Erntedank 2022

Ich empfinde das Erntedankfest in diesem Jahr ganz besonders. Der Krieg in der Ukraine und die lange Trockenheit im Sommer, die Ungewissheit, was im Winter an gesundheitlichen und energietechnischen Einschränkungen auf uns zukommen mag, machen nachdenklich.
Gestern hat sich unser Nachbar bei mir fast schon für die kleinen Kartoffeln entschuldigt. Warum? Wer auch nur ein Fünkchen nachdenkt, kann ohne Wasser keine fetten Feldfrüchte erwarten. Und satt machen auch kleine Kartoffeln. Aber die Erwartungshaltung ist halt oft eine andere.

Die Erntegaben in unserer Kirche

Hier ist der Predigttext für heute, den 2. Oktober 2022 – Erntedankfest

5. Mose 8, 7-18 (Gutes Leben Übersetzung)

7 Denn der HERR, euer Gott, bringt euch in ein gutes Land. Dort gibt es Flüsse, Seen und Quellen, die in den Tälern und Bergen entspringen,
8 und Weizen und Gerste, Weinstöcke und Feigenbäume, Granatäpfel, Ölbäume und Honig.
9 Es ist ein Land, in dem ihr euch satt essen könnt und es euch an nichts fehlen wird. Ein Land, in dem die Steine Eisen enthalten und aus dessen Bergen du Kupfer abbauen kannst.
10 Wenn ihr dann gegessen habt und satt seid, sollt ihr den HERRN, euren Gott, für das gute Land, das er euch gegeben hat, loben.
11 Passt aber auf, dass ihr den HERRN, euren Gott, nicht vergesst und dann seine Gebote, Vorschriften und Gesetze, die ich euch heute gebe, nicht mehr befolgt.
12 Wenn ihr genug zu essen habt und euch prächtige Häuser baut und darin wohnt,
13 und wenn eure Schaf-, Ziegen- und Rinderherden groß werden und ihr viel Gold, Silber und vieles andere besitzt,
14 dann werdet nicht überheblich und vergesst nicht den HERRN, euren Gott, der euch aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat.
15 Er hat euch durch die große, schreckliche Wüste mit ihren wasserlosen Gegenden, ihren Giftschlangen und Skorpionen geführt. Er ließ euch Wasser aus dem Felsen sprudeln
16 und gab euch in der Wüste Manna zu essen, eine Speise, die eure Vorfahren bis dahin nicht kannten. Auf diese Weise wollte er euch demütig machen und auf die Probe stellen, um euch letztendlich mit Gutem zu beschenken.
17 Denkt nur nicht, ihr wärt aus eigener Kraft und Anstrengung reich geworden.
18 Erinnert euch vielmehr daran, dass es der HERR, euer Gott, ist, der euch die Kraft gibt, Reichtum zu erwerben. Denn er erfüllt den Bund, den er mit euren Vorfahren schloss und der jetzt noch gilt.

Der Text ist uralt. Er handelt von der sogenannten „Landnahme Israels“, der Eroberung Kanaans. Historisch gesehen hat es sich vermutlich eher nicht so abgespielt wie in der Bibel erzählt. (Ehrlich gesagt, finde ich das auch zweitrangig, ob es eins zu eins so stattgefunden hat. Wichtiger ist der Sinn hinter der Erzählung)

Etwas verkürzt und gestrafft ausgedrückt:
Es ist kein ganzes „Volk“ im heutigen Sinne durch die Wüste gezogen und hat ein komplettes anderes „Volk“ von seinem angestammten Boden vertrieben. Insgesamt waren es vermutlich eher kleinere Stammesverbände, die sich über einen längeren Zeitraum ein Gebiet angeeignet haben. Die bisherigen Bewohner dürften teilweise parallel zu den Neuankömmlingen an ihren Wohnorten weitergelebt haben, sich auch durch Heirat miteinander vermischt haben, einige sind bestimmt auch fortgezogen. Die allermeisten Menschen lebten damals in den Ländern des nahen Ostens sowieso zumindest halbnomadisch.

Der Zeitraum, in dem das geschah, war um das 12. Jahrhundert vor Chr. herum, verschriftlicht wurde das alles wahrscheinlich sogar erst Jahrhunderte später, während des babylonischen Exils der Israeliten (rd. 600 -530 v. Chr.). Denn erst dort, im Exil, bildete sich ein tragfähiges religiöses Bewusstsein mitsamt einer Historie. Das brauchten die Menschen, um sich ihrer Identität in der Fremde bewusst zu werden und nicht haltlos zu werden.
(Um es mal zu vergleichen: Was wir heute als „deutsche Geschichte“ betrachten, ist auch über lange Jahrhunderte die Geschichte zahlreicher rivalisierender Kleinstaaten, Dynastien, Fürstentümer, die je nach Gusto des jeweiligen Landesherrn nach der Reformation auch noch entweder katholisch oder reformiert waren. Die Preußen, Habsburger, Hohenzollern und wie sie alle hießen, jagten sich gegenseitig Gebiete ab, verbündeten oder bekämpften sich, schlossen und brachen Allianzen und heirateten sich gegenseitig oft aus politischen und strategischen Erwägungen.)

Während ich den Bibeltext lese und mir meine Gedanken dazu mache, den Hintergrund aufschreibe, denke ich daran, wie wenig sich doch im Grunde geändert hat. Wie aktuell der Text doch eigentlich immer noch ist.

Ob wir uns Gott als einen alten Mann mit Rauschebart und weißem Gewand vorstellen oder als ein Auge in einem Dreieck, das über einer Wolke schwebt, eine eher diffuse Ahnung haben, mit einem göttlichen Prinzip überhaupt nichts zu tun haben wollen oder einfach dem Geld huldigen, ist dabei total egal.

Solange es uns gutgeht, solange wir alles haben, was wir zum Leben brauchen oder zu brauchen meinen, noch dazu ein kleines (oder gern auch größeres) „Nice to have“ obendrauf sitzt und alles glatt geht, nehmen wir es als selbstverständlich hin.

Aber sobald etwas passiert, was uns dieser Selbstverständlichkeit beraubt, eine Naturkatastrophe, ein kriegerischer Aggressor oder auch nur unser jahrzehntelanger schluderiger Umgang mit der Welt, suchen wir Schuldige. Und zwar immer sehr gern bei „den Anderen“, nie bei uns selbst. Unsere eigene Fahrlässigkeit oder Gleichgültigkeit unterschlagen wir gern.

Und jetzt bleibe ich ein bisschen ratlos zurück nach meiner Analyse. Denn ich selbst bin ja auch nicht besser. Ich bin viel zu oft ein Teil der gedankenlosen Masse. Ich habe auch kein Patentrezept, wie wir das alles überwinden können.
Ich glaube, ich wünsche uns allen einfach nur mehr Bewusstsein für die Welt, ihre Geschöpfe und wunderbaren Landschaften, die Einzigartigkeit unseres blauen Planeten als Lebensgrundlage in diesem riesigen Universum. Und Dankbarkeit.

Einen schönen und dankbaren Erntedanktag wünsche ich allen.

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

Catrins Hobbys & anderes Allerlei

Hier geht es um Hobbys & Alltag, Küche, Garten, Familie, Gedanken - eben auch um "anderes Allerlei" ;-)

Brotbackliebe ... und mehr

Meine kreative Küche

Kaffeehaussitzer

Bücher. Photos. Texte.

Lass mal lesen!

Books for Kids & Teens

Linsenfutter

Tier-, Naturbeobachtungen und mehr. Als Hobbyfotograf berichte ich. Stets suche ich Futter für die Linse meines Fotoapparates.

Regenbogen und Freudentränen

Von innen nach außen und von außen nach innen. Texte und Fotos

ROYUSCH-UNTERWEGS

Reiseberichte, Radtouren, Wanderungen, Bilder und mehr ....

Kommunikatives Lesen

Rezensionen zu aktuellen Büchern aus den Beststeller-Listen

Gnubbels kleine Gedankenwelt

Wenn man niemanden zum Reden hat aber die Gedanken und Erlebnisse einfach raus müssen...

Unterwegs ist das Ziel

ich bin gerne unterwegs, ich schreibe über Erfahrungen mit den öffentlichen Verkehrsmittel, tipps und Tricks und viele DIY Themen

Allerlei Gedanken

von Monika Huber

Sterntaler

Die Ostsee unter Segeln entdecken

Ich lese

Bücher sind die Freiheit des Geistes

Charis {ma}

Intuition ist besser als gar kein Plan ...

Schnippelboy

Ein Tagebuch unserer Alltagsküche-Leicht zum Nachkochen

Birthes bunter Blog-Garten

Grüner Garten-Frische Küche-Bunte Alltagswelt

Stachelbeermond

Wie das Leben - schön und stachelig

Wortman

Willkommen in den WortWelteN

CoffeeNewstom

Toms Welt des Kaffees

Marthas Momente-Sammlung

Bilder, Gedanken, und Geschichten.

The Organized Coziness

Interiorblog | Wohnen • Lifestyle • Kreatives

mutter-und-sohn.blog

Kluge Gedanken. Aus dem echten Leben

wortverdreher

Texte und Gedichte zu den Themen Tanzen und Leben

Kulturbowle

KulturGenuss, Bücherlust und Lebensfreude

reisswolfblog

"Bücher bieten keine wirkliche Rettung an, aber sie können den Geist davon abhalten, sich wund zu kratzen." - David Mitchell

wortwabe

Lies mich! Read me!

Naturgeflüster

Impulse für ein natürliches Leben

Taufrisch war gestern

Birgit Jaklitsch: Journalistin, Bloggerin, Autorin

romanticker-carolinecaspar-autorenblog.com

Vorstellung meiner Bücher - Blog: Romanti(c)ker

Künstlerhof Lavesum

Einblicke, Geschichten und mehr

Natis Gartentraum

Alles rund um den Garten, Ausflüge und mehr

Meine literarische Visitenkarte

Aus der Feder geflossen und vor die Linse gesprungen

-Naturliebe-

Im Fluss Des Lebens - Altes Wissen neu entdeckt

Steinegarten

Pflanzen, Steine und mehr

Geschichten und Meer

Die gnädige Frau wundert sich

Susis Querbeet

Bücher, Rezensionen, Rezepte, Katzen und mehr

Mein innerer Garten

Leben in emotionaler Instabilität

Wildgans's Weblog

Lese- und Lebensdinge

wupperpostille

...in Verbindung bleiben...

Sustainability

plastic free

Puzzleblume ❀

mit Wurzeln und Flügeln

Reginas Geschichten und Gedichte

Neu: viele Geschichten auch als HÖRGESCHICHTEN

%d Bloggern gefällt das: