Sonntag früh, ungefähr halb Acht. Hochnebel rieselt leise und hauchzart herab. Würzige Luft, verhaltene Ruhe. Selbst die Vögel sind recht leise. Sie ahnen den Abschied des langen Sommers.

Der Garten atmet auf. Nach ein paar feuchten Tagen macht sich auch zaghaftes Grün wieder breit in der Wiese. Aber der Holunder hängt trotzdem als Dörrobst an den Sträuchern, er war so trocken dieses Jahr, dass ich ihn als Futter für die Vögel hängengelassen habe. Es hätte selbst mit viel Energiezufuhr kaum Saft gegeben, was ich ziemlich bedauere. Ich liebe Holundergelee, besonders mit etwas Apfelanteil. Sei’s drum. Seit Dienstag gab es in unserem Garten 19 Liter Regen pro Quadratmeter. Den meisten davon am Donnerstag, da waren es 10 Liter innerhalb von 24 Stunden. Immer noch viel zu wenig, aber immerhin; mit Dankbarkeit kann ich zumindest sagen, es war abgesehen von einer Viertelstunde an dem Nachmittag kein Starkregen, und auch dieser kurze kräftige Guss war noch im Rahmen. Nur die Straßenabläufe waren vollkommen überfordert, weil weggespülter Staub, Reifenabrieb und anderer Dreck sowie trockenes Laub innerhalb kürzester Zeit die Siebe verstopften und somit Senken in den Straßen zur Seenlandschaft mutierten.
Ich atme tief ein, genieße die ruhige Atmosphäre und spüre Vorfreude auf den Herbst. Trotz aller Unsicherheiten, die er dieses Jahr mitbringen wird: steigende Energiekosten, Inflation, gesellschaftliches Klima, Konsumrückgang… lasse ich mir den kostbaren Moment nicht nehmen und bin dankbar für alles, was gelingt, was unserem Leben Helligkeit und Sinn gibt.
Und ich erinnere mich an einen neuen Song, den wir beim letzten New Music Friday gehört haben, den möchte ich euch nicht vorenthalten. Er klingt melancholisch und passt damit in meine Sommerabschiedsgedanken, aber er gibt auch Kraft und Liebe weiter, gerade in mitunter kraft- und lieblosen Zeiten.
FunFact zum Schluss: Ein Institut wertete Twitter-Nachrichten und Kommentare aus und setzte sie in Beziehung zu Zeitpunkt, Standort und Wetter. Ergebnis: Bei Temperaturen über 35 Grad nimmt der Anteil an herabwürdigenden und hasserfüllten Tweets überproportional zu. Noch ein Grund, sich auf den Herbst zu freuen?
Was du zum Schluss geschrieben hast, ist definitiv ein Grund, sich auf den Herbst zu freuen!
Danke für diesen schönen, ruhigen, inspirierenden Text.
Hab noch einen guten und unbeschwerten Sonntag!
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Nicht wahr? Ich wünsche dir auch einen gelingenden Tag.
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