Ich mag

Während ich die Überschrift tippe, fällt mir ein, dass es ein Lied von Rolf Zuckowski gibt mit diesem Titel. Was einem halt als Muttertier einfällt, zu vollkommen unpassenden Zeiten. Wie so alte 80er-Jahre Fetensongs, die sich immer mal wieder ungebeten als Ohrwurm einnisten, wenn das richtige Stichwort kommt. Ob nun eisgekühlter Bommerlunder, Black Betty oder 99 Luftballons. Sorry, ich schweife ab, aber ihr sollt schließlich auch etwas davon abbekommen😉.

Also, zurück zum Thema: Es gibt vieles, das ich mag. Und ebenso vieles, das ich überhaupt nicht leiden kann.
Ich mag die Provence, den Duft von Lavendel, warmen Wind vom Meer auf der Haut, Tapenade …, aber mir gruselt es vor schlabberigen Austern, Kopfschmerzen durch Mistral und Taschendieben im Gedränge südfranzösischer Altstädte.
Ich mag Cappuccino, Gelato und Pasta, aber mir kann die Mafia und das stinkige Müllproblem von Neapel gestohlen bleiben.
Ich mag die Appalachen und würde dort gern mal wandern gehen. Ich mag die Weite des amerikanischen Westens, die Hippiestädte Kaliforniens und würde auch gern mal im Central Park in New York Schlittschuhlaufen. Aber ich bin abgestoßen von Trump, Vertretern des Wohlstandsevangeliums und dem Waffenfetischismus in den USA.
Ich lebe gern in Deutschland, finde die vielfältigen Landschaften und Dialekte genial (auch wenn ich nicht alle verstehe) und auch manches Brauchtum, aber ich finde es vermessen und abartig, wenn einige Mitbürger anderen das Existenzrecht in unserem Land absprechen, ewiggestrige Parolen grölen und meinen, bestimmen zu dürfen, wer oder was „Deutsch“ ist.

Ich bin fasziniert von dem irre großen Land Russland, das sich über verschiedene Zeit- und Klimazonen erstreckt, der „russischen Seele“ mit ihrer Melancholie, gerade auch in der Literatur, der abwechslungsreichen Geschichte und vielen warmherzigen Menschen, aber ich kann es einfach nicht begreifen, wie eine machtgierige Elite dieses Land und seine Menschen mit üblen Methoden regiert und dann auch noch ein Nachbarland überfällt.
Ich ziehe den Hut vor Chinas reichhaltiger Kultur, grandiosen Leistungen wie der chinesischen Mauer, Erfindergeist und sogar der Selbstdisziplin sehr vieler Menschen dort, aber ich verurteile, wie sehr der Grad der Überwachung und das Misstrauen gegenüber der eigenen Bevölkerung dort das tägliche Leben bestimmt.

Und so gibt es sehr vieles, das ich überall in der Welt und auch vor meiner eigenen Haustür faszinierend oder spannend finde, das ich bewundere, dem ich vielleicht sogar nachzueifern versuche. Aber ebenso gibt es auch überall, sogar in meinem persönlichen Umfeld, immer mal wieder Facetten, die ich schwer ertrage, Verhaltensweisen, denen ich nicht zustimmen kann und anderes, das mich abstößt.

Es gibt Menschen, die ich schätze, die aber schwer zu verdauende Äußerungen tätigen, und es gibt Menschen, die ich absolut nicht mag, aber auch die sagen mitunter Dinge, die ich bejahe. Und anderen geht es mit mir ähnlich. Das alles sollte eigentlich ganz normal sein, aber es macht mich in der letzten Zeit zunehmend verrückt, dass diese ganzen vielen kleinen Mosaiksteinchen, aus denen unsere Realität besteht, erst übertüncht werden und dann das entstandene Bild in zwei Teile zerbrochen wird. In Schwarz und Weiß, in Dafür und Dagegen, Heiß und Kalt, Links und Rechts, Oben und Unten, Gut und Schlecht (oder sogar „teuflisch“). Es ist eine Verengung, die das Leben manchmal anstrengender macht, als es sein müsste. Es beschränkt uns und unseren Ideenreichtum. Es macht uns mürbe. Es ist manchmal echt frustrierend.

Ich bin verwirrt.

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

8 Kommentare zu „Ich mag“

    1. Scheint wohl mehreren so zu gehen. Und ich wurde persönlich auch schon gefragt, ob sich der Beitrag auf eine konkrete Situation bezieht: tut er nicht. Es ist eine ganz merkwürdige Entwicklung, auf der einen Seite werden viele Menschen empathischer und mitfühlender, auf der anderen Seite aber auch dünnhäutig. Und es gibt so ein atmosphärisches Grundrauschen, das mich einfach irritiert.
      Auch eine Art von Zeitenwende vermutlich.

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