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Heute stelle ich ein Buch vor, welches ich ohne den Netgalley-Adventskalender vermutlich nicht einmal in Erwägung gezogen hätte. Wie war das noch mit dem geschenkten Gaul? Aber der Reihe nach.
Zunächst einmal handelt es sich um ein Genre, das wir in einem anderen Jahrhundert, nämlich zur Zeit meiner Ausbildung, als „Beißer“ bezeichnet haben (heute heißt es „Sports Romance“, damit auch die jungen Leserinnen angesprochen sind). Was bedeutet, das Buch hat „Stellen“. Ja, ihr lacht, aber so klang das in deutschen Buchhandlungen der 1980er Jahre.
Damals fragten die Damen (zumindest in meinem gutbürgerlichen Ausbildungsbetrieb) noch recht verschämt nach solchen Büchern, man las (wenn man eher „viktorianisch“ erzogen war) Georgette Heyer. War man progressiver, erwarb man Anäis Nin oder Henry Miller, damit es zumindest oberflächlich nach Weltliteratur aussah. Auch wenn es oft dermaßen zur Sache ging, dass den jungen Azubinen die Röte ins Gesicht schoss. Über 30 Jahre später ist, ähnlich wie bei jeder Primetime-Fernsehproduktion, vieles freier geworden. Meiner Meinung nach nicht immer nur zum Positiven – nicht weil ich prüde wäre, sondern weil ich der Meinung bin, dass gerade junge Leute vieles lieber selbst im eigenen Tempo entdecken sollten, statt sich auf kolportierte mehr oder weniger softpornografische Bilder als Blaupause zu verlassen.
Aber ich schweife ab. Das Buch hätte ich vor allem deswegen nicht ausgesucht, weil mich das Thema Eishockey bisher nicht wirklich interessierte, aber die Klammer für die Liebesgeschichte darstellt. Adrian, der Star einer Eishockey-Mannschaft und Ryan, Beauty-Influencerin und ernsthafte Fotografin, wachen nach einer durchzechten Nacht in Las Vegas verheiratet auf. Dummerweise haben sie ihre auf Unmengen von Alkoholkonsum zurückzuführende Hochzeit auch in den sozialen Medien verbreitet. Um den Schaden möglichst gering zu halten, beschließen sie, für ein Jahr die Illusion ihrer Ehe aufrecht zu halten. Für Ryan springt auch noch ein schönes Seniorenheim für ihre Oma dabei raus. (Die Oma war für mich persönlich mit ihrer schnodderigen Art übrigens ein Highlight der Geschichte.)
Natürlich gibt es verschiedene Komplikationen, aus der gefakten Liebe entwickelt sich eine Lovestory mit Missverständnissen, es kommen reichlich Klischees von anschmiegsamen und herzerrettenden Frauen sowie starken und wehrhaften Männern vor. Und es gibt natürlich ein Happy End.
Mein Fazit: die Geschichte lässt sich gut lesen, wenn man mal gerade etwas Ablenkung von der schnöden Wirklichkeit braucht, es gibt situationskomische Elemente, die richtig Spaß machen, ich weiß jetzt etwas mehr über Eishockey, und was die Erotik angeht, ist sie im us-amerikanischen Zusammenhang vermutlich um einiges aufsehenerregender als im europäischen. Allerdings wüsste ich jetzt gerade nicht mehr als eine Handvoll Kundinnen, denen ich das Buch im konkreten Verkaufsgespräch empfehlen könnte. (Was vermutlich daran liegt, dass weder ich noch die Mehrheit unserer Kundinnen unbedingt zur „Zielgruppe“ zählen.) Vielleicht findet sich auf diesem Wege hier eine Liebhaberin.
Bibliographische Angaben: Teagan Hunter, Our hearts on ice, Forever by Ullstein, ISBN 978-3-95818-709-2 (eBook), € 6,99
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