
Mentale Überforderung ist heute meine Baustelle. Angekündigt hatte sie sich schon länger, heute ist sie ausgebrochen. Ich bin dann wie ein Vulkan, bei dem sich ein Magmapfropfen mit lauter Explosion löst.
Deswegen und weil es im Wald an diesen warmen Tagen angenehm ist für Mensch und Hund, hat Edgar mich und Kalle am Wasserwerk in Hausberge „ausgesetzt“ (natürlich ausdrücklich von mir erwünscht😁), und wir beide sind dann über den Berg zu Fuß nach Hause gegangen.
Als Kind und Jugendliche bin ich sehr viel im Wald unterwegs gewesen – freiwillig, wenn ich mit einer Freundin dort umherstreifte, wir hatten auch eine Bude im Wald – aber auch mal eher unfreiwillig, wenn von der Schule „Wandertag“ verordnet war. Und der Begriff wurde sehr wörtlich genommen! In meinen Erwachsenenjahren war der Radius nicht ganz so frei und weit, weil ein guter Teil der Sonntags-Waldspaziergänge mit jüngeren Kindern oder Welpen stattfand, die einen konnten erst nicht so lange und wollten dann später auch nicht unbedingt, die anderen wollten zwar alles erkunden und erschnuppern, aber durften nicht so lange laufen.
Umso erstaunter bin ich immer wieder, dass ich bis heute intuitiv die richtige Richtung einschlage, auch wenn sich einzelne Wege im Lauf der Jahrzehnte sehr verändert haben.
Was den Wald jedes Mal spannend macht, ist die Lebendigkeit, mit der er sich entwickelt; in den letzten Jahren sind es aber auch die unübersehbaren Spuren der Klimaveränderung: Sturmschäden, die langsam wieder zuwuchern (die Folgen von Kyrill sieht man immer noch, wenn auch heute anders: Statt Fichten in Reih‘ und Glied undurchdringliches Holunder- und Brombeerdickicht), Borkenkäferbefall, Trockenstress… Und auch die Art, wie die unterschiedlichen Generationen den Wald zu ihrem Ort machen. Angefangen mit den immer noch überall auffindbaren baulichen Überresten des Reiches, welches 1000 Jahre überdauern wollte, das aber bereits nach 12 Jahren die Welt ins Chaos gestürzt hatte und glücklicherweise gestoppt wurde:

Viel netter anzusehen, wenn es sich im engeren Sinne auch um eine Form der Naturbeschädigung handelt, ist dieses hier, einmal von weiter weg, einmal mehr im Detail:


An diesem kleinen alten Steinbruch halten sich offensichtlich Jugendliche gern auf, nicht nur, um ungestört zu sprühen, sondern auch, um sich Unterstände zu bauen, was wir vor 40 Jahren auch schon gern gemacht haben:


Sehr vertrauenerweckend sieht der Steinbruch leider nicht mehr an allen Stellen aus, mehr oder weniger breite Spalten und Auswaschungen finden sich im Wesersandstein an vielen Stellen, durch das abwechselnde Spiel von Hitze und Feuchtigkeit:


Aber am allerbesten sieht man Natur und Naturgewalt immer noch an den Bäumen, die ich manchmal am liebsten interviewen würde, welche Ereignisse zu ihrer Erscheinungsform geführt haben:
Eine nette Begegnung mit einem älteren Paar, die mit Walkingstöcken unterwegs waren, hatten wir auch noch, denn Hunde sind immer ein guter Gesprächseinstieg, und so freuten die beiden sich über den „netten und neugierigen“ Kalle.
Wieder zuhause angekommen, habe ich beschlossen, eine Pause einzulegen, mich in ein (real nicht existierendes, aber ich schaffe mir eines) Sommerloch fallen zu lassen und die Probleme der Welt zumindest vorübergehend zu ignorieren. Für meinen inneren Frieden.
Stattdessen werde ich mich mit der Overlocknähmaschine anfreunden, die ich mir angeschafft habe, um zukünftig auch bequeme Kleidung für uns nähen zu können.
Tolle Eindrücke, danke. An einzelne Waldabenteuer als Kind kann ich mich auch noch gut erinnern. Da haben wir in ehemaligen Schützengräben gespielt. Möchte ich gar nicht weiter drüber nachdenken
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Schützengräben, oha. Naja, ihr wusstet vermutlich eher nicht so genau, was ihr dort hättet finden können. Ist ja zum Glück gutgegangen.
Ich möchte nicht wissen, was Kinder in der Ukraine zurzeit „zufällig“ beim Spielen finden…😥. Einen schönen Urlaub noch.
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