Noch ist alles ruhig

Aber der „Großkampftag“ der Gastronomen und möglicherweise auch der Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst wirft seine Schatten voraus.

Während ein (zugegeben kleiner, denn trotz Sonne ist es ar…kalt) Teil unserer Gemeinde mit dem Posaunenchor den obligatorischen Outdoor-Gottesdienst auf dem Wanderparkplatz vor dem Fernsehturm feiert, bereiten die Männer vom Bismarckbund (kein Bismarck-Verherrlichungsclub: Natur- und Wanderwegpflege stehen dort im Vordergrund) den Kiosk auf den erwarteten Ansturm vor: Eine Predigt, begleitet durch den Transport von Gasflaschen und Currysauce in 10-Liter-Eimern hatten wir vorher auch noch nicht. Friedliche Co-Existenz von geistlicher und körperlicher Nahrung bzw. deren Vorbereitung. Hat definitiv was. Und signalisierte uns nebenbei: Nach dem Gottesdienst ist der Kaffee am Kiosk fertig, um sich wieder aufzuwärmen.

Ich habe die Gelegenheit genutzt und bin nach dem Käffchen auf den Fernsehturm gekraxelt. Mit Kamera natürlich.

Foto 1: Blick nach Nord-Nordost, weserabwärts
Foto 2/3: Blickrichtung West, prominent: das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Spitze des Wiehengebirges. Durchs Wiehengebirge kann man bis Osnabrück wandern.
Foto 4: Blickrichtung Südwest, Richtung großer Weserbogen und Bad Oeynhausen
Foto 5: hier blicke ich nach Süden, und kaum zu glauben, zwischen den Hügeln im Vordergrund und dem lippischen Bergland im Hintergrund schlängelt sich auch dort die Weser, ehe sie den Bogen macht…
Fotos 6-9: Von Ost-Südost bis Nordost wandere ich um die Aussichtsplattform herum. 6 und 7 zeigen südlich das lippische Bergland und dann den Höhenzug des Wesergebirges, das sich bis Hannoversch Münden zieht. Dort beginnt die Weser ihren Lauf („Wo Fulda sich und Werra küssen, sie es mit Namen büßen müssen…“) Die Reise durch Niedersachsen, Hessen, wieder Niedersachsen, NRW und schließlich wieder Niedersachsen beginnt. Am Horizont der Fotos 8 und 9 befindet sich das im Dunst liegende Steinhuder Meer.
Foto 10: Die Kaffeeterrasse wartet auf den erhofften Ansturm der Currywurstesser…
Foto 11: Einmal rum. Der Blick geht wieder nach Norden, Richtung Minden und noch weiter dahinter Petershagen.
Foto 12: Blickrichtung Nordwest, über Hille mitsamt Hiller Moor, ganz am Horizont müsste irgendwo der Dümmer See liegen.
Foto 13: Und noch ein abschließender Blick über mein Heimatdorf bis ins Schaumburger Land.

Als ich die Fotosafari einmal um die Aussichtsplattform machte, war es kurz nach 9 Uhr, bis auf zwei Mountainbiker herrschte noch die Ruhe vor dem Ausflugssturm. Inzwischen bin ich wieder zu Hause, wärme mich auf und sichte meine Ausbeute. Irgendwo in der Nachbarschaft versucht jemand, der ganzen Straße seinen fragwürdigen Musikgeschmack aufzuzwingen. Den restlichen Tag werden wir definitiv nicht auf dem Weserradweg oder an anderen frequentierten Orten verbringen.

Quelle: Google Maps

In unserer Gegend kommt man um das Weserbogenlied nicht herum. Und obwohl es überhaupt nicht „meine“ Musik ist, kenne ich es natürlich auch.
Das Heimatgefühl kenne ich sehr gut, den Grabstein werde ich später eher nicht brauchen😉.

Wo die Weser einen großen Bogen macht,
Wo der Kaiser Wilhelm hält die treue Wacht,
Wo man trinkt die Halben in zwei Zügen aus,
|: Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus. 😐

Refrain:
Wir zieh’n ins Weserland,
Ins schöne Heimatland,
Dich will ich lieben
Bis in den Tod.

Wo die wilde Werre in die Weser fließt,
Wo der Kaiser Wilhelm noch von ferne grüßt,
Wo man treibt den Kranken Gicht und Rheuma aus,
|: Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus. 😐

Refrain

Wo die kleine Bastau in die Weser fließt,
Wo der Kaiser Wilhelm noch von ferne grüßt,
Wo man hört des Domes Glocken nah und fern,
|:Da ist meine Heimat, ja da leb ich gern. 😐

Refrain

Muß ich einmal in die weite Ferne zieh’n,
Treibt die Sehnsucht wieder mich zur Weser hin,
Von Hann Münden bis zum Nordseestrand
|: Dort ist meine Heimat, ist mein Vaterland. 😐

Refrain

Wenn ich einmal tot bin, schaufelt mir ein Grab,
In die Erde, die ich so geliebet hab.
Schreibt auf meinem Grabstein diese Worte auf:
|: Hier war meine Heimat, hier war ich zu Haus. 😐

Refrain

Ich glaube aber kaum, dass die Bollerwagenbesatzungen heute unsere Regional-Hymne schmettern werden. Die grölen vermutlich eher Malle-Gassenhauer…

Wehmütig…

… habe ich heute unsere Kajaks zum Verkauf angeboten. Die letzten Jahre haben sie leider nur aufgebockt in der Garage verbracht, weil einer von uns Probleme mit den Beinen hat und nicht gut ein- oder aussteigen, die andere mit den angezählten Schultersehnen nicht mehr ausdauernd paddeln kann. Und die Dritte im Bunde kann und will allein auch nicht viel damit anfangen.

Was haben wir schöne Touren damit gemacht. Urlaube in Mecklenburg-Vorpommern, am Useriner See im Müritz-Nationalpark. Und zwar am liebsten entweder in den Oster- oder in den Herbstferien. Da konnten wir die Havelquellseen, auf denen keine Boote mit Motoren zugelassen sind und die Havelstücke dazwischen ganz in Ruhe genießen.

Denn im Sommer sah es gern mal so aus:

Oder sogar noch voller. Die Geräuschkulisse passte dann meist auch dazu. Kanadier eignen sich außerdem gut zum Transport von Bierkisten, deren Inhalt mit zunehmender Paddelleistung geleert werden muss, um Ballast loszuwerden. Ab Mittag paddelten manche Leute dann mangels Orientierung oder Koordination ganz gern mal in die Seerosenfelder oder auch in die Schilfgürtel, beides natürlich no-goes im Naturschutzgebiet.

Fotografieren vom Kajak aus ist übrigens grandios. So wunderbar auf Augenhöhe mit Tieren und Pflanzen bin ich sonst nur, wenn ich mich auf den Bauch lege.

Ich werde demnächst einmal ausführlicher über den Müritz-Nationalpark und das Havel-Quellgebiet erzählen, das ist einen kompletten Beitrag wert. Aber heute geht es ja um die Boote.

Das rote Zweierkajak heißt übrigens „Emma 2“. Den Vorgänger, die originale „Emma“, hatten wir in dem Jahr angeschafft, als ich mit unserer jüngsten Tochter schwanger war. Das Boot ist ein gutmütiges, etwas schwerfälliges, aber stabiles „Dickschiff“ und weil ich damals ebenfalls gutmütig, schwerfällig und ein Dickschiff war und außerdem ständig schnaufte, wurde die bekannte Kinderbuch-Lokomotive Emma kurzerhand Patin. Für das Kajak und zeitweilig auch für mich.

Auch die Weser war unser Revier

Da paddelt man allerdings am besten immer weserabwärts, denn die Weser hat eindeutig mehr Strömung als die Havel.

Eines unserer Boote durfte mehrfach als „Rudelanführer“ auf der Weser unterwegs sein, als einziges grünes Kajak unter lauter roten Kanadiern. Das sah dann so aus:

Das war kurz vor der Staustufe in Petershagen, da musste man die Ausfahrt zur Rutsche finden…

Diese Fotos existieren, weil wir uns aufteilten: Edgar machte den Kanu-Guide, ich brachte mit dem Auto den Trailer (für 8 Boote) von Ort zu Ort und sorgte für Abschlusslimo und Fotos. Einige Jahre veranstalteten wir mit der Gemeinde Kanutouren auf der Weser, grob zwischen Vlotho und Petershagen, immer am Fronleichnamswochenende. Und den Abschluss am Sonntag bildete ein ganz besonderes Highlight:

Die Kanurutsche am Wehr war immer wieder DIE Attraktion, die dafür verantwortlich war, dass wir erst in der Dämmerung nach Hause fuhren. Und manchmal passierte am Fuß der Rutsche auch das:

Aber nie dann, wenn die Kanubesatzungen es darauf anlegten😂

Es waren schöne Zeiten. Obwohl ich mir beim Betrachten der Bilder ein paar Tränchen verkneife, überwiegt die Freude und Dankbarkeit über die Momente, die wir erlebt haben. Sowohl die intensive Naturerfahrung mit unseren Kindern als auch die spaßigen Gemeinschaftserlebnisse mit vielen begeisterten Jugendlichen und Familien.
Und nun wird es Zeit, sie ziehen zu lassen. Es gibt mit der Sterntaler ja auch bereits ein neues Kapitel des Wassersports im Hause Annuschka & Co.

Saisonstart – im doppelten Sinn

Die Einsendeaufgabe der zweiten Lektion war es, eine Erzählung über einen ganz besonderen Ort zu schreiben.
Schwierig war es absolut nicht, mir einen solchen Ort vorzustellen. Ich hätte auch den Müritz-Nationalpark nehmen können, aber meine Gedanken flogen spontan nach Heiligenhafen, die Erinnerungen sind frischer.
Manches in der Erzählung ist biographisch. Einiges ist auch erfunden.
Aber was, das bleibt mein kleines Geheimnis…😉

Steilküste an der Ostsee bei Heiligenhafen, April 2022

Mit jedem Schritt, so schien es mir, wurde der Wind rauer und sandpapierartiger auf meiner Haut. Die Luft roch salzig, das Geräusch der Brandung flutete meine Ohren. Das war in meiner aktuellen Situation heilsamer als jede Stress-Playlist, die ich zu Hause hörte, um mich zu beruhigen.
Mit jedem weiteren Schritt wurde ich schneller, ungeduldiger, sogar die Länge meiner Beine schien über sich hinauszuwachsen. Es war schon viel zu lange her, dass ich zum letzten Mal diese ganz spezielle Ungeduld gefühlt hatte.
Dort lag mein Sehnsuchtsziel, auf der gegenüberliegenden Seite der Promenade – und endlich sah ich auch, was ich bereits hören und riechen konnte. Alle meine Sinne waren gespannt wie eine Bogensehne kurz vor dem Loslassen.

Kaum hatte ich den Sandweg zwischen den Dünen erreicht, bückte ich mich, um hastig Schuhe und Socken loszuwerden. Konnte dieser Schnürsenkel nicht ein einziges Mal ohne Knoten aufgehen?
Die erste Anspannung fiel von mir ab, sobald ich den Sand unter meinen Fußsohlen wahrnahm. Oberflächlich war er angenehm warm, aber wenn ich die Zehen spielerisch in den Sand grub, spürte ich noch die feuchte Kühle der letzten Regentage. Der Kontrast ließ mich unglaublich lebendig fühlen.

Nach einem kurzen, bewussten Innehalten ging ich langsam weiter, den Blick gesenkt, nach innen horchend, jeden Schritt und jeden einzelnen Augenblick auskostend. Rechts und links des Sandweges erhoben sich die hügeligen Dünen, der allgegenwärtige Wind ließ den Strandhafer und die Segge, ja sogar die robusten Stranddisteln rascheln.

Dann hob ich den Blick und erfasste die gesamte Szene, die sich mir bot. Den weißen, puderigen Sandstrand, noch fast menschenleer. Vereinzelt standen bereits Strandkörbe für die kommende Saison bereit, einige wenige waren sogar schon besetzt mit lesenden oder tagträumenden Senioren. Ein paar kleine Kinder in Matschhosen und Gummistiefeln bauten Sandburgen, von ihren Eltern sorgsam aus dem Hintergrund beaufsichtigt, selbstvergessen in ihr Spiel versunken. Ich seufzte. Einmal noch so unbeschwert in den Tag hineinleben!

Ich nahm den Spülsaum wahr, wo sich Muschelschalen, Tang, kleinere Kiesel und größere Steine, vereinzelt sogar Hühnergötter häuften. Die Ostsee, die heute ruhig, aber energisch in ihrem ewig wiederkehrenden Rhythmus an den Strand brandete. Und schließlich im milchigen Dunst die Silhouette des südwestlichen Zipfels der Insel Fehmarn, durch den Sund vom Festland getrennt und durch die Brücke trotzdem mit ihm verbunden. In regelmäßigen Abständen blitzte das Leuchtfeuer des Leuchtturms Flügge in der Nähe von Orth auf. Solch hilfreiche Orientierungspunkte brauchte auch ich immer wieder, damit sie mir zeigten, wo mein Weg entlangführte.
Ein lautes Spektakel brachte mich wieder ins Hier und Jetzt. Die launischen Böen trugen sowohl die Möwen als auch ihre klagenden Schreie neckend mal hierhin, mal dorthin.

Ich spürte, wie meine Mundwinkel sich von ganz allein hoben und ein breites Bananenlächeln mein Gesicht erhellte. Das war Mamas ständige Frotzelei gewesen: „Du kannst beim Lachen eine Banane quer essen.“ Na und? Besser, als vom ständig verkniffenen Mund einen Faltenkranz um die Lippen zu bekommen! Aber die Zeit, als Mutter und Tante mein Selbstbild bestimmten, war lange vorbei. Ich selbst war für meine Gedanken und Gefühle zuständig, niemand sonst.

Spontan ließ ich mich rücklings in den Sand plumpsen, streckte Arme und Beine aus, schloss die Augen genießerisch und atmete tief ein.

Angekommen!

Alle Fotos nach dem oberen sind aus dem Oktober, aber die Atmosphäre kommt trotzdem gut rüber, finde ich.

Ganz zum Schluss noch ein Foto, das ich an jedem größeren Gewässer einmal mache (wenn ich es nicht vergesse😅). Einfach aus Jux. Wer kriegt jetzt einen Ohrwurm?

Der botanische Garten in Minden

Gestern hatte ich mal wieder ein längeres Zeitfenster, wo es sich nicht lohnte, zwischen zwei Taxidiensten nach Hause zu fahren. Obwohl es bedeckt und nicht ganz so frühlingshaft war wie am Tag zuvor, nahm ich also die Kamera mit und entdeckte den botanischen Garten neu. Es ist schon etliche Jahre her, dass ich dort öfter mal herumlief. Seither haben Stürme, Hitze, Kälte, Nässe und Trockenheit, also Witterungsbedingungen einerseits sowie die Schaffung von Sichtachsen und das Entfernen von schlecht einsehbaren Stellen (wegen Dealerei) andererseits den Garten ganz schön verändert. Aber ein schönes Fleckchen Natur, Ruhe und Rückzug vom Alltag ist geblieben, mitten in der Stadt.

Die alten Grabstellen sind, bis auf wenige Ausnahmen, aufgelöst. Grabsteine, oft von Familien, welche in der Zeit ab ungefähr 1800 die Stadtgeschichte geprägt haben (Unternehmer, Bürgermeister, Verwaltungsbeamte aus preußischer Zeit, Militärs) stehen verteilt auf dem Gelände.
Ich selbst habe eine ambivalente Einstellung zu Friedhöfen – ich besuche nicht häufig die Gräber meiner Angehörigen, weil ich sie (die Menschen) dort nicht finde. Sie leben eher als Erinnerungen tief in mir weiter . Aber ich mag die Atmosphäre auf alten Friedhöfen, weil sich dort Ende und Neubeginn, Vergänglichkeit und Ewigkeit, Vergehen und Aufblühen treffen. Dort ist Kulturgeschichte mit vielen Sinnen erfahrbar. Obwohl durch den Wandel der Bestattungskultur durchaus die Frage im Raum steht, wie lange das noch so ist. Aber auch das gehört zum Lauf der Zeit.

Bemerkenswert: Fast alle Grabmäler bestehen aus Sandstein (regional erste Wahl) oder Marmor. Einige Metallkreuze zeige ich euch später noch. Aber das Feld mit den drei schlichten, kleinen Holzkreuzen macht mich neugierig auf die Geschichte, die dazugehört. Das werde ich mal versuchen, herauszufinden.

Bäume sind, neben Bodendeckern und Stauden, unverzichtbar für Friedhöfe, heute mehr denn je. Natürlich findet man die „heiligen“ Bäume wie Ilex und Eibe, aber vor allem Koniferen und mächtige Laubbäume. Auch die Bäume dieses Platzes mitten in Minden haben Geschichte(n) erlebt. Sogar als Baumleichen erzählen sie noch davon. Hier einige charakterstarke Exemplare:

Auch um die Tiere in der Stadt kümmert sich die Parkverwaltung: Igel-Hotels für den Winter, Vogeltränken, Futterhäuschen, sogar Ausstiege aus den Wasserstellen finden sich verteilt über das Gelände. Als ich in die Betrachtung einiger alter Grabsteine vertieft war, nahm ich plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr: Zwei Eichhörnchen spielten Fangen, flitzten über die Wiese, einen Baum hinauf und immer um den Stamm herum. Es war herausfordernd für mich, so schnell die Brille von der Nase zu reißen und die Kamera vor dieselbe zu halten😅. Mit mehr Glück als Können erwischte ich die Tierchen doch noch. Naja. Nicht mit der Qualität gewisser Mitblogger zu vergleichen.

Eine merkwürdige Zusammenstellung von alten Grabmälern habe ich am Anfang des Rundgangs gesehen:

Diese ungewöhnliche Trinität steht tatsächlich so nebeneinander. Ganz links wurde im Jahr 1827 der Oberst und Comandant zu Minden begraben, der seine militärische Laufbahn 1780 als Leibpage Friedrichs des Großen begonnen hatte. So geht es aus dem Grabkreuz hervor. In der Mitte sehen wir das Grabkreuz des Bürgermeisters Martin Friederich Kleine, der im März 1854 verstarb. Das ionisch anmutende Säulenfragment rechts passt nun überhaupt nicht in die Reihe, die Steine daneben sind außerdem so verwittert, dass keine Informationen zu der Grabstelle vorhanden sind.

Wie in so vielen Städten spielen leider immer wieder Kriegsgefallene eine Rolle. Minden war preußische Garnisonsstadt, daher gab es hier immer viele Militärangehörige. Im Jahr 1759 gab es sogar die Schlacht um Minden, die in die Geschichtsbücher einging. Die Wunden der Kriege hinterlassen auf jedem Friedhof Spuren, so auch hier.

Von links nach rechts: An dieses merkwürdige Gebäude schlich ich mich heran und schaute hinein. An den Innenwänden befinden sich auf beiden Seiten Tafeln mit den Namen Gefallener. Leider konnte ich nicht auf Anhieb erkennen, aus welcher Epoche. Auch eine „Hausaufgabe“.
Der Grabstein in der Mitte erzählt eine tragische Familiengeschichte: Offensichtlich konnte der Leichnam des im November 1918 (in den letzten Kriegswirren) gefallenen Sohnes nicht geborgen und nach Hause gebracht werden. Die Mutter des jungen Mannes, der nur 18 Jahre alt werden durfte, verstarb im Juni 1919. Aus Trauer und Gram? Ich weiß es nicht. Der Vater und Ehemann lebte noch bis Mai 1939 und musste so zumindest den offiziellen Ausbruch des zweiten Weltkrieges nicht mehr erleben.
Der Steinklotz, der einmal den Sockel für ein Sandsteinkreuz bildete, erinnert an die französischen Kriegsgefangenen des Krieges von 1870/71, die ihre Heimat nie wiedersahen, vermutlich weil sie in Gefangenschaft umkamen.
Die Gedanken wandern ganz automatisch in die vielen Kriegsgebiete weltweit, die auch heute noch solche furchtbaren Schicksale hervorrufen.

Damit dieser Beitrag aber nicht so ganz bedrückt endet, habe ich mir ein Foto bis zum Schluss aufgespart, das für alle trüben Gedanken entschädigt. Und auch hoffentlich für das eine oder andere etwas verschwommene Bild. Wenn ich die Kamera nutze, sehe ich gern durch den Sucher, da kann ich die individuelle Sehstärke einstellen. Entweder muss ich das mal nachjustieren oder die vielen Leute im botanischen Garten haben dafür gesorgt, dass ich immer wieder auf die Schnelle knipsen musste, damit mir niemand durchs Bild lief. Oder von beidem etwas.
Eine hochmotivierte Hundeschulklasse (sämtliche Größen, wie die Orgelpfeifen😊), eine fast ebenso enthusiastische Laufgruppe und etliche Familien mit Kleinkindern waren unterwegs. Kiffer oder Dealer habe ich dagegen nicht gesehen. Sichtachsen und so bringen wohl doch etwas😁.

Das nenne ich mal eine innige Umarmung. Oder Umbaumung?

Wer gern mehr über den Alten Friedhof Minden erfahren möchte, findet hier Informationen und weiterführende Links.

Sonn(en)tag

Begonnen habe ich den Tag mit Brötchenbacken. Unvermeidlich dabei sind Pausen, in denen ich warte, dass der Teig aufgeht (Zeit genug für eine halbe Stunde Ergometertraining im Gesundheitsmodus), dass die fertig gewirkten Brötchen nochmals aufgehen und der Ofen die passende Temperatur erreicht und schließlich, dass die Brötchen fertig sind. Da kann ich doch auch wunderbar bei der ersten Tasse Kaffee etwas lesen. Gelungener Auftakt.

Szenenwechsel

Nach dem Mittagessen entschloss ich mich spontan, das erste Mal nach überwundener Covid-Infektion und späterer Lungenentzündung wieder bergauf zu gehen, statt in der Ebene zu bleiben. Ich wollte es auch ganz gemächlich angehen. Blöd nur, wenn der Vierbeiner eine andere Vorstellung von „gemächlich“ hat. Kunststück, der kommt mit seinen vier Pfoten effektiver den Berg rauf als ich mit zwei Beinen. Der einzige Vorteil: die furchtbar steile Strecke gehört noch zum Ort, wenn ich mich also umdrehe und ein paar Schritte rückwärts gehe, habe ich erstens einen grandiosen Ausblick auf die norddeutsche Tiefebene, die sich dann vor mir erstreckt. Am Horizont sehe ich die Vergangenheit und die Zukunft der Energieerzeugung: Das Kohlekraftwerk in Lahde, wegen der befürchteten Gasknappheit letzten Sommer reaktiviert, spuckt große Wasserdampfwolken aus dem Kühlturm, noch etwas weiter nördlich drehen sich die Windräder majestätisch vor sich hin.
Zweitens kann ich mir im Rückwärtsgang mehr oder weniger erfolgreich einreden, dass sich meine ureigene Pumpe regeneriert, ähnlich wie ein rückwärtslaufender Stromzähler. Manchmal muss man sich halt doch ein bisschen in die Tasche flunkern😁. Wenn’s hilft…
Auf ein Foto der Aussicht müsst ihr leider trotzdem verzichten, mit dem Luftschnappen und Kalle war ich in dem Augenblick komplett ausgelastet.

Im Wald angekommen stellte ich fest, dass ich nicht die Einzige war, die irgendwie in der Luft hing. Dem abgesägten Baum ging es ganz ähnlich. Aber im Gegensatz zu mir wird ihm auch „tief Luft holen“ nicht mehr helfen. Kalle wiederum hatte viel zu schnuppern, denn in dem Waldstück gibt es Rehe, Wildschweine, Pioniere (letztere allerdings eingehegt hinter einem hohen Zaun und vermutlich nicht unbedingt sonntags) und natürlich Spaziergänger, gern auch mit Kindern und Hunden. Ich weiß gar nicht, wieso ich davon ausgegangen war, dass wir bei dem schönen Wetter den Wald für uns haben könnten. Da mir die Frequenz an Menschen und Fellnasen eindeutig zu viel wurde, gingen wir kurzerhand einen anderen Weg als geplant und das war eine sehr gute Entscheidung. Erstaunt stellte ich fest, dass in dem Stück Jakobsberg, in dem wir uns nun befanden, ein Weg existierte, den ich in dem halben Jahrhundert, das ich nun schon durch den Wald stromere, noch nie gegangen bin. Oder es ist so lange her, dass ich mich nicht erinnere. Den Weg hatten wir fast komplett für uns, nur ein einsamer Jogger in neongelbem Outfit, bestimmt 10 Jahre älter als ich, hüpfte beneidenswert leichtfüßig den schmalen Weg bergauf, der quer vor dem Ende des Wirtschaftsweges verlief – und auch vor dem Ende des Berges, es ging plötzlich jäh bergab zur Bundesstraße hin, deren Bau vor Jahrzehnten dafür gesorgt hatte, dass vom Gebirge die Kante abgeknabbert wurde. Wir gingen stattdessen bergab, weil ich durch die unbelaubten Bäume sehen konnte, wohin diese Strecke führen würde. Unter anderem zu fünf ziemlich zerfallenen und verlassenen Hochbehältern aus Beton, die nicht mehr sehr vertrauenswürdig wirkten:

Die anderen sahen ähnlich aus: Der Beton von außen bis auf die Armierung abgeplatzt, von abgebrochenen Ästen und Stämmen bedeckt, löcherig. Ein paar Meter weiter die nächste Überraschung:

Die alte Glasfabrik existiert seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Dass die Gebäude allerdings so weit in den Wald hineinragten, war mir nicht bekannt. Vielleicht hat auch der Wald in der langen Zeit einfach ein Stück des ehemaligen Werksgeländes überwuchert. Hm, das ist eine neue Aufgabe, das werde ich mal recherchieren.
Dann der Aha-Effekt: Ich komme am Open-Air-Schießstand des Bürgerbataillons heraus, von dort geht es zur Bundesstraße, die ich dann ein Stück entlangwandere, um wieder die Richtung nach Hause einzuschlagen. Glücklicherweise ist auf der Straße fast schon weniger los als im Wald. Da bin ich von den Wochentagen anderes gewohnt. Für Kalle allerdings eine ganz neue Erfahrung (die Bundesstraße kannte er noch nicht): Er schaut jedem entgegenkommenden Fahrzeug hinterher, muss sich also immer wieder umdrehen. Zum Glück gibt es auf dem Bürgersteig keine Türrahmen, vor die er laufen kann (was er im Haus öfter mal macht, wenn er wissen will, ob ich ihm folge). Auf der Straße, die uns wieder nach Hause führt, geht eine Zeitlang ein junger Mann ungefähr 100 Meter vor uns her. Kalles Neugier ist groß genug, dass er ihn gern einholen würde, aber nö. Da spiele ich nicht mit. Wir gehen jetzt stur dasselbe Tempo wie schon die letzten Kilometer.

Nach etwas mehr als einer Stunde endet unser heutiges Mikro-Abenteuer, von dem wir vor dem Start nicht einmal ahnten, dass es ein solches sein könnte. Mein Fazit: Auch in der anscheinend bekannten Umgebung lohnt es sich immer, nach Neuem Ausschau zu halten. Die Aufforderung des Tages im Fastenkalender lautete: „Das will ich mal genauer beleuchten“. Cool, wie das ganz unverhofft in die Tat umgesetzt wurde.
Ausbaufähig und bedürftig ist dagegen eindeutig meine Kondition bergauf. Daran muss ich arbeiten. Covid ist halt doch ’ne Bitch.

Wieder aktuell bei mir

Nächster Anlauf. Aber dieses Mal anders: Ich mache eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Pilgerbegleiterin auf dem Sigwardsweg.
Das bietet sich an, weil er direkt vor unserer Haustür liegt und die Ausbildung gerade hier im Kirchenkreis angeboten wird. Den Auftakt-Abend habe ich schon hinter mir, Morgen folgt ein ganzer Tag Theorie, ab Mitte März werden wir etappenweise den Weg unter die Füße nehmen. Ich bin gespannt, freue mich wie Bolle und hoffe ein wenig bange, dass meine Gelenke, Bänder und Sehnen durchhalten.
Buon camino.

Messebesuch – von naturnah bis Luxus im Überfluss

Ich hätte es wissen können! Was für die Buchmesse gilt, gilt auch für andere Messen, in diesem Fall für die boot 2023 in Düsseldorf. Dort waren wir gestern. Uff, ich bin geplättet, dabei haben wir uns bei weitem nicht alles angesehen, was teuer ist und edle Namen trägt! Ich hatte mir vorher nicht mal überlegt, wie vielfältig das sein könnte, was dort alles gezeigt wird.

Aber der Reihe nach: gut zwei Stunden Fahrt nach Düsseldorf, dann fast nochmal so lange, bis wir endlich das Auto auf dem Parkplatz abgestellt hatten und mit dem Shuttlebus am Osteingang der Messe angekommen waren. Zumindest war der Einstieg gut gewählt, denn in der Halle 14 fühlte ich mich sofort wohl: Kajaks, Kanadier (fest oder aufblasbar), Faltboote (klassische und solche, die wie Papierschiffchen aussahen), gern auch zum Ausprobieren auf dem künstlichen Flusslauf, der an einer Seite der Halle entlangmäanderte, waren das Erste, was wir zu sehen bekamen.

Erinnerungen an MeckPomm-Urlaube kamen auf, und überfüllt war die Halle auch nicht. Außerdem waren dort klassische Segel- und Motorboote in teils wunderbar restauriertem, teils ziemlich abgewracktem Zustand ausgestellt. Ziemlich schick fand ich dieses Boot, das ich mir sehr gut an der Cote d’Azur vorstellen kann, mit Cary Grant und Grace Kelly an Bord, wie in „Über den Dächern von Nizza“:

Vielleicht braucht es ein bisschen Phantasie, aber in Ansätzen lässt sich das klassische Motorboot erkennen. Es war gar nicht so einfach mit dem Fotografieren, denn ständig liefen mir Leute durchs Bild oder umringten die Boote so dicht, dass Fotos ohne erkennbare Unbeteiligte überhaupt nicht möglich waren. In den meisten Hallen war es außerdem verboten, Fotos zu machen. Naja, die ausgestellten Großyachten mit mehr als 55 Fuß Länge (16,5 Meter und länger…) passten sowieso nicht aufs Bild und Schiffsrümpfe sind auch eher uninteressant.

In der Halle 14 gab es außerdem Ausstellungen von allen, die am und auf dem Wasser für Sicherheit sorgen: Wasserwacht, DLRG, Wasserschutzpolizei… mit verschiedenen Booten bis hin zu Schiffen der Polizei, die normalerweise auf dem Rhein herumfahren.
Sehr anschaulich und auch wichtig: Naturschutzorganisationen machten auf die bedrohte Ressource Ozean aufmerksam, die Vermüllung vor allem durch Plastik, Geisternetze und was sonst noch so alles nicht dorthin gehört, Korallenbleiche durch Überhitzung der Meere, abschmelzende Polkappen…

Nachdem wir uns durch diese ansprechende Ausstellung gearbeitet hatten, ging es weiter in die Hallen 15 und 16, wo Segler auf ihre Kosten kommen sollten. Die bekanntesten Yachtbauer Bavaria, Beneteau, Hallberg-Rassy und viele andere hatten hier ihre „Flagschiffe“ aufgebaut, die neuen großen Modelle, gut und gern doppelt so lang und breit wie unser Boot und mit dem entsprechenden Tiefgang. So sahen wir also vor allem das, was sonst unter Wasser ist: Schwerter, Schrauben und Bugstrahlruder. Abtrennungen an den Ständen sorgten dafür, dass nicht einfach Hinz und Kunz die Treppenaufgänge zu den Oberdecks benutzen konnten. Ein bisschen schade fand ich das zwar, aber man musste sowieso überall entweder die Schuhe ausziehen oder so komische Überzieher drüberstreifen (wie bei der Spurensicherung). Und mit neuen Bootsmodellen geht es mir ähnlich wie mit neuen Wohnwagen: ich mag sie erstmal sowieso nicht so gern wie die älteren. (Aber ich muss sagen: auf dem Caravan Salon durfte man auch in die edlen Tourbusse der Superstars hineingehen und sich einen Moment reich und luxusverwöhnt fühlen.)

Der technikbegabte Part von uns beiden (also nicht ich) hatte Ausrüster für Navigation und ähnliches ins Auge gefasst, war aber enttäuscht von den Auskünften, die er bekam. Zwei bekannte Systeme, die für unterschiedlichste Arten von sinnvollen Informationen (Navigation, Ortung, Wetterdaten etc.) zuständig sind, können nicht miteinander kommunizieren. Keine Fremdsprachenkenntnisse sozusagen. Also hangelten wir uns weiter durch die Hallen 10 und 11, bewunderten geringelte Fenderbezüge, extravagante (und entsprechend teure) Bootshaken, Elektromotoren, Tauwerk, Heizungen, Entsorgungssysteme (aka Bordtoiletten) und anderes. Wir stöberten durch Allwetterklamotten, Rucksäcke, Schuhwerk, besonderes Geschirr im Seemannslook und andere Accessoires.

Und dann entdeckten wir die ganz weite Welt der maritimen Urlaubsdestinationen, egal ob Yachtcharter, besonders schöne Hafenanlagen an der Adria oder Tauchurlaube. Überhaupt: tauchen! Wahnsinn, wo man überall tauchen kann, zu welchen (sportlichen oder kulturellen) Zwecken, mit welchen vielfältigen Ausrüstungsgegenständen… Dem Andrang in diesem Bereich der Messe nach plant mindestens halb Deutschland in diesem Jahr einen Tauchurlaub. Mir wurde es dagegen schnell zu viel.
Da schaute ich mir lieber (natürlich ohne Schuhe, aber ansonsten willkommen) ein Hausboot an, auf dem man über die französischen Kanäle, die brandenburgische Havel oder auch in England führerscheinlos schippern kann (ein Narrowboat gab es leider nicht zum Anschauen). Auch Floating Homes, die neue Art, auf dem Wasser zu leben, wurden gezeigt (interessant, aber ein bisschen steril für meinen Geschmack, neue Sachlichkeit sozusagen).

Den Abschluss machten wir dann wieder in der Halle, in der wir begonnen hatten, damit ich wieder ein wenig mehr mit mir selbst im Einklang war. Dort sahen wir ganz am Ende unserer Messetour noch zwei witzige Wasserfahrzeuge. Das eine war ein aufblasbarer Katamaran, der ein bisschen aussah, als wären seine Eltern ein Standup-Paddleboard (SUP) und eine Hüpfburg gewesen.
Für das andere muss ich euch erstmal einen alten Wassersportwitz erzählen: Was ist der Unterschied zwischen paddeln und rudern? Die Paddler sehen voraus eine Kneipe am Ufer und können dort anhalten. Die Ruderer sehen sie immer erst dann, wenn sie daran vorbei sind.
Dieses Problem können sie mit einer neuen Erfindung ändern: gezeigt wurde eine Art SUP mit Ruderanlage obendrauf. Das besondere daran: die Ruder sind mit einem Gelenk in der Mitte geteilt, so dass die Ruderer tatsächlich „vorwärts“ rudern.

Die Luxusyachten (meist sowieso Motoryachten), die immer im Fernsehen bei der Berichterstattung von der boot gezeigt werden, haben wir uns gar nicht mehr angesehen. Es wäre zwar vielleicht mal nett gewesen, sich so viel Überfluss anzusehen, aber ehrlich gesagt finde ich das so abgehoben, dass es mir keine schlaflosen Nächte bereiten wird, auf diese Erfahrung zu verzichten.

Weser – ähm – Wasser marsch!

Heute hatte ich mal wieder etwa eine Stunde Zeit zu überbrücken, die ich für einen Spaziergang am Weserradweg nutzen wollte. Von der Schachtschleuse in Minden ging ich also guten Mutes weserabwärts los und freute mich, dass die Weser nach den wasserarmen Sommermonaten letztes Jahr mal wieder reichlich Wasser hat.
Leider sorgte das auch dafür, dass ich schneller als gedacht den Rückweg antreten musste, weil ich nicht das passende Schuhwerk trug. Genossen habe ich den Spaziergang trotzdem und ein paar „Beweisfotos“ gemacht, für die nächste Trockenphase, die auch bestimmt wieder kommen wird…

Wo Vergänglichkeit auf die Ewigkeit trifft

Die Friedhofskapelle des Nordfriedhofes Minden

Zu Friedhöfen habe ich ein zwiespältiges Verhältnis, das sich seit Jahrzehnten zwar immer etwas wandelt, aber der Zwiespalt an sich bleibt. Als Kind begleitete ich meine Mutter mindestens einmal im Monat zu den Friedhöfen, bei uns im Dorf, wo ihre Eltern begraben waren und nach Minden auf den Südfriedhof zu den Gräbern meiner Großeltern väterlicherseits. Ja, ich hatte nicht lange in meinem Leben Großeltern, da ich das spätgeborene Kind einer Mutter war, die selbst auch schon die Jüngste in ihrer Familie war.

Alte Familiengruft auf dem Nordfriedhof

Also wurden die Gräber gepflegt, es wurde gejätet, geschnitten, geharkt, gegossen, Mama hatte extra eine „kleine Friedhofsharke“ (die übrigens immer noch existiert), mit der am Ende die Furchen schön parallel in der dunklen Erde gezogen wurden. Wie auf allen anderen Gräbern in der Umgebung auch. Und zweimal im Jahr, vor Ostern und vor Totensonntag, gab es Großeinsätze. Dann wurden auch zu groß gewordene Koniferen ausgetauscht. Die Großen nahmen wir mit nach Hause und pflanzten sie im Garten ein, dafür wurden kleine Pflanzen nachgekauft, bei denen sich das Spiel nach ein paar Jahren wiederholte. Zu Ostern gab es außerdem zum Abschluss Tulpen, im November einen Kranz als Winterschmuck. Überflüssig zu erwähnen, dass gerade diese großen Aktionen für ein Kind schnell langweilig wurden.

Vor vier Wochen lief hier noch Wasser, gerade in diesem Jahr Inbegriff des Lebens

Schon damals, vor fast einem halben Jahrhundert, machte ich mich also auf den Weg, während meine Mutter an den Gräbern hingebungsvoll arbeitete, und erkundete den Friedhof. Bei uns im Dorf war das übersichtlich und recht schnell geschehen, ich balancierte auf Grabumrandungen (sorry, so mit ungefähr fünf Jahren macht man sich noch keine Gedanken, ob das „schicklich“ ist), bewunderte alte Familiengruften der Landwirtsfamilien, sammelte je nach Jahreszeit Blumen, Kiefernzapfen oder Kastanien und Eicheln. In Minden war der Friedhof ungleich viel größer, mit „uralten“ Bereichen, die total zugewachsen waren mit sehr großen Eiben, hohen und dicken Lebensbäumen, schiefen und verwitterten Sandsteingrabsteinen. Da konnte sich ein Dötz schon mal verlaufen.

Prächtige Gruft mit Sarkophag. Heute eher unüblich.

Warum ich das erzähle? Weil ich vermute, mein innerer Zwiespalt rührt aus dieser Zeit. Ich weiß um die Stärke und Wichtigkeit von Ritualen, sie können heilen helfen in Zeiten der Trauer. Ich habe auch früher immer gesagt, es ist gut, einen konkreten Ort zu haben, an dem man gedenken kann. Ein Teil von mir sieht das heute noch so. Ich möchte jedenfalls niemandem die rituelle Grabpflege madig machen, weil es oft ein tiefes Bedürfnis ist, aber ich musste leider auch häufig beobachten, dass sie nur aus dem Grund betrieben wurde, „die Leute“ könnten ein schlechtes Bild bekommen. Und diese Motivation fühlt sich für mich falsch an.
Inzwischen habe ich noch ein anderes Verständnis dazugewonnen: Das Gedenken findet bei mir persönlich eher in Alltagssituationen statt. Zum Beispiel hier auf dem Blog, wenn ich kleine Anekdoten aufschreibe. Oder bei der Gartenarbeit, wenn mir in den Sinn kommt, wie Mama mich als Kind angeleitet hat (und ich trotzdem sehr vieles heute anders mache😉, weil mir neben Traditionen auch neue Herangehensweisen wichtig sind). Wenn ich den Rotkohl grundsätzlich nach ihrem Rezept „frei Schnauze“ koche, aber ein paar Kleinigkeiten verändere, die es zu meinem ganz eigenen machen.

Friedhöfe liebe ich nach wie vor. Als Orte der Stille (auch, wenn ich heute früh leider in der Zeitung lesen musste, dass auf dem Nordfriedhof neuerdings eine Gruppe Leute säuft und randaliert, was ist mit manchen Menschen bloß los?), der Besinnung, der Erinnerung. Als ich gestern über den alten Teil des Friedhofes geschlendert bin, habe ich einige der alten Familiengruften fotografiert, weil sie Geschichten erzählen. Ganz bewusst habe ich alte Grabstellen ausgewählt, wo die letzte Bestattung schon lange zurückliegt und darauf geachtet, dass möglichst keine persönlichen Angaben lesbar sind. Die Geschichten, die hier erzählt werden, handeln von familiärer Identität über Generationen hinweg. Von Honoratioren der Stadtgeschichte, deren Wichtigkeit und Wert noch nach ihrem Tod in Stein gemeißelt wurde. Grabstätten mit Sandsteinbänken, eine sogar mit einem relativ modernen Gartenstuhl, die davon zeugen, dass Menschen die Nähe ihrer Vorfahren such(t)en, als Trost, als Bestätigung der Bindung oder als Ruhepunkt im unbeständigen Leben.
Andere Geschichten handeln von unerfüllten Hoffnungen, wie der Grabstein eines Fliegers aus dem ersten Weltkrieg. Die Eltern des jungen Mannes hatten sogar auf den Grabstein schreiben lassen, in welcher Berufsausbildung sich ihr Sohn befand, als er brutal aus dem Leben gerissen wurde.
Sehr berührend und wegen der Aktualität natürlich ohne Fotos ist das Sternenkindergrabfeld. Bunte Windspiele, Kuscheltiere, Laternchen, Spielzeugautos und viele kleine persönliche Statements zeigen anschaulich, dass die Trauer um ein Baby, das nicht leben konnte, nicht in einer bestimmten Zeit „abgearbeitet“ werden kann, wie es von der Gesellschaft mehr oder weniger unterschwellig aber oft erwartet wird. Werten will ich nichts davon.

Besonders empfinde ich auf Friedhöfen immer den Geruch, nach vielen Pflanzen, großen Bäumen und kleinen Stauden, im Herbst gern auch etwas modrig, nach Vergehen. Die Vögel singen zu fast jeder Jahreszeit, weil sich hier viele Nistplätze finden. Auf dem Nordfriedhof gibt es auch eine große Saatkrähenkolonie. Menschen werkeln an den Gräbern, erholen sich auf Sitzbänken am Wegesrand, führen ihren Hund spazieren oder schlendern einfach herum, so wie ich. Keine hundert Meter entfernt ist eine große Ausfallstraße mit viel Verkehr, auf der anderen Seite liegt die Weser und die Kanalschleusen, gegenüber der Weser beginnt das Industriegebiet. Aber hier ist von Alltag, Hektik und Lärm nichts spürbar. Ein bisschen wie ein Kokon, in dem die Zeit eine untergeordnete Rolle spielt.

Friedhöfe sind Orte der Trauer, keine Frage. Aber sie sind auch Orte der Besinnung, des Luftholens und der Hoffnung. Ob es nun die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod ist, die Gewissheit, dass Schmerzen und Leid ein Ende finden oder schlicht und einfach ein Ort, der ein innehalten in der Hektik ermöglicht. Sie können dadurch ebenso Kraftorte sein. Alles das hat seine Berechtigung.

Herbst am Kanal

Wieder hatte ich ein halbes Stündchen, zum Warten, zur freien Verfügung. Weil ich sowieso in der Nähe war und das Wetter lockte, zog es mich mal wieder zum Wasserstraßenkreuz.

Heute waren beide Schleusen offen, vom Kanal aus gesehen, das sehe ich nicht oft. Aber auf dem linken Foto gibt es ein Detail, das ich noch länger so nicht gesehen habe. Der Kühlturm in der Bildmitte dampft wieder.

Das Steinkohlekraftwerk in Lahde an der Weser wurde im Sommer 2021 vom Netz genommen, aber noch nicht endgültig stillgelegt. Bis Ende September 2022 sollte es als Reserve zur Verfügung stehen. Seit Ende August wird dort nun wieder Strom produziert.

Wunderschön und im Gegensatz zum Sommer auch mit grünem Rasen ist der kleine Park an der alten Schachtschleuse anzusehen, das tut Augen und Gemüt gut.

Zum Schluss stelle ich euch noch ein paar Häuser vor, die in unmittelbarer Nähe zum Wasserstraßenkreuz stehen, Häuser, die ich schon öfter bewundert habe.

Wieder einmal denke ich mir: Wenn ich in Minden wohnen wollte, wäre hier möglicherweise meine bevorzugte Wohnlage. Nah am Wasser, an der Natur, am Stadtrand, am Weserradweg… und die Architektur dieser Häuser gefällt mir sehr gut.
Wahrscheinlicher Wermutstropfen: im Sommerhalbjahr wimmelt es an dieser Straße von Autos, Reisebussen, Motorrädern und Wohnmobilen, deren Nutzer Parkplätze suchen, um eine Fahrt mit der Fahrgastschifffahrt zu unternehmen oder sich die beiden so unterschiedlichen Schleusen aus zwei Jahrhunderten anzusehen, die hier so einträchtig nebeneinander liegen. Und möglicherweise merkwürdige Gerüche von den chemischen und anderen Werken, die auf der gegenüberliegenden Weserseite angesiedelt sind, aber das nur bei Ostwind.

Wachgeküsste Erinnerungen

Bildausschnitt: Google Earth

Ich bin mit der Teufelskrone von Rebecca Gablé immer noch nicht durch. Teilweise liegt es am Umfang des Buches, aber teilweise auch an meiner Wissbegierde (Sachliteratur, Wikipedia und Google Earth sind meine ständigen Begleiter) – und an Urlaubserinnerungen. Im Buch geht es neben der Familie Waringham (die immer der jeweiligen Königsfamilie dient), um die Plantagenets und ihre Herrschaftszeit, nicht nur in England, sondern auch in weiten Teilen des heutigen Frankreichs, ihrer eigentlichen Heimat: Aquitanien, Anjou, Touraine und wie die schönen Landschaften heißen.

Vor fast 30 Jahren hatte mich die Faszination für diese machtbewusste und skandalträchtige Familiendynastie schon einmal erfasst, damals hatte ich Die Löwin von Aquitanien von Tanja Kinkel gelesen und ich liebte den Film Der Löwe im Winter mit Peter O’Toole und vor allem der großartigen Katherine Hepburn. Was lag also näher, als im Frankreichurlaub einige Orte zu besuchen, die sinnbildlich für diese Epoche stehen? Nach zwei Wochen Atlantikküste auf der Halbinsel Medoc fuhren wir gemächlich das Loiretal samt Nebenflüssen hinauf. Ich erinnere mich noch an einige nette Campingplätze, wie den Camping Municipal in Chinon, am Ufer der Vienne, der Burg gegenüberliegend. Den gibt es auch heute noch:

Chinon: unten Campingplatz, oben Stadt und Burgruine (Google Earth)

Außer der Burgruine von Chinon besuchten wir von dort aus auch die Abtei Fontevrault, in deren Kirche die Grabmäler von Henry II. und seiner Frau Eleonore von Aquitanien sowie deren Sohn Richard I., genannt Löwenherz ebenso liegen wie das von Isabelle von Angouleme, der zweiten Frau seines Bruders John (Johann Ohneland, Thronfolger von Richard)

Eine nicht so nette Erfahrung machten wir dagegen in Amboise: der Campingplatz liegt sehr malerisch auf einer Loire-Insel, aber da unser damaliger Wohnwagen eine Tandem-Achse hatte, durften wir nicht dort bleiben. Hätte man das mit dem leichten Sandboden und der Einsinkgefahr erklärt, wäre es uns auch noch eingeleuchtet, aber die Aussage lautete: Tandem-Achsen hätten nur die Wohnwagen von „ciganes“ (ja, wörtlich: Zigeuner!) und die wären nicht willkommen. Unsere deutschen Personalausweise galten nichts. Schon damals fand ich diese diskriminierende Haltung gegenüber den Menschen, die als billige Erntehelfer gern genommen wurden, aber ansonsten gesellschaftlich nicht anerkannt waren, mehr als grenzwertig. (Zumal wir in einem früheren Urlaub in den französischen Pyrenäen mit einer Gruppe wallfahrender Roma sehr nette Erfahrungen gemacht hatten, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.)

Als Ausgleich dafür fanden wir dann aber einen schnuckeligen kleinen Camping à la Ferme (auf dem Bauernhof), nur zwei Handvoll Stellplätze, durch Hecken abgetrennt, Sanitärgebäude war eine umgebaute Feldsteinscheune und frische Milch und Eier gab es auch. Das war in der Nähe von Chambord, welches wir natürlich auch besuchten. Ich habe nicht nachgezählt, ob es dort tatsächlich 365 Kamine gibt (für jeden Tag des Jahres einen), aber unsere beiden Töchter, die damals noch nicht in die Schule gingen, hatten einen großen Spaß an der berühmten Treppe, von Leonardo da Vinci entworfen. Diese Treppe besteht eigentlich aus zwei Treppen, die in einer Doppelhelix ineinander verschlungen sind wie ein DNA-Strang. Jede von beiden nutzte eine Treppe, sie konnten einander immer mal wieder durch Durchbrüche und Sichtfenster im zentralen Mauerwerk sehen, aber sie begegneten sich nie. Rauf und runter flitzten sie und wurden nicht müde.

Foto: Wikipedia

Wir besuchten auch noch Schloss Villandry, das französische Dornröschenschloss mit dem wundervollen Gemüsegarten, in dem Kohlköpfe, Lauch und andere Nutzpflanzen einträchtig neben üppigen Rosen wachsen. Sehr bekannt sind auch die Gärten der Liebe, die in einzelnen Bereichen die unterschiedlichen Liebesarten darstellen. Hier bei Wikipedia gibt es tolle Fotos von diesem Garten. Ich habe keine Fotos der Reisen (1996 und 1997 war das vermutlich), die ich hier präsentieren könnte, das war deutlich vor meiner Zeit der Digitalfotografie, die erst nach 2010 begann.

Ach herrje, während ich dieses schreibe, bekomme ich doch glatt ein wenig Sehnsucht, diese oder eine ähnliche Tour noch einmal zu fahren.

Wasserstandsmeldung Weser

Gestern früh las ich in der Tageszeitung einen Artikel, dass der Weser langsam das Wasser ausgeht. Laut „Pegelonline“ war zu der Zeit am Pegel Porta noch ein Wasserstand von 126 cm. Auf der Oberweser war bereits der Schiffsverkehr eingestellt, bei uns hier profitieren wir (noch) von der Staustufe in Petershagen, der Rückstau sorgt unter anderem dafür, dass die Versorgung des Mittellandkanales aus der Weser noch gewährleistet ist (Ja, auch der Kanal verliert Wasser. Nicht so viel wie die Weser, aber auch dort findet Verdunstung statt.) In Hameln sah das schon ganz anders aus, dort waren es gestern früh 66 cm. Werra und Fulda, die Quellflüsse der Weser, sind schon ziemlich flach, aber auch die Diemel- und die Edertalsperre können nicht mehr viel Wasser abgeben.

Der Zeitungsartikel inspirierte mich, auf dem Weg zur Arbeit mit dem Rad einen Abstecher an die Kanueinsetzstelle am Porta Bahnhof zu machen. Es sieht noch nicht so spektakulär aus wie am Rhein, aber viel Wasser ist da definitiv nicht:

Bild 1: Blick auf die andere Weserseite nach Barkhausen. Kanuten haben dort schon Schwierigkeiten beim Ein- und Aussteigen.
Bild 2 und 3: Der Schiffsanleger für die Fahrgastschifffahrt sieht noch gut versorgt aus, aber das täuscht. Bis hier kann die „weiße Flotte“ nicht mehr fahren, es ist zu flach.
Bild 4 und 5: Mein Standpunkt ist eine Kanueinsetzstelle. Normalerweise geht das Wasser mindestens bis an die unterste Stufe heran, manchmal sogar etwas mehr. Aktuell ist von der Oberkante des Brettes bis an die Wasseroberfläche mehr als ein halber Meter Platz, Kanus einsetzen klappt nicht, denn wie man auf Bild 6 und 7 sieht, ragen die Steine teilweise aus dem Wasser.

Jetzt, wo ich dieses schreibe, ist der Pegel Porta auf 107 cm gesunken. Nennenswerte Regenfälle werden uns nicht angekündigt. Und ich bin gerade ganz froh, dass ich in meinem Garten die Brennnesseln und Disteln stehengelassen habe. Nicht, dass diese Absicht dahintergestanden hätte, aber es ist hier immer noch relativ viel Grün zu sehen, weil der Boden fast flächendeckend beschattet wird. Wind und Sonne kommen jedenfalls nicht zum Zug. Und das, obwohl ich nur die Tomaten, Chilis und Paprika an der Hauswand relativ sparsam mit dem restlichen Regenwasser aus dem Tank versorge.

…Wasser…

Immerhin. Vier Liter Wasser auf den Quadratmeter in 24 Stunden. Das war gestern.
Heute haben wir eine Mädelstour mit Quoten“mann“ Kalle durchs Hiller Moor gemacht.

„Großes Torfmoor und Altes Moor bilden mit der Bastauniederung wesentliche Kerngebiete im Biotopverbund zwischen Weserniederung und dem Bastau-Hunte-Korridor und sind diesbezüglich von herausragender Bedeutung. Für den Naturraum der DümmerGeest-Niederung stellt es den typischen Lebensraum eines Hochmoores dar, der neben den eigentlichen Hochmoorbereichen mit einem äußerst strukturreichen Vegetationskomplex auch noch Birken-Moorwald und ausgedehnte Feuchtheiden aufweist. Das Gebiet bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten – darunter viele seltene und gefährdete Arten, z. B. BekassineKrickente und Knäkente sowie Moorfrosch – einen Brut-, Nahrungs-, Durchzugs- und Siedlungsraum ersten Ranges. Sowohl ornithologisch als auch pflanzensoziologisch darf dieses Moor sicher in die Reihe der international wichtigsten Feuchtgebiete eingestuft werden. Aus diesem Grund wurde das Große Torfmoor 1980 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Kerngebiet, das eigentliche Hochmoorgebiet, umfasst eine Fläche von ca. 3,5 km², (davon 2,3 km² auf Lübbecker und 1,2 km² auf Hiller Stadt-/Gemeindegebiet). Das gesamte Naturschutzgebiet umfasst dagegen mittlerweile rund 20 km² Fläche. Zur Fauna gehört unter anderem auch der Weißstorch, der innerhalb Westfalens im Kreis Minden-Lübbecke seinen Verbreitungsschwerpunkt hat.

Nah beim Moor liegt bereits der Naturpark Wiehengebirge (im Süden), die Naturschutzgebiete Altes Moor und Freimoor (im Norden) und die entlang des Kanals gelegenen Naturschutzgebiete Gehlenbecker MaschRauhe Horst – SchäferwiesenEllerburger Wiesen und Bastauwiesen. Insgesamt liegt das Große Torfmoor daher in einem großräumigen Biotopverbund.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fes_Torfmoor

Wo letztes Jahr im Bruchwald noch Tümpel waren, in denen Enten herumplantschten, bekommen die Schwarzerlen augenblicklich trockene Füße und Brombeerhecken breiten sich aus.

Ein Moorteich, auf dem Teichrosen normalerweise schwimmen, sah ebenso traurig aus, die Blätter der Wasserpflanzen werden schon gelb und rollen sich ein.

Kalle fand trotzdem in einem unaufmerksamen Augenblick den einzigen Pfuhl mit brackigem Wasser direkt am Weg, in den er mit einem lauten „Platsch“ einen Köpper machte…

Den Modder an seinen Beinen kann man aus der Perspektive nur vage erahnen…

Ein größerer Moorsee war immerhin noch nicht ausgetrocknet, so dass Enten und Gänse sich noch wohlfühlen können, aber der Wasserstand ist deutlich niedriger als sonst. Auch die Heideblüte ist farblich leicht ausgeblichen und eher verhalten.

Immerhin freuen die Wildbienen und Hummeln sich über die ausgiebige Distelblütenpracht. Immerhin etwas…

Insgesamt waren nur wenige Menschen im Moor unterwegs, auch die Schafe der Moorschäferei haben wir nicht gesehen.
Aber etwas hat mich so geschockt, dass ich es gar nicht erst fotografiert habe:
Es gibt eine Moortretanlage, ähnlich wie ein Kneippbecken, wo man seine Runden durch den Mutt drehen kann und dann die Beine unter einer Schwengelpumpe mit teebraunem Moorwasser wieder abwaschen. Was soll ich sagen: knochentrocken!

Ein solches Moor kann keine vernünftige CO2-Senke sein. Eher im Gegenteil. Und die moortypischen Pflanzen und Tiere verlieren ihren Lebensraum, der in den letzten 30 Jahren mit viel Geduld, Geld und Arbeitseinsatz renaturiert wurde und immer noch wird.

Etüdensommerpausenintermezzo

Hier geht es zur Beschreibung auf Christianes Blog Irgendwas ist immer.

Mal sehen, was mir zu dieser Herausforderung einfällt. Als erstes kommt

Eine Urlaubserinnerung

Wir brauchten noch nie einen Flughafen, nicht einmal eine Regionalbahn, um in den Urlaub zu starten. Ein Wohnwagen genügte uns, um unsere Sommerpause ganz entspannt zu starten. Vor allem mit kleinen Kindern habe ich es immer als Vorteil empfunden, für jede Wetterlage und verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten die liebsten Kleidungsstücke und Utensilien einpacken zu können. Ich brauchte nicht so sehr auf Höchstgewichte achten und ob alles in den Koffer passt. Was andererseits aber nicht heißt, dass es keine Obergrenzen gab. Auch ein Wohnwagen hat ein zulässiges Gesamtgewicht, aber es passt eben ziemlich viel hinein, was man auf einer Reise mit seinem ganz privaten Flohzirkus namens Familie so braucht.
Der Komfort, fast alle Lieblingssachen der Familienmitglieder immer griffbereit zu haben, auf dass uns niemand würde nachsagen können, wie wenig wir einander kennen, entschädigte mich auch so manches Mal dafür, dass meist ich diejenige war, die in aller Herrgottsfrühe aufstand, um den ersten Spaziergang mit dem ausgeschlafenen Hund zu machen. Dafür hatte der Mann den Part mit dem Fahren übernommen, eine Sache, die ich mir mangels Überblick bis heute nicht zutraue.
Auf dem Campingplatz angekommen, suchten wir uns einen schönen Platz im Kiefernwald. Wie wichtig Schatten ist, erfuhren wir vor allem in dem Sommer, als ich zum dritten Mal schwanger war. Es gab eine Hitzewelle, wie sie uns bislang eher unbekannt war, wir hatten die höchste Waldbrandwarnstufe im Müritz-Nationalpark, es gab sogar Pläne für eine Wasserrationierung, und das mitten zwischen den vielen klaren Seen. Tagelang verbrachten wir damit, im Laufe der Tage mitsamt Stühlen, Tisch und Tischtuch von einem Schattenplätzchen zum nächsten rund um den Wohnwagen umzuziehen. Und obwohl niemand von uns eine ausgesprochene Wasserratte ist, genossen wir morgens und abends das Baden im See. Unsere großen Töchter stellten in diesem Sommer die bange Frage, was denn passiere, wenn mitten in der Nacht ein Feueralarm käme. Die Schranken waren von 22 bis 6 Uhr geschlossen, die Zufahrt zum Platz führte einen Kilometer durch den Wald und jeder Wohnwagen hatte ein bis zwei Gasflaschen. Sie fanden es aufregend bis etwas gruselig, kamen aber auch selbst auf eine Lösung: Viele Camper hatten Kanus dabei – wir auch – und am Platz gab es weitere zum Ausleihen. Also: Alle in die Kanus und ab auf den See.
Glücklicherweise musste bisher nie ausprobiert werden, ob dieser Plan funktioniert hätte.

Biografie und Fiktion treffen in dieser Episode aufeinander. Eine sehr willkommene Schreibübung, um sich „warmzuschreiben“ für längere Texte. Etwas Mühe hatte ich mit dem Satz, den Christiane gern lesen möchte, deswegen entschuldige ich mich für den umgebenden Bandwurmsatz, der eindeutig nicht barrierearm ist. Leider (vielleicht auch zum Glück für die Konzentration😉) hat mich beim Schreiben niemand mit Kulleraugen angesehen und Milonga konnte ich noch nie tanzen. Das wäre auch bei dem holperigen Untergrund im Wald sicher sehr schwierig gewesen. Die Ukraine konnte und wollte ich in dieser Etüde nicht unterbringen, erstens, weil sie damals keine Rolle spielte und zweitens, weil ich denke, dass es auch im Jahr 2022 krisenarme Orte geben muss, und sei es „nur“ in Geschichten.

Waldentspannung

Mentale Überforderung ist heute meine Baustelle. Angekündigt hatte sie sich schon länger, heute ist sie ausgebrochen. Ich bin dann wie ein Vulkan, bei dem sich ein Magmapfropfen mit lauter Explosion löst.
Deswegen und weil es im Wald an diesen warmen Tagen angenehm ist für Mensch und Hund, hat Edgar mich und Kalle am Wasserwerk in Hausberge „ausgesetzt“ (natürlich ausdrücklich von mir erwünscht😁), und wir beide sind dann über den Berg zu Fuß nach Hause gegangen.

Als Kind und Jugendliche bin ich sehr viel im Wald unterwegs gewesen – freiwillig, wenn ich mit einer Freundin dort umherstreifte, wir hatten auch eine Bude im Wald – aber auch mal eher unfreiwillig, wenn von der Schule „Wandertag“ verordnet war. Und der Begriff wurde sehr wörtlich genommen! In meinen Erwachsenenjahren war der Radius nicht ganz so frei und weit, weil ein guter Teil der Sonntags-Waldspaziergänge mit jüngeren Kindern oder Welpen stattfand, die einen konnten erst nicht so lange und wollten dann später auch nicht unbedingt, die anderen wollten zwar alles erkunden und erschnuppern, aber durften nicht so lange laufen.
Umso erstaunter bin ich immer wieder, dass ich bis heute intuitiv die richtige Richtung einschlage, auch wenn sich einzelne Wege im Lauf der Jahrzehnte sehr verändert haben.

Was den Wald jedes Mal spannend macht, ist die Lebendigkeit, mit der er sich entwickelt; in den letzten Jahren sind es aber auch die unübersehbaren Spuren der Klimaveränderung: Sturmschäden, die langsam wieder zuwuchern (die Folgen von Kyrill sieht man immer noch, wenn auch heute anders: Statt Fichten in Reih‘ und Glied undurchdringliches Holunder- und Brombeerdickicht), Borkenkäferbefall, Trockenstress… Und auch die Art, wie die unterschiedlichen Generationen den Wald zu ihrem Ort machen. Angefangen mit den immer noch überall auffindbaren baulichen Überresten des Reiches, welches 1000 Jahre überdauern wollte, das aber bereits nach 12 Jahren die Welt ins Chaos gestürzt hatte und glücklicherweise gestoppt wurde:

Überall im Jakobsberg findet man solche oder ähnliche Bauten, die als Luftschächte dienten, als die „Untertageverlagerung“ der Nazis gebaut wurde

Viel netter anzusehen, wenn es sich im engeren Sinne auch um eine Form der Naturbeschädigung handelt, ist dieses hier, einmal von weiter weg, einmal mehr im Detail:

An diesem kleinen alten Steinbruch halten sich offensichtlich Jugendliche gern auf, nicht nur, um ungestört zu sprühen, sondern auch, um sich Unterstände zu bauen, was wir vor 40 Jahren auch schon gern gemacht haben:

Sehr vertrauenerweckend sieht der Steinbruch leider nicht mehr an allen Stellen aus, mehr oder weniger breite Spalten und Auswaschungen finden sich im Wesersandstein an vielen Stellen, durch das abwechselnde Spiel von Hitze und Feuchtigkeit:

Aber am allerbesten sieht man Natur und Naturgewalt immer noch an den Bäumen, die ich manchmal am liebsten interviewen würde, welche Ereignisse zu ihrer Erscheinungsform geführt haben:

Eine nette Begegnung mit einem älteren Paar, die mit Walkingstöcken unterwegs waren, hatten wir auch noch, denn Hunde sind immer ein guter Gesprächseinstieg, und so freuten die beiden sich über den „netten und neugierigen“ Kalle.
Wieder zuhause angekommen, habe ich beschlossen, eine Pause einzulegen, mich in ein (real nicht existierendes, aber ich schaffe mir eines) Sommerloch fallen zu lassen und die Probleme der Welt zumindest vorübergehend zu ignorieren. Für meinen inneren Frieden.
Stattdessen werde ich mich mit der Overlocknähmaschine anfreunden, die ich mir angeschafft habe, um zukünftig auch bequeme Kleidung für uns nähen zu können.

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