Schreibübung

Schon witzig, worüber mir auf einmal Texte einfallen. Die gesamte Übung hat mich nicht mal eine Stunde Zeit gekostet. Und am Ende war ich überrascht, welche Gedanken mir zu diesem Satz eingefallen sind.

Ein willkürlich aus einer Zeitung gewählter Satz als Ausgangspunkt für einen Text

Und er fragte sich: „Was kannst du machen, um nicht mehr zur Arbeit zu müssen?“

Ach ja? Nun, vielleicht solltest du mir erstmal erzählen, warum du nicht mehr zur Arbeit gehen willst. Ist dein Job körperlich anstrengend? Vielleicht sogar in schmutziger und stinkender Umgebung? Stell dir mal vor, zu einer solchen Arbeit – sagen wir mal bei der Müllabfuhr – wäre überhaupt niemand mehr bereit! Würden wir im Unrat versinken, wie wir es von Berichten aus Neapel teilweise kennen?
Müssten wir dann alle unseren Müll selbst zur Deponie bringen oder würde die Landbevölkerung wieder damit beginnen, ihren Abfall im Garten zu vergraben, wie es bis in die 1950er Jahre üblich war?

Oder strengt deine Arbeit dich mental so sehr an, dass du es nicht mehr aushältst? Bist du pflegerisch oder pädagogisch für dir anvertraute Menschen verantwortlich, kämpfst gegen Mängel und Unzulänglichkeiten bei Material und Mitarbeitern?
Aber was würde passieren, wenn niemand mehr bereit wäre, sich um Kinder oder kranke/pflegebedürftige Menschen zu kümmern? Spielen dann wieder alle Kinder unbeaufsichtigt auf den Straßen, lägen die Kranken ungepflegt im Bett und irrten die Dementen hilflos durch die Gegend? Oder würden wir verlangen, dass alle Frauen wieder ausnahmslos an Küche, Kinder und Krankenbett gebunden sind?
Arbeitest du als Handwerker und fühlst dich übersehen und wenig wertgeschätzt?
Verständlich, aber wie würden wir leben, wenn wir eine Gesellschaft aus zum Beispiel Architekten und Bauingenieuren wären, aber niemand könnte die Brücken bauen, die Straßen teeren oder Toiletten und Heizungen in die wunderbar designten Häuser einbauen?

Bist du Arzt und hast die überbordenden Bereitschaftsdienste satt?
Und wenn nicht du, wer operiert dann nachts um drei Uhr den Unfallverletzten oder nimmt den durchgebrochenen Blinddarm am Sonntag raus?

Sortierst du im Einzelhandel für Mindestlohn Waren in die Regale oder sitzt an der Kasse und weißt im letzten Monatsdrittel nicht mehr, wovon du deine Familie durchbringen sollst? Ich kann das aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Wirklich.
Aber wenn alle Einzelhändler die Arbeit verweigern würden, wie käme dann die gesamte Gesellschaft an Lebensmittel oder Kleidung?

Und was ist denn im Endeffekt die Alternative dazu, dass alle daran mitarbeiten, das Land am Laufen zu halten? Jede Arbeit hat Schattenseiten, kann herausfordern und mitunter auch überfordern. Selbst in Berufen, die wir lieben. Irgendwo gibt es immer etwas, das uns ärgert, nervt, anekelt, das wir unerträglich finden.
Würden alle in diesen Bereichen und Momenten die Arbeit verweigern, dann herrschte hier Chaos.
Wenn alle der Meinung wären, deswegen als Aussteiger, Lebenskünstler oder Auswanderer ihr Glück ohne bezahlte Arbeit zu suchen, wer würde dann dafür sorgen, dass wir alle etwas zu essen und anzuziehen haben, ein Dach über dem Kopf, Gesundheitsfürsorge und Bildung. Dass wir mehr oder weniger komfortabel von einem Ort zum anderen gelangen können, Hobbys nachgehen, miteinander auch über Entfernung kommunizieren und alles andere, was uns wichtig ist und unverzichtbar vorkommt…Ja, ja, du weißt das alles und natürlich willst du das auch nicht. Aber ganz im Ernst, das kann doch nicht der Grund dafür sein, kriminell zu werden und eine Firma mit Bombendrohungen zu erpressen!

Die Gedanken erstmal ganz frei fließen zu lassen, heißt zunächst, dass sie nicht linear in immer dieselbe Richtung fließen. Sie mäandern, sie widersprechen sich auch mal, sie machen also nicht immer das, was wir normalerweise von ihnen verlangen. Aber es ist spannend zu beobachten. Weil mancher Schreibimpuls auch sofort in mir drin Widerworte hervorruft und ich dann den Drang unterdrücken muss, mich selbst direkt zu korrigieren. Es sitzt doch manchmal so ein kleiner Zensor im Kopf und bewertet sofort, was ich da von mir gebe.
Augenblicklich bin ich ziemlich gespannt, was in den nächsten Wochen alles innerlich mit mir passiert, was da ins Rollen kommt und wohin mich das Ganze führt.

Bis dahin ein schönes Wochenende euch allen.

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

2 Kommentare zu „Schreibübung“

  1. Temporäres Arschbackenzusammenkneifen ist irgendwie aus der Mode gekommen. Oder in manchen Berufen zermürbender Dauerzustand. Mir hat es schon gut getan, manche Herausforderung auch mal sportlich zu sehen.

    Liebe Grüße, Reiner

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    1. Das stimmt, bei manchen jedenfalls. Andere beißen sich auch weiter durch. Spannend ist es allemal, auch mit den Überlegungen zur 4-Tage-Woche. Aber wir Menschen sind ja auch unterschiedlich belastungsfähig. Und darauf wird oft sehr wenig Rücksicht genommen. Ob es anders möglich wäre? Vermutlich, wenn es wirklich gewünscht wird.
      Mein Text bezog sich übrigens auf einen Zeitungsartikel über den Typen, der in Süddeutschland einen Drogeriemarkt mit einer Bombenexplosion und anschließender Erpressung des Konzerns bedroht hat.
      Über die Ideen und Gedanken, die mir beim Schreiben kamen, war ich selbst überrascht. Und sehe es auch ein bisschen zwiespältig:
      Ja, einerseits muss man auch einfach mal die Arschbacken zusammenkneifen, aber andererseits auch an einigen Stellschrauben der Arbeitswelt drehen. Da ist auch sehr viel Luft nach oben, was unter anderem mit dem Lohngefälle zusammenhängt. Und die Sichtweisen sind oft ziemlich verengt, was mir auch jetzt bei der Debatte um die für Montag angekündigten Streiks auffällt.
      Trotz alledem ein schönes Wochenende und liebe Grüße
      Anja

      Gefällt 1 Person

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