Let’s talk about eggs

Genauso gut könnten es aber auch andere primäre (also unverarbeitete) Lebensmittel sein. Der Beitrag passt super zum heutigen Tag der Erde🌎

Den Kasten Eier auf dem Foto habe ich geschenkt bekommen, von einer sehr netten Kundin. Eine ältere Dame, die sich selbst als „die Oma vom Biohof“ bezeichnet. Der Hof wirtschaftet biologisch, die Hühner haben Mobilställe, die auf großen Wiesen bewegt werden und eine Bruderhahnaufzucht gibt es auch. Die Rinder leben zum großen Teil des Jahres draußen auf der Weide, ansonsten werden Getreide und Kartoffeln angebaut. Alles bestens und transparent nachvollziehbar. Vermarktet wird im Direktverkauf, entweder in den eigenen Verkaufshütten oder über ein Netzwerk von regionalen Landwirten, die ihre Produkte auch mal untereinander austauschen.

Aber Eier, die doppelte Kalkschichten haben oder so wie das Ei unten rechts in der Verpackung eine unregelmäßige Oberfläche haben (das ist ein sehr großes Ei, ich schätze, das Huhn hat sich ein bisschen mehr angestrengt als sonst), die dürfen sie nicht verkaufen. Im ersten Augenblick wollte mir die Hutschnur hochgehen, dann habe ich mich ein wenig in das Thema vertieft. Denn wie meist, ist es kompliziert.

In den Richtlinien des Bioverbandes habe ich nichts gefunden, was mich weiterbringt. Aber ich vermute: Die Kundschaft erwartet auch von Lebensmitteln, die ohne Kunstdünger, Gentechnik und andere Verfahren erzeugt werden, Makellosigkeit. Im Aussehen. Ob der Inhalt frei von Makeln ist, ist leider oft zweitrangig. Zumindest sind das Beobachtungen, die ich in Bio-Supermärkten und selbst auf dem Wochenmarkt schon gemacht habe. Da wird die lose Paprika gedreht und gewendet, betatscht und beschnuppert, damit auch ja keine Delle oder weiche Stelle daran ist. Äpfel dürfen keine schorfigen Stellen haben, Orangen müssen groß, prall und glänzend sein.

Klar war es lange Zeit so, dass es in die Regale der Geschäfte nur Gemüse, Obst und andere Frischwaren geschafft haben, die sämtliche Qualitätskriterien einer „Handelsklasse 1“, gern mit einem „A“ garniert, erfüllten. Lange, gerade Gurken oder Karotten hatten dazu noch den Vorteil, dass sie in den Kisten platzsparender geschichtet werden konnten. Entsprechende gesetzliche Regelungen bis auf EU-Ebene wurden zum Glück zumindest teilweise wieder abgeschafft. Und auch in Supermärkten gibt es immer öfter Kisten, wo krumm gewachsenes Gemüse zu einem ermäßigten Preis angeboten wird.

Sehr viele Menschen haben überhaupt keinen Bezug dazu, wie Lebensmittel entstehen. Zum Vorwurf machen kann man es den Allermeisten nicht, denn in großen Städten fehlt einfach alles, was zur Anschauung notwendig ist. Vor allem Gartenland. Zum Beispiel für öffentliche Gemeinschaftsgärten.*

Ein möglicher Lösungsansatz, damit es nicht so weitergeht: Ich wünsche mir an jeder einzelnen Grundschule einen Schulgarten, wo Gemüse angebaut wird, das dann in der Schulküche mit den Kindern verarbeitet wird. Wo Beerensträucher zum Naschen in den Pausen wachsen. Und wo eventuell sogar Brennnesseln, Löwenzahn, Gänseblümchen, Spitzwegerich und Giersch ihren Platz haben, die nicht nur Nährstoffe im Boden anzeigen, sondern auch einen leckeren Frühlingssalat ergeben.

Moment mal: Löwenzahn? Eier? Ich hab‘ da mal was für euch:

https://www.zdf.de/kinder/loewenzahn/huehner-110.html

* Um der Wahrheit die Ehre zu geben: auch in ländlichen Gebieten waren Gemüsegärten Jahrzehnte lang out. Aber wenn ich wie heute früh sehe, was in den Gartenmärkten an Gemüsepflänzchen angeboten wird, dann habe ich Hoffnung.

Autor: Annuschka

Ostwestfälisch beharrlich, meistens gut gelaunt, Buchhändlerin, Ehefrau, Mutter von drei tollen Töchtern, Hundemama, Jugendarbeiterin (in zeitlicher Reihenfolge des Auftretens). Mit vielen Interessen gesegnet oder geschlagen, je nach Sichtweise ;-)

8 Kommentare zu „Let’s talk about eggs“

  1. Liebe Anja, bei diesem Thema komme ich unweigerlich wieder auf den Vergleich mit DDR-Zeiten. Ohne die Planwirtschaft verherrlichen zu wollen, war das System der Versorgung, Obst und Gemüse betreffend, gar nicht verkehrt. In den Gemüseläden gab es verlässlich nur eine Sorte Äpfel und Kohl, alles andere war Glück und man stand an, um eine Tüte oder Stiege Obst zu bekommen (die Freude und der Genuss waren entsprechend groß). Der Mangel wurde durch viele Kleingärtner ausgeglichen, die für sich selbst und Freunde anbauten. Wir hatten auch einen Kleingarten, fünf Minuten zu Fuß von daheim. Es war Arbeit, aber eine befriedigende und man war an der frischen Luft.
    Normen wie Geradlinigkeit der Gurken? Bitte was? Wer hat das erfunden?
    Ich kaufe hier in Italien auch Bio im Supermarkt, aber das Angebot ist sehr einseitig und längst nicht mehr saisonal. Letztens musste ich eine schön anzusehende, in Folie verpackte Biogurke wegwerfen, weil sie innen zwar fest, aber braun war. Ich sah erst daheim, dass sie aus Spanien kam. Alles immer haben zu wollen (wer eigentlich???) läuft darauf hinaus, dass Abstriche an Qualität und Arbeitsbedingungen gemacht werden, optisch perfekt und haltbar aber geschmacklich minderwertig produziert wird, tonnenweise weggeworfen wird, um vom Raubbau an der Natur und den langen Transportwegen nicht zu sprechen. Jetzt wird wieder nach Eigenversorgung gerufen. Hatten wir schon. Unter einem (aus politischen Gründen zu Recht) verurteilten System.
    Deine „Oma vom Biohof“ erinnert mich an „Oma Kurz“ aus meiner Kindheit. Sie hatte viele Kirschbäume ums Haus und gab gerne Körbe voller Kirschen ab, die meine Mutter zu Marmelade verarbeitete. Sicher gaben wir ihr im Gegenzug etwas, das sie brauchte, oder mein Vater half mal am Haus. Abgeben, tauschen, sich helfen. So war das damals.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Anke, vielen Dank für deine Gedanken dazu. Erstens war ja nun wirklich nicht alles nur schlecht in der DDR und mitunter schäme ich mich fremd, dass dem Osten die „Errungenschaften“ des Westens so übergestülpt wurden. Plastikverpackungen um Beispiel. Ich fand es immer megaschön während meiner Ausbildung, wenn wir eine Bücherlieferung aus Ostberlin bekamen, weil die Bücher so schön liebevoll in Pergament eingepackt waren statt in Plastik verschweißt.
      Oder auch das Beispiel der Äpfel, das du nanntest: Im Supermarkt bekommt man außer Elstar und saisonal Holsteiner Cox exakt noch Braeburn, Gala und dann die ganzen Designer-Äpfel wie Pink Lady (die auch nach äußerlichen Kriterien bewertet werden und bei allerkleinsten „Mängeln“ nicht unter dem Namen verkauft werden dürfen!). Und das Personal an der Kasse kann diese zwei Handvoll Sorten manchmal nicht einmal unterscheiden.
      Noch so ein Unfug: Alte Gemüse- oder Kartoffelsorten dürfen als Saat nur noch „unter Liebhabern“ getauscht werden, aber nicht kommerziell vertrieben. Obwohl es samenfeste Sorten sind, keine Hybride, bei denen jedes Jahr neu die Saat erzeugt werden muss.
      Nur wegen der finanziellen Interessen der großen Saatgut- und Düngerkonzerne (natürlich sind Saat und Dünger perfekt aufeinander abgestimmt, so schafft man Kundenbindung) nehmen wir es in Kauf, unsere unglaubliche Vielfalt an Lebensmitteln, die oft an regionale Verhältnisse angepasst sind, einzudampfen.
      Und um wieder runterzukommen: Auch bei uns auf dem Dorf wurde früher einfach untereinander ausgetauscht, so kenne ich das auch noch. Und Gemüsegärten waren in meiner Kindheit auch üblich. Im kleineren Maß bin ich auch wieder dabei, den Garten in der Richtung umzugestalten. Geht zwar leider nicht so fix, wie ich es gern hätte, aber es wird…
      Liebe Grüße
      Anja

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  2. Die Idee eines Schulgartens finde ich großartig! Man könnte auch Schulausflüge statt in ein für Kinder langweiliges Museum auf einen richtigen Bauernhof machen, zeigen, wo das Ei, die Milch, die kleinen Schafe etc. herkommen. Und dann im Unterricht – Hauswirtschaftslehre – gezeigt bekommen, wie nahrhaft die jeweiligen Produkte sind und was man damit zubereiten kann. Das würde den Anteil der Kinder, die davon überzeugt sind, dass die Milch aus dem Tetrapak stammt – immerhin ca. 7 %! – sehr reduzieren, das Verständnis für Natur und Umweltschutz und gesunde Ernährung sehr vertiefen und fördern.

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  3. Dass so ein „ungleiches“ Ei nicht verkauft werden kann…. das ist erschütternd, wie sehr wir Menschen doch entartet sind…. Ich habe heute aus den Gurken beim Einkauf zielstrebig und mit Freude die krummste Gurke ausgesucht, der ich habhaft werden konnte…. ja, ich bin halt überall im Widerstand und verachte die Gleichmacherei.

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    1. Naja, wenn jemand aus Spaß Hühner hält und einfach überzählige Eier verkauft, spielt das sicher keine Rolle. Aber sobald man einem Verband angehört, sieht die Sache anders aus. Und da ist es zum großen Teil unsere Verantwortung und unser Job als Verbraucher, die Überarbeitung der Regeln zu verlangen. Was dir ja schon gut gelingt.

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  4. Warum werden (in diesem Falle Eier) vorher aus dem Verkehr gezogen? Sollen doch die Kunden entscheiden. Für ein Rührei wäre mir die Beschaffenheit der Eischale völlig Wurscht.

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    1. Meine Vermutung: wenn die Eier erstmal im Verkauf sind, ist ein Teil der Kontrolle darüber aufgegeben. Die sind ja dann in Kartons. In den unbeaufsichtigt Verkaufshütten kann man nicht einfach Eierpappen zum Selbstabfüllen hinstellen, wegen der realen Gefahr, dass Eier zerbrechen und Sauerei herrscht.
      In der Praxis werden derart „unverkäufliche“ Eier entweder an Bekannte verschenkt, selbst gegessen oder zur Herstellung von Nudeln, Eierlikör etc verwendet.
      Entsorgt im Sinne von weggeschmissen zum Glück nicht. Ich wollte mit meinem Beitrag einfach mal das Nachdenken über Lebensmittel anregen.

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Kommentare sind geschlossen.

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