
Der Monat Mai war voll, sehr voll. Für mich vor allem mit vielen kleinteiligen Arbeiten für den Gemeindebrief, dessen Layout ich aber jetzt zum Glück fertig habe und mir fehlt auch nur noch ein Artikel, den ich Pfingsten bekomme. Wenn mir diese Tätigkeit nicht so wahnsinnig viel Spaß machen würde, hätte ich längst das Handtuch geschmissen.
Aber auch Festlichkeiten unterschiedlicher Art und Ausschusssitzungen begleiteten uns als Familie. Deswegen brauchte ich auch den ganzen Monat, um mit den abc.etüden von Christiane klarzukommen.
Der Text spiegelt daher auch ein wenig wieder, wie die Lage in vielen (vor allem sozialen oder pädagogischen) Bereichen augenblicklich aussieht, nicht nur „bei Kirchens“. Was die Gefahr birgt, dass man sich „Leistungen einkauft“, die bei genauerem Hinsehen nicht dem eigenen Profil entsprechen.
Und nicht zuletzt habe ich mitunter das Gefühl, nach dem offiziellen Ende der Pandemie häufen sich die Veranstaltungsangebote so geballt, dass man nicht mehr weiß, was man tun und was man lassen soll.
Nun denn:
„Es wird nicht funktionieren!“ Fast schon verzweifelt blätterte die Sekretärin im Kalender hin und her. „Alle Termine sind ausgebucht. Und an den Tagen, wo keine Veranstaltung ist, fehlen uns die Leute. Techniker, Musiker, Ehrenamtliche, und auch die Hauptamtlichen brauchen ja mal den einen oder anderen Tag ohne Verpflichtung.“
Scheinbar hilflos blickte sie den Besucher des Gemeindebüros an.
Der Mann, der vor ihr stand, war von seiner Wirkung offensichtlich sehr überzeugt. „Aber ich bitte Sie. Unsere geplante Veranstaltung wird der Gamechanger sein. Sie werden Ihre Kirche voll bekommen, das garantiere ich Ihnen. Das ist es doch, was Sie dringender denn je brauchen! Bestimmt können Sie unser Konzept noch in einen Sonntag integrieren, wir bieten für alle Generationen etwas an, vom Säugling bis zur Uroma. Und das alles zu einem unschlagbar günstigen Preis. – Alle Ihre Nachbargemeinden haben schon zugeschlagen, wollen Sie als einzige ohne adäquates Angebot dastehen?“ fragte er leutselig.
Die Sekretärin blickte versonnen an dem Herrn vorbei, kniff die Augen kurz zusammen und nickte fast unmerklich. Dann schaute sie auf den Flyer, den er vor ihr ausgebreitet hatte.
„Ihre Kontaktdaten stehen da drauf, wie ich sehe. Im Augenblick ist niemand da, der etwas dazu sagen könnte, ich gebe das weiter und wir melden uns.“ Noch einmal versuchte er es: „Wir haben nur noch ein begrenztes Angebot frei, Sie sollten lieber schnell zuschlagen“ beharrte er.
„Ohne eine angemessene Beratung durch den Kirchenvorstand wird hier überhaupt nichts entschieden. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag“ beendete die Sekretärin das Gespräch und wandte sich anderen Aufgaben zu.
Nachdem der Mann das Büro verlassen hatte, trat die Pfarrerin hinter dem Raumtrenner hervor, hinter dem sie unbemerkt verharrt hatte.
„Das hast du prima gemanagt. Es gibt definitiv die eine oder andere Stellschraube für uns, um mehr Menschen anzusprechen, aber nicht mit so einem unausgegorenen Veranstaltungsangebot.“
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.