
Welche Dinge gibt es, die zu Weihnachten einfach dazugehören? Und sind es immer dieselben oder ändert sich das von Zeit zu Zeit? Beides hat seine Berechtigung: Die Traditionen der Kindheit und die später entwickelten eigenen Gewohnheiten.
Als ich Kind war, gehörte zu Weihnachten bei uns in der Familie unbedingt Ragout Fin. Ich kann mich bis heute nicht entscheiden, wie ich es nun schöner fand: In Herzoginpasteten, weil die so gut schmeckten und beim Reinbeißen blätterig zersprangen oder in den Schalen von Jakobsmuscheln serviert, weil es so schön aussah. Und es musste auch immer einen Rinderbraten geben, weil die kalten Reste davon bis zum 30. Dezember im Kühlschrank gehütet wurden und dann in den Heringssalat für Silvester geschnippelt wurden.
In der gesamten Adventszeit gehörte außerdem die Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge dazu, die liebevoll im Wohnzimmer zusammengebaut und jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit eine Kerzenlänge lang wunderbare Muster an die Zimmerdecke zauberte. Dazu lief die alte Weihnachtsschallplatte, ich kann mich noch genau an das Cover erinnern: Ein aus goldenem Glanzpapier gefalteter Engel mit langen blonden Kunstlocken auf nachtblauem Hintergrund. Und in jedem Jahr gab es mindestens ein Engelchen, dem ein Arm, Bein oder Instrument angeklebt werden musste, ehe es das Karussell der Pyramide schmücken konnte.
Und natürlich gehörte das Backen von Spritzgebäck dazu, mit dem alten Fleischwolf von Anno Tuck, den ich ab dem Schulalter schön gleichmäßig drehen durfte, um die Plätzchen zu formen. Diese Tradition habe ich auch selbst als Mama fortgeführt und der Fleischwolf kommt bis heute zum Einsatz.
Als wir jung verheiratet waren, besorgte ich ein paar Jahre lang opulente Blumensträuße, für Mutter, Schwiegermutter und mich selbst. Dann setzte sich die Erkenntnis durch, dass Schnittblumen im Winter nicht wirklich nachhaltig sind. Seither sehe ich aber zu, dass ich eine Amaryllis als Topfpflanze habe und ich mache jedes Jahr Unmengen an Fotos der Blüten. Und anschließend versuche ich ein Jahr lang, die Knolle so über den Sommer zu bringen, dass sie auch im nächsten Jahr wieder zu Weihnachten blüht. Bisher mit eher geringem Erfolg. Aber sie haben immer sehr hübsche Blätter😂. Ein ganzes Jahr ist halt immer so lang, da vergesse ich mitunter, was ich wann mit dem Ding anfangen soll. Ich bin schon gespannt, ob es wieder klappt, dass die Blüte genau an Heiligabend komplett offen ist.
Ich durfte als Kind auch immer am Fleischwolf kurbeln, wenn meine Mutter Spritzgebäck buk. 😉
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Unsere Erzgebirgspyramide (ja, wir hatten auch eine, mit viel Glück und vielleicht auch guten Beziehungen im Kunstgewerbeladen erstanden, die meisten gingen ja in den Export😉) war ein Haus mit vier Fenstern, hinter denen sich Engelchen verbargen, das Fest vorbereitend, musizierend, backend, Spielzeug bemalend. In den ersten Jahren war es für mich tatsächlich jedes Jahr eine Freude mit Überraschung, die Fensterläden zum ersten, zweiten, dritten und vierten Advent öffnen zu dürfen.
Fleischwolfgebäck kenne ich nicht, klingt aber … interessant. 😂
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Unsere Pyramide stammte noch aus den 40er oder 50er Jahren, ehe die Mauer gebaut war. Hatte meine Oma mal mitgebracht.
Und der Fleischwolf wurde universal eingesetzt. Auch für Grünkohl, der anschließend auch eine… nun ja, sehr interessante Konsistenz hatte😄
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