Wir können auch anders – Maja Göpel

|Werbung, unbezahlt|

Unser Fenster zur Zukunft steht weit offen. Die Menschheit befindet sich in einem gewaltigen Transformationsprozess. Unser Umgang mit Umwelt, Wirtschaft, Politik und Technologie muss von Grund auf neu gestaltet werden. Die Menge dessen, was anzupacken, zu reparieren und neu auszurichten ist, scheint übergroß. Wie finden wir Kompass, Kreativität und Courage, um diese Herausforderungen konstruktiv zu bewältigen? Und: Wer ist eigentlich wir? In der Geschichte hat es mehrere große Transformationen gegeben. Dieses Buch zeigt, wie wir daraus lernen können. Es ist Zeit, dass jeder Einzelne, aber auch die Gesellschaft als Ganzes groß denkt – und dass wir eine radikale Frage stellen: Wer wollen wir sein?

Maja Göpel, Wir können auch anders

Heute lüfte ich das „Geheimnis“ um meine aktuelle Lektüre, obwohl ich das Buch erst ungefähr zur Hälfte durchgelesen habe. Ein ganzes Bündel von Gründen ist ausschlaggebend dafür:
– Ich bin überzeugt, dass dieses Thema wichtig ist, so wichtig, dass möglichst viele sich damit beschäftigen sollten. Seit am Montag in der Ostsee munter das Gas vor sich hinsprudelt und damit massenhaft Ressourcen als ein äußerst perfides Mittel der Kriegsführung (von wem auch immer) verschwendet sowie der Umwelt immenser Schaden zugefügt werden, umso dringlicher.
– Gespräche über das Buch am Frühstückstisch
– Keiner sollte sich herausreden können mit einem „was kann ich allein denn tun?“
– ich kenne zurzeit niemanden sonst, der solche Themen so allgemeinverständlich erklären kann wie Frau Prof. Dr. Göpel
– ich möchte, dass sehr viele Leute dieses Buch lesen!
– und andere
– ein ganz anderes Thema, aber inhaltlich sehr gut dazu passend, was ich heute früh gelesen habe, liefert heute der Podcast von Markus Lanz und Richard David Precht, die sich mit Reinhold Messner unterhalten. Der erzählt unter anderem, wie heutzutage Besteigungen des Mount Everest von einer regelrechten „Bergsteigerindustrie“ angeboten werden, die mit Abenteurertum so überhaupt nichts mehr gemein haben, sondern eher Massentourismus darstellen.

Was haben Monopoly mit Goldman Sachs, Amazon mit einer Zentralheizung oder Facebook mit politischer und gesellschaftlicher Meinungsbildung zu tun? Eine ganze Menge – und das meiste davon nehmen wir in unserem Leben ganz selbstverständlich hin, ohne es zu hinterfragen.
Maja Göpel zeigt auf, wie allumfassend wir von den angeblich so altruistischen, in Wahrheit aber zutiefst monetären Zielen der großen Tech-Anbieter am Nasenring herumgeführt werden. Und zwar alle, durch die Bank. Außer vielleicht denjenigen, die sich den unendlich vielfältigen Möglichkeiten des www komplett verweigern.
Fast schon ein Treppenwitz ist es, was daraus folgt: dass häufig gerade die Menschen, die sehr viel Wert darauf legen, sich von angeblichen „Staatsmedien“, „linker Meinungshoheit“ oder ähnlich verwerflichen Strukturen nicht beeinflussen zu lassen, stattdessen aber auf „alternative“ Informationskanäle wie das Gesichtsbuch, den Messenger mit dem stilisierten Papierflieger oder den sehr beliebten Videokanal eines großen, allumspannenden Datenkraken zählen, um sich angeblich „unabhängig“ zu informieren, am allermeisten von den Algorithmen eben dieser Anbieter manipuliert werden.
(Mir kommt gerade der Gedanke, was mir wohl in die Timeline gespült wird, wenn ich sowohl links- wie auch rechtsextreme Beiträge like, Beiträge von veganen Angeboten ebenso wie die von Massentierhaltern, Industrieunternehmen mit fossiler ebenso wie regenerativer Ausrichtung etc pp. Ob ich dann wohl Verwirrung hervorrufe?)

Was ist eigentlich notwendig, damit wir wieder Freude daran haben, positive Emotionen miteinander zu teilen statt Shitstorms oder Fake News zu verbreiten? Ist es absolut alternativlos, mit guten Absichten immer wieder falsche Ergebnisse zu erzielen? Können wir es schaffen, mit optimistischen Geschichten die Welt zum Positiven zu verändern?

Diese Art Fragen an unser Denken und Handeln sind es, die Frau Göpel vorantreibt. Positiv, aber nicht toxisch positiv. Anschaulich und beispielhaft, aber nicht belehrend. Grenzen erkennen, aber nicht überschreiten. Utopie statt Dystopie. Eigentlich ist es einfach. Aber immer wieder kommt uns eine Eigenart in den Weg, die eher sieht, was nicht möglich zu sein scheint als auszuprobieren, was wir alles auf die Beine stellen können.

Die anschauliche und selbstverständliche Art, auf die Maja Göpel uns einzelnen Menschen, aber auch ganzen Gesellschaften etwas zutraut, die mag ich sehr gern. Sie ist ein Mut machender Gegenentwurf zu so manchem, der oberlehrerhaft in der Politik etwas zu sagen hat.

Absoluter Augenöffner: Die Geschichte von Tanaland

Bibliographische Angaben: Maja Göpel, Wir können auch anders, Ullstein Verlag, ISBN 978-3-550-20161-5, € 19,99

Bisherige Beiträge, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen:

https://annuschkasnorthernstar.blog/2022/09/19/renaissance/

https://annuschkasnorthernstar.blog/2022/09/20/was-ware-wenn-2/

Und hier noch der Link zur Besprechung ihres ersten Buches: https://annuschkasnorthernstar.blog/2020/05/01/passt-wie-ar-auf-eimer/

Herbst am Kanal

Wieder hatte ich ein halbes Stündchen, zum Warten, zur freien Verfügung. Weil ich sowieso in der Nähe war und das Wetter lockte, zog es mich mal wieder zum Wasserstraßenkreuz.

Heute waren beide Schleusen offen, vom Kanal aus gesehen, das sehe ich nicht oft. Aber auf dem linken Foto gibt es ein Detail, das ich noch länger so nicht gesehen habe. Der Kühlturm in der Bildmitte dampft wieder.

Das Steinkohlekraftwerk in Lahde an der Weser wurde im Sommer 2021 vom Netz genommen, aber noch nicht endgültig stillgelegt. Bis Ende September 2022 sollte es als Reserve zur Verfügung stehen. Seit Ende August wird dort nun wieder Strom produziert.

Wunderschön und im Gegensatz zum Sommer auch mit grünem Rasen ist der kleine Park an der alten Schachtschleuse anzusehen, das tut Augen und Gemüt gut.

Zum Schluss stelle ich euch noch ein paar Häuser vor, die in unmittelbarer Nähe zum Wasserstraßenkreuz stehen, Häuser, die ich schon öfter bewundert habe.

Wieder einmal denke ich mir: Wenn ich in Minden wohnen wollte, wäre hier möglicherweise meine bevorzugte Wohnlage. Nah am Wasser, an der Natur, am Stadtrand, am Weserradweg… und die Architektur dieser Häuser gefällt mir sehr gut.
Wahrscheinlicher Wermutstropfen: im Sommerhalbjahr wimmelt es an dieser Straße von Autos, Reisebussen, Motorrädern und Wohnmobilen, deren Nutzer Parkplätze suchen, um eine Fahrt mit der Fahrgastschifffahrt zu unternehmen oder sich die beiden so unterschiedlichen Schleusen aus zwei Jahrhunderten anzusehen, die hier so einträchtig nebeneinander liegen. Und möglicherweise merkwürdige Gerüche von den chemischen und anderen Werken, die auf der gegenüberliegenden Weserseite angesiedelt sind, aber das nur bei Ostwind.

Schwimmen oder Nichtschwimmen – das dürfte nicht die Frage sein

Sehr frei nach Shakespeare.

Unser Hallenbad soll im Winter aus Energiespargründen geschlossen bleiben. Das hat der Aufsichtsrat unserer Stadtwerke beschlossen, übrigens gegen das Votum des Geschäftsführers. Es hat natürlich Auswirkungen in weite Teile der Gesellschaft, nicht nur bei uns, dürfte diese oder eine ähnliche Diskussion doch in vielen Städten geführt werden.
Ich kann ein Stück weit sogar die Probleme verstehen, in denen die Verantwortlichen (die zumindest hier bei uns zum großen Teil aus ehrenamtlichen Lokalpolitikern bestehen) nichtschwimmerwassertief stecken:
Sie werden für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit nicht „fürstlich“ bezahlt, sollen mit den Geldern der Allgemeinheit sparsam und ordentlich umgehen, ziehen sich viel Unmut aus der Bürgerschaft zu (egal, wie sie entscheiden), haben wenig Freizeit und vieles andere.

Aber es zeigt sich zunehmend, dass in den letzten Jahren immer mehr Gemeinschaftsgut (wie öffentliche Bibliotheken, Theater, Sport- und Freizeiteinrichtungen, Schulen, allgemeine Infrastruktur) kaputtgespart oder deren gesellschaftlicher Nutzen kleingeredet wurde.
Geld regiert(e) die Welt, Allgemeinvermögen wurde privatisiert, Prestigeobjekte (die in Deutschland zumindest ja auch regelmäßig eher für Spott als Prestige sorgen) durchgeboxt, aber Verluste materieller oder immaterieller Art wurden sozialisiert.
Und nun haben wir den Salat.

Heute hat es mir gereicht, ich habe einen Leserkommentar an unsere Lokalzeitung geschrieben. Ich weiß gar nicht so recht, aus welcher Motivation heraus, denn meist gehen mir die zwei Handvoll (meist) Männer fürchterlich auf den Keks, die gern und ausufernd ihren Senf zu allem dazugeben.

Kinder und Jugendliche, Menschen, die aus beruflichen oder ehrenamtlichen Gründen eine fundierte Schwimmausbildung (samt kontinuierlichem Training) benötigen, und übrigens auch Senioren oder chronisch Erkrankte, denen aus gesundheitlichen Gründen mitunter nur noch das gelenkschonende Schwimmen für die Fitness als sportliche Betätigung bleibt.
Das sind in allererster Linie die Betroffenen. Also wieder einmal diejenigen, die keine große Lobby haben oder für das Funktionieren von Sicherheit und Freizeitangeboten unverzichtbar sind.

Natürlich muss aus vielen Gründen an allen Stellen überlegt werden, wo und wie das Energiesparen sinnvoll und machbar ist, aber es muss auch immer die Zukunft der Gesellschaft im Blick sein. Und das sehe ich bei manchen Maßnahmen im Augenblick nicht.

Im Jahr 2022 haben wir so viele sinnvolle Möglichkeiten für ein großformatiges Brainstormen, für ein Sammeln und Sichten auch der unkonventionellsten, aber möglicherweise doch zielführenden Ideen. Wo ist das „Out of the Box“-Denken, das so gern gefordert wird?
Stattdessen wird an zu vielen Stellen auf Status Quo gepocht (gern nach dem St. Floriansprinzip), mit Maßnahmen aus dem letzten Jahrhundert auf Herausforderungen reagiert, Aktionismus statt besonnenem Nachdenken eingesetzt. Schade.

Jetzt lehne ich mich zurück und warte. Aber worauf? In erster Linie vermutlich darauf, dass sich (in unserem Land und anderswo) wieder mehr Mut zu ungewöhnlichen Aufbrüchen und der sprichwörtliche deutsche Erfindergeist breitmacht. Dass nicht hinter jeder Tür das Gespenst des „Das haben wir schon immer so gemacht“ und die zähneklappernde „German Angst“ sowie die Bärenfalle des „das funktioniert so nicht“ lauert. Dass reaktionäre Patentrezepte sich als die Sackgassen entlarven, die sie sind und nicht zuletzt auch auf das Ende so mancher Regulierungsorgie.

Ich hoffe schwer, dass ich dabei nicht Moos ansetze🙄.

Fotoprojekt -Der Herbst (ist da)

Ich liebe den Herbst (und alle anderen Jahreszeiten normalerweise auch, aber der Herbst gibt fotografisch und kulinarisch einfach so viel her). Deswegen klinke ich mich spontan in das neue Fotoprojekt von Royusch ein.

Das Thema der ersten Woche lautet „Herbst beschreiben“. Oje, die Qual der Wahl. Aber weil ich eben schon im Text die Verbindung mit der Kulinarik hergestellt hatte und weil Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhält, habe ich für den Anfang dieses Bild herausgesucht:

Kartoffelacker vor der Ernte

Kartoffeln bauen unsere Nachbarn an und ihr solltet mal sehen, welche Autoschlangen sich bei uns durchs Dorf wälzen, wenn der Verkauf der Einkellerungskartoffeln startet. Wahnsinn. Kartoffeln essen wir in jeder Form auch sehr gern, aber dieses Jahr wird es wegen der Trockenheit im Sommer häufig Pellkartoffeln geben, denn die Feldfrüchte sind ziemlich klein ausgefallen, da schäle ich ungern noch was ab. Ein kleiner Vorgeschmack darauf, was mit zunehmendem Klimawandel auch auf uns hier im reichen Deutschland zukommt? Ich weiß es nicht, die Zeit wird es zeigen.

Dankbar bin ich allemal für alles, was unsere Böden hergeben und freue mich darauf, am kommenden Sonntag in der mit Erntegaben geschmückten Kirche diesen Dank auch feiern zu können. Die Gaben gehen dann übrigens am Montag an die örtliche Tafel.

Herbst-Etüde

Und schon (seit einer Woche) gehen die Etüden in eine neue Runde. Wahnsinn, wie das Jahr doch noch ins Rennen kommt. Der unglaublich lange Sommer in Endlosschleife war einfach so konstant, dass mir die Zeit wie Stehengeblieben vorkam.
Aber jetzt: Herbstlich wird das Wetter, herbstlich kommt die Schreibeinladung von Christiane mit einer Wortspende von NellInDreams daher.

Endlich wieder Regen! Zu Zeiten von Rudi Carrell und „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ hätten wir uns das auch nicht träumen lassen. Aber in den letzten Jahren ist es zu häufig passiert, dass es im Sommer stabile Wetterlagen gab, bei denen sich das Hochdruckgebiet wochenlang einfach nicht weiterbewegte.
Bis auf 2021, als im Juli genau das Gegenteil eintrat und sich das Tiefdruckgebiet als äußerst ortsfest erwies. Mit den bekannten üblen Folgen.

Im Endeffekt ist es aber egal, denn beides tut der Natur überhaupt nicht gut, und uns Menschen schon mal gar nicht. Die Natur reagiert sensibel und stellt ab einem gewissen Trockenheits-Punkt das Wachstum ein. So mancher Mensch dagegen fängt bei stabilen hohen Temperaturen an, über sich hinauszuwachsen, viel zu häufig allerdings in eine unerwünschte Richtung: Shitstorms, Beleidigungen, die viral gehen, unerträgliche Logorrhoe-Anfälle und renitentes Besserwissertum machen sich breit. Damit die Stimmungen der Menschen nicht gar so extrem schwanken, habe ich mir manches Mal gewünscht: Hätten manche von uns doch ein paar mehr Mais-Gene und rollten sich einfach still und trocken ein.

Daher und weil der Herbst einfach eine wunderschöne, bunte und abwechslungsreiche Jahreszeit ist, freue ich mich, dass meine Regentonnen sich wieder füllen und einige Zeitgenossen hoffentlich ebenfalls eine längst überfällige Abkühlung erfahren.

Fragen über Fragen

Immer wieder neuer „Heißer Sch..ß“, der knapp wird. Heute ist es Kohlensäure und die Presse fragt, ob es demnächst „Stilles Bier“ gibt. Hopfensaft statt Hopfenbrause? Alles eine Sache der Gewöhnung. Ob die Mönche in den Klöstern vor 500 Jahren wohl verlässliche Kohlensäurelieferanten hatten? Außerdem: Heiß getrunken wurde es im Mittelalter auch, vor allem im Winter, und beim Erhitzen geht die Säure eh raus. Und wir hätten keine Halsschmerzen mehr.

Vor zwei Wochen brauchte ich einen neuen Flügelwäscheständer, weil ich diese Teile seit dem Sehnenriss in der Schulter gerne nutze und einer kaputtgegangen war. Das war eine Rennerei, überall leere Regale. Vermutlich weil elektrische Wäschetrockner zu viel Strom ziehen. Das taten sie auch schon die letzten Jahre, aber da war es den Leuten noch egal. Unser Wäschetrockner steht seit Jahren in der Waschküche und dient schon immer mehr als Ablagefläche. In den 10 Jahren, die ich ihn habe, ist er nicht häufiger gelaufen als bei vielen anderen in einem Jahr. Und noch etwas: In den Baumärkten werden Pyramiden aus Luftentfeuchter-Pülverchen und Tabletten gebaut. (Ich habe auch so ein Ding, frage mich aber beim Entleeren des Behälters oft bange, welche Chemikalien ich denn jetzt ins Klo kippe mit dem aufgenommenen Wasser. Aber an kühlen, feuchten Tagen reicht Lüften im Bad mitunter leider nicht aus.)
Wenn auch der Grund absolut bescheuert ist, das Auftauchen des Energiespargewissens an sich ist trotzdem positiv.

Die Nosferatuspinne breitet sich aus. Und der Boulevard ereifert sich mit Gefährdungsmeldungen. Ich finde übrigens, das gezeichnete Gesicht auf dem Körper der Spinne sieht eher wie die Aliens aus Independence Day aus. Und erinnere mich, dass vor ein paar Jahren in ähnlich alarmistischer Weise vor der Hauswinkelspinne gewarnt wurde. Da kräht heute kein Hahn mehr nach. Deutlich mehr Gefahr für heimisches Leben dürfte von der Wollhandkrabbe ausgehen, die sich in Rhein, Weser und Elbe ausbreitet, durch Schiffe aus Übersee eingeschleppt. Aber die ist ja für den gemeinen Bürger nicht sichtbar, da ärgern sich nur Berufsfischer und Freizeit-Angler. Ich bin gespannt, ob ich sie überhaupt wahrnehme, wenn sie hier mal auftaucht, denn in unserem Haus leben recht viele Spinnen und ich sehe auch nur in Ausnahmefällen einen Grund, sie an die frische Luft zu setzen, sind sie doch eher nützlich als zu schaden.

Diese Fragen, Unsicherheiten und Befindlichkeiten begleiten mich an diesem müden Donnerstagmorgen. Meine aktuelle Buchlektüre ist in den letzten eineinhalb Tagen in den Hintergrund getreten, weil unser Enkelkind es vorgestern Abend plötzlich ganz eilig hatte. Ab sofort schreibt hier nicht nur eine Mama, sondern auch eine stolze Oma😍.

Was wäre, wenn…

… die feuchten Träume von Hardcore-Nationalisten in Erfüllung gingen? Wenn die Grenzen geschlossen würden, jeder Staat sich selbst der Nächste wäre, jedes Land nur mit den eigenen Ressourcen arbeiten könnte?

Überspitzt ausgedrückt würden wir uns in absehbarer Zeit wieder von Kohlgerichten, Äpfeln, Schweinefleisch und Eiern ernähren, müssten aber dann konsequenterweise die Hähnchenhälse und Schweinepfoten wieder selbst verarbeiten, statt sie nach Westafrika zu exportieren. Apfelmus im Winter statt Erdbeeren aus Spanien und Spargel aus Chilé. Frankenwein statt kalifornischer Roter. Karpfen blau statt vietnamesicher Pangasius, Muckefuck statt Arabicabohnen. Glücklicherweise sind Kartoffeln, Tomaten und Mais ja schon seit ein paar Jahrhunderten eingebürgert, immerhin. Und heizen könnten wir mit den ungezählten Pupsen von Sauerkraut und Speckbohnen (sorry, der musste sein🙈).

Auf Billigklamotten aus Bangladesh müssten wir ebenso verzichten wie auf südamerikanisches Alpakagarn, dafür gäbe es möglicherweise wieder leinenartiges Gespinst aus Brennnesseln. Da wir aber ein rohstoffarmes Land sind, hieße das auch: kein Kobalt, kein Lithium, keine Smartphones aus Südkorea. Unseren Plastikmüll (auch endlich, da wir kaum eigenes Erdöl haben) könnten wir nicht mehr ins Ausland verschachern und auch nicht die vielen Autos, die nicht mehr durch den TÜV kommen.

Solche Gedanken kommen mir beim Weiterlesen meines aktuellen Sachbuches. Und schon zum zweiten Mal bin ich ganz geflasht davon, wie mich die Autorin zum Reflektieren bringt: Schrieb ich gestern früh über die Renaissance, las ich nachmittags darüber, wie sie die Renaissance selbst als Beispiel bringt. Notierte ich mir heute in aller Frühe so ungefähr das, was ich oben schrieb, staunte ich einen Absatz später darüber, dass sie eine Studie aufführt, in der unter anderem ein ähnliches Szenario durchgedacht wird.

Jedenfalls stelle ich fest, dass ich dieses Buch am Liebsten als Pflichtlektüre für Regierung und Opposition, für so manchen „alternativlosen“ Wirtschaftsboss und viele andere Entscheider vorsehen würde. Nach bestem Leistungskursverständnis: Das lesen wir jetzt alle und dann überlegen wir gemeinsam weiter. Inklusive Erörterung, Interpretation und Sachtextanalyse. Stelle ich mir fast schon spaßig vor😉. Ob ich das dem Verlag mal vorschlage?

Renaissance

Symbolbild Mona Lisa: Pixabay

Nachdem wir als Menschheit im Großen und Ganzen ein paar Jahrzehnte des „Aufwärts“ hinter uns haben und in den letzten Jahren immer öfter erfahren mussten, dass es so nicht immer weiter gehen kann, erleben wir derzeit nicht nur Aufbruchsstimmung, das Gefühl, etwas ganz Neues („Unerhörtes“ im reinen Wortsinn) müsse jetzt kommen.

Bedauerlicherweise passiert in dieser Hinsicht tatsächlich eine Spaltung, und zwar global gesehen. Während viele junge und einige ältere Menschen darauf drängen, die Transformation der Gesellschaften hin zu nachhaltigerem Leben voranzutreiben, machen andere genau das Gegenteil: Sie wünschen sich autoritäre Obrigkeiten zurück, die den von ihnen regierten Bevölkerungen klare Kante geben. Und zwar in einer rückwärtsgewandten Art und Weise, in der sie an der Überzeugung festhalten, was vor über einem halben Jahrhundert gut war, muss auch heute gut sein. Rückbesinnung auf nationale Werte, auf anscheinend festgefügte und bestens erprobte Gesellschaftsmodelle.

Gerade in alternden Gesellschaften, wo ein überdimensional großes gemeinsames Erinnerungsnarrativ von den „guten alten Zeiten“ erzählt, ist dieses Problem vorhanden, in vielen mitteleuropäischen Ländern; aber auch da, wo überwiegend junge Gesellschaften nach mehr Wohlstand suchen für breite Gesellschaftsschichten, greifen diese Erzählungen – denn nach dem zweiten Weltkrieg hat es ja auch scheinbar funktioniert.

Das große Problem bei der Sache, der rosa Elefant im Raum, den niemand benennt: Die Welt ist nicht mehr in den 1950er Jahren. Vieles, was damals bahnbrechend, revolutionär und zukunftsträchtig erschien, hat inzwischen die hässliche Fratze seiner Nebenwirkungen gezeigt. Nebenwirkungen wie Insektensterben, Versiegelung von Lebensräumen, Ölpest, Mikroplastikansammlungen in Kontinentgröße. Die Game Changer von damals haben sich bewahrheitet, doch die Veränderungen gehen oft in die entgegengesetzte Richtung, für die sie einmal gedacht waren. Gut gedacht, aber schlecht gemacht. Das Perfekte ist der Feind des Guten. Und wir maßen uns zu häufig an, perfekt sein zu wollen. Weil Durchschnitt schon unterdurchschnittlich bewertet wird. Und weil wir in „-Ismen“ gefangen sind.

Eine echte Renaissance wäre es, sich auf Forschergeist und die radikale Lust am Neuen und Unbekannten zu besinnen. Denn zur Zeit der ersten Renaissance gab es zwar auch eine Rückbesinnung auf antike Werte, aber sie löste ein neues Denken aus. Man führte die Gedanken und Ideen der antiken Philosophen weiter, und dieses Weiterdenken und Neudenken führte zu revolutionären Neuerfindungen und -entwicklungen: Buchdruck, Reformation, humanistisches Denken…
Dinge, ohne die sich das 21. Jahrhundert kaum noch denken lässt.

Das sind Gedanken, die mir bei meiner aktuellen Lektüre durch den Kopf gehen. Gedanken, die mich schaudern lassen, die Fragen mit sich bringen:
– Haben wir keine neuen Erzählungen mehr, die uns freudig gespannt in die Zukunft blicken lassen?
– Sind wir so degeneriert oder ausgeleiert in unserem Denken, dass wir nur noch rückwärts schauen können?
– Warum ist uns die Innovations- und Gestaltungskraft abhanden gekommen, Dinge wirklich NEU zu denken und nicht nur in Abwandlungen und Dauerschleifen von „Das hatten wir schon mal, das können wir nochmal versuchen“? Und wo ist sie hin?

Aber ich habe auch Hoffnung. Hoffnung, dass sich die kleine und begrenzte Kraft von Vielen aufsummiert zu einer großen Kraft und Willensanstrengung. Zu einer Einsicht, dass Leben nur mit der ganzen Bandbreite von Natur, Schöpfung, Umwelt oder wie man es nennt funktioniert und gelingt, nicht dagegen.
Hoffnung, dass Jules Verne und andere „Phantasten“ mit ihren Visionen und Utopien nicht nur Weltliteratur, sondern auch Wirklichkeit geschaffen haben. Dass neue Erzählungen die alten ablösen werden. Erzählungen, die wirkmächtig genug sind, neue Realitäten zu schaffen.

Und mit diesem Teaser lasse ich euch in die neue Woche. Demnächst schreibe ich hier darüber, welches Buch so vielfältige und widerstrebende Gedanken in mir auslöst.

Wachgeküsste Erinnerungen

Bildausschnitt: Google Earth

Ich bin mit der Teufelskrone von Rebecca Gablé immer noch nicht durch. Teilweise liegt es am Umfang des Buches, aber teilweise auch an meiner Wissbegierde (Sachliteratur, Wikipedia und Google Earth sind meine ständigen Begleiter) – und an Urlaubserinnerungen. Im Buch geht es neben der Familie Waringham (die immer der jeweiligen Königsfamilie dient), um die Plantagenets und ihre Herrschaftszeit, nicht nur in England, sondern auch in weiten Teilen des heutigen Frankreichs, ihrer eigentlichen Heimat: Aquitanien, Anjou, Touraine und wie die schönen Landschaften heißen.

Vor fast 30 Jahren hatte mich die Faszination für diese machtbewusste und skandalträchtige Familiendynastie schon einmal erfasst, damals hatte ich Die Löwin von Aquitanien von Tanja Kinkel gelesen und ich liebte den Film Der Löwe im Winter mit Peter O’Toole und vor allem der großartigen Katherine Hepburn. Was lag also näher, als im Frankreichurlaub einige Orte zu besuchen, die sinnbildlich für diese Epoche stehen? Nach zwei Wochen Atlantikküste auf der Halbinsel Medoc fuhren wir gemächlich das Loiretal samt Nebenflüssen hinauf. Ich erinnere mich noch an einige nette Campingplätze, wie den Camping Municipal in Chinon, am Ufer der Vienne, der Burg gegenüberliegend. Den gibt es auch heute noch:

Chinon: unten Campingplatz, oben Stadt und Burgruine (Google Earth)

Außer der Burgruine von Chinon besuchten wir von dort aus auch die Abtei Fontevrault, in deren Kirche die Grabmäler von Henry II. und seiner Frau Eleonore von Aquitanien sowie deren Sohn Richard I., genannt Löwenherz ebenso liegen wie das von Isabelle von Angouleme, der zweiten Frau seines Bruders John (Johann Ohneland, Thronfolger von Richard)

Eine nicht so nette Erfahrung machten wir dagegen in Amboise: der Campingplatz liegt sehr malerisch auf einer Loire-Insel, aber da unser damaliger Wohnwagen eine Tandem-Achse hatte, durften wir nicht dort bleiben. Hätte man das mit dem leichten Sandboden und der Einsinkgefahr erklärt, wäre es uns auch noch eingeleuchtet, aber die Aussage lautete: Tandem-Achsen hätten nur die Wohnwagen von „ciganes“ (ja, wörtlich: Zigeuner!) und die wären nicht willkommen. Unsere deutschen Personalausweise galten nichts. Schon damals fand ich diese diskriminierende Haltung gegenüber den Menschen, die als billige Erntehelfer gern genommen wurden, aber ansonsten gesellschaftlich nicht anerkannt waren, mehr als grenzwertig. (Zumal wir in einem früheren Urlaub in den französischen Pyrenäen mit einer Gruppe wallfahrender Roma sehr nette Erfahrungen gemacht hatten, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.)

Als Ausgleich dafür fanden wir dann aber einen schnuckeligen kleinen Camping à la Ferme (auf dem Bauernhof), nur zwei Handvoll Stellplätze, durch Hecken abgetrennt, Sanitärgebäude war eine umgebaute Feldsteinscheune und frische Milch und Eier gab es auch. Das war in der Nähe von Chambord, welches wir natürlich auch besuchten. Ich habe nicht nachgezählt, ob es dort tatsächlich 365 Kamine gibt (für jeden Tag des Jahres einen), aber unsere beiden Töchter, die damals noch nicht in die Schule gingen, hatten einen großen Spaß an der berühmten Treppe, von Leonardo da Vinci entworfen. Diese Treppe besteht eigentlich aus zwei Treppen, die in einer Doppelhelix ineinander verschlungen sind wie ein DNA-Strang. Jede von beiden nutzte eine Treppe, sie konnten einander immer mal wieder durch Durchbrüche und Sichtfenster im zentralen Mauerwerk sehen, aber sie begegneten sich nie. Rauf und runter flitzten sie und wurden nicht müde.

Foto: Wikipedia

Wir besuchten auch noch Schloss Villandry, das französische Dornröschenschloss mit dem wundervollen Gemüsegarten, in dem Kohlköpfe, Lauch und andere Nutzpflanzen einträchtig neben üppigen Rosen wachsen. Sehr bekannt sind auch die Gärten der Liebe, die in einzelnen Bereichen die unterschiedlichen Liebesarten darstellen. Hier bei Wikipedia gibt es tolle Fotos von diesem Garten. Ich habe keine Fotos der Reisen (1996 und 1997 war das vermutlich), die ich hier präsentieren könnte, das war deutlich vor meiner Zeit der Digitalfotografie, die erst nach 2010 begann.

Ach herrje, während ich dieses schreibe, bekomme ich doch glatt ein wenig Sehnsucht, diese oder eine ähnliche Tour noch einmal zu fahren.

Trotzdem Bürger – kurzer Gedanke am Morgen

Die Entscheidung für das Bürgergeld ist gefallen. Als allererstes gefällt mir daran, dass die Betroffenen künftig keine „Hartzer“ mehr sind, sondern „Bürger“ bleiben. Es mag eine klitzekleine Facette im Großen und Ganzen sein, aber ich finde die Wertschätzung, die darin liegt, enorm wichtig.

Und an alle Akteure der Politik gerichtet, die Angst haben, die „soziale Hängematte“ sei demnächst einfach zu verlockend, sei gemahnt:

Politikerinnen und Politiker legen bei Amtsantritt einen Eid ab, in dem sie, je nach Bundesland etwas unterschiedlich formuliert, „ihre ganze Kraft dem Wohle … widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können unparteiisch verwalten, Verfassung und Gesetz wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. “
Und gerade konservative Personen legen großen Wert auf den Zusatz: „So wahr mir Gott helfe.“ Die allermeisten halten sich auch daran und tun das in ihren Kräften stehende zur Erfüllung. (Ich schreibe an dieser Stelle nicht über Meinungspluralität, Parteiprogramme und unterschiedliche Lebenserfahrungen, die zu unterschiedlichen Konzepten und Herangehensweisen führen, sondern das ehrliche Interesse daran, die Menschen ordentlich zu vertreten.)

Aber auch dort gibt es sie, die sogenannten „Schwarzen Schafe“, die sich selbst unrechtmäßig bereichern und sie schämen sich nicht einmal, den Namen ihres Schöpfers mit reinzuziehen. Vollkommen zu Recht möchte nicht jeder im Politikbetrieb mit diesen über einen Kamm geschoren werden. Dann sollte man es anderen auch nicht so unterstellen.

Geblitzdingst

Plakat: Sony

Ist das vielleicht eine Idee? Der dritte Teil von Men in Black lief letztens im TV (leider habe [oder wurde?] ich vergessen, auf welchem Programm😂, aber das ist ja auch zweitrangig) und ich kam im Nachhinein auf die Idee, es hätte ja was, wenn so manche Leute einfach mal vergessen könnten, was sie eigentlich gerade für einen Mist verzapfen oder welche Macht sie ausüben.
Auch eine Reise ins Jahr 1969 wäre bedenkenswert. Die erste Klimastudie aus dem Jahr 1965 (wissenschaftlicher Beirat des US-Präsidenten) liegt noch nicht so lange zurück, die Exxon Studie, der Bericht des Club of Rome und die großen internationalen Klimakonferenzen hatten noch gar nicht stattgefunden. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass die Ergebnisse mit offeneren Ohren aufgenommen würden, weil nach dem Blitzdingsen ja auch sämtliche seitdem erlangten Erkenntnisse futsch gewesen wären. Und dann stünden wir wieder da wie bei Und täglich grüßt das Murmeltier und ich möchte nicht wirklich wissen, wie viele Wiederholungen wir bräuchten, um klimatechnisch die Kurve zu bekommen.

Bisher ist mir eher aufgefallen, dass abgewählte Politiker nach dem Regierungswechsel vollkommen ausgeblendet haben, wofür sie vorher zuständig waren und was sie dort getan – oder vor allem auch nicht getan haben. Eindeutig Geblitzdingst! Und nicht nur sie, das trifft genauso für Wirtschaftslenker und auch für viele andere zu. Unter anderem möglicherweise auch, weil es einfach mühsam, anscheinend fruchtlos und zäh wie Kaugummi ist.

Manchmal wünsche ich mir auch für mich selbst, von einem Neutralisator getroffen zu werden und so einiges zu vergessen.
Aber – nee, lieber doch nicht, denn dann wären ja auch die vielen wunderschönen Erinnerungen meines Lebens weg. Also, deswegen und weil es nur in Hollywood funktioniert, bleibe ich dann doch in der ewigen Tretmühle. Und von ein paar schönen Erinnerungen, die ich nicht missen möchte, schreibe ich in den nächsten Tagen auch mal.

„Kehrtwende“ zur Rettung des Planeten nötig

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/club-of-rome-studie-103.html

Vor 50 Jahren gab es den ersten bahnbrechenden Bericht des Club of Rome. Allen, die heute wieder abwiegeln und beschwichtigen, kann man nur eindrücklich empfehlen, sich darauf zu besinnen, dass vieles eingetroffen oder sogar übertroffen ist, was im ersten Bericht geschrieben stand.

Aber in einer Zeit, in der sich das globale Gleichgewicht mal wieder so sehr verschiebt wie augenblicklich, in der sich Autokratien/Diktaturen zusammenschließen, in den verschiedenen Regionen reaktionäre Parteien erstarken, schwindet die Hoffnung auf Einsicht.

Und sogar im immer noch recht stabilen Deutschland echauffieren sich gutverdienende Funktionäre darüber, dass rund 50 € mehr im Monat für die Ärmsten der Gesellschaft aus einer „Überlebenshilfe“ eine komfortable Hängematte machen würden … In welchem Paralleluniversum leben die eigentlich?

Bemerkenswert: In einem Online-Kommentar zu einem entsprechenden Zeitungsartikel merkte selbst ein bekennender Freidemokrat heute früh an, dass mit Sicherheit wesentlich mehr Menschen aus Scham oder Unwissenheit auf ihnen zustehende Sozialleistungen verzichten dürften als umgekehrt ungerechtfertigt dem Staat auf der Tasche liegen.

Wassermangel und kein Ende

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/mittendrin-edersee-101.html

Viele Jahre sind wir am hinteren Ende des Edersees vorbeigefahren, wenn es Anfang Oktober war und in Frankfurt die Buchmesse losging. Und an der Eder entlang, die sich durch Kurhessen schlängelt. Eine wunderschöne hügelige Landschaft, im goldenen Herbst mit bunten Blättern und glitzernder Wasseroberfläche. Über die Existenz des Stausees haben wir nie großartig nachgedacht, er war immer da.

Aber seit ein paar Jahren geht dem Edersee im Sommer das Wasser aus. In diesem Jahr war es besonders heftig. Ich kann den Frust, den der Segelschuleninhaber im Beitrag äußerte, gut nachvollziehen, auch wenn ich nicht beurteilen kann, ob die Anrainer der Oberweser tatsächlich so kaltschnäuzig sind wie er es vermutet. Über den niedrigen Weserpegel habe ich ja auch schon geschrieben und ich kann mir gerade gar nicht so recht vorstellen, wie niedrig er gewesen wäre, wenn überhaupt kein Wasser mehr aus dem See abgelassen worden wäre (wobei es mich wundert, dass da überhaupt noch abgelassen wurde, ich hätte volles Verständnis gehabt, wenn die Hessen dichtgemacht hätten). Jedenfalls ist es sowohl im See als auch im Fluss heikel, wenn das Wasser niedriger, wärmer und sauerstoffärmer wird. Hauptleidtragende sind zunächst mal die leidenden Wassertiere, erst dann der Mensch.

Bis auf 84 cm war in Porta der Pegel geschrumpft, jetzt ist er wieder bei 98 cm. Die Tendenz allerdings bereits wieder fallend.

Am Rhein wird vehement die Vertiefung der Fahrrinne gefordert. Was sich aus wirtschaftlicher Sicht logisch anhört, stellt mich aber vor die Frage: Wenn die Fahrrinne tiefer ist, ist aber doch trotzdem nicht mehr Wasser dort vorhanden, sondern sie wird automatisch schmaler, oder habe ich irgendwas so ganz und gar nicht verstanden?
Bisher war es jedenfalls so, wenn der Mensch in Naturhaushalte eingegriffen hat, hat sich die Gesamtlage auf Dauer meist eher verschärft als besser zu werden.
Ich habe irgendwo gelesen: „Die Natur rächt sich nicht an den Menschen. Wir haben sie kaputtgemacht.“ So einfach ist das. Es rächt sich höchstens, dass wir sie nicht respektiert haben.

Einmal mehr habe ich viele Fragen und nur wenige Antworten.

Brechreiz

Die Sommerpause ist vorbei, auch der Sommer selbst lässt nun langsam nach (zum Glück bin ich noch nicht vollkommen geschmolzen, aber viel fehlte nicht). Jetzt kommt der Etüdenherbst, ehe es dann in den Advent übergeht. Hier geht es zur Schreibeinladung von Christiane.

Du, Annuschka, eine Woche ist schon ‚rum. Langsam solltest du mal endlich eine Etüde abgeben.

Ja, ja. Würde ich ja echt gerne. Aber wie das manchmal so ist, die Phantasie liegt brach. Ich bekomme die drei Wörter dieses Mal nicht unter einen Hut. Dafür gefallen mir die Illustrationen wirklich sehr gut.

Ja, da hast du recht. Vor allem das mit dem ABC in drei Farben. So etwas passt auch gut in unser Bücherregal, oder?

Schon, aber das hilft mir nicht. Ich grübele hin und her, aber entweder kann ich den Brechreiz buchstabieren oder anschmiegsam mit dem Alphabet jonglieren. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie anschmiegsamer Brechreiz aussehen könnte…

Och, nee…! Jetzt habe ich Kopfkino, das hättest du jetzt aber auch lassen können. Bäh!

Kopfkino ist doch nicht das Schlechteste. Ich dagegen habe anscheinend nur Watte im Hirn, das hilft mir auch nicht weiter.

Du, ich habe eine Idee: Schreib doch eine Etüde darüber, dass dir zu den Wörtern in dieser Runde so überhaupt nichts einfällt, was meinst du?

Ach nee, das geht doch … ah, Moment mal. Vielleicht doch? Du, ich muss jetzt gehen. Ich muss schreiben, bis bald und danke für die Inspiration.

200 Wörter, für die restlichen 100 ist mir wirklich nichts mehr eingefallen. Dieser innere Monolog mit meiner Hirnbesitzerin hat mir für diese Runde den schriftstellerischen Hals gerettet, sozusagen. Jetzt muss ich nur noch die real existierende Watte wegbekommen😏

Wandel und Dankbarkeit

Sonntag früh, ungefähr halb Acht. Hochnebel rieselt leise und hauchzart herab. Würzige Luft, verhaltene Ruhe. Selbst die Vögel sind recht leise. Sie ahnen den Abschied des langen Sommers.

Der Garten atmet auf. Nach ein paar feuchten Tagen macht sich auch zaghaftes Grün wieder breit in der Wiese. Aber der Holunder hängt trotzdem als Dörrobst an den Sträuchern, er war so trocken dieses Jahr, dass ich ihn als Futter für die Vögel hängengelassen habe. Es hätte selbst mit viel Energiezufuhr kaum Saft gegeben, was ich ziemlich bedauere. Ich liebe Holundergelee, besonders mit etwas Apfelanteil. Sei’s drum. Seit Dienstag gab es in unserem Garten 19 Liter Regen pro Quadratmeter. Den meisten davon am Donnerstag, da waren es 10 Liter innerhalb von 24 Stunden. Immer noch viel zu wenig, aber immerhin; mit Dankbarkeit kann ich zumindest sagen, es war abgesehen von einer Viertelstunde an dem Nachmittag kein Starkregen, und auch dieser kurze kräftige Guss war noch im Rahmen. Nur die Straßenabläufe waren vollkommen überfordert, weil weggespülter Staub, Reifenabrieb und anderer Dreck sowie trockenes Laub innerhalb kürzester Zeit die Siebe verstopften und somit Senken in den Straßen zur Seenlandschaft mutierten.

Ich atme tief ein, genieße die ruhige Atmosphäre und spüre Vorfreude auf den Herbst. Trotz aller Unsicherheiten, die er dieses Jahr mitbringen wird: steigende Energiekosten, Inflation, gesellschaftliches Klima, Konsumrückgang… lasse ich mir den kostbaren Moment nicht nehmen und bin dankbar für alles, was gelingt, was unserem Leben Helligkeit und Sinn gibt.

Und ich erinnere mich an einen neuen Song, den wir beim letzten New Music Friday gehört haben, den möchte ich euch nicht vorenthalten. Er klingt melancholisch und passt damit in meine Sommerabschiedsgedanken, aber er gibt auch Kraft und Liebe weiter, gerade in mitunter kraft- und lieblosen Zeiten.

FunFact zum Schluss: Ein Institut wertete Twitter-Nachrichten und Kommentare aus und setzte sie in Beziehung zu Zeitpunkt, Standort und Wetter. Ergebnis: Bei Temperaturen über 35 Grad nimmt der Anteil an herabwürdigenden und hasserfüllten Tweets überproportional zu. Noch ein Grund, sich auf den Herbst zu freuen?

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