Aus Gründen ein Montagsmotz 2.0 für heute! Ich bin sowas von auf 180!

Eben las ich den verlinkten Artikel in der Branchenpresse und war entsetzt.
Städte, besonders Großstädte und Landeshauptstädte, schmücken sich gern mit ihrer Kulturliebe: Mit Theatern, Museen, und auch mit ihrer lebendigen Buchhandelslandschaft.
Schulen fragen in örtlichen Buchhandlungen an, wenn sie eine Jury für Lesewettbewerbe brauchen und außerdem, wenn man sowieso schon dabei ist, kann man ja auch gleich ein paar Bücher als Preise für den Lesenachwuchs mitbringen. Klar, tut man. Meist sogar sehr gern.
Es wird oft stillschweigend davon ausgegangen, dass die örtlichen Buchhandlungen auch ohne vorherige Ankündigung immer die Lektüren vorrätig haben, die in den Schulen gelesen werden.
Spenden für Schulbibliotheken machen die allermeisten Buchhandlungen gern möglich, nicht nur aus Altruismus, sondern nebenher auch, um im Gespräch zu bleiben und die Kundschaft von Morgen aufmerksam zu machen.
Und Bücher sind preisgebunden. Mit festen Regeln, wann es Ausnahmen von der Preisbindung geben darf. Unter anderem für öffentliche Bibliotheken. Der Rabatt ist vorgeschrieben, der hier gewährt werden darf. Dieses System dient vor allem dazu, dass Bücher in kleinen, inhabergeführten Buchhandlungen in der hintersten Provinz (wo sie einzeln im Regal stehen oder besorgt werden) zu denselben Konditionen erworben werden können wie in Großstädten, wo sie in den Buchhandelsketten über einen Zentraleinkauf in großen Mengen eingekauft werden und auf Stapeln ausliegen.
Es bringt also keinerlei Vorteile, wenn Buchbeschaffungsaufträge europaweit ausgeschrieben werden. Im Gegenteil. Was soll es für irgendeinen Beteiligten an Vorteilen bringen, wenn deutsche Bücher sagen wir mal aus Erfurt (ein großer Handelsplatz für Buchlogistik) nach Barcelona geliefert und dann wieder nach Deutschland zurückgeschickt werden? Und selbst, wenn der spanische Buchhändler die Bücher direkt an die Bibliothek liefert, was passiert bei Reklamationen? Der örtliche Buchhändler kann das Reklamationsmanagement ohne Sprachbarriere auf „kurzem Dienstweg“ erledigen, international ist das logistisch eher kompliziert.
Ganz davon abgesehen zahlt die deutsche Buchhändlerin in „ihrer“ Stadt Gewerbesteuer. Die dann dem Stadtsäckel zur Verfügung steht und vor Ort reinvestiert werden kann, in die Bibliothek zum Beispiel. Sie bietet Arbeitsplätze in der Region, okay, meist zwar nicht sehr viele, aber immerhin. Sie ist Ansprechpartnerin für alle, die in der Stadt mit Bildung, Literatur und ähnlichem zu tun haben. Der Buchhändler und die Buchhändlerin vor Ort organisieren Lesungen, Büchertische, machen sich in der Leseförderung stark, denn wer nicht gut lesen kann, wird es immer schwerer haben, an gute Informationen zu kommen.
Ich kenne in vielen Städten unglaublich engagierte BuchhändlerInnen, die viel Herzblut in Leseförderungsprojekte stecken. Die nach dem Motto „Unmögliches erledigen wir sofort, Wunder dauern etwas länger“ Einsatz für die Kulturlandschaft ihrer Orte bringen. Die Zeit und knappes Geld investieren, weil sie es gern tun, weil es ihr Leben ist. Diese Menschen werden vor den Kopf gestoßen, abgewatscht und im Regen stehen gelassen!
Und natürlich gilt: Wenn man möchte, dass es den Händler in der Stadt auch in 10 Jahren noch gibt, dann muss man verdammt nochmal auch dort einkaufen! Leider kenne ich einige ganz besonders „pfiffige“ Lokalpolitiker in verschiedenen Orten, die diese ganz simple Tatsache entweder hartnäckig nicht begreifen oder denen sie schnurzegal ist.
Übrigens verweist der Artikel im Börsenblatt auf eine Petition. Auf der Petitionsseite stehen noch mehr wichtige Argumente für die lokale Beschaffung. Es lohnt sich, hier nachzulesen und auch die Petition zu unterstützen. Danke.
Ich habe fertig!
Hab die Petition unterschrieben.
LikeGefällt 1 Person
Dankeschön😘
LikeGefällt 1 Person
Gerne!
LikeLike