Meine Nähprojekte…
Natürlich schwelge ich gerne in den schönen Patchworkstoffen, von denen es meist ganze Kollektionen gibt, die alle perfekt zueinander passen. Aber ich nähe auch sehr gern mit alten „Stoffen mit Geschichte(n)“. Das ist erstens nachhaltig und zweitens entsteht eine Melange aus bewährtem und neuem, aus altem und jungem, aus Tradition und Moderne. So, wie auch das ganze Leben aus diesen Gegensätzen und ihrem Zusammenspiel besteht.
Wenn du Interesse an dem einen oder anderen Teil hast, schreib mich doch einfach über das Kontaktformular an.
2021
Zwischen den Jahren
Ende Dezember habe ich wieder mal ein wenig experimentiert, am ersten Weihnachtstag entstand mein erster Leseknochen aus der wunderschönen Paloma-Picasso-Bücherbettwäsche. Fast zwanzig Jahre zierte sie diverse Betten in der Familie, seit Anfang 2020 wird sie peu à peu zu neuen Dingen vernäht.

Und aktuell sehe ich mal, was aus dem Charm Pack und den dazugehörigen Fat Quartern wird, die ich auf dem holländischen Stoffmarkt ergattert habe. Die Stoffe heißen „Regency Romance“ und als Probestück ist schon ein Kissenbezug entstanden.

Vor Weihnachten nähte ich vor allem kleinere Geschenkideen, zum Beispiel diese Wollkörbchen. Es passt ziemlich genau ein Knäuel Sockenwolle hinein:

Ende November geht die Produktion für Advent und Weihnachten los. Kleine Körbchen für Pralinen und andere Leckereien als Wichtelgeschenke, aber auch etwas Bargeld passt noch dort gut hinein. Die Körbchen und auch die Becherteppiche verkaufe ich auch.


Oktober/November 2021 ist im Zeichen eines größeren Projektes: eine Babydecke wird es. Und ich stelle immer wieder fest, Auftragsarbeiten machen Spaß, aber Herzensprojekte erfreuen mich beim Nähen noch mehr. Und hier ist sie:



Inzwischen ist September. Der Herbst ist da, obwohl sich sein meteorologischer Anfang sommerlicher anfühlt als so mancher Sommertag. Nach dem Umzug meiner Nähwerkstatt beginne ich, und zwar meiner gesundheitlichen Konstitution zufolge mit Pre-Cuts. Das sind vorgeschnittene Stoffe, in diesem Fall sogenannte „Charm Packs“. Sie enthalten 42 Stoffquadrate einer kompletten Kollektion, bunt durcheinander gemischt ist von jedem Motiv etwas dabei. Aufgestockt durch einige passende Stoffe freue ich mich auf eine herbstlich-bunte Tischdecke:
Auf das maritime Leben hin gearbeitet (März 2021):


Der Frühling kann kommen




2020
Wie ein großer, persönlicher Quilt entsteht (Die kleineren Arbeiten folgen darunter)

Zunächst mache ich mir Gedanken, was den/die Adressaten interessiert. Danach suche ich dann die Stoffe aus und bestelle sie. Dafür gehen schonmal mehrere Stunden drauf. Ist dann das Material beisammen, wird jeder Stoff gewaschen. Einmal, um eventuelle Rückstände (Farbüberschüsse, Appretur) herauszubekommen, außerdem, damit später nichts mehr einläuft.
Nach dem Waschen wird das erste von vielen Malen gebügelt. Beim Bügeln wird der Stoff neu ausgerichtet, das heißt, der Stoffbruch parallel zur Stoffkante. Nach dem Waschen sind die meisten Stoffe nämlich etwas „schief“: die Schneidekanten liegen nicht mehr aufeinander. Ist alles gebügelt, werden die Kanten wieder gerade geschnitten und die Stoffstücke oder Bahnen für die Blöcke zugeschnitten. (Idealerweise hat man schon vor der Bestellung die Blöcke entworfen und den Stoffbedarf ausgerechnet, zuzüglich den reichlich anfallenden Verschnitten und Nahtzugaben😉.)
Auch wenn es sich bei einheitlichen Blöcken bewährt, jeden identischen Arbeitsschritt bei allen Blöcken nacheinander durchzuführen und dann den nächsten ebenso, ist es eine Menge kleinteiliger Puzzlearbeit. Denn: es ist ja nicht nur das Nähen selbst, jede Naht muss ausgebügelt werden, und zwar auch immer in die richtige Richtung, damit an den späteren Nahtkreuzungen keine Wülste entstehen.

Die fertigen Blöcke werden begradigt, das funktioniert mit einer Schneidematte und dem Quiltlineal sehr gut, da man an den Rastern alle Seiten prima ausrichten kann. Die Blöcke werden dann ausgelegt (in diesem Fall auf dem Fußboden, den ich vorher eine Viertelstunde lang mit dem Staubsauger bearbeitet hatte, um die Hundehaare zu eliminieren…), dabei muss man ziemlich aufpassen, dass die einzelnen Blöcke auch korrekt für das gewünschte Muster ausgerichtet sind. Das Gesamtbild schaut man sich an, tauscht den einen oder anderen Block aus, so lange, bis das Bild stimmig ist.
Dann werden die Blöcke zu Reihen, die Reihen zum Top zusammengenäht, und dabei darauf geachtet, dass die Nähte abwechselnd in unterschiedliche Richtungen laufen, damit sich das Top nicht verzieht. In diesem Fall habe ich, nachdem ich die Kanten rundum dann wieder begradigt hatte, außen herum noch eine Bahn angenäht. Immer daran denken: nach jeder Naht bügeln😁.
Ist das Top fertig, werden die Unterseite und das Innenvlies zugeschnitten und gegebenenfalls zusammengenäht (bei einem Quilt von 1,95 x1,75 Meter muss das so sein, so großes Vlies gibt es nur in Ausnahmefällen). Dann werden Unterseite, Vlies und Top ausgebreitet und ausgerichtet, so dass die beiden unteren Schichten etwas größer sind als das Top und rundum darüberragen. Bei diesem Quilt hat allein das Ausrichten (weil ich es allein machen musste) mehr als eine Stunde gedauert. Danach habe ich die Lagen in regelmäßigen Abständen mit Sicherheitsnadeln geheftet, damit sie sich beim Quilten nicht verschieben. Nach jeder Nadel (wobei ich die Lagen ja immer etwas anheben musste) musste der Stoff wieder glattgestrichen werden. Das dauerte nochmal eine gute Stunde.
Dann bereite ich die Nähmaschine mit dem Obertransportfuß zum Quilten vor und lege los. Immer von der Mitte nach außen, nach jeder Naht neu glätten und aufrollen, damit die „Wurst“ unter der Nähmaschine entlangpasst. [Bei der Arbeit am Hochzeitsquilt stellte ich fest, das mein kleiner Arbeitstisch für so große Projekte eigentlich nicht geeignet ist; damit die Steppnaht richtig gut durchläuft bräuchte ich einen viel größeren, glatten Tisch, damit der Quilt nicht vorne und hinten runterhängt (denn das mag der Obertransport nicht)]. Naja, irgendwann sind alle Bahnen gequiltet, es folgt… na klar: Bügeln. Beide Seiten.
Nun ist der Quilt fast fertig, das Vlies wird auf bis auf die Stoffkante zurückgeschnitten, die Unterseite in diesem Fall mit zwei Zentimeter Abstand zur Topkante. Zweimal umfalten, feststecken und dann das Binding (so nennt man die Umrandung) auf der Oberseite festnähen. Ein letztes Bügeln nicht vergessen. Schon fertig. Geht doch schnell, oder?

Zumindest beim Schreiben. Insgesamt habe ich etwas über 40(!) Stunden mit den Arbeiten an diesem Quilt verbracht, dazu noch zweimal zwischendurch eine halbe Stunde, um die Nähmaschine von Stoff-Fuseln zu reinigen und die Nadeln auszutauschen (stumpfe Nadeln machen unsaubere Nähte und lassen Stiche aus).
Wenn du, geneigte Leserin, geneigter Leser, also mal Interesse an einem handgearbeiteten Quilt oder auch an einem anderen Kunsthandwerk (egal ob Töpfern, Malen oder Korbflechten und Co.) hast und dich über die „horrenden“ Preise wunderst, dann überlege bitte mal, dass es sich um ein Unikat nach Wunsch handelt, in das neben vielen kleinen Arbeitsschritten auch jede Menge Zeit und Engagement geflossen ist. Dazu Material, das mit Liebe und Sachverstand ausgewählt wurde (ich arbeite zum Beispiel fast ausschließlich mit ökozertifizierten Stoffen aus schadstoffarmer Produktion, denn Stoff kommt immer mal irgendwo mit Haut in Berührung).
Dafür einen angemessenen Preis anzusetzen, ist jedes Mal ein kleiner Kampf, denn als selbständiger Kunsthandwerker muss man nicht nur beachten, dass die Preise „markttauglich“ sind, sondern auch eventuell ein Auskommen (inklusive Kranken- und Altersvorsorge) erlauben müssen. Viele kommen da überhaupt nicht erst auf ein Mindestlohn-Niveau, gerade, wenn sie noch am Anfang stehen und keine Kultmarke betreiben.
Kleinere Arbeiten







Als Julia mit der Frage auf mich zukam, ob ich für die Spielküche in der Kita zwei Kochausrüstungen nähen könnte, war kein langes Überlegen angesagt. Etwas mulmig wurde es mir vor der Umsetzung der Kochmützen, aber dank Video-Tutorials ging es dann doch ganz unkompliziert. Ist das nicht auch eine schöne Idee für die Adventszeit?



Über das Nähen
Wann immer es möglich ist, versuche ich größere Quilts oder auch Tischdecken beidseitig verwendbar zu nähen. Bei uns haben Flecken nämlich sozusagen Familientradition und dann kann ich einfach umdrehen😊.





