Gerade erst habe ich beschlossen, nicht mehr zu meckern und zu klagen, da gerät der Entschluss schon ins Wanken🙈. Nachdem ich gestern Abend von einer Veranstaltung nach Hause kam und das TV anschaltete, um auf die Nachrichten zu warten, lief dort gerade „Frontal“ . Und zwar ging es in dem Beitrag um das Thema „Wärmepumpen“. Ich weiß nicht, wer von euch sich schon damit beschäftigt hat. Da unser Haus sehr alt ist, sich nicht auf dem höchsten Niveau der Wärmedämmung befindet (was nach neueren Informationen auch nicht unbedingt notwendig ist, aber lange Zeit als K.O.-Kriterium galt) und wir erst vor fünf Jahren eine neue Heizung eingebaut haben, haben wir uns nur so nebenbei informiert, aber nicht wirklich in das Thema eingearbeitet.
Jedenfalls bestand für uns noch nicht die Notwendigkeit, Firmen konkret auf Wärmepumpeneinbau anzusprechen. Und auch, wenn ich Schulbücher für Berufsschulen verkaufe, heißt es ja nicht, dass ich weiß, was drin steht. Deswegen war ich erstaunt, (obwohl es mich aus Erfahrungen der letzten Jahre eigentlich nicht überraschen sollte,) als in dem Beitrag thematisiert wurde, dass in der Ausbildung von Heizungsinstallateuren weder in den Büchern noch in den Curriculen der Berufsschulen Wärmepumpen große Beachtung finden. Ich schließe daraus, dass sich Handwerker entweder aus Interesse an neuen Möglichkeiten, aus Tüftelei oder weil sie in der Richtung „nervende“ Kunden haben, in die Thematik einarbeiten, aber nicht, weil der Stoff-Vermittlung zukunftsträchtiger Technik Vorrang eingeräumt wird von den Stellen, die hierfür zuständig sind. Noch viel mehr als in anderen gesellschaftlichen Bereichen befällt mich aber bei der Ansicht des Beitrages das Gefühl, dass hier „alte weiße Männer“ (Sorry. Ich weiß natürlich, dass ihr alle nicht dazu gehört😉) an den entscheidenden Stellen sitzen und nicht mitbekommen, wie es an der Basis aussieht. Rückwärts gewandt statt vorausschauend. Oder kommt mir das nur so vor?
(Ich hatte beim Ansehen ein bisschen dejà vu-Gefühle, weil ich während meiner Buchhändlerausbildung 1987 bis 1990 in der Berufsschule auch Unterricht in „Datenorganisation und -verarbeitung“ hatte. Ein halbes Jahr haben wir uns im Unterricht mit Lochkarten, Umrechnung von Hexadezimalzahlen in Binärzahlen und umgekehrt, Konrad Zuse und ähnlichen Dingen beschäftigt. Wohlgemerkt zu der Zeit, als Softwarehäuser für Buchhandlungen wie Pilze aus dem Boden schossen, das „Goldene Zeitalter“ für EDV-Unterstützung angebrochen war und viele Buchhandlungen die dicken Kataloge und Microfiches durch sauteure IBM-PCs ersetzten.)
Nächster Beitrag. „Straße gegen Schiene“: Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Am besten, ihr schaut euch das selbst an. Inklusive der netten Anekdote, dass der Verkehrsminister seine Rede nicht pünktlich halten konnte, weil er im Stau stand😅. Und ich Dummchen dachte, da gäbe es jetzt eine U-Bahnlinie, um solche Dinge zu vermeiden. Ist die etwa immer noch nicht fertig? Oder findet der Verkehrsminister nicht durch den Tarifdschungel?
Um die Kirche im Dorf zu lassen und die Schnappatmung auf ein gesundes Maß zurückzuführen, muss natürlich folgendes bedacht werden: Die Planungen für Infrastruktur laufen über einen langen Zeitraum. Es sind viele unterschiedliche Stellen zuständig, es wird viel (Steuer-)Geld investiert, es sind Firmen beteiligt, die natürlich ihre Arbeit bezahlt haben wollen und auch Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern tragen. Es ist auch sicher nicht fair, wenn eine Bundesregierung knapp ein Jahr im Amt ist, sich außer mit dem, was sie sich vorgenommen hat, auch noch mit solchen Dingen wie einem Angriffskrieg in der erweiterten Nachbarschaft beschäftigen muss und dann auch noch den schwarzen Peter zugeschoben bekommt für Vorgänge, die teilweise vor Jahrzehnten bereits von Vorgängerregierungen angestoßen wurden.
Aber: Es ist allerhöchste Zeit, dass wir als Gesellschaft uns überlegen, ob und wie in dieser immer schnelllebigeren Zeit, deren Krisen in schwindelerregender Abfolge auf uns einprasseln (und das wird nicht besser, sondern sich in den nächsten Jahren ziemlich sicher verschärfen), dieser schwerfällige Tanker namens „Deutschland“ (und selbiges gilt für andere Länder, für Europa und die anderen Kontinente, für das „globale Dorf“ natürlich ebenso) eine gewisse Resilienz erreicht. Und vor allem, wie es möglich ist, berechtigte Ansprüche von unterschiedlichen Interessengruppen, Gemeinwohl und Vorschriften/Gesetzen ohne lange Vorlaufzeiten unter einen Hut zu bekommen und gemeinsam in die Zukunft zu sehen, statt der Vergangenheit hinterherzutrauern. Und da ist natürlich der Gesetzgeber gefordert, aber doch auch jeder einzelne von uns Bürgern.
Ideal wäre eine Art neuer Gesellschaftsvertrag mit einer sehr breiten Basis. Nüchtern betrachtet, waren die Möglichkeiten dafür nie besser als jetzt: es gibt umfangreiche wissenschaftliche und statistische Auswertungen über die Errungenschaften der letzten 50 Jahre und auch ihre negativen Auswirkungen. Modellieren von verschiedenen Zukunftsszenarien ist keine Hexerei. Plattformen zu schaffen, auf denen Leute ihre Zeit nicht damit verplempern, ihre Mitmenschen zu beschimpfen, sondern sich konstruktiv einbringen für ein Massenbrainstorming, wäre ein machbares Träumchen. Die Vision einer überparteilichen Zusammenarbeit für eine bestmögliche Zukunft, bei der erstmal alles auf den Tisch kommt und ganz objektiv überlegt wird, was sinnvoll ist, scheint dagegen eher utopisch, aber eine tolle Vorstellung bleibt es.
Die wichtigste Erkenntnis aller dieser Überlegungen ist für mich zweifelsfrei: Es ist nicht simpel und eindimensional, es ist und bleibt kompliziert. Es kann keine einfachen Antworten auf diese komplizierten Fragen geben, und wenn jemand kommt und meint, er oder sie hätte die „ultimative Lösung“, dann ist auf jeden Fall Misstrauen angebracht. Ohne (anstrengendes) Ringen um den bestmöglichen Weg geht es nicht. Das gilt übrigens in sehr vielen Bereichen.
Zunächst mal führt der Entschluss, „nicht mehr zu meckern und zu klagen“ aus meiner Sicht direkt in die Obstipation oder ähnlich gelagerten Schwierigkeiten. Ärger muss raus! 😉
Was die Fairness gegenüber der Bundesregierung angeht, so sehe ich das ganz ähnlich. Wobei man natürlich durchaus darauf hinweisen kann, dass die gerade die SPD an vergangenen Regierungen nicht ganz soooo unbeteiligt war … Schlimmer finde ich momentan allerdings das Verhalten von CDU/CSU, am Spielfeldrand zu stehen und nuuuuur zu schimpfen, dass die das ja alles viel besser könnten. Das ist ungefähr so, als würde man in eine neue Wohnung einziehen, die der Vormieter völlig vermüllt zurückgelassen hat – und dann ruft dieser Vormieter auch noch an und will mir erzählen, wie ich dann diesen Müll zu entsorgen habe …
Mir gefällt übrigens die Idee eines neuen Gesellschaftsvertrages. Nur ob es hilft, diesbezüglich auf „umfangreiche wissenschaftliche und statistische Auswertungen“ zu verweisen, sei mal dahingestellt, und zwar insbesondere wegen der speziell während der Pandemie fortwährend weiter um sich greifenden Wissenschaftsfeindlichkeit und dem seltsamen Phänomen, dass wir plötzlich millionenfach Universalgelehrte in diesem Land hatten. Und weil es zu anstrengend ist. Meckern und klagen geht einfacher. 😉
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Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Und auch für die berechtigten Einwände. Natürlich ist niemand komplett „schuldlos“, egal aus welchem politischen Lager und mir ist auch vollkommen bewusst, dass die Werkzeuge, die ich nannte, nicht den gesamten Werkzeugkasten abbilden.
Und naja, das ausgeprägte eingebildete Expertentum eines Teils der Bevölkerung ist echt eine Schwierigkeit. Aber wer weiß, vielleicht hätten ja auch welche aus diesem Spektrum den einen oder anderen hilfreichen Vorschlag. Immerhin helfe ich meinem Mann manchmal beim Programmieren, weil ich dermaßen blöde Fragen stelle, auf die jemand, der das gelernt hat, nie kommen würde🤷♀️. Unbeabsichtigt, aber ein blindes Huhn findet ja auch mal ein Korn.
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Das Zusammenspiel beim Programmieren stelle ich mir gut vor.
„Sag mal, kann man das nicht so und so machen?“
„Nein, das geht nicht, weil … Moment mal …!?“
😉
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So ungefähr. Manchmal sogar noch platter. Und warum nicht auch die in die Verantwortung holen, die bisher nur maulen, aber nichts konstruktives beisteuern?
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Ab und zu muss der Ärger einfach raus … man muss sich ja nicht drin baden 🧘🏽♂️
Das mit den Wärmepumpen ist schon interessant und eigentlich gar nicht so neu. Und die neuen Generationen sind ziemlich ausgereift.
Ich kann mich noch erinnern, als wir das kleine, alte Haus kauften. Da war klar, es kommt eine neue Gasheizung rein. Alles was man dafür benötigt war im Haus – es musste „nur“ renoviert werden. Anfang 90er Jahre … Wandel durch Handel … und genauso wurde auch nach Bedarf ausgebildet.
Ich habe irgendwie den Eindruck als wären die Industrieländer irgendwann falsch abgebogen. Anstatt in sinnvolle Zukunftsgeräte Gehirnschmalz zu stecken, wurden viele Dinge entwickelt, die nur für Konzerne Gewinn abwerfen, ohne an die Folgen für Umwelt und Menschen zu denken. Die Wirtschaft als Bedürfnis-Erzeugungs-Maschine.
Aus diesem Kreislauf herauskommen – das wäre eine harte Nummer für die Gesellschaft 🤔
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Genau so ist es. Danke für deine Gedanken zu dem Thema.
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Ja, da passen ein paar Dinge seit längerem nicht mehr zusammen. Die Erde dreht sich schneller denn je, das haben auch alle Entscheider kapiert und sagen sie ja auch. Aber die Prozesse, die rechtlichen Rahmen, Ausschreibungsverfahren, Bauvorschriften etc, die sind noch aus dem letzten Jahrtausend und deshalb ziehen sich die Dinge elend hin. Oder die Deutschen erfinden was cooles und kurze Zeit später, wird‘s in Asien gebaut und von dort vermarktet. Weil es einfach zu lange dauert, bis eine Idee „ready to market“.
Und nicht nur das. Es werden weiterhin zusätzliche Komplexitäten eingebracht, die die Vorhaben noch weiter verzögern.
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Bürokratie in fast allen Bereichen. Heute früh lese ich in der Tageszeitung über das Thema Oberflächenwasser, Kanalisationsanschlusszwang und solche Sachen…
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