
Meine Mutter hat als Heranwachsende Feldhandball gespielt. Gern hätte sie das Interesse genetisch an mich weitergegeben. Dass es mich stattdessen im Alter von ungefähr 12 Jahren eher gereizt hätte, den Fußball zu kicken, hatte zwar teilweise damit zu tun, dass ich einen Jungen aus meiner Schule anhimmelte, der im Fußball recht erfolgreich war, aber zum sehr großen Teil auch damit, dass ich (übrigens bis heute) nie ordentlich werfen konnte, außer vielleicht das Handtuch. Aber laufen konnte ich. Auch im Zickzack.
Nun gab es etliche Hindernisse für meine Ambitionen: das elterliche kategorische Nein zu einem „so brutalen“ (ich frage mich immer noch, was an Handball weniger brutal ist als an Fußball) Sport traf auf die Nichtexistenz von Mädchenfußballmannschaften in der Gegend und nicht zuletzt hätte mir zu der Zeit vermutlich auch meine notorische Schüchternheit einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.
Was geblieben ist: Ich schaue grundsätzlich nicht übermäßig viele Sportsendungen, aber es gibt das eine oder andere Event, bei dem ich ganz gern mal zusehe. Heute steigt Deutschland mit seinem ersten Spiel in die aktuelle Handballweltmeisterschaft ein und gestern Abend kam in den Nachrichten eine Meldung über ihr erstes Training in Polen. In der Turnhalle einer Schule. Vielleicht merkwürdig, aber allein dadurch steigerte sich bereits meine Achtung für die Handballer. Man stelle sich vor, die deutsche Fußballnationalelf hätte ihr erstes Training während einer WM auf dem Sportplatz einer ganz normalen Schule. Undenkbar, so viel Understatement.
Und dann steht auch noch in der Tageszeitung, dass die Handballer vorsichtshalber „genug Unterhosen bis zum Finale“ eingepackt haben. Ich bitte euch, bei so viel vorausschauendem Pragmatismus muss ich doch dahinschmelzen, oder? (Vor allem, wenn man durch Betreuung von Kinderfreizeiten von dem diffizilen Verhältnis zwischen Jungs und ihren Unterhosen weiß😉)
Es könnte also sein, dass ich jetzt im fortgeschrittenen Alter noch zu einem kleinen Handballfan werde, schließlich bin ich wohnorttechnisch von GWD Minden, TuS N Lübbecke und TBV Lemgo umgeben. Ich hoffe, die Jungs haben auch genügend Tüten für Schmutzwäsche dabei. Ich würde ihnen gönnen, dass sie die benötigen.
PS: Dieser Beitrag ist nicht ganz ernstgemeint, aber ich hatte ein deutliches Bedürfnis, etwas spaßiges zu schreiben. Ein großer Anteil der Realität ist ernst und unübersichtlich genug.
Mich hat es in längst vergangenen Kinder- und Jugendtagen auch sehr zum Fußball hingezogen – in der damaligen Zeit auf dem Dorf absolut nicht statthaft! Das sei überhaupt kein Sport für anständige Mädchen, und außerdem würde man Hammerzehen davon bekommen, meinte meine Mutter oft mahnend. 😉 Das Kicken ließ ich trotzdem nicht sein. Bis es sich dann Anfang meiner Zwanziger von selbst legte. 😉
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei mir auch einen Stein im Brett. Und ja, die „Fußball-Primadonnen“ würden Zeter und Mordio schreien, würden sie in einer Schulsporthalle trainieren müssen.
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Hammerzehen … auch interessant. Bei meiner Mutter waren O-Beine eines ihrer Gegenargumente. Zum Glück für mich hatten wir wenigstens einen großen Garten, durch den ich den Ball dribbeln konnte. Die Nationalspieler Handball kommen zum Teil aus der erweiterten Region oder haben zumindest mal hier irgendwo gespielt, das ist schon fein.
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Wollen denn alle Mädchen irgendwann mal (kurzzeitig und vorübergehend) zum Fußball? Also meine beiden haben diese Phase auch durch. Bei der Großen klang es sogar recht überzeugt, sie wollte gern ins Tor, schwärmte sie doch damals (2014, wann sonst) für Neuer. Wir bösen Eltern fanden aber Sportarten, wo man vermutlich viele, wenn nicht alle Wochenenden zu Tournieren mit ihnen unterwegs ist, sehr belastend. Also prüften wir sehr genau, wie tief das Interesse wirklich war, und siehe da, es verflüchtigte sich schnell, und beide lachen heute darüber.
Anja, unbedingt musst du Handball gucken, wenn es dir gefällt! Ich habe selbst nach vielen Jahren das Interesse am Geräteturnen wiederentdeckt. Es ist so spannend und emotional bereichernd, einen Sport zu verfolgen und für sein Team zu fiebern.
Ach, und auch noch: Gern mehr von solchen nicht ernst gemeinten Beiträgen! 😊👍 LG Anke
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Alle Mädchen eher nicht. Unsere Älteste hat lange Jahre Volleyball gespielt, die Zweite hatte eine Handballphase (hat Oma sehr stolz gemacht) und die Jüngste bekommt bei fliegenden Bällen Panikattacken.
Volleyball habe ich in der Schul-AG auch gespielt, bis ich wegen ständig überdehnter Bänder und Sehnen nicht mehr durfte.
Was Sport generell angeht, schaue ich hier und da mal rein, das ist vielfältig.
Und so möchte ich auch dieses Jahr meinen Spaß an fluffigeren Themen gern wiederentdecken. Deswegen danke für dein Feedback.
Liebe Grüße
Anja
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