journalisten, die das alles kommunizieren müssen, aber auch für jeden einzelnen von uns Wahlvolk und Medienkonsumenten, weil wir nicht über jedes hingehaltene Stöckchen hinüberspringen sollten.
Und auch als eine Selbstvergewisserung, weil ich das auch mir selbst immer wieder ins Gedächtnis rufen muss.

PS: Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich. Die Gedanken rasen wie ein ICE durch meinen Kopf, während ich sinnbildlich mit dem 9-Euro-Ticket versuche, mitzuschreiben…🙈

Countdown – Teil 2

Kaum hatte ich das Büchertagebuch begonnen, habe ich schon wieder Pause gemacht. Es war viel los in den letzten Tagen. Müdigkeit am Abend. Weil ich es nicht mehr gewohnt bin, den ganzen Tag im Geschäft zu stehen, und weil ich teilweise gerade ganz neu denken muss: Was muss noch fürs Schulbuchgeschäft bedacht werden, brauchen wir noch Buchumschläge, Schreiblernhefte oder Sammelmappen? Nachmittags dazu stehende Wärme im Laden statt kühles Büro. Naja, alles eine Sache der Gewöhnung. Abends noch einkaufen, damit Mann und Tochter heute früh frohgemut auf unseren ihren Segeltörn fahren konnten, während ich nach wie vor die Hüterin des Buchladens bin, weil meine Chefin noch im Krankenhaus liegt. Ist halt so.

Aber nun ist Wochenende, bei der immer noch schwülen Wärme habe ich mir heute Nachmittag Lesezeit im Schatten gegönnt. Haushalt findet bevorzugt morgens zwischen 5:30 und 7:00 Uhr statt… Und da bin ich dann wieder beim Thema angekommen. Die Wärme (und für meine demnächst auf der Ostsee schippernde Familie: der Sauerstoffmangel in weiten Teilen ebendieser Ostsee), ist das alles noch Wetter oder schon Klima?

Ehe hier jetzt jemand Schnappatmung bekommt, ja, ich kenne den Unterschied. Aber ein bisschen Provokation muss sein.
Ich bin beim Kapitel „Wo wir heute stehen – Ansturm der Extreme

Nicht alle haben Die Grenzen des Wachstums gelesen, das verlange ich auch nicht. Aber mir unbegreiflich ist: Viele unterschiedliche Medien (auch schon in den Zeiten vor „Lügenpresse-“ oder „Staatsmedien-“ Diskussionen) thematisieren seit den 1980er Jahren immer wieder den Klimawandel. Nicht immer so plakativ wie der SPIEGEL 1986 mit dem Titelbild, das den Kölner Dom im Wasser zeigt. Aber vieles, was im Lauf der Zeit geschrieben wurde, ist eingetroffen – oder sogar übertroffen!
In diesem Kapitel schreibt Latif darüber, dass das vergangene Jahrzehnt (2010-2020) sowohl in Deutschland wie auch global gesehen die wärmste Dekade seit Beginn der Aufzeichnungen war. Die aktuelle globale Erwärmung beträgt zurzeit 1,1 Grad Celsius. Ich ahne: vielen kommt diese Zahl verschwindend gering vor. Aber man sollte nicht außer acht lassen, dass bei einem fiebernden Organismus 1,1 Grad den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann. Außerdem sehen wir die allermeisten Auswirkungen nicht „in Echt“. Korallenbleiche, Dürrekatastrophen, Schelfeis-Abbrüche – solange wir das in den Medien konsumieren, hat es keine Auswirkungen auf unser persönliches Leben.

Wärmeres Wasser hat eine geringere Dichte und dehnt sich aus? Es kann weniger Gase binden und lässt deshalb das Methan aus der Tiefsee schneller hochblubbern? Trägheit von großen Systemen, die den Bremsweg eines Supertankers kurz aussehen lässt? Hm, da war mal was vor Jahrzehnten im Physik- und Chemieunterricht. Schulterzucken, weitermachen…

Ein Zitat aus dem Kapitel:
„Verhandeln kann man mit der Natur nicht, sie folgt ihren eigenen Gesetzen, die wir nicht beeinflussen können. Das gilt auch für die anderen Umweltprobleme wie zum Beispiel für den Rückgang der Artenvielfalt, dessen Konsequenzen wir noch gar nicht absehen können. Und noch eines: Der Natur sind wir Menschen egal. Sie kennt kein Pardon. Der Planet wird seinen Weg gehen, mit oder ohne uns und unabhängig davon, wie es uns in der Zukunft ergehen mag. Diese Botschaft, so simpel sie sein mag, muss endlich in unseren Köpfen ankommen.

Ganz klar: Wir werden quasi die Dinosaurier 2.0 dieser Erde sein.
Und was auch denen zu denken geben sollte, die sich ganz gern von der restlichen Welt abschotten möchten hier im beschaulichen deutschen Heimatgefilde und die meinen, dann ginge es uns schon ganz gut:
„Falls sich der Temperaturanstieg in den kommenden Jahrzehnten ungebremst fortsetzen sollte, wird dies zu einer Destabilisierung der Welt führen, unter der die Menschheit endlos zu leiden haben würde. Direkt, zum Beispiel durch noch mehr und noch intensivere Hitzewellen oder Starkregenereignisse, und indirekt, etwa durch die Einbußen in der Weltwirtschaft, die in eine Rezession rutschen könnte, mit der Folge einer Massenarbeitslosigkeit und großer Armut. Weitere globale Krisen als Folge der Überhitzung der Erde wären programmiert. Mehr Migration, mehr Hunger oder mehr Trinkwassermangel wären wahrscheinliche Konsequenzen, um nur einige Stichworte zu nennen. Für immer mehr Menschen auf der Erde ginge es ums nackte Überleben. Diese unheilvollen Entwicklungen haben schon längst begonnen und gewinnen an Dynamik, davon bin ich fest überzeugt, auch wenn man sie noch nicht eindeutig der globalen Erwärmung zuordnen kann.“

Mit diesen ermunternden Gedanken entlasse ich euch jetzt in den Samstagabend. Bei den Nachbarn qualmt der Grill, Bratwurstschwaden durchziehen mein Büro, und ich gehe dann mal Ratatouille kochen.
Bon Appetit und einen geruhsamen Abend.

Neues Lesetagebuch: Countdown

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Am 23. Juni 2022 – also heute – habe ich ein neues Buch begonnen. Während ich das hier schreibe, zeigt meine Wetterstation 28 Grad im Schatten auf der Nordseite unseres Hauses an. Für morgen sind schwere Gewitter angekündigt.
Die ersten schweren Waldbrände sind unter Kontrolle gebracht, insgesamt gab es noch nie so früh im Jahr so hohe Waldbrandgefahr.

Alles das veranlasst mich, wieder einmal ein Lesetagebuch auf dem Blog zu führen. Es geht um „Countdown“. Kein Thriller, auch wenn sich der Titel danach anhört, sondern das neueste Buch von Mojib Latif. – Hm. Vielleicht doch ein Thriller, aber real?

Hier ein paar Auszüge aus dem Vorwort:
Mit Die Grenzen des Wachstums hatte der Club of Rome den Menschen die Augen geöffnet. Der Bericht machte klar, dass ein „Weiter so wie bisher“ keine Option sei, dass man die Erde also nicht beliebig ausbeuten könne. Doch nach Erscheinen des Berichts hatten die Menschen ihre Augen gleich wieder geschlossen, um in diesem Bild zu bleiben. Denn die Trends haben nicht nur angehalten, sie haben sich sogar noch beschleunigt. Wir haben die planetare Geisterfahrt fortgesetzt, vor der der Club of Rome schon vor einem halben Jahrhundert gewarnt hat. Heute sind sich die allermeisten Expertinnen und Experten darin einig, dass der Club of Rome mit seiner Warnung recht gehabt hatte. 50 Jahre später nähern wir uns tatsächlich den Wachstumsgrenzen, und einige haben wir längst überschritten. Das ist überall auf der Welt spürbar, vor allem, aber nicht ausschließlich, an den dramatischen Auswirkungen der sich beschleunigenden und erwiesenermaßen von der Menschheit verursachten globalen Erwärmung, im Folgenden auch Klimawandel genannt. Die globale Erwärmung und ihre Auswirkungen stehen im Vordergrund dieses Buches. Infolge der steigenden Temperaturen häufen und intensivieren sich Wetterextreme rund um den Globus, unter denen Jahr für Jahr mehr Menschen zu leiden haben. Die Begrenzung des Klimawandels ist eine riesengroße Herausforderung für die Menschheit, und das in jeder Hinsicht: technologisch, finanziell und kulturell. […] Warum kommen wir nicht vom Wissen zum Handeln? Was läuft schief, und warum kommen wir so gut wie nicht voran, wenn es um die Begrenzung des Klimawandels geht und um andere globale Probleme, vor denen die Menschen stehen? Niemand bestreitet doch den Mangel an Nachhaltigkeit und dass unsere Lebensweise nicht zukunftsfähig ist. […]
Sollten wir als Gesellschaft nicht die Offenheit haben, uns nicht allein auf das zu konzentrieren, was wir wissen, sondern auch danach zu fragen, was wir nicht wissen? Was haben wir zur Herbeiführung des Wandels übersehen? Viele Jahre lang glaubten wir – auch in Teilen der Wissenschaft, und ich will mich hier nicht ausnehmen –, dass Wissen allein zum Handeln führe. Zum Beispiel, dass wissenschaftliche Daten, wie die in der Abbildung 1 gezeigten, eine starke Geschichte erzählen und ein Umdenken in der Klimapolitik bewirken würden.

Wie wir inzwischen hinlänglich wissen, führt das Wissen nicht zum Handeln, und wenn, dann viel zu zögerlich. Deswegen möchte ich hier gern ein paar Denkanstöße des Autors anführen und meine Gedanken dazu teilen.
Wusstet Ihr eigentlich, dass ziemlich genau vor 30 Jahren schon einmal ein junges Mädchen den Mächtigen der Welt kräftig die Leviten gelesen hat?

Übrigens war sie 2012 auch wieder dabei und zog eine teilweise katastrophale Bilanz. Zu einem Zeitpunkt, als Greta noch lange nicht ans Streiken dachte.

Fürs erste lasse ich euch heute mit diesen Infos allein, und für alle, die mitlesen möchten, hier die bibliographischen Angaben:
Mojib Latif, Countdown, Herder Verlag, ISBN 978-3-451-39271-9, € 22,–
Erhältlich in der örtlichen Buchhandlung☺

Unbedingt den ganzen Text lesen …

Ich gebe das sehr gern hier weiter. Denn im vergangenen Jahr hatte ich auch Probleme, allerdings ein wenig anders gelagert.
Da ging es um einen Blogger, der auf seiner Seite puren Hass durch die Gegend kübelt und bei mir munter kommentierte.

Braucht kein Mensch!

Northern Star bekommt ein Sternengeschwister:

Es ufert hier doch sehr aus, daher werde ich die maritimen Themen ab sofort in einem eigenen Blog würdigen. Wer sich also mit uns virtuell den Wind um die Nase wehen lassen möchte, ist herzlich eingeladen.
Ich weiß im Augenblick noch nicht, ob ich es schaffe, die zeitliche Reihenfolge einzuhalten, lasst euch einfach überraschen, schließlich arbeiten auch viele Lieblingsbücher mit Rückblenden…

Und hier ist sie, die Ableger-Seite:

https://sterntalersegeln.wordpress.com

Zurzeit noch übersichtlich und recht leer, aber spätestens ab Ende nächster Woche wird sich etwas tun.

Braucht Deutschland eine Wüste?

Hä, wie bitte? Was ist denn das für eine Frage?

Genau. Ich war ungefähr in der neunten oder zehnten Klasse, als ich mir dieselbe Frage stellte. Und zwar im Deutschunterricht. Die Frage hatte keinerlei visionären Hintergrund, mein Deutschlehrer hatte vermutlich ebenso wenig Kenntnis davon wie wir Schüler, dass knapp vierzig Jahre später in einigen Gegenden Deutschlands wegen Wassermangels diese Frage sogar eine gewisse praktische Berechtigung bekommen könnte.

Der Grund war ein ganz profaner: Wir nahmen Erörterungen als Unterrichtsthema durch. Und wir sollten eine ausführliche Erörterung mit Stoffsammlung, Gliederung, Eingangsthese, Hauptteil und Abschlussbewertung/Fazit schreiben. „Braucht Deutschland eine Wüste“ war einer der in unseren Augen komplett abstrusen Themenvorschläge. Anscheinend mochte ich Herausforderungen, denn ich nahm mich des Themas an. Sammelte Infos über Wüsten, überlegte hin und her, wo in unserem (damals noch etwas kleineren) Land eine Wüste, von der ich Vorstellungen à la Sahara im Kopf hatte, hinpassen könnte. Ich versuchte, mir Vor- und Nachteile vorzustellen, welchen Nutzen eine Wüste haben könnte, obwohl ich allein den Gedanken an eine Wüste in Deutschland ziemlich schwachsinnig fand. Und ich schaffte es, recht ausgewogen Stellung zu beziehen. Zwanzig DinA4-Seiten später hatte ich eine ausführliche Betrachtung des Themas fertig und bekam sogar eine gute Note dafür. Ich kann euch leider nicht mehr sagen, zu welchem Schluss ich gekommen bin, tippe aber auf „Eher nein“. Darauf kommt es auch gar nicht an.

Mir ging diese Episode heute früh wieder durch den Kopf und ich erzähle euch davon, weil mir erst Jahrzehnte später so richtig bewusst wurde, welches Geschenk mein Deutschlehrer Herr Schnickmann uns mit dieser Aufgabe gemacht hat:

Dingen auf den Grund gehen, Argumente für und wider bestimmte Ansichten finden, auch für die, die man bislang als abwegig empfunden hat. Einmal in die Rolle des Gegenübers schlüpfen, auch wenn man selbst eine konträre Meinung hat. Und nicht zuletzt auch in der Lage sein (wenn man nach reiflicher Überlegung und mit mehr Detailkenntnis zu neuen Schlüssen kommt), die eigene Sichtweise teilweise oder ganz revidieren, ohne es als Gesichtsverlust zu sehen.
Natürlich gelingt mir das nicht immer und es gibt auch Themenbereiche, bei denen ich absolut nicht bereit bin, meine Meinung zu ändern. Wenn es um fundamentale Menschenrechte geht, wenn die Gegenseite antisemitisch, rassistisch, homophob oder sonstwie menschenverachtend agiert. Aber bei fast allen anderen Themen kann ich über meinen eigenen Schatten springen, ohne dass mir ein Zacken aus der Krone fällt. Die zunehmende Lebenserfahrung hilft mir meist dabei (manchmal steht sie mir aber auch im Weg, auch das gehört zur Wahrheit; viele Dinge sehe ich lockerer, bei anderen werde ich unflexibler, das nehme ich – manchmal zähneknirschend – zur Kenntnis).

Meinen letzten Beitrag hier schrieb ich zum Thema „Allgemeine Dienstpflicht“ und ich freue mich über jeden einzelnen Kommentar von euch dazu. Ganz egal, wie ihr das seht. Ich habe für mich festgestellt, dass ich selbst noch nicht mit dem Thema durch bin, allerdings eine leichte Tendenz dafür verspüre, weil ich denke, dass die Vorteile mehr wiegen als die Nachteile (die es auf jeden Fall gibt). Ich kann viele Argumente dagegen nachvollziehen. Und wenn es auf andere Art machbar wäre, nicht nur als Pflicht, würde ich sofort Hurra schreien.

Ich wünsche uns allen eine fruchtbare und ausdauernde Debatte mit besseren Argumenten als „das wäre Zwangsarbeit“ oder „hat mir auch nicht geschadet, das sollen DIE ruhig mal machen“😉 Ihr habt mir gezeigt, dass das funktioniert.

Danke, Herr Schnickmann. Von wo auch immer Sie jetzt vermutlich zu uns herunter schauen.

Pflicht bewusst

Symbolfoto: Pixabay

Kein Tippfehler. Ich schreibe heute nicht zuallererst über Pflichtbewusstsein, sondern darüber, sich seiner Pflicht(en) bewusst zu sein.
Klar, diese Diskussionen über Pflichtjahr, Gesellschaftsjahr, allgemeine Dienstpflicht oder wie auch immer es genannt wird, die poppten immer wieder auf. Und ebenso klar, manch einem hängt es zum Hals heraus. Deswegen wird es aber nicht unwichtiger, diese Dimension des menschlichen Zusammenlebens immer wieder zu thematisieren, finde ich.

Elf Jahre ist es her, dass die Wehrpflicht ausgesetzt wurde. Ausgesetzt, nicht abgeschafft. Aber wenn ich darüber nachdenke, kannte ich schon weit vorher nur wenige junge Männer, die tatsächlich zur Bundeswehr gingen, nachdem sie ihren Musterungsbescheid bekommen hatten. Nicht mal Zivildienst mussten sie teilweise ableisten, ich weiß gar nicht so recht, warum das anscheinend mehr oder weniger stillschweigend „ausgeschlichen“ wurde (ebenso wie die Dauer des Dienstes, die immer kürzer wurde), denn damals beschäftigte ich mich nicht wirklich mit diesen Themen, es war nicht erheblich zu der Zeit.

Mein Anliegen ist es auch heute nicht, ein Plädoyer dafür oder dagegen zu halten. Denn es gibt Gründe für beides, durchaus auch stichhaltige Gründe. Ich wünsche mir vor allem, dass solche Diskussionen nicht immer nur vor einem zu erwartenden Sommerloch oder in konkreten schwierigen Situationen geführt werden, sondern dass es ein ständiges Bewusstsein dafür gibt, dass unser Leben in einer Demokratie nicht nur aus Ansprüchen, sondern auch aus Verpflichtungen besteht. Woraus entsteht denn zum Beispiel die Anspruchshaltung, dass jede Ungewissheit des Lebens am besten durch ein Programm des Staates aufgefangen werden muss? Und sei es gesamtgesellschaftlich gesehen noch so unsinnig?

Auf der anderen Seite gibt es sehr viele Menschen aller Altersstufen, die sich auch heute schon – ohne jede Verpflichtung von außen – in Sportvereinen, Kirchengemeinden, lokalpolitischen Gremien, an den Tafeln, im Tier- und Naturschutz oder im Kinderschutzbund, dem weißen Ring, im DRK, den freiwilligen Feuerwehren … engagieren. Oft sogar ganz ohne Übungsleiterpauschale, Einsatzgeld oder so, nur für ein „Dankeschön“ oder einen feuchten Händedruck, einen Grillabend im Sommer und ein Weihnachtspräsent. Und ohne die vieles einfach nicht möglich wäre.

Warum muss denn ein Dienst für die Allgemeinheit an eine bestimmte Lebensphase gebunden sein? Als Grund wird häufig genannt, dass dann noch keine Familie da ist, um die man sich kümmern muss. Ich kenne aber auch Eltern, die mental in ein Loch fallen, wenn die Kinder aus dem Haus sind, Neurentner, die nichts mehr mit sich anzufangen wissen, wenn sie bei der Arbeit nicht mehr gebraucht werden, und Menschen, die in der Mitte ihres Lebens merken, dass sie so wie bisher nicht mehr weitermachen wollen oder können. Arbeitslose, die nicht das x-te Bewerbungstraining mitmachen wollen, um weiterhin Unterstützung zu bekommen. Also Menschen in ganz unterschiedlichen Phasen ihres Lebens, die unter Umständen sogar dankbar wären für einen Spin, der ihrem Dasein eine neue Perspektive gibt.
Und eventuell ist es sogar möglich, für ein solches Angebot eine Bezeichnung zu finden, die nicht so verpönt und vom Begriff her verbrannt ist, sondern die impliziert, dass es wertvoll und sinnstiftend ist, was man tut.

Vor allem aber, ich glaube, ich schrieb es schon mal: Es ist wichtig, dass möglichst viele Menschen darüber im Gespräch miteinander (statt gegeneinander) bleiben.

Aber was weiß ich schon…

Jugendarbeit 2.0?

Ohne Foto, denn da wären lauter Jugendliche drauf, von denen ich persönlich keine Fotoerlaubnis habe.

Ich hatte über die Pandemiemonate hin und her überlegt, ob ich in die Jugendarbeit in der Gemeinde wieder einsteige oder mich komplett anderen Projekten zuwende, schließlich entferne ich mich unaufhaltsam weiter von der Altersspanne der „Zielgruppe“. Allerdings habe ich dann doch zugesagt, als ich von einer jungen Frau (die ich als junges Mädchen kennengelernt hatte vor einigen Jahren) gefragt wurde, ob ich als „Expertin“ das Musicalprojekt begleiten würde, das sich die Theatergruppe der Jugendlichen ausgedacht hat.

„Expertin“ ist in diesem Zusammenhang auch kein hochtrabender Job und vermutlich habe ich auch noch ein wenig Zeit, bis mein „Expertenwissen“ gefragt ist. Es geht darum, dass diejenigen begleitet und eventuell ein bisschen angeleitet werden, die sich demnächst um die Kostüme für die Produktion kümmern werden. (Umgang mit der Nähmaschine, wie schneide ich zu, welche Stoffe benutzen wir?) Aber erstmal muss natürlich das Drehbuch stehen und es müssen sich SchauspielerInnen / TänzerInnen finden, die dann entsprechend ausgestattet werden müssen.

Aber warum schreibe ich hier darüber, (fast) niemand von euch kennt die motivierten jungen Leute? Ganz einfach:

Die junge Frau, die mich anfragte, studiert inzwischen (im Rheinland) und macht im Rahmen des Studiums auch gerade ein anspruchsvolles Praktikum (in Bayern). Trotzdem kommt sie alle paar Wochen her und trifft sich mit dem T-Team zwischendurch per Videokonferenz. Diejenigen, die hier zuhause mit dabei sind, bereiten sich teilweise darauf vor, im nächsten Jahr ihr Abi zu machen. Sie sind also zum großen Teil ziemlich „busy“. Und sie haben es geschafft, sich dieses ganze, ziemlich langlebige (roundabout 1,5 Jahre?) Projekt auszudenken, Konfis zur Teilnahme zu motivieren, mehrere erwachsene „Experten“ in den Bereichen Organisation, Musik, Catering und was noch sonst noch wichtig ist, zu gewinnen und heute eine Auftaktveranstaltung auf die Beine gestellt, bei der nicht nur das Projekt und das Team vorgestellt wurden, sondern die Jugendlichen auch Gelegenheit hatten, herauszufinden, was ihnen an der Sache besonders Spaß macht. Inklusive Lobpreiszeit und Impuls.

Über die zwei Jahre Pandemie haben sich viele Kinder und Jugendliche in ihr Schneckenhaus zurückgezogen, haben Probleme mit sozialen Kontakten bekommen und tauchen jetzt eher zögerlich wieder auf. Das bewerte ich auch gar nicht, habe ich doch auch bei mir selbst solche Tendenzen beobachtet.
Aber ich freue mich über jedes mir bekannte Gesicht, in das ich heute schauen konnte, weil doch erfreulich viele, die ich von Jungschar, Kinderfreizeiten oder Jugendgottesdiensten kenne, dabei waren und uns nicht „verlorengegangen“ sind. Denn eines ist klar: Kirche ist nicht unbedingt die allererste Priorität, wenn das „normale Leben“ wieder durchstartet.

Knochen kochen

Keine Bange, ich bin nicht unter die Mörder gegangen und ich habe auch sonst keine zweifelhaften Phantasien. Vielmehr haben wir eine halbe Fleischkiste mit verschiedenem Rindfleisch von einem Biohof im Nachbarort bekommen. Die andere Hälfte liegt nun bei Tochter und Schwiegersohn im Kühlfach. So eine Kiste enthält ungefähr 13 kg von allem möglichen: Braten, Rouladen, Beinscheibe, Ochsenschwanz, Gulasch, Steaks und Hackfleisch. Auch ein paar Suppenknochen. Da wir außerdem einen Hund haben, hat der Schwiegersohn beim Abholen auch noch eine Extratüte mit Knochen mitbekommen.

Einen Teil der Knochen verarbeite ich zu Knochenbrühe, mit viel Gemüse drin, das ist dann für Kalle. Er liebt diese Brühe, die ich ihm schöpfkellenweise über sein Trockenfutter gebe, die Knochen selbst verträgt er leider nicht so gut.

Den anderen Teil habe ich heute im Backofen zwei Stunden geröstet, dann ganz viel Suppengemüse noch für eine halbe Stunde dazugetan, anschließend das Ganze auf dem Herd noch mit Tomatenmark und etwas Rotwein verfeinert, Gewürze dazugegeben und mit Wasser aufgefüllt. Nun darf das noch ein paar Stunden köcheln, bis auch das letzte bisschen Geschmack aus den Knochen herausgekocht ist. Morgen wird es dann durchgesiebt, nochmal etwas eingekocht und portionsweise eingefroren.

Wie mein Vater früher schon immer sagte: „Fleisch brauche ich nicht, aber eine schöne Soße.“ Hallo Papa, von wo auch immer du mir zuschaust: Bitteschön!

Wirtschaft vs. Kultur! / Wirtschaft fördert Kultur?

Die Medienlandschaft ist in diesen Tagen voll von Klagen. Auch unsere lokale Tageszeitung kann sich nicht davor verschließen, es zieht sich sogar wie ein roter Faden durch die heutige Ausgabe. Und das nicht nur, weil wir Deutschen anscheinend besonders gut darin sind, auf hohem Niveau zu jammern. Was bei mir zurzeit hängen bleibt, wenn ich Nachrichten lese oder höre: Konzerne sind oft Krisengewinnler, während die Kultur (kann je nach Gusto auch ersetzt werden durch Breitensport oder Familienförderung) kurz vor dem Offenbarungseid steht. Natürlich gibt es kulturelle Institutionen wie Bibliotheken, Theater oder Museen, die finanziell gut dastehen. Aber gerade die kleineren, lokal wichtigen Einrichtungen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, regionale, künstlerische und/oder geschichtliche Bildung für alle bereitzuhalten, die wissen viel zu häufig weder aus noch ein.

Dass es ein großer Fehler ist, wenn immer mehr Menschen immer weniger Zusammenhänge von gesellschaftlicher Entwicklung (woher kommen wir und weshalb hat sich unser Leben eigentlich in genau dieser Weise entfaltet?), von gewachsener Kultur oder auch schlicht und einfach von so elementar wichtigen Dingen wie Lebensmittelproduktion kennen, wenn Natur und Mensch als zwei unterschiedliche Dinge gesehen werden, das erleben wir in den letzten Jahren in einer immer schneller werdenden Spirale.

Mir kommt die Idee, dass es doch irgendwie möglich sein müsste, eine Art Allgemeinheitsanteil für hohe Gewinne einzuführen. Einen Prozentsatz, der den Menschen wieder zur Verfügung steht, die durch Konsum überhaupt erst Konzerngewinne ermöglichen. Nicht alles gnadenlos „dem Markt“ zu überlassen.

Ich halte es für ein hausgemachtes Problem, dass sich immer mehr Menschen vom Gemeinschaftsgedanken verabschieden und nur noch ihren eigenen Horizont sehen (wenn sie denn überhaupt bis dorthin schauen).
Badeanstalten, Bibliotheken, Breitensportangebote (gerade auch für Kinder und Jugendliche, die sich nicht mit spätestens 10 Jahren mit Haut und Haar einer einzelnen Sportart verschreiben und in den Ligabetrieb gehen), Museen, Spielplätze haben eines gemeinsam: sie sind in den vergangenen Jahrzehnten kaputtgespart worden.

Sogar an Universitäten hat es sich etabliert, das rein wirtschaftliche Denken. Gefördert wird, wer publiziert. Das ist zwar nicht per se schlecht, aber mühsame Grundsatzforschung jenseits von Leuchtturmprojekten, die nicht so geeignet ist, Investoren anzulocken, fällt hinten runter. Ebenso Forschung, die möglicherweise andere Ergebnisse erzielen könnte, als sie den Geldgebern genehm ist.
Gesundheit ist ein Gut geworden, das Profit abwerfen soll, Pflege im Alter und bei Einschränkungen ebenso.

Bei uns in der Stadt gibt es eine freie evangelische Bildungseinrichtung, die ErzieherInnen und GemeindepädagogInnen ausbildet und dabei sehr gute Arbeit leistet. Aber auskömmlich arbeiten können sie dort nicht. Und obwohl sie gesellschaftlich wirklich sehr gesuchte junge Leute auf den Weg schicken, ist es immer wieder eine Zitterpartie, ob es ein nächstes Ausbildungsjahr gibt. Das kann doch eigentlich nicht sein!
Die Museumslandschaft, die vermittelt, wie das Leben in unserer Gegend sich in den letzten Jahrhunderten entwickelt hat und warum wir heute dort stehen, wo wir sind, bibbert sich von einem Fördertopf zum nächsten und macht sich dabei gegenseitig Konkurrenz.

Etwas daran zu ändern, wie es gerade läuft, das ist auf jeden Fall eine große Aufgabe, bei der es viele verschiedene Denkansätze ebenso braucht wie ganz unterschiedliche Menschen, die bereit sind, mitzumachen. Niemand kann allein dafür eine Lösung finden.

Aber was weiß ich schon…

Zug um Zug

Heute früh beim Zeitunglesen kam ganz spontan die zweite Idee für die aktuelle Etüdenrunde, hier die Einladung von Christiane. Lasst euch mal überraschen, wie ich einen Yachtklub auch komplett ohne Wassersport in ein aktuelles gesellschaftliches Thema hineinbugsiert habe😄!

Pfingsten ist „abgearbeitet“. Moment mal, Pfingsten ist doch ein hohes christliches Fest, wie kann man das abarbeiten? Doch, man kann. Zumindest, wenn man „Deutsche Bahn“ heißt. Mit Ach und Krach, viel zusätzlicher Arbeit für Zugpersonal und Bundespolizei und unvermeidlicher Meckerei von einigen Fahrgästen, die doch tatsächlich geglaubt hatten, außer ihnen wolle niemand für 9 € an die See oder ins Gebirge. Sorry, die Bahn ist doch kein exklusiver Yachtklub, zu dem nur ausgewählte Mitglieder Zutritt haben.
Jahrzehntelang mussten Material und Strecken nach dem Willen von Konzernleitung und Verkehrsministerium massiv abspecken, (stattdessen wurde weltweit in Logistikfirmen investiert), aber jetzt wird händeringend spekuliert, was zuerst vorhanden sein müsse: Mehr Züge, mehr Gleise oder mehr Fahrgäste.
Meine persönliche und sehr bescheidene Meinung: Zug um Zug. Fahrgäste bekommt man nur mit Platzangebot, also muss das als erstes ausgeweitet werden. Und wenn es auch langsam ist (Züge fallen schließlich nicht einfach so vom Himmel), aber es muss endlich begonnen werden, statt nur immer zu debattieren. Und vor allem muss der Service stimmen: funktionierende Toiletten, mehr Pünktlichkeit, sinnvolle (aber nicht überambitionierte und auf Kante genähte) Taktung, passende Durchsagen und genügend Mitarbeiter überall, um Barrierefreiheit zu garantieren. Dann kommen auch mehr Fahrgäste. Die Ertüchtigung von Gleisen und Bahnhöfen muss nebenher angeschoben werden, denn die dauert vermutlich am längsten.
Da bin ich schon beim nächsten Punkt: Bahnhöfe. Seit Jahrzehnten wurden Bahnhöfe geschlossen und mitunter nicht mal besenrein hinterlassen; sie wurden verkauft, zu Eventhalls oder so umgebaut, stattdessen wurde auf „Haltepunkte“ mit klitzekleinen Wetterschutzdächern gesetzt. Nun wächst die Erkenntnis: Das Tafelsilber, das man einmal verscherbelt hat, das ist nun futsch! Es ist wie so oft: Schäden werden vergesellschaftet, während die Gewinne vorher privatisiert wurden. Leider.

Mein erster Segeltörn

Zu den abc-Etüden geht es hier. In dieser Runde stammt die Wortspende von mir selbst und ich wusste bis gestern noch nicht, worüber ich schreiben werde. Ob mir mehrere Etüden einfallen, mal sehen. Für den Anfang teile ich eine Erinnerung mit euch:

Mein erster Segeltörn ist fast 30 Jahre her. Es war eine Art segelnde Erfa-Gruppe*, denn die Crew bestand aus einer Betriebsberaterin, einem Softwarehausmitarbeiter und ansonsten lauter BuchhändlerInnen. Insgesamt waren wir 14 Leute und ich war mit Abstand die Jüngste. Es ging von Kiel aus in die dänische Südsee, und das Schiff war nicht etwa so ein schickes, weißes Segelboot, wie man sie aus dem Yachtclub kennt, sondern ein waschechter Marstal-Schoner, der liebevoll restauriert und mitsamt Skipper, Smutje und einer kleinen Stammcrew verchartert wurde.
Eine gehobene Ausstattung hatte das Schiff, alles aus Holz, Messing und anderen natürlichen Materialien. Kein GFK, keine Nylonsegel oder Polyesterseile. Ich war schon beeindruckt, als ich das Schiff in Kiel am Kai liegen sah. Die Kabinen waren urig, aber nach meinem Empfinden ziemlich luxuriös, der Salon strahlte Gediegenheit aus, das Essen an Bord war sehr gut und sehr reichlich (später lernte ich: schmackhaftes Essen ist die beste Methode, eine Meuterei zu verhindern). Das konnten wir dann bei der Arbeit an Deck wieder abspecken. So ein schönes Schiff musste schließlich jederzeit besenrein aussehen!
Wir dampften also frohgemut los aus Kiel, Richtung Aerö, um das Städtchen Marstal zu besuchen, das den Schiffen ihren Namen verliehen hatte, denn dort wurden diese Traditionssegler vor über 100 Jahren als Frachtschiffe gebaut. Marstal ist eine schöne kleine Stadt mit viel Charme, sie strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, „hygge“ eben.
Nachdem wir von Marstal aus Richtung Fünen wieder losgefahren waren, gab es weiter gutes Essen, jeden Nachmittag einen 5-Uhr-Sherry, aber was wir fast schmerzlich vermissten, war das Wesentliche beim Segeln: es gab keinen Wind. Und so habe ich meinen ersten Segeltörn in Erinnerung als fast komplett unter Motor gefahrenen Törn, bei dem ich vor allem Spaß daran hatte, vorne im Klüvernetz über dem Meer zu liegen und die Seele baumeln zu lassen.

*Erläuterung: Eine Erfa-Gruppe ist eine Gruppe von selbständigen Buchhändlern, die ähnliche Betriebsgrößen und Sortimente haben und sich über Umsätze, Werbung und andere wichtige Dinge austauschen.

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