Zurück zu mir. Ich habe hier im Umkreis viele Möglichkeiten, versuche auch, sie zu nutzen, aber natürlich gelingt mir das nicht immer. Die Gründe dafür sind vielfältig: Für einige Angebote muss ich mich bewusst ins Auto setzen und eine längere Strecke fahren. Das versuche ich dann so zu legen, dass keine Einzelfahrten entstehen, sondern in der ungefähren Richtung mehrere Besorgungen anliegen. Die Landwirte beziehen teilweise auch schon solche Überlegungen der Kundschaft mit ein, indem sie untereinander Waren tauschen und in den Hofläden so eine breitere Auswahl anbieten. Rind und Schwein kommen sowieso nur noch selten auf den Tisch. Da kaufe ich dann sehr gezielt ein (beim Rind ist das dann immer eine Kiste mit allem, was das Tier so hergibt). Manchmal fehlt es an der Zeit, da muss der Einkauf „zwischen Suppe und Kartoffeln“ stattfinden – ja und manchmal ist auch ein bisschen Ebbe im Portemonnaie.
Anspruch und Wirklichkeit passen also nicht immer deckungsgleich übereinander. Aber das Bewusstsein ist da, die Auseinandersetzung mit dem, was auf den Tisch kommt oder auch nicht, die Überlegung, wo unser Essen eigentlich herkommt. Wir kochen kleinere Mengen, unsere Tochter nimmt am nächsten Tag Reste als Schulessen mit (die kalkuliert sie an ihren Kochtagen gleich mit ein). Oder wir kochen gleich im ganz großen Stil und frieren portionsweise ein. Bei Rot- und Grünkohl mache ich das ebenso wie bei Gulasch und Eintöpfen. Ich habe inzwischen auch verschiedene Kellen, die sich sehr gut zum Abschätzen der Portionsgrößen eignen, ein Übrigbleibsel aus der Kinderfreizeitphase.
Ich backe öfter selber Brot und Brötchen, taste mich an neue Rezepte heran und mache auch das eine oder andere selbst. Marmelade zum Beispiel, schon seit jeher und aus Überzeugung. Auch Joghurt und Frischkäse kommen ab und zu aus Eigenproduktion auf den Tisch. Oder Soßenbasis aus Knochenbrühe oder Suppengemüse. Demnächst möchte ich Truthahnsauerfleisch ausprobieren.
Bei alledem versuche ich aber vor allem, eine Balance zu finden: wenn ich fertige Lebensmittel einkaufe, sind viele Produktionsschritte zwar maschinell, aber effizient. Und damit ist die Herstellung oft energiesparender, es sei denn, wir legen hier zum Beispiel einen Backtag ein, an dem der Backofen nicht nur für zwei Bleche Plätzchen aufgeheizt wird, sondern nacheinander Brot, Brötchen, Kuchen und vielleicht zum Abendessen noch ein Auflauf gebacken werden.
Den eigenen Sauerteig zu pflegen ist auch nicht ohne Herausforderung in Zeiten, wo die Heizung öfter mal im Absenkmodus ist. Da wird sich noch zeigen, was diesen Winter sinnvoll ist.
Und damit bin ich am nächsten Punkt: Was für mich sinnvoll ist, kann in einem anderen Haushalt belastend sein. Was ich nicht auf die Reihe bekomme, kann drei Häuser weiter bestens funktionieren. Weil wir andere Familienkonstellationen haben, weil andere eventuell mit einem Kachelofen heizen, weil diejenigen, die sich zuhause kümmern, andere Arbeitszeiten haben oder, oder, oder ….
Es ist also nicht hilfreich, sich in allen Richtungen umzuschauen, mit Neidgefühlen auf die Nachbarn zu schielen, die das alles (scheinbar) viel besser im Griff haben als man selbst oder selbst den erhobenen Zeigefinger auf andere zu richten, bei denen es offensichtlich Optimierungsbedarf gibt. Neugierig und aufgeschlossen sein, eine Ideen- oder eventuell sogar Tauschbörse ins Leben rufen, auf bekannten Nachhaltigkeitsportalen nach Lösungen forschen, das ist hingegen immer eine gute Möglichkeit.
Habt ihr regionale Initiativen in eurer Gegend, die ein saisonales und regionales Wirtschaften ermöglichen? Nutzt ihr sie? Wenn ja, wie und wenn nein, was hält euch davon ab? Ich freue mich über Antworten, Anregungen, aber auch konstruktive Kritik und auf einen regen Austausch.
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