Vierte Fastenwoche

Wie die Zeit vergeht. Und wieder ein Schritt weiter. Habe ich mich in der vergangenen Woche damit beschäftigt, was mich trägt, vor allem in unruhigen Zeiten, so wird es diese Woche richtig hell. Denn das Motto der Woche lautet:

Und wie ich strahle!

 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.  Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.  So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Matthäus 5,14-16 (Luther 2017)

Klingt ja nicht gerade bescheiden. Eher nach „Tue Gutes und rede darüber“ als nach der altbekannten Forderung, das Gute still und selbstverständlich zu tun, ohne große Worte darüber zu verlieren. Und trotzdem geht es nicht um Selbstbeweihräucherung oder ein großkotziges Herzeigen der eigenen Fähigkeiten und Leistungen. Sondern eher um ein souveränes, sicheres Auftreten, einhergehend mit der Aufgabe, ein unaufdringliches Vorbild abzugeben.

Und ist es nicht vor allem eine sehr liebevolle Zusage?
Ihr seid das Licht der Welt! Wir sind es, die unsere Welt zum Guten wenden können. Wir müssen dafür nicht auf einen Impuls von außen oder den großen Zampano warten. Es liegt in unserer Hand. Niemand ist zu klein oder unbedeutend.
Fordernd ist es allerdings auch: Ihr seid das Licht der Welt. Also kommt in die Hufe, macht was draus. Seht zu, die Zukunft auf die Reihe zu bekommen.

Wie auch an vielen anderen Stellen in der Bibel wird deutlich: jeder kann etwas beitragen, aber jeder soll auch etwas beitragen. Beides gehört zu unserer Verantwortung. Oder wie es bei der Vorstellung der Agenda 2010 hieß:
Fördern und Fordern. Das Eine geht nicht ohne das Andere.

Probieren geht über Studieren – oder anders herum?

Ich war mutig. Oder übermütig, so genau weiß ich das noch nicht. Innerhalb der nächsten vier Wochen muss ich das herausfinden. Denn am 13. April endet meine Widerspruchsfrist.
Was ich genau weiß: in meinem Kopf sprudeln Szenen, Geschichten, Gedanken, die ans Licht wollen.
Was ich zurzeit noch nicht auf die Kette kriege: wie das sinnvoll passieren soll. Immerhin übe ich in der pointierten Kurzform hier auf WP jetzt schon seit fünf Jahren herum.
Und deswegen habe ich beschlossen, der Professionalisierung eine Chance zu geben und einen umfassenden Schreiblehrgang zu buchen. Allerdings mit Netz und doppeltem Boden, denn so ein Lehrgang bindet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. (Von wegen, über Geld spricht man nicht. Das gilt vielleicht, wenn man ziemlich viel davon hat, ansonsten ist es durchaus ein wichtiges Thema.) Tapfer bestellte ich mir das Paket und habe nun einen Monat, um festzustellen, ob es funktioniert und auch, um eine Art Businessplan dafür aufzustellen. Die Unsicherheit ist groß. Mir wuselten sogar schon Gedanken an Fundraising durch den Kopf. Aber wer unterstützt schon freiwillig noch eine Schreiberin???

Egal. Heute hat für mich erst einmal der Praxistest begonnen: Komme ich mit dem Lehrgangsmaterial klar (sieht im Augenblick gut aus), welche Zeitfenster brauche ich (wird sich in den nächsten Tagen rausstellen, ich werde mal „Buch führen“), kann ich das überhaupt in meinen bereits ziemlich getakteten Tagesablauf einbauen (Wo ein Wille ist, ist auch ein Zeitfenster? Da wird es schon kniffeliger…)? Und wie gehe ich damit um, dass ich ungeduldig bin und Fragen, die ich am liebsten ganz schnell beantwortet hätte, erst im dritten Semester drankommen?

Aber dieser Abschnitt ganz zu Beginn des ersten Studienheftes hat mich ja doch ziemlich geflasht. Und nun? Ist mein Rucksack gepackt und genug Proviant an Bord? Werde ich mein Abenteuer starten? Wir werden sehen, und ich werde euch auf dem Laufenden halten. Schreiben tu‘ ich so oder so, eventuell wird sich mein Pensum ändern, der Horizont hoffentlich noch mal deutlich weiten und wenn es sein soll, entdecke ich neue Welten. Ich hoffe nur, dass ich nicht wie Kolumbus in die falsche Richtung reise, aber wenn ich es mir recht überlege, hat er ja trotzdem etwas überaus Wichtiges entdeckt.

Die allerersten Schritte sind gemacht. Das Abenteuer kann beginnen. Ob es ein Mikro-Abenteuer wird oder eine weite Reise, ich lasse mich überraschen.

Wer bin ich eigentlich, und wenn ja, warum?

Was ist mein Platz in der Welt? Oder habe ich vielleicht sogar mehrere Plätze? Wie funktioniert der Wandel? Von einer Minute zur anderen oder ganz allmählich? Wache ich morgens auf und bin eine andere? Oder bleibe ich ICH und alles andere ändert sich? Fragen über Fragen.

In meiner Teenagerzeit war ich nicht Popper (zu wenig Geld), nicht Ted (obwohl die Tellerröcke, Petticoats, Ballerinas und Umschlagsöckchen schon cool waren), nicht Punk (zu dörflich und provinziell). Absoluter Durchschnitt in einer Zeit, wo man alles sein wollte, nur nicht durchschnittlich. Tanzschule mit Mittel- und Abschlussball, zur Feier des Ereignisses die erste Dauerwelle im Vokuhila – eine Frisur wie die Ohren eines Cockerspaniels. Ja, sorry, es waren die 80er Jahre. Inklusive blaumannblauer Satinbluse und Schulterpolster.
Von hinten eine Optik wie Arnies kleine Schwester? Zum Glück habe ich mich nie von hinten sehen können.
Und trotzdem war es eine geile Zeit. Denn es war unsere Zeit! Die Welt wartete nur darauf, von uns erobert zu werden. (Und wer heute auf den Jugendlichen herumhackt, sollte sich das Gefühl mal dringend wieder in Erinnerung rufen!)

Mit schwarzer Baskenmütze und ebensolchem Lidstrich, lila Lippenstift, einer Fledermaus am Ohr und dem alten grellbunten Morgenmantel meiner Oma als Jackenersatz, so versuchte ich zeitweise, mich abzuheben und selbst zu definieren.
Nicht mehr ganz Baby-Boomer (aber wer möchte heutzutage schon gern noch Boomer sein?), aber noch nicht ganz Generation Golf. So ein Zwischending, nach einem Roman von Douglas Coupland Generation X genannt. Die Generation, die zwischen allen Stühlen sitzt.
Wo wir übrigens manchmal heute noch sitzen, wenn ich so in die Welt blicke. Zu jung, als dass uns alles egal ist, wenn die Welt den Bach runtergeht, aber zu alt, um als ernsthaft engagierte Gesellschaftsgruppe durchzugehen.

Nach Einschätzung des Autors des Romans Generation XDouglas Coupland, ist für jene Generation charakteristisch, dass ihr prophezeit wurde, dass sie sich erstmals ohne Kriegseinwirkung mit weniger Wohlstand und ökonomischer Sicherheit begnügen müsse als die Elterngenerationen, aber andererseits für deren ökonomische und ökologische Sünden büße. Ursprünglich sollte der Begriff Generation X andeuten, dass sich diese Generation bislang erfolgreich der Benennungswut von Werbeindustrie und journalistischem Gewerbe entzogen habe.

Wikipedia:https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_X_(Soziologie)

Überraschend hellsichtig, diese Einschätzung. Chapeau.
Wir freuten uns damals noch, wenn die Telefone unserer Eltern ein langes Kabel hatten, sodass wir die Apparate mit in unser Zimmer nehmen und die Tür hinter uns schließen konnten. Wem das nicht möglich war, dem blieb bei heiklen Gesprächen nur der Weg in die nächste Telefonzelle und ein Stapel 20-Pfennig-Stücke.
Wir fuhren Roller Skates in knallbunten Farben und hatten dabei unseren Walkman auf den Ohren. Unsere modernen Medien hießen C 64 oder Atari, wir spielten PacMan oder World Games und kamen uns vor wie Kings. Unsere ersten Partyerfahrungen hatten noch viel mit Bacardi-Cola oder Batida-Kirsch zu tun, mit DJs, die tatsächlich Platten auflegten (da es die ja wieder gibt, warte ich schon sehnsüchtig auf graue Telefone mit Wählscheibe und langem Kabel), mit Jugendfeten in Dorfgemeinschaftshäusern, wo als erster Song Pulstar von Hypnosis ertönte und damit alle vom Hof reinholte.

Die Summe meiner Erfahrungen seither ist vielfältig und bunt: Abitur und Ausbildung. Erster Wegzug von zuhause. Als eine der Ersten geheiratet mitsamt Aussteuer und Hochzeitstisch im Kaufhaus. Spießig, was? Es erscheint mir manchmal so weit weg wie ein anderes Leben. (Ich würde jederzeit wieder denselben Mann heiraten, aber anders, nicht ganz so bürgerlich.)
Erfahrungen als Working Mum, als ständige Tochter (da wir in einem gemeinsamen Haus wohnten) – obwohl ich selbst Mutter war, die leuchtenden Vorbilder anderer Frauen, die mir in regelmäßigen Abständen vor die Nase gehalten wurden. Erfahrungen als Ehefrau eines Außendienstlers, der kaum im Dorf in Erscheinung trat, weil er unter der Woche unterwegs war und am Wochenende Schlaf nachholte. Demzufolge sich manche Leute wunderten, woher ich meine Kinder hatte. Ernsthaft. Dorf halt.
Erfahrungen als selbstständige Geschäftsfrau, die an ihren eigenen Ansprüchen fast kaputtging. Erfahrungen, die im falschen Augenblick immer noch schmerzen. Aber dennoch wichtig waren. Und noch viele weitere Wege und Umwege, Meilensteine und Stolpersteine, Schnellzüge und Bummelbahnen.

Jeder Abschnitt und jede Episode ist nur ein Etappenziel auf einem Weg, von dem ich heute immer noch nicht weiß, wohin er mich letztlich führen wird, auch wenn ich vermutlich inzwischen mehr als die Hälfte meiner Reise hinter mir habe. Was ich mir wünsche für die Zeiten, auf die ich zusteuere? Dass mich meine liebsten Menschen noch möglichst lange begleiten werden, ich ein Mindestmaß an Gesundheit behalte und dass meine Neugier aufs Leben und seine unglaubliche Vielfalt nicht versiegt.

Leben ist, was passiert, während wir andere Pläne machen.

1984 prägte dieser Song unser Lebensgefühl, auch wenn wir ihn noch gar nicht nachvollziehen konnten😊

Dritte Fastenwoche

Nachdem ich nun mit dem Fastenkalender eine Woche lang durch das Tal der Ängste gewandert bin (und darüber bewusst nicht allzu viel geschrieben habe, weil Ängste eine sehr persönliche Sache sind und auch jeder seinen eigenen Umgang damit hat), geht es nun wieder bergauf.

Das Thema der dritten Woche lautet: Was mich trägt
und beginnt mit dem bekannten Segensspruch aus dem 4. Buch Mose (Numeri), der bei uns heute Aaronitischer Segen heißt

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (4.Mose 6, 24-26, Luther 2017)

Was für ein Segen! Dieser Satz, den wir manchmal relativ gedankenlos benutzen, wenn eine Situation sich zum Guten wendet oder wir etwas empfangen, was wir gut gebrauchen können (Landregen nach langer Trockenheit zum Beispiel), gilt hier ganz wörtlich.

Machen wir uns nichts vor. Gott wusste schon zu dem Zeitpunkt, als er die Anweisung zu diesem Segen gab, dass die Menschen alles andere als perfekt sind. Dass sie ihre guten Vorsätze schon immer schneller vergessen als gefasst und immer wieder Mist gebaut haben. Vielleicht kannte er auch schon das Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, wer weiß. Aber er weigerte sich jedenfalls, die Menschheit verloren zu geben. Für uns ist es nicht unbedingt nachvollziehbar, weshalb er uns trotzdem weiterhin unter seinen Segen stellt und uns behütet, weshalb er immer wieder gnädig ist und uns seinen Frieden (nicht zu verwechseln mit dem politischen Frieden in der Welt) schenkt.
Aber ich freue mich unglaublich darüber, immer wieder sonntags, wenn mir und anderen der Segen zugesprochen wird, weil ich Hoffnung damit verbinde. Und ich bin jedes Mal, wenn ich selbst in der Position der Segnenden bin, ehrfürchtig, dass ich diese wunderbare Zusage auch anderen weitergeben darf. Ich wünsche mir dann, dass die Menschen den Segen annehmen und etwas gutes daraus machen, ihn auch wieder weitergeben an andere.

Hast du schon einmal jemanden gesegnet oder einer Person einen Segen gewünscht? Den Kindern, bevor sie sich morgens auf den Weg zur Schule machen, dem Ehepartner vor einer langen Autofahrt oder einem dir wichtigen Menschen vor einer großen und verändernden Entscheidung?
(Kleiner Tipp: Man kann das auch ganz still innerlich tun, wenn man es nicht gern laut sagt oder sich nicht sicher ist, wie die Person den Segen aufnimmt.)
Ich habe den Segenswunsch eine Zeitlang ganz bewusst eingesetzt, wenn ich einen Anruf von ganz besonders nervigen Kunden bekam. Wenn ich auf dem Display bestimmte Namen las, segnete ich den Anrufer in Gedanken, ehe ich das Gespräch begann. Mag sein, dass sich damit vor allem für mich selbst die Wahrnehmung geändert hat, aber ich stellte fest, dass die Telefonate mit Segen besser verliefen. (Kommunikationstrainer empfehlen ja auch, zu lächeln, wenn man telefoniert, weil der Telefonpartner das Lächeln hören kann.)

Ich will dich […] segnen […] und du sollst ein Segen sein. (1. Mose 12, 2)

Eine gesegnete Woche wünsche ich euch allen. Ob im Kleinen oder im Großen.

Vom Umgang mit der Angst

(Um Missverständnissen vorzubeugen: Alles, was ich im Zusammenhang mit den Texten des Fastenkalenders schreibe, sind ausschließlich Gedanken, die mir ganz persönlich bei der Beschäftigung mit den Themen kommen. Sie haben ihren Ursprung in meinen bisherigen Erfahrungen und in meiner aktuellen Situation. Sie sind also weder allgemein- noch endgültig.)

Hast du schon mal von Herrn Tur Tur gehört? Wenn nicht, solltest du vielleicht mal Michael Endes Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer lesen.
Herr Tur Tur lebt sehr einsam in der Wüste am Ende der Welt. Eigentlich ist er ein umgänglicher und freundlicher Mensch, er hat nur eine außergewöhnliche Besonderheit: aus weiter Ferne betrachtet ist er ein Riese. Deswegen traut sich auch niemand näher an ihn heran, denn wenn jemand schon aus Entfernung so groß ist, wie gewaltig muss er in der Nähe sein?
Allerdings kehrt sich bei Herrn Tur Tur das Naturgesetz der Optik um: denn je näher man ihm kommt, desto kleiner wird er. Steht man vor ihm, ist er nicht größer als der Durchschnitt. Er ist ein Scheinriese.
Jim Knopf und Lukas stellen das fest, als sie ihren ganzen Mut zusammennehmen und der Einladung des einsamen Herrn Tur Tur, ihm doch näherzukommen und sich mit ihm zu unterhalten, folgen. Schlussendlich findet sich auch noch auf Lummerland ein Platz für den Scheinriesen, an dem er genau richtig ist.

Ich will mit dieser Geschichte keineswegs Ängste relativieren. Sehr viele Ängste haben ihre Berechtigung (z.B. ganz konkrete, erfahrungsgestützte Ängste vor Situationen oder Personen) oder sind in uns fest verankerte Übrigbleibsel aus einer Zeit, wo alles Unbekannte, auf das unsere Vorfahren stießen, potenziell lebensbedrohlich sein konnte. Angst war lange Zeit DER Faktor, der entschied, ob man überlebte oder umkam. Angst stellt dem Körper Adrenalinreserven zur Verfügung, die dafür sorgen, dass man sowohl körperlich als auch mental Kräfte mobilisiert. Damit man blitzschnell Entscheidungen treffen und umsetzen kann (Fluchtreflex). Angst kann aber auch lähmen (je nach Gegner konnte auch „totstellen“ die bessere Entscheidung sein).

Inzwischen leben wir in einem Zeitalter, in dem viele Urängste nur noch begrenzte Lösungsansätze bieten.
Die Angst vor dem Feuer wird durch immer strengere Brandschutzmaßnahmen, Rauchmelder sowie gut ausgebildete und leistungsstarke Feuerwehren im Zaum gehalten.
Die Angst vor Überschwemmungen, Vulkanausbrüchen, Stürmen etc. wird durch Monitoring von Wetter, Plattentektonik und allem möglichen anderen zumindest eingegrenzt. Erdbeben sind aber nach wie vor eine relativ unberechenbare Größe, wie zahllose Menschen in der Türkei und in Syrien gerade erst leidvoll erfahren mussten. Allerdings hätte diese Katastrophe auch um ein vielfaches geringer ausfallen können, wenn die Erkenntnisse von Erdbebenforschern, Statikern und anderen, die in dem Bereich tätig sind, durchgängig befolgt worden wären. Korruption und menschliche Gewinnsucht haben die Vorsorge zerstört.

Die Ängste haben sich gewandelt. Dort, wo durch Erforschung und Prävention sinnvolle Maßnahmen ergriffen und auch durchgehalten werden, werden Ängste beherrschbar. Medizinische Vorsorgeuntersuchungen, bauphysikalische Vorschriften, sicherheitstechnische Einrichtungen wie die Gurte im Auto, unglaublich viele Gefahren wurden durch menschlichen Erfindergeist entschärft.

Bemerkenswert finde ich, dass die Angst aber so elementar in unserer DNA verwurzelt scheint, dass wir uns andere Ängste teilweise suchen oder erschaffen.
Menschen mit Flugangst haben oft wahnsinnige Angst vor Flugzeugabstürzen, setzen sich aber frohgemut jeden Tag ins Auto, obwohl nach statistischen Erhebungen die Gefahr, durch einen Autounfall ums Leben zu kommen, um ein vielfaches größer ist.
Die Angst vor Spinnen hat ganz objektiv gesehen in Mitteleuropa überhaupt keinen rationalen Grund (das ändert sich in anderen Erdteilen, aber wie viele von uns werden dort nie hinfahren?), ist aber bei so manchem viel ausgeprägter als die Angst, im Haushalt beim Putzen oder bei Reparaturarbeiten von einem wackeligen Tisch-Stuhl-Leiter-Konstrukt zu stürzen und sich die Gräten zu brechen.

Die beiden Beispiele haben eines gemeinsam: es geht um Kontrollverlust. Im Flugzeug vertraue ich mein Leben einer mir unbekannten Crew an, das Auto steuere ich meist selbst. Die Spinne und ihre Sympathie oder Antipathie mir gegenüber kann ich nicht einschätzen. Baue ich mir aber eine fragwürdige Konstruktion, um an unzugängliche Stellen dranzukommen, traue ich mir logischerweise zu, sie so zu bauen, dass ich keinen Schaden nehme.

Traue ich andererseits den Forschern von großen Pharmakonzernen, dass sie Medikamente entwickeln, deren Nutzen für die Menschen an erster Stelle steht? Oder habe ich Erfahrungen gemacht, die mir sagen, dass der Profit sowieso immer vorgeht und dass dafür auch Personenschäden billigend in Kauf genommen werden?
Traue ich einem Regierungsoberhaupt zu, dass es seinen Amtseid gegenüber seinem Volk erfüllt, oder vermute ich eher, dass er/sie nur selbst gut dastehen will und auf den eigenen Machterhalt hinarbeitet?

Noch weiter: ich muss schlechte Erfahrungen noch nicht einmal selbst machen. Es reicht, wenn mir vertrauenswürdig erscheinende Personen hinters Licht geführt wurden, wenn jemand, den ich mag, geschädigt wurde. Und dann kommt oft wieder das Adrenalin ins Spiel: Statt mit kühlem Kopf zu überlegen, reagiere ich mit Angriff oder Flucht. Je nachdem, was angebracht erscheint oder mir in der Persönlichkeit eher verankert ist.

Tief Luft holen, sorgfältig abwägen, Vor- und Nachteile betrachten, verschiedene Blickwinkel einnehmen, den Mut zusammenkratzen und dann entscheiden, ob es sich um einen Scheinriesen handelt oder um eine echte Bedrohung, das ist und bleibt eine riesige Herausforderung. Auch für mich, und zwar lebenslänglich. Manchmal gelingt es besser und dann auch wieder schlechter. Mitunter ist es auch tagesformabhängig. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung? Vielleicht. Vor allem aber ein gnädiger Umgang mit der Angst, mit mir und mit anderen.
Es ist oft leichter gesagt als getan. Trotzdem möchte ich nicht damit aufhören.

2. Fastenwoche

In der ersten Fastenwoche ging es um die helle Seite der Schöpfung: um das Licht, den Neubeginn, Aufbruch und Neugierde.
Es war ein wenig wie eine Aufwärmphase, um gedanklich in eine Bereitschaft des Sinnierens zu kommen. Diese Woche geht es nun ans Eingemachte:

Meine Ängste

Die Schöpfung haben wir hinter uns gelassen. Der Zauber des Anfangs war ja schon recht schnell verblasst, die Gewalt – selbst gegen Familienmitglieder – war in die Welt getreten. Kriege, Konflikte, Neid und alles mögliche andere an Übeln zeigte deutlich, dass die Menschen noch nie perfekt waren. (Und für diese Erkenntnis muss man nicht einmal wörtlich nehmen, was in der Bibel zur Geschichte des Volkes Israel aufgeschrieben ist. Es reicht vollkommen aus, wenn man die Texte als Parabeln begreift.)

 Da trat aus dem Heer der Philister ein einzelner Soldat heraus: Goliat aus der Stadt Gat. Er war über drei Meter groß. Gerüstet war er mit einem Helm, einem schweren Schuppenpanzer und mit Beinschienen, alles aus Bronze. Dazu hatte er sich noch eine bronzene Lanze auf den Rücken geschnallt. Sein Brustpanzer wog 60 Kilogramm, sein Speer war so dick wie ein kleiner Baum, und allein die Eisenspitze des Speeres war über 7 Kilogramm schwer. Vor ihm her marschierte sein Schildträger mit einem riesigen Schild. Goliat stellte sich den israelitischen Schlachtreihen gegenüber auf und brüllte: »Was wollt ihr hier eigentlich mit eurem ganzen Heer? Ich bin ein Philister, und ihr seid nur Knechte Sauls. Los, wählt euren besten Mann aus und schickt ihn herunter zu mir! Wenn er mich töten kann, dann werden wir eure Sklaven sein. Aber wenn ich ihn erschlage, dann sollt ihr uns als Sklaven dienen. Ja, ich fordere heute alle Israeliten heraus. Wo ist der Mann, der es mit mir aufnehmen kann?«  Als Saul und seine Soldaten das hörten, erschraken sie und bekamen große Angst. (1. Sam. 17, 4-11, HfA)

Heute kennen viele von uns den weiteren Fortgang der Geschichte aus der (Kinder-)Bibel, wo ein jugendlicher Held die Bühne betritt und in bester Superheldenmanier den ehrfurchteinflößenden Schurken besiegt. Ich will nicht spoilern, nur so viel: Bis heute funktionieren Percy Jackson, Harry Potter, Frodo Beutlin und selbst die Helden des Marvel-Universums nach dem Vorbild Davids. Aber nicht so schnell, wir frieren die Szene einmal ein und stellen uns der beängstigenden Situation.
(Ich muss ja gestehen, ich war versucht, mal schnell eine Seite im Fastenkalender weiterzublättern, um die Auslegung des Textes quasi sofort als erlösendes Element zu lesen. Aber so funktioniert das nicht und ich konnte den Impuls besiegen. YES!👊)

Ich schätze mal, Sauls Soldaten waren mutige und kampferprobte Männer. Aber dieser Titan von einem Mann schüchterte sie ein. Nachvollziehbar, finde ich. Eine Ausbildung zum Soldaten dürfte damals ebenso wie heute unter anderem auch beinhaltet haben, dass man lernte, seine persönlichen Grenzen einzuschätzen. Eine wichtige und überlebensnotwendige Fähigkeit. Mutig ist nicht, wer sich überschätzt und keine Ängste kennt oder akzeptiert. Mutig ist, wer sich mit ihnen auseinandersetzt und seine Möglichkeiten realistisch als Handlungsgrundlage nutzt.

Ängste waren und sind wichtig. Einerseits bremsen sie in vielen Fällen die Tollkühnheit aus, andererseits verhelfen sie uns manchmal auch, über uns hinauszuwachsen. Ängste nehmen seit einigen Jahren in unserer Wahrnehmung zu. Sie wechseln sich mit der gefühlt immer schnelllebigeren Zeit nicht nur ab, sondern überlagern sich auch: Angst um unsere Lebensgrundlagen, um die planetare und persönliche ökologische und ökonomische Zukunft, Angst vor Krankheiten und Pandemien, Angst vor Krieg und Unterdrückung.

Und kommt uns die Szene nicht auch erschreckend aktuell vor? Ein riesiger, übermächtiger Aggressor, der ein anderes Volk verhöhnt und kleinredet? Auf der anderen Seite diejenigen, die unterjocht werden sollen und die, die es irgendwann sein könnten. Die sich fürchten, in Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden, die sie sich nicht ausgesucht haben?

Für heute wird genau an dieser Stelle die Pause-Taste gedrückt.
Heute setze ich mich damit auseinander, dass nicht nur ich Angst, Furcht und Schrecken empfinde. Damit, dass diese Gefühle wichtig sind, aber dass ich mich ihnen stellen muss. Um handlungsfähig zu bleiben, um nicht davor zu erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange. Um mich zu versichern, dass Kapitulation vor meinen Ängsten nicht die beste Lösung ist.
Ich akzeptiere und reflektiere, dass die Skala der Angst von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Dass auch die Mittel und Wege, mit ihr umzugehen, verschieden sind. Dass die Verlockung, sich durch Aufgabe unter ihr durchzuducken, manchmal übermächtig sein kann.

Morgen gehe ich dann den nächsten Schritt, hoffentlich gestärkt und empathisch. Und lösungsorientiert.

Donnerstag, 23. Februar


Gott schuf als erstes das Licht, aber er schaffte die Dunkelheit nicht ab. Er ordnete beiden Zuständen ihre Zeiten zu und bis heute hat sich das nicht geändert. (Obwohl die Menschheit alles mögliche anstellt, um die Dunkelheit weniger dunkel zu machen.)
Beides hat seine Berechtigung:
ohne Zeiten der Dunkelheit wüssten wir das Licht nicht zu schätzen
und
ohne Licht, ohne Hoffnung wäre das Dunkel nicht zu ertragen.

Und so wie Licht und Dunkel gibt es unendlich viele andere Begriffspaare, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Paarungen, die sich gegenseitig ausschließen und doch in allen ihren Facetten und Extremen wichtig sind, damit unser Leben gelingt und sinnvoll erscheint.

Schon im alten Testament hat Prediger diese Erkenntnis niedergeschrieben:

Alles hat seine Zeit 
Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit:
Geborenwerden und Sterben,
Pflanzen und Ausreißen,
Töten und Heilen,
Niederreißen und Aufbauen,
Weinen und Lachen,
Klagen und Tanzen,
Steinewerfen und Steinesammeln,
Umarmen und Loslassen,
Suchen und Finden,
Aufbewahren und Wegwerfen,
Zerreißen und Zusammennähen,
Schweigen und Reden,
Lieben und Hassen,
Krieg und Frieden.
(Prediger 3, 1-8, HfA)

Vieles erscheint uns nur schwer erträglich, und doch ist auch das Schwere, das Traurige und das Dunkle in unserem Leben wichtig.
Gerade in den letzten Wochen, in denen wir durch Kriege, Naturkatastrophen und menschliches Versagen oft das Gefühl haben, die Welt sei schlecht, menschliche Zivilisation dem Untergang geweiht und es gehe nur noch bergab. Durch meine Montagsmotze bin ich sogar selbst auf diesen Zug aufgesprungen (wenn auch nicht mit der Intention, alles niederzuschreiben).

Und gerade in den letzten Wochen stelle ich fest, dass Bücher, die durch ihre Aussagen einen fast unerträglichen Positivismus, Erfolgsgarantien und ein rundum gutes Leben versprechen, Hochkonjunktur haben. Dass mir bei Instagram Erfolgsrezepte und die Angebote von Life-Coaches in die Timeline gespült werden (und je häufiger ich sie als „irrelevant“ kennzeichne, desto mehr kommen nach😟), dass ich insgesamt mitunter das Gefühl habe, mir wird positiv aufgeladener Content angeboten wie irgendwelche Glücksdrogen. Aber auch die hören irgendwann auf zu wirken und dann ist der unvermeidliche Absturz viel tiefer. Oder es wird anstrengend, ermüdend.
Das Leben bietet keine Gelinggarantien; Glück, Erfolg, Gelingen, Karriere oder Segen (oder wie auch immer wir es bezeichnen möchten) ist keine Gewährleistung.
Irgendwie geistert mir das Wort Annahme durch den Kopf. Es scheint mir einen praktikablen Weg zu zeigen, obwohl wir ja auch Meister im Annahme verweigert sind… Aber das würde jetzt zu weit führen🤔. (Vielleicht ein anderes Mal?)

(Übrigens, falls jemandem gleich die Hutschnur platzt:
In dem, was ich hier aufgeschrieben habe, geht es nicht um die ernstzunehmende Krankheit Depression. Die gehört in eine gute fachliche Behandlung. Vor allem gehört endlich die Stigmatisierung von Menschen mit Depressionen beendet. Dabei ist es nicht mit „Reiß dich mal zusammen“ getan. Oder mit Aussagen wie „Früher gab’s auch nicht so viele Menschen mit Depressionen“. – Ich kann nur jeden, der betroffen ist, ermutigen, sich lieber früher als später professionelle Hilfe zu suchen.
In allem, was ich oben beschrieben habe, geht es ausschließlich um das ganz alltägliche Leben mehr oder weniger gesunder Menschen. Just saying.)

Busy

Es war ruhig hier diese Woche. Aber im wirklichen Leben steppt der Bär.
Ich knabbere immer noch an meiner Rezension zu dem Demokratie-Buch, das Problem ist, dass mir zu viel zu dem Thema einfällt, was nicht in eine Rezension gehört. Ja, ja, ich weiß, das ist ein Luxusproblem, aber kürzen ist mitunter schwieriger als schwafeln.

Mein Garten ruft: „Hey, komm raus, hier gibt es jede Menge zu tun!“ Es juckt mich in den Fingern, ich habe (zu?) vieles gesehen und möchte es auch in Angriff nehmen, aber es zwickt und schmerzt seit ein paar Wochen heftig in mehreren Gelenken: Dicke, aber instabile Fingergelenke machen mir zu schaffen, die Schulter, die Knie und sogar die Sprunggelenke zicken herum. Auch die Bänder und Sehnen machen sich sehr unangenehm bemerkbar, ich hoffe auf den Rheuma-Doc-Termin nächste Woche. Ob Rheumahandschuhe eine Lösung oder zumindest eine Hilfe wären?

Am Dienstagabend waren wir in Bielefeld im Konzert: Die Musik aus „Herr der Ringe“ und dem „Hobbit“, mein Geburtstagsgeschenk von Tochter 1 und Schwiegersohn. Schön war’s, aber der Göttergatte hat nun eine Warnung in der Corona-App🤷‍♂️.

Um meine Untätigkeit im Garten zu verschleiern und weil ich es schon länger wollte, habe ich mir eine Schreib-Software gegönnt. Tippen am PC funktioniert nämlich wenigstens noch. Jetzt lerne ich eifrig den Umgang und hoffe, die Inspiration sprudelt auch weiterhin im passenden Tempo, in dem ich gut mitschreiben kann, aber auch keinen Leerlauf habe.

Und nicht zuletzt habe ich in puncto Handarbeiten etwas Neues entdeckt, worüber ich demnächst noch etwas ausführlicher schreiben werde. Zunächst ist aber ein kleiner Ausflug notwendig, den ich demnächst mit Tochter 3 machen werde, weil wir beide gern in kuschelig weicher Wolle schwelgen.

Heute habe ich Suppen gekocht, die nachher noch von schwer nachdenkenden Menschen (und das ist nicht ironisch gemeint) verspeist werden, danach wird im Rudel gesungen, und dann ist die Woche auch schon um.
Lasst euch nicht wegpusten und habt ein schönes Wochenende.

Freiheit

Manchmal denke ich, es gibt kaum einen zweiten Begriff, dessen Inhalt wir gleichzeitig für so essentiell wichtig halten und über den wir uns doch so uneins sind.

Bedeutet Freiheit, dass ich tun und lassen kann, was mir gerade in den Kopf kommt, ohne Kompromisse und ohne Rücksichtnahme auf andere? Oder dass ich mich schniefend und hustend in einen vollgepfropften Linienbus zwänge, ohne einen Mund-Nasenschutz zu tragen? Dass ich meine geringe Meinung über andere Menschen in die Welt schreien darf und niemand kann mich dafür belangen?
Bedeutet Freiheit, mich selbst zu verwirklichen, was auch immer ich darunter verstehe? Mein Ding durchzuziehen, auf der Autobahn mit 220 km/h und Lichthupe durchgängig auf der linken Spur zu rasen? Mich nicht an Regeln zu halten?
Bedeutet Freiheit, meine gesellschaftlichen Rechte einzufordern, aber mich um die damit einhergehenden Pflichten zu drücken? Keinen Wehr-, Ersatz- oder sonstigen Dienst für die Allgemeinheit leisten zu müssen?
Bedeutet Freiheit, aus der Kirche auszutreten und mir meinen Glauben nach meinem eigenen Gusto zusammenzubasteln? Nur die Überzeugungen gelten zu lassen, die mir angenehm erscheinen?
Bedeutet Freiheit, nach Belieben meine Umgebung verlassen zu können, weil ich es dort beengt finde und nach einigen Jahren des Umherziehens wieder zurückzukehren? In alle Länder der Erde reisen zu können?

Oder hat die Freiheit jedes Menschen auch Einschränkungen, die er oder sie hinnehmen muss, um auch anderen Freiheiten zu gönnen?
Ist Freiheit überhaupt wahrnehmbar und wird sie geschätzt, wenn sie einen absoluten Anspruch stellt? Wird sie nicht abgenutzt und beliebig, wenn wir sie absolut verstehen?

In der Pandemie habe ich wahrgenommen, dass manche Menschen eine sehr schwammige Vorstellung davon haben, was Freiheit bedeuten könnte. Denn oft waren jene, die ihre Freiheiten durch die Maßnahmen eingeschränkt sahen, so sehr, dass sie lauthals davon krakeelten, identisch mit denen, die mitunter Staaten oder Politiker als leuchtende Beispiele hochjubelten, die dafür bekannt sind, anderen die Freiheit zu nehmen oder zu beschränken.

Und ich? Was stelle ich mir unter Freiheit vor? Mit diesem Gedanken gehe ich in die Nacht, lese noch ein wenig in der Lektüre, die mir solche Gedanken beschert und träume … von der Freiheit?

Stereotype

Gründe, sich Gedanken über Stereotype und ihre Berechtigung zu machen, gibt es reichlich. Die Debatte um Migration und „kleine Paschas“ ebenso wie die aktuelle Buchlektüre und die rhetorische Frage an mich selbst, wie ich von Einheimischen gesehen und mich selbst verhalten würde, wenn ich in ein anderes Land zöge.

-Der deutsche, etwas tumbe Michel, der seiner Obrigkeit hinterherläuft
-Der melancholische, wodkasaufende Russe
-der spanische Latin Lover
-die italienische Nonna, die ihre gesamte Familie energisch im Griff hat
-der gauloiserauchende Franzose mit Baskenmütze und Baguette unterm Arm
-tiefenentspannte, eben „hygge“ Dänen
-traditionsbewusste, konventionsbehaftete Japaner
-patriarchalische Türken
-korrupte Kolumbianer, die alle miteinander Drogen anbauen
-übergewichtige Amis, die mit dem Pickup von Barbecue zu Barbecue fahren
-durchs Leben sambatanzende, knapp bekleidete Brasilianerinnen
-titelverliebte Österreicher, die im Grunde immer noch KuK sind
-(sexuell?) freizügige Schweden
-„gern schnackselnde Afrikaner“ von Frau Thurn und Taxis (den Spruch finde ich nach wie vor besonders perfide)
– teetrinkende Engländer mit miserabler Küche
-trinkfeste, fiedelspielende irische Barden
-sauerkrautessende und Starkbier trinkende Bayern in absonderlichen Trachten, mit Rasierpinsel auf dem Hut
-autoklauende Polen (auch so ein beklopptes Negativbeispiel)
-streng neutrale Schweizer, die funktionieren wie ein Uhrwerk

Ja, einige dieser Aussagen klingen amüsant, andere dienen eher dazu, bestimmten Nationalitäten zwielichtige bis kriminelle Charakterzüge zu unterstellen oder ihnen mangelnde Intelligenz zuzugestehen.
Was in der überspitzten Darstellung von Satire-Formaten noch erträglich erscheint, wird aber von vielen Menschen als bare Münze genommen und ich frage mich, was hat man davon?
Fühlt man sich moralisch erhöht, wenn man anderen Leuten Eigenschaften andichtet, die sie ins Lächerliche ziehen oder gleich als illegal abstempeln? Dazu kommt noch: Wer austeilt, muss auch einstecken können. Das haut auch nicht immer hin, mitunter habe ich sogar das Gefühl, je mehr manche Leute austeilen, desto weniger mögen sie einstecken.

Während ich über Stereotype grübele, verlangt die CDU eine Entschuldigung von Marie-Agnes Strack-Zimmermann, weil sie in einer Büttenrede den CDU-Vorsitzenden als „Flugzwerg“ titulierte. Da müsste sie sich ja bei mehreren entschuldigen, auch beim bayerischen Ministerpräsidenten, beim Kanzler, dem Wirtschaftsminister, bei Putin und Trump und auch bei Armin Laschet, der aber die ihn treffende Spitze lächelnd wegschunkelte und -sang. Man mag persönlich vom Karneval halten, was man will, aber gerade beim politischen Karneval darf man nicht zimperlich sein, egal wo man steht im politischen Spektrum. (Persönlich fand ich übrigens interessanter, welche Zwerge sie NICHT nannte und dadurch abqualifizierte…)

Ich halte es für viel wichtiger, wenn wir uns bewusst sind, dass jeder einzelne der ungefähr 8 Milliarden Menschen dieser Erde in fast jedem Land der Welt „Fremder“ oder „Ausländer“ ist. Hier in Deutschland wollen nicht wenige, dass auf deutschen Schulhöfen beispielsweise ausschließlich deutsch gesprochen wird. Das wird, wenn ich es ein wenig gehässig überspitze, schon auf sächsischen oder schwäbischen Schulhöfen schwierig. Ganz im Ernst gibt es aber handfeste Gründe dagegen. Das kann zum Beispiel sein, dass es für Schülerinnen und Schüler zur Entspannung und Psychohygiene beitragen kann, sich in Lernpausen sprachlich einfach mal in ein gewohntes Muster fallenzulassen. Auch für Familien, die aus Krisengebieten in die Fremde geflohen sind, kann es wichtig sein, sich der eigenen Identität bewusst zu bleiben.

Natürlich sind Sprachkenntnisse der Umgebungssprache unverzichtbar. Für den täglichen Umgang mit Nachbarn, fürs Einkaufen, für Verwaltungsangelegenheiten, Arztbesuche… Aber solange (fast) jeder deutsche Tourist ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass in spanischen Hotels, auf niederländischen Campingplätzen oder amerikanischen Kreuzfahrtschiffen sowohl deutsche Sprachkenntnisse als auch deutsches Essen verfügbar sind, sollten wir den Ball vielleicht doch eher flach halten.
Ganz davon abgesehen, dass dort, wo Deutschstämmige in Communities leben, zum Beispiel im mittleren Westen der USA, in Japan, weltweit, auch nach über 100 Jahren noch viele Menschen im privaten Umfeld deutsche Dialekte sprechen, obwohl sie in gesellschaftlichem Kontext die Landessprache benutzen. Und das ist doch prima, oder?

Machen eigentlich nur wir Deutschen uns so viele, teils unnötige Gedanken darüber oder ist das international?

Und plötzlich kennt man Betroffene

Ungefähr 3.500 km südöstlich von hier bebt die Erde, in geringer Tiefe, mit ungeheurer Wucht und Zerstörungskraft. Klar ist man schockiert, wenn man die Bilder im Fernsehen sieht, aber man sitzt im einigermaßen warmen Wohnzimmer, trinkt heißen Tee und ist doch mehr oder weniger distanziert, heilfroh, weit weg davon zu sein.

Und dann bekommt man in aller Herrgottsfrühe die Nachricht der Tochter, dass die Familie einer Freundin aus Grundschultagen betroffen ist. Die Eltern der jungen Frau sind zurück in die alte Heimat gezogen, zumindest die Mutter kannte ich damals auch persönlich.
Und so bekommen die Erdbebenopfer wenigstens ein konkretes Gesicht für mich. Glücklicherweise sind alle Familienmitglieder lebend aus ihren Häusern gekommen. Aber sie sind jetzt obdachlos, ein Teil der Familie mit kleinen Kindern, in der bitteren Kälte des Winters, in einer total zerstörten Umgebung. Wie auch viele andere dort, dazu kommt noch die Trauer und die Ungewissheit: Wie geht es weiter? Sind alle Freunde und Bekannten gesund oder wird man Todesopfer zu beweinen haben?

Die Spende, die ich daraufhin getätigt habe, ist so ziemlich alles, was ich von hier aus tun kann. Ich kann auch darum bitten, dass möglichst viele sich beteiligen. Und ich kann dankbar sein, dass trotz aller Unsicherheiten, Konflikte und Streitereien auf der Welt sehr schnell die humanitäre Hilfe angelaufen ist. Auch aus Ländern, die zum Beispiel aus religiösen oder politischen Gründen der Türkei gegenüber eher skeptisch eingestellt sind. Und auch aus Ländern, die den Bürgerkrieg in Syrien als Stellvertreter für ihre eigene Agenda nutzen. Das entzündet einen kleinen Funken Hoffnung, dass nicht alles nur schlecht ist. Dass es Momente und Zeiten gibt, wo die Menschlichkeit überwiegt.

Zumutung

Was fällt dir als erstes ein, wenn du das Wort liest?

Mir geht als allererstes durch den Kopf, dass es bei uns fast immer nur im negativen Kontext gebraucht wird. Eine Zumutung ist eine Frechheit, ein absolut kritikwürdiges Verhalten, es ist unverschämt und rücksichtslos, jemandem etwas zuzumuten. Wir ärgern uns, wenn uns jemand etwas zumutet, denn es bedeutet meist, dass wir uns mit einer Verhaltensweise oder einem Setting auseinandersetzen müssen, mit dem wir uns nicht beschäftigen wollen, was uns keine Freude bereitet, was wir am liebsten ganz weit von uns weg halten wollen.

Jeder von uns hatte schon mit Zumutungen durch andere zu tun, und ebenso hat jeder von uns den Mitmenschen schon mehr oder weniger oft etwas zugemutet.

Aber muss das denn eigentlich so sein? Kommt Zumutung nicht auch von Mut? Und Mut bedeutet laut Duden:
Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden; Furchtlosigkeit angesichts einer Situation, in der man Angst haben könnte
oder auch
[grundsätzliche] Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält

Wenn wir also unser Herz in die Hand nehmen, Ängste überwinden, aus der Überzeugung, das Richtige zu tun, ins Handeln kommen, dann muten wir uns selbst etwas zu. Und wenn wir dieses von anderen erbitten, dann muten wir ihnen im besten Sinn etwas zu. Und dann hat Zumutung auch etwas damit zu tun, dass wir Zutrauen zueinander haben, etwas auf die Reihe zu bekommen.

Und nun fragst du dich vielleicht, warum ich dieses geschrieben habe.
Ganz einfach: Ich lese gerade ein Buch über Demokratie. Es mutet mir eine Menge an Denkarbeit zu😁.
Deshalb gibt es heute erstmal dieses Appetithäppchen, die Denksportaufgabe für den Sonntagabend.
Näheres zu dem Buch wird folgen. (Ich bin selbst gespannt, wohin mich das führen wird…)

Binge-reading für alle?

Als Reaktion auf meine letzte Buchrezension schickte Christiane mir den Link zu diesem sehr interessanten Blogbeitrag. Inzwischen habe ich ihn mehrfach gelesen und mir auch ausgedruckt, damit ich meine Anmerkungen an den Rand kritzeln kann. Denn mir kommen ziemlich viele und ganz unterschiedliche Gedanken dazu. Gedanken, die meist mit meinen persönlichen Erinnerungen von fast 50 Jahren aktivem Lesen und 36 Jahren Arbeit im und für den Buchhandel zu tun haben. Und mit vielen Gesprächen, die ich in den Buchhandlungen mit KollegInnen, Verlagsvertretern und natürlich mit Kundinnen und Kunden geführt habe.

Da ich weiß, dass hier eine ganze Menge buchaffiner Menschen lesen und schreiben, möchte ich euch den Artikel empfehlen und in einem zweiten Schritt einladen, hier über verschiedene Sichtweisen, Leseerfahrungen und Meinungen zu diskutieren. Natürlich weise ich darauf hin, dass wie immer gilt: Respekt gegenüber anderen Meinungen, so schreiben, wie man selbst gern angeschrieben werden möchte, ihr wisst schon, das wird so langsam zu meinem persönlichen Fetisch, wenn man es denn so bezeichnen möchte.

Ich mache dann mal den Anfang:

Zunächst mal fordert mich der Blogbeitrag auf, Gedanken zu verfolgen, die sich mir in meiner Berufspraxis so noch nie gestellt haben. (So etwas ist immer gut.) Weil ich erstens schon immer auch Serientitel im weitesten Sinne verkauft habe, und zwar an ganz unterschiedliche Zielgruppen. Und auch selbst welche gelesen habe, die unter ähnlichen Voraussetzungen produziert wurden. Das begann bei mir selbst im Alter von ca. 10 Jahren, als ich mein Taschengeld in Schneider-Bücher investiert habe. „Kinder lieben Schneider-Bücher“ war ein gängiger Werbespruch. Schon damals erschienen bei Schneider nicht die edlen Klassiker der Kinderliteratur (Astrid Lindgren, Otfried Preußler etc., die erschienen bei Thienemann, Oetinger und Konsorten), sondern Serien wie „Hanni und Nanni“, „Bille und Zottel“, „Trixie Belden“, „Burg Schreckenstein“, etwas später dann „Bibi Blocksberg“ und „Benjamin Blümchen“. Unter dem Label Enid Blyton erschienen noch neue Bücher, als die Autorin schon längst verstorben war. Die Marke Enid Blyton war so populär wie aktuell Marvel, es gab also ein Team von Ghostwritern, die in ihrem Stil weiterschrieben. Und auch die immer noch bei den Jugendlichen (von damals und von heute) beliebte Serie „Drei Fragezeichen“ wurde und wird noch von einem Autorenpool geschrieben.
Im KiJuBu-Bereich folgten später noch so populäre Reihen wie „Fear Street“ oder „Das magische Baumhaus“, heute ist es „Die Schule der magischen Tiere“, „School of Good & Evil“ und vieles mehr. Kinder mochten es schon immer, wenn sie das Personal ihrer Lieblingsgeschichten kannten und immer wieder treffen konnten wie die besten Schulfreunde.

In der Buchhandlung traf ich während meiner Ausbildung auf Autoren wie Heinz G. Konsalik, der Ende der 1980er Jahre seine besten Zeiten schon hinter sich hatte und gemeinsam mit Johannes Mario Simmel von unserem ersten Sortimenter um Längen verschämter (und am liebsten gar nicht) verkauft wurde als die deftige Literatur von Henry Miller oder Anais Nin. Gerade bei Konsalik konnte man bei näherem Hinsehen feststellen, dass er offensichtlich eine Kartei mit Textkonserven benutzte, die in (nicht immer) abgewandelter Form sowohl beim „Arzt von Stalingrad“ oder in Südfrankreich-Romanen vorkamen.
Für die linksgerichtete, eher intellektuelle Leserschaft gab es die Reihe rororo-Thriller, für die konservativeren Krimifans die roten Goldmann-Krimis mit Agatha Christie und Edgar Wallace, für das Bildungsbürgertum die schwarz-gelben Diogenes-Ausgaben: Patricia Highsmith, Dashiel Hammett und ähnliche Klassiker des Kriminalromans.
Georgette Heyer, Utta Danella, Pearl S. Buck und andere Autorinnen verwöhnten ganze Frauengruppen mit exotischen und eine leichte Röte auf die Wangen treibenden Geschichten.

Also: Das Phänomen an sich ist nicht neu. Wie übrigens auch im Filmgeschäft nicht. Auch dort gab es schon frühzeitig ganze Reihen, wobei James Bond eine der bekanntesten und die über Jahrzehnte hinweg beständigste Figur darstellen dürfte (wobei natürlich auch an ihm die Spuren der jeweiligen Zeitströmung nicht vorbeigingen). Aber auch in der Film- und Musikindustrie hat sich mit dem Aufkommen des Internets, der sozialen Medien und Plattformen wie Youtube und Spotify vieles in dieselbe Richtung verschoben wie bei der Literatur. Ich kann mein eigener Regisseur, mein Musik- oder mein Podcastproduzent sein, wenn ich die Fähigkeit dazu (oder im schlimmsten Fall die Hybris) habe.

Das kann spannend und erfolgreich sein (wobei vermutlich in nackten Zahlen die Meisten nicht auf einen Brotberuf verzichten), es kann aber auch gnadenlose Abstürze zur Folge haben: Wer hier sorgfältig arbeitet, selbstkritisch und differenziert an die Sache herangeht, kann sich an höhere Stellen empfehlen; wer dagegen hudelt, bestimmte (oft ungeschriebene) Regeln missachtet, schlecht recherchiert oder durchscheinen lässt, dass er wenig Ahnung vom Metier hat, kann aber auch ganz fürchterlich vom Publikum abgestraft werden. Am Ende muss jeder, der sich hier engagiert, überlegen, ob er so ein Haifischbecken unbeschadet überstehen kann.

Ebenso ist es beim Self-Publishing: es hat sowohl Vor-als auch Nachteile. Es gibt in dem Bereich sehr liebevoll gemachte Werke, deren AutorInnen erkennbar Herzblut investieren, sich Mühe geben beim Layout und vor allem bei den Basics Rechtschreibung und Grammatik. Schön, wenn darauf dann auch Lektorate oder Agenturen aufmerksam werden. Es gibt aber auch grottenschlechte Beispiele zum Abgewöhnen, bei denen ich vollkommen nachvollziehen kann, weshalb kein Verlag Wert auf Veröffentlichung legt.

Was mir als nächstes Thema aufgefallen ist: Die Verfügbarkeit. In diesem Fall die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit. Ich weiß nicht, ob sich jemand ernsthaft darüber wundert, dass dieses ein schlagkräftiges Argument ist. Der Jäger und Sammler ist gerade im buchaffinen Menschen noch immer wirkmächtig. Die tägliche Belieferung der Buchhandlungen gibt es bereits sehr lange, was früher oft zu der staunenden Bemerkung „Die sind ja so schnell da wie Medikamente…“ führte. Und schon vor fast 40 Jahren gab es Kunden, die allen Ernstes morgens fragten, ob das Buch denn schon am Nachmittag abgeholt werden könne. Wenn man allerdings verglich, wer sein Buch „unbedingt“ ganz schnell brauchte, es dann aber mindestens zwei Wochen lang nicht abholte, stellte sich oft heraus, dass Eile eine sehr dehnbare Zeitspanne ist.
Ähnlich ist es bei den Bestsellern: Die Tatsache, dass ein Buch auf der Bestsellerliste ganz oben steht, heißt zunächst einmal, dass es der Verlag (oder auch Amazon) in einem definierten Zeitraum besonders gut verkauft. Was damit überhaupt nicht ausgedrückt wird, ist a) wie viele Exemplare wie Backsteine auf Stapeln in Buchhandlungen liegen, b) wie viele Exemplare nach einem Jahr an die Verlage zurückgeschickt werden und c) ob die Bücher von den Endkunden/Geschenkempfängern gelesen werden, den Esstisch am Wackeln hindern oder wie das Mon Cheri der Buchbranche weiterverschenkt werden.

Ich stimme in jedem Fall zu, dass Amazon und TikTok wichtige Verkaufs- und Marketingkanäle sind, die man heute als Verleger in strategische Überlegungen einbeziehen sollte. Aber es gibt erstens immer noch Zielgruppen, die nicht über diese Plattformen erreicht werden (wollen), sogar ganz explizit darauf verzichten und zweitens bleibt ganz einfach auch noch abzuwarten, ob und wie lange sich die jungen Leute auf den immensen Leistungsdruck einlassen, der gerade durch das Binge-Reading entsteht. Ich kenne auch niemanden, der 24/7 Netflix-Serien schaut. Erfahrungsgemäß nutzt sich die Begeisterung umso schneller ab, je mehr man sich auf einen Kanal, eine Beschäftigung konzentriert.
Dazu fällt mir noch ein: früher, in einer Zeit ohne Familie und Kinder, konnte es mir passieren, dass ich mich abends mit einem neuen Leseexemplar von Kathy Reichs ins Bett verzogen habe und dann ging auf einmal der Wecker, ich klappte das Buch zu: Uff! Fertig! und hatte nicht geschlafen. Das funktionierte nicht mehr, sobald ein kleines Menschlein da war, das mich jede überhaupt noch mögliche Sekunde Schlaf auskosten ließ. Es relativiert sich irgendwann ziemlich vieles.
Nicht zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass Leute, die lesen, im Allgemeinen nicht vor viereckigen Augen oder drohenden Amokläufen als Folge ihres Bücherkonsums gewarnt werden (nicht mal dann, wenn sie nur blutrünstige Thriller lesen)😅.

Wie gesagt, das sind meine eigenen Erfahrungen, die ich im Lauf der Jahre gesammelt habe. Ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit. Es ist wie bei den meisten aktuellen Themen: in einem breit gefächerten Spektrum gibt es unendlich viele Facetten.
Deswegen freue ich mich auch, wenn hier eine Art Erfahrungsaustausch entsteht. Welche Gedanken, Erinnerungen, Ideen kommen euch, wenn ihr den Artikel von Herrn Sahner lest?

Ausgleich

Gestern war ich auf Krawall gebürstet, heute bin ich eher um Ausgleich bemüht.
Heute früh beim Sporteln (sehr gemütlich, mir fehlt immer noch Luft und Ausdauer) hörte ich den Podcast „Auch das noch?“ von der Zeit. Es ging um Kapitalismus. Ist er das globale Übel oder die Lösung für die Probleme der Welt? Kleiner Spoiler: ein bisschen von beidem ist dabei.

https://www.zeit.de/wissen/2023-01/kapitalismus-klimakrise-umwelt-zerstoerung-krisenpodcast

Es war auf jeden Fall sehr interessant, den verschiedenen Denkansätzen zu folgen. Und einmal mehr wird klargestellt: Alles, was wir Menschen uns ausdenken, um die Welt sinnvoll am Laufen zu halten, ist immer nur so gut, wie die Regeln dazu und deren Einhaltung. Sonst ist jedes Modell, egal was, von vornherein mehr oder weniger zum Scheitern verurteilt.

Ein weiterer interessanter Link: https://www.dezernatzukunft.org/
Und: Heute startet das Weltwirtschaftsforum in Davos. Ich bin gespannt bis im Voraus desillusioniert. Ganz schöne Spannweite.

Handball

Meine Mutter hat als Heranwachsende Feldhandball gespielt. Gern hätte sie das Interesse genetisch an mich weitergegeben. Dass es mich stattdessen im Alter von ungefähr 12 Jahren eher gereizt hätte, den Fußball zu kicken, hatte zwar teilweise damit zu tun, dass ich einen Jungen aus meiner Schule anhimmelte, der im Fußball recht erfolgreich war, aber zum sehr großen Teil auch damit, dass ich (übrigens bis heute) nie ordentlich werfen konnte, außer vielleicht das Handtuch. Aber laufen konnte ich. Auch im Zickzack.
Nun gab es etliche Hindernisse für meine Ambitionen: das elterliche kategorische Nein zu einem „so brutalen“ (ich frage mich immer noch, was an Handball weniger brutal ist als an Fußball) Sport traf auf die Nichtexistenz von Mädchenfußballmannschaften in der Gegend und nicht zuletzt hätte mir zu der Zeit vermutlich auch meine notorische Schüchternheit einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

Was geblieben ist: Ich schaue grundsätzlich nicht übermäßig viele Sportsendungen, aber es gibt das eine oder andere Event, bei dem ich ganz gern mal zusehe. Heute steigt Deutschland mit seinem ersten Spiel in die aktuelle Handballweltmeisterschaft ein und gestern Abend kam in den Nachrichten eine Meldung über ihr erstes Training in Polen. In der Turnhalle einer Schule. Vielleicht merkwürdig, aber allein dadurch steigerte sich bereits meine Achtung für die Handballer. Man stelle sich vor, die deutsche Fußballnationalelf hätte ihr erstes Training während einer WM auf dem Sportplatz einer ganz normalen Schule. Undenkbar, so viel Understatement.

Und dann steht auch noch in der Tageszeitung, dass die Handballer vorsichtshalber „genug Unterhosen bis zum Finale“ eingepackt haben. Ich bitte euch, bei so viel vorausschauendem Pragmatismus muss ich doch dahinschmelzen, oder? (Vor allem, wenn man durch Betreuung von Kinderfreizeiten von dem diffizilen Verhältnis zwischen Jungs und ihren Unterhosen weiß😉)

Es könnte also sein, dass ich jetzt im fortgeschrittenen Alter noch zu einem kleinen Handballfan werde, schließlich bin ich wohnorttechnisch von GWD Minden, TuS N Lübbecke und TBV Lemgo umgeben. Ich hoffe, die Jungs haben auch genügend Tüten für Schmutzwäsche dabei. Ich würde ihnen gönnen, dass sie die benötigen.

PS: Dieser Beitrag ist nicht ganz ernstgemeint, aber ich hatte ein deutliches Bedürfnis, etwas spaßiges zu schreiben. Ein großer Anteil der Realität ist ernst und unübersichtlich genug.

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