Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, beim Essen. Gemütlich miteinander essen und dabei erzählen, das ist etwas, worauf ich mich schon sehr freue.
Und auf die Gottesdienste, auch wenn es für die Mitarbeitenden immer etwas von Fließbandarbeit hat. In anderen, friedlicheren Jahren nannte ich es schon mal scherzhaft „Großkampftag“, ein Ausdruck, der mir im Jahr 2022 eher Bauchschmerzen verursacht. Allein bei uns in der Kirche finden drei Gottesdienste am Heiligabend statt, und jeder einzelne davon hat etwas, das mir Gänsehaut den Rücken runterrieseln lässt.
Zunächst ein Familiengottesdienst mit Weihnachtsmusical. Bis 2019 war ich immer in die Vorbereitungen involviert, 2020 fiel aus und 2021 war es doch noch etwas abgespeckt alles. Dieses Jahr kann ich es einfach genießen:
Die summende Atmosphäre, die aufgeregten Kinder (Chor) und Konfis (Schauspiel) wuseln überall herum, die Eltern und Angehörigen suchen Plätze, von denen aus sie alles im Blick haben… Und das unnachahmliche Beben in meinem Inneren, wenn dann das finale Oh du fröhliche gesungen wird.
Dann noch einmal Hektik, übriggebliebene Liederzettel müssen eingesammelt werden, einmal die Kirche lüften, denn nur eine Stunde nach Ende des ersten wird der zweite, der Festgottesdienst gefeiert. Neue Liederzettel, ein bisschen Platzanweiser spielen für Auswärtige oder Gehandicapte („Wo können wir mit dem Rollstuhl hin, ohne zu stören, aber trotzdem etwas sehen?“), während ein paar Männer noch die Bühne abbauen. Eventuell Lektorendienst, je nachdem, wer gerade dran ist. Und wieder der Kloß im Hals, wieder bei Oh du fröhliche. Same procedure as last hour.
Nach dem Aufräumen der Kirche nach Hause, zu Kartoffelsalat und Beilage. Bescherung würfeln: wer den höchsten Wurf hat, darf zuerst auspacken. Über den Hund lachen, der sich mal wieder herrlich dusselig dabei anstellt, seinen Markknochen aus dem Packpapier zu befreien. Und aufpassen, dass man so satt und zufrieden nicht einschläft, denn:
Um 22 Uhr ist Spätgottesdienst. Da trifft sich meist eine kleinere Gruppe, oft diejenigen, die in den ersten Gottesdiensten irgendwie beteiligt waren. Jetzt komme ich endgültig zur Ruhe, kann alles noch einmal so richtig genießen, jetzt ist Weihnachten. Und ich bekomme die dritte Gänsehaut des Tages, und zwar beim … ja, genau: Oh du fröhliche😊
Fortsetzung folgt
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