Gestern war ich auf Krawall gebürstet, heute bin ich eher um Ausgleich bemüht.
Heute früh beim Sporteln (sehr gemütlich, mir fehlt immer noch Luft und Ausdauer) hörte ich den Podcast „Auch das noch?“ von der Zeit. Es ging um Kapitalismus. Ist er das globale Übel oder die Lösung für die Probleme der Welt? Kleiner Spoiler: ein bisschen von beidem ist dabei.
https://www.zeit.de/wissen/2023-01/kapitalismus-klimakrise-umwelt-zerstoerung-krisenpodcast
Es war auf jeden Fall sehr interessant, den verschiedenen Denkansätzen zu folgen. Und einmal mehr wird klargestellt: Alles, was wir Menschen uns ausdenken, um die Welt sinnvoll am Laufen zu halten, ist immer nur so gut, wie die Regeln dazu und deren Einhaltung. Sonst ist jedes Modell, egal was, von vornherein mehr oder weniger zum Scheitern verurteilt.
Ein weiterer interessanter Link: https://www.dezernatzukunft.org/
Und: Heute startet das Weltwirtschaftsforum in Davos. Ich bin gespannt bis im Voraus desillusioniert. Ganz schöne Spannweite.
Entspricht auch meiner gefühlsmäßigen Spannweite.
Letzten Endes gibt es nichts, das man nicht auch ausnutzen oder missbräuchlich gestalten kann. Vielleicht sollte man sich auf eine Lösung konzentrieren, die in erster Linie den Menschen in den Vordergrund rückt und die am wenigsten Raum für Missbrauch bietet. Dazu braucht es jedoch Dialog und Berücksichtigung verschiedenster Standpunkte und Lebenswirklichkeiten.
Kapitalismus ist ein sehr komplexes, ausgestaltbares Konzept, das differenziert betrachtet werden muss. In Form der sozialen Marktwirtschaft habe ich ihn als eher positiv für viele Menschen erlebt. Es gab die Möglichkeit, die eigene Situation/Existenz fortlaufend zu verbessern und sich etwas aufzubauen. Kinder waren kein Armutsrisiko, Eigentum für den berühmten „kleinen Mann“ erreichbar. Davon sind wir jetzt meilenweit entfernt.
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Die soziale Marktwirtschaft ist grundsätzlich total ok. Aber in den letzten drei Jahrzehnten hat man den Markt bis zum Zerreißen gedehnt, aber die ordnungspolitische Begleitung schleifen lassen. An den Unis und Berufsfachschulen für Managementausbildung ist auch die Wirtschaftsethik lange Zeit unter den Tisch gefallen, das rächt sich. Inzwischen findet glücklicherweise ein Umdenken statt, aber bis das in den Unternehmen ankommt, dauert es leider. Ich habe vor vier Jahren darüber eine Facharbeit geschrieben, das war sehr interessant, aber auch ein Sumpf.
Du hast schon recht, von der Art zu wirtschaften, wie es in der Frühzeit der BRD mal gedacht war, haben wir uns sehr weit entfernt.
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Seit dem Jshrtausendwechsel ist in meinen Augen die soziale Marktwirtschaft tot. Gewinnmaximierung und sozial widersprechen sich.
Ich spreche mich schon länger dafür aus, dass zu Wirtschaftsstudien Ethik und Philosophie verpflichtend sein sollen. Außerdem wird nicht mehr selber erlesen, sondern in Auszügen und oft falsch gelehrt, z. B. Adam Smith. Ich habe das ganze Werk durchgeackert, um fundiert widerlegen zu können.
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Chapeau. Ja, das ist leider so mit der Gewinnmaximierung. Man merkt es vor allem überall dort am bedrückendsten, wo Daseinsvorsorge berührt wird: Pflege, Gesundheit, Bildung… Zumindest empfinde ich es an diesen Stellen am stärksten, was die Fixierung auf Gewinne und Shareholder Value mit sich bringt.
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