Vor einigen Jahren sang die Band Santiano „Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall und wir haben nichts zu trinken…“. Eine Entsalzungsanlage hatten sie offensichtlich genauso wenig an Bord wie ein Fass Rum. Das scheint schon fast in einer anderen Welt gewesen zu sein, obwohl es gerade mal ein gutes Jahrzehnt her ist.
Heute würde angesichts aktueller Schlagzeilen die leider recht kopflose Königin Marie Antoinette vermutlich sagen „Wenn sie kein Wasser haben, sollen sie doch Champagner trinken.“
Während in Hessen letzte Woche gefeiert wurde, dass nach langer Zeit der Edersee für ein paar Stunden mal wieder so voll war, dass er von selbst überlief (nachdem letzten Sommer der Wasserstand so niedrig war, dass die Segelboote auf dem Trockenen lagen) und ich täglich beobachten kann, dass die Weser ordentlich viel Wasser führt, trocknet der Gardasee langsam aus. Auch aus Spanien kommen beunruhigende Nachrichten. In Katalonien hat einer der wichtigsten Stauseen nur nur noch einen Füllstand von rund einem Viertel seiner Kapazität. Der Wasserverbrauch ist gedeckelt, um die Komplettkatastrophe zumindest herauszuzögern, denn niemand weiß zuverlässig, ob sie vermieden werden kann.
Die Schlagzeilen dazu lauten aber nicht etwa: „Kann die spanische Landwirtschaft angesichts der Dürre die Versorgung der Bevölkerung aufrecht erhalten?“, sondern „Poolverbot im Urlaubsparadies“ oder „Drohen Duschverbote und leere Pools?“
Ja, kann man so sehen. Für mich drückt das in erster Linie aus, dass die Wertschöpfung aus dem Tourismus mehr wiegt als die Versorgungslage mit dem Lebensnotwendigen für die Bevölkerung. Und so sehr ich nachvollziehen kann, dass Menschen einerseits dort sehr gern Urlaub machen und es den Einheimischen ein gutes Einkommen sichert, macht es mich doch ratlos.
Da stimmen die Dimensionen längst nicht mehr. Ich kann doch keinen Urlaub genießen und im Infinitypool planschen, wenn ich ahne, dass die Leute – Alte, Junge, Familien – die dort das ganze Jahr über leben, bei jedem Fitzelchen Wasserverbrauch Rechenschaft ablegen müssen.
Ich habe vorhin irgendwo die Meldung gelesen, dass sich ein riesiges und sehr feuchtes Tiefdruckgebiet Portugal und Spanien nähern, und den ganzen Mai über viel vom lang ersehnten Niederschlag bescheren würde. Meine Daumen sind ganz fest gedrückt, dass sich diese Vorhersage als zutreffend beweisen wird!
Tja, an den von dir zitierten Schlagzeilen sieht man doch ganz deutlich, wo bei Vielen die Prioritäten liegen, und wie weit die Ich-ich-ich!-Mentalität schon verbreitet ist…
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… und wenn man halb Südspanien mit Plastikfolie überzieht … damit es in deutschen Supermärkten Obst und Gemüse gibt …
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Ja, das ist echt krank.
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