Ich habe nichts gegen Diskussionen. Menschen sind unterschiedlicher Meinung, und das ist auch gut so. Wenn jemand meint, mich unbedingt „Gutmensch“ oder so nennen zu müssen, geschenkt. Solange alles in einem Rahmen bleibt, in dem der gegenseitige Respekt gewahrt ist.
Heute früh habe ich diese Bedingung erweitert um: Ich diskutiere nicht mit Menschen, die ein gefestigtes Weltbild haben, in dem sie meinen, bestimmte Menschengruppen in einer abwertenden Weise verunglimpfen zu müssen. Wahlweise als eine anonyme Masse „Die“ oder auch Leute des öffentlichen Lebens namentlich. Weil diese Menschen auf der Flucht vor Gewalt nach Deutschland kamen, weil sie eine andere Hautfarbe haben, eine sexuelle Orientierung, die, sagen wir mal vom Standard abweicht, weil sie wie ganz normale Durchschnittsmenschen aussehen und nicht mit herausragender körperlicher Schönheit bedacht sind (wer definiert das eigentlich?). Oder weil sie eine andere politische Richtung vertreten.
Ich muss nicht mit allen Menschen befreundet sein, es darf Leute geben, die ich nicht leiden kann, es wird auch immer Personen geben, mit deren Handeln ich nicht klarkomme. Aber alle Menschen, auch der Verfasser des Kommentars, der mich heute früh erreichte, haben verdient, dass sie eine ordentliche, nicht menschenverachtende Ansprache bekommen.
Der Kommentar, den ich heute relativ kurz nach dem Aufstehen las, verwunderte mich zunächst, er war aber an sich vom Inhalt her so allgemein gehalten, dass ich mich auf die Diskussion eingelassen hätte. Nun bin ich aber so ein kleines bisschen neugierig und weiß ganz gern, wie die Person sonst so schreibt, die auf meinem Blog kommentiert. Als ich auf den Blog des Users schaute, fand ich eine bunte Zusammenstellung von dem, was ich oben beschrieben habe. Ob und in welcher Weise das justiziabel ist, weiß ich nicht, ich habe aber nach einigem Nachdenken den User auf meinem Blog gesperrt, also mein Hausrecht wahrgenommen.
Damit ihr wisst, worum es geht, der Kommentar lautete:
„Habe ich nicht gelesen. Werde ich nicht lesen. Kann weg. Genauso wenig wie ich das Kapital oder die Mao-Bibel gelesen habe. Politiker schwätzen viel, versprechen alles, lügen häufig und halten nichts. Und wer Kinderbücher schreibt, weiss, wie man Leute einlullt.“
Hier meine Antwort:
Prima, es gibt ja noch viele andere Bücher. Ich gebe Anregungen, jeder ist frei, sie anzunehmen oder nicht. „Das Kapital“ ist aber bestimmt mal sehr interessant. Im Übrigen heißt das Lesen von Sachbüchern noch lange nicht, dass man alles, was darin steht, genauso sieht. Es bedeutet nur die Bereitschaft, sich mit etwas auseinanderzusetzen. Politiker sind außerdem genauso fehlbare Menschen wie alle anderen, manche sind integer, andere nehmen das nicht so genau. So ist das auch bei Unternehmern, Künstlern, Industriearbeitern, Eltern… und sogar bei selbsternannten „Patrioten“. Viel mehr macht mir die vermurkste Einstellung zu Kinderbüchern zu schaffen. Wer denkt, (gute) Kinderbücher sind nur dazu da, die Kinder „einzulullen“, hat entweder überhaupt keine oder die verkehrten Bücher gehabt als Kind.