Aber der „Großkampftag“ der Gastronomen und möglicherweise auch der Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst wirft seine Schatten voraus.
Während ein (zugegeben kleiner, denn trotz Sonne ist es ar…kalt) Teil unserer Gemeinde mit dem Posaunenchor den obligatorischen Outdoor-Gottesdienst auf dem Wanderparkplatz vor dem Fernsehturm feiert, bereiten die Männer vom Bismarckbund (kein Bismarck-Verherrlichungsclub: Natur- und Wanderwegpflege stehen dort im Vordergrund) den Kiosk auf den erwarteten Ansturm vor: Eine Predigt, begleitet durch den Transport von Gasflaschen und Currysauce in 10-Liter-Eimern hatten wir vorher auch noch nicht. Friedliche Co-Existenz von geistlicher und körperlicher Nahrung bzw. deren Vorbereitung. Hat definitiv was. Und signalisierte uns nebenbei: Nach dem Gottesdienst ist der Kaffee am Kiosk fertig, um sich wieder aufzuwärmen.
Ich habe die Gelegenheit genutzt und bin nach dem Käffchen auf den Fernsehturm gekraxelt. Mit Kamera natürlich.
Foto 1: Blick nach Nord-Nordost, weserabwärts Foto 2/3: Blickrichtung West, prominent: das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Spitze des Wiehengebirges. Durchs Wiehengebirge kann man bis Osnabrück wandern. Foto 4: Blickrichtung Südwest, Richtung großer Weserbogen und Bad Oeynhausen Foto 5: hier blicke ich nach Süden, und kaum zu glauben, zwischen den Hügeln im Vordergrund und dem lippischen Bergland im Hintergrund schlängelt sich auch dort die Weser, ehe sie den Bogen macht… Fotos 6-9: Von Ost-Südost bis Nordost wandere ich um die Aussichtsplattform herum. 6 und 7 zeigen südlich das lippische Bergland und dann den Höhenzug des Wesergebirges, das sich bis Hannoversch Münden zieht. Dort beginnt die Weser ihren Lauf („Wo Fulda sich und Werra küssen, sie es mit Namen büßen müssen…“) Die Reise durch Niedersachsen, Hessen, wieder Niedersachsen, NRW und schließlich wieder Niedersachsen beginnt. Am Horizont der Fotos 8 und 9 befindet sich das im Dunst liegende Steinhuder Meer. Foto 10: Die Kaffeeterrasse wartet auf den erhofften Ansturm der Currywurstesser… Foto 11: Einmal rum. Der Blick geht wieder nach Norden, Richtung Minden und noch weiter dahinter Petershagen. Foto 12: Blickrichtung Nordwest, über Hille mitsamt Hiller Moor, ganz am Horizont müsste irgendwo der Dümmer See liegen. Foto 13: Und noch ein abschließender Blick über mein Heimatdorf bis ins Schaumburger Land.
Als ich die Fotosafari einmal um die Aussichtsplattform machte, war es kurz nach 9 Uhr, bis auf zwei Mountainbiker herrschte noch die Ruhe vor dem Ausflugssturm. Inzwischen bin ich wieder zu Hause, wärme mich auf und sichte meine Ausbeute. Irgendwo in der Nachbarschaft versucht jemand, der ganzen Straße seinen fragwürdigen Musikgeschmack aufzuzwingen. Den restlichen Tag werden wir definitiv nicht auf dem Weserradweg oder an anderen frequentierten Orten verbringen.
Quelle: Google Maps
In unserer Gegend kommt man um das Weserbogenlied nicht herum. Und obwohl es überhaupt nicht „meine“ Musik ist, kenne ich es natürlich auch. Das Heimatgefühl kenne ich sehr gut, den Grabstein werde ich später eher nicht brauchen😉.
Wo die Weser einen großen Bogen macht, Wo der Kaiser Wilhelm hält die treue Wacht, Wo man trinkt die Halben in zwei Zügen aus, |: Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus. 😐
Refrain: Wir zieh’n ins Weserland, Ins schöne Heimatland, Dich will ich lieben Bis in den Tod.
Wo die wilde Werre in die Weser fließt, Wo der Kaiser Wilhelm noch von ferne grüßt, Wo man treibt den Kranken Gicht und Rheuma aus, |: Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus. 😐
Refrain
Wo die kleine Bastau in die Weser fließt, Wo der Kaiser Wilhelm noch von ferne grüßt, Wo man hört des Domes Glocken nah und fern, |:Da ist meine Heimat, ja da leb ich gern. 😐
Refrain
Muß ich einmal in die weite Ferne zieh’n, Treibt die Sehnsucht wieder mich zur Weser hin, Von Hann Münden bis zum Nordseestrand |: Dort ist meine Heimat, ist mein Vaterland. 😐
Refrain
Wenn ich einmal tot bin, schaufelt mir ein Grab, In die Erde, die ich so geliebet hab. Schreibt auf meinem Grabstein diese Worte auf: |: Hier war meine Heimat, hier war ich zu Haus. 😐
Refrain
Ich glaube aber kaum, dass die Bollerwagenbesatzungen heute unsere Regional-Hymne schmettern werden. Die grölen vermutlich eher Malle-Gassenhauer…
Heute wieder bei Catrin und ich habe erstens ein kleines Zeitfenster zur Beantwortung offen (ehe ich wieder am Gemeindebrief weiterarbeite) und zweitens eine differenzierte Antwort. Die Frage lautet:
Wenn du dir für dein/-e Hobby/-s neue Materialien kaufen möchtest, für welche entscheidest du dich? Schaust du, dass du möglichst wenig Geld dafür ausgibst oder sagst du: ich kaufe lieber hochwertiges und bezahle etwas mehr, wenn ich weiß, dass das Ergebnis dann besser?
Meine Antwort ist ein entschiedenes: Sowohl als auch. Als Buchhändlerin mit dem Anspruch, möglichst vieles auszuprobieren, was von den einschlägigen Verlagen als Trend ausgerufen wurde, habe ich jahrelang alles mögliche zusammengekauft. Im Lauf der 1990er Jahre sammelte ich einen ganzen Schrank voll an Window Color-Farben, Maskenformen für venezianische Karnevalsmasken, Acrylfarben für verschiedene Zwecke, Stoffmalfarben, weiche, harte, breite und schmale Pinsel, Schwämmchen, Stempel samt Stempelkissen, Fimoschmuck-Zubehör in altsilber- oder bronzefarben und noch mehr, das alles samt diverser Aufbewahrungsmöglichkeiten (gern Kleinteil-Magazine aus dem Baumarkt). Zu der Zeit nahm ich nicht immer die hochwertigsten Sachen, sondern achtete auch stark auf die Preise.
Dann entdeckte ich in ein und demselben Jahr sowohl das Nähen (vor allem Patchwork und Quilts) als auch die Nachhaltigkeit als „meine Themen“. Und hatte das Glück, alte Leinenballen im Kleiderschrank zu haben, Aussteuerbettwäsche meiner Mutter, seit fast 60 Jahren unbenutzt und Geschirrtücher aus Leinen mit rotem Karomuster. Plus fadenscheinige Frotteehandtücher, Bettwäsche mit Löchern, kaputte oder zu klein gewordene Jeanshosen. Für mich war es also eine sinnvolle und kreative Entscheidung, auf schöne Verknüpfungen (oder Vernähungen) von alt und neu zu setzen. Natürlich mag ich sehr gern die wunderschönen Kollektionen von Makeover, Wilmington Fabrics, Westfalenstoffe oder Stof, aber ebenso gern kombiniere ich alte und neue Stoffe, wenn ich sie zu Küchenaccessoires, Kissenbezügen, Kniedecken oder Taschen verarbeite. Es entspricht meiner Persönlichkeit, es verbindet Tradition und Zukunft und es macht einfach Spaß, aus Übriggebliebenem etwas gleichermaßen Schönes und Sinnvolles neu zu gestalten. Und so finde ich inzwischen Materialien auch in Second Hand Shops, im Sozialkaufhaus oder auf Flohmärkten.
Worauf ich allerdings Wert lege: Das Handwerkszeug muss qualitativ hochwertig sein. Gute und stabile Nähmaschinen, selbstheilende Schneidematten, scharfe (und gut in der Hand liegende) Scheren und Rollschneider, exakte Lineale, Stricknadeln, die nicht quietschen, Pinsel, die ihre Haare behalten, fusselfreies und reißfestes Näh- und Strickgarn. Ach ja, und Farben, das ist auch so ein Thema. Ob Acrylfarbe im Bastelbereich oder Kreidefarbe bei Möbelprojekten, da gibt es auch himmelweite Unterschiede bei Haltbarkeit und Verarbeitung. Wenn es über ein reines „Das will ich mal kurz ausprobieren“ hinausgeht, tendiere ich dabei ebenfalls zu hochwertig und nervenschonend (meine und die meiner Umgebung)😃.
Wenn man einmal anfängt, sich damit zu beschäftigen, kommen immer mehr Ideen dazu, mit der realen Gefahr, nichts mehr wegschmeißen zu wollen: Es könnte ja sein, dass man mal was damit anfangen kann🙈. Oder man hat sogar etwas Konkretes im Sinn, aber die Zeit fehlt…
… habe ich heute unsere Kajaks zum Verkauf angeboten. Die letzten Jahre haben sie leider nur aufgebockt in der Garage verbracht, weil einer von uns Probleme mit den Beinen hat und nicht gut ein- oder aussteigen, die andere mit den angezählten Schultersehnen nicht mehr ausdauernd paddeln kann. Und die Dritte im Bunde kann und will allein auch nicht viel damit anfangen.
Was haben wir schöne Touren damit gemacht. Urlaube in Mecklenburg-Vorpommern, am Useriner See im Müritz-Nationalpark. Und zwar am liebsten entweder in den Oster- oder in den Herbstferien. Da konnten wir die Havelquellseen, auf denen keine Boote mit Motoren zugelassen sind und die Havelstücke dazwischen ganz in Ruhe genießen.
Denn im Sommer sah es gern mal so aus:
Oder sogar noch voller. Die Geräuschkulisse passte dann meist auch dazu. Kanadier eignen sich außerdem gut zum Transport von Bierkisten, deren Inhalt mit zunehmender Paddelleistung geleert werden muss, um Ballast loszuwerden. Ab Mittag paddelten manche Leute dann mangels Orientierung oder Koordination ganz gern mal in die Seerosenfelder oder auch in die Schilfgürtel, beides natürlich no-goes im Naturschutzgebiet.
Fotografieren vom Kajak aus ist übrigens grandios. So wunderbar auf Augenhöhe mit Tieren und Pflanzen bin ich sonst nur, wenn ich mich auf den Bauch lege.
Ich werde demnächst einmal ausführlicher über den Müritz-Nationalpark und das Havel-Quellgebiet erzählen, das ist einen kompletten Beitrag wert. Aber heute geht es ja um die Boote.
Das rote Zweierkajak heißt übrigens „Emma 2“. Den Vorgänger, die originale „Emma“, hatten wir in dem Jahr angeschafft, als ich mit unserer jüngsten Tochter schwanger war. Das Boot ist ein gutmütiges, etwas schwerfälliges, aber stabiles „Dickschiff“ und weil ich damals ebenfalls gutmütig, schwerfällig und ein Dickschiff war und außerdem ständig schnaufte, wurde die bekannte Kinderbuch-Lokomotive Emma kurzerhand Patin. Für das Kajak und zeitweilig auch für mich.
Auch die Weser war unser Revier
Da paddelt man allerdings am besten immer weserabwärts, denn die Weser hat eindeutig mehr Strömung als die Havel.
Eines unserer Boote durfte mehrfach als „Rudelanführer“ auf der Weser unterwegs sein, als einziges grünes Kajak unter lauter roten Kanadiern. Das sah dann so aus:
Das war kurz vor der Staustufe in Petershagen, da musste man die Ausfahrt zur Rutsche finden…
Diese Fotos existieren, weil wir uns aufteilten: Edgar machte den Kanu-Guide, ich brachte mit dem Auto den Trailer (für 8 Boote) von Ort zu Ort und sorgte für Abschlusslimo und Fotos. Einige Jahre veranstalteten wir mit der Gemeinde Kanutouren auf der Weser, grob zwischen Vlotho und Petershagen, immer am Fronleichnamswochenende. Und den Abschluss am Sonntag bildete ein ganz besonderes Highlight:
Die Kanurutsche am Wehr war immer wieder DIE Attraktion, die dafür verantwortlich war, dass wir erst in der Dämmerung nach Hause fuhren. Und manchmal passierte am Fuß der Rutsche auch das:
Aber nie dann, wenn die Kanubesatzungen es darauf anlegten😂
Es waren schöne Zeiten. Obwohl ich mir beim Betrachten der Bilder ein paar Tränchen verkneife, überwiegt die Freude und Dankbarkeit über die Momente, die wir erlebt haben. Sowohl die intensive Naturerfahrung mit unseren Kindern als auch die spaßigen Gemeinschaftserlebnisse mit vielen begeisterten Jugendlichen und Familien. Und nun wird es Zeit, sie ziehen zu lassen. Es gibt mit der Sterntaler ja auch bereits ein neues Kapitel des Wassersports im Hause Annuschka & Co.
Vor einigen Jahren hätte meine Antwort definitiv noch anders ausgesehen, aber heute bin ich der Meinung:
Bring dich bei deiner Arbeit ein, aber achte auf dich und deine Gesundheit. Du hast nur das eine Leben und am Ende gibt es vermutlich niemanden, dessen letzte Worte lauten: „Ach hätte ich mich mal mehr in meine Karriere vertieft.“
Pfeif auf Karriere, tu, was dir und deinen Liebsten guttut und einigermaßen dein Auskommen sichert. Geh in den Garten, in die Natur, koch Marmelade, strick Strümpfe, was auch immer.
Aber ich weiß auch, dass diese Einstellung eine Art von Luxus ist, man muss sie sich leisten können – oder es aktiv wollen. Und das ist halt einfacher, wenn man keine kleinen Kinder mehr zu versorgen hat. Außerdem habe ich das große Glück und Privileg, meinen Beruf mit viel Freude auszuüben, ohne auf der anderen Seite solche Negativposten wie 24-Stunden-Bereitschaften oder massenhaft unbezahlte Überstunden am Hacken zu haben.
Hätten die Nazis dauerhaften Erfolg gehabt mit ihrer Aktion, jegliche „undeutsche“ Schriften zu verbieten, dann könnten wir heute unseren Kindern nicht Pünktchen und Anton vorlesen (Emil und die Detektive dagegen schon, sehr merkwürdig), es hätte auch die filmische Sommerromanze Schloss Gripsholm aus dem Jahr 1963 nicht gegeben, weil die Vorlage nicht mehr existiert hätte. Berlin Alexanderplatz, Der Untertan, Im Westen nichts Neues, die Dreigroschenoper, Schachnovelle und vieles andere würde zwar keine Schülergenerationen im Deutschunterricht stöhnen lassen, käme aber zum großen Schaden der Kultur weder in den Bücherregalen noch in Filmotheken vor.
Aber auch Sach- und Fachliteratur zu politischen, geschichtlichen oder künstlerischen Themen wäre unwiederbringlich verloren gegangen, darunter Bücher, die für eine Einordnung geschichtlicher Ereignisse in aktuelle Zusammenhänge wichtig sind.
Für mich nach wie vor unverständlich, dass die Aktion unter anderem nicht nur von einem Bibliothekar jahrelang akribisch vorbereitet, sondern auch von Studenten begeistert durchgeführt wurde.
Wenn ich heute hören und lesen muss, dass beispielsweise in den USA in einzelnen Bundesstaaten wieder missliebige Literatur verboten wird, zunächst in den Curriculen der Schulen und deren Bibliotheken, dann frage ich mich: Wo soll das enden? Wer gebietet dem Einhalt? Gibt es immer noch allen Ernstes Menschen, die der Meinung sind, auf diese Weise Gedanken verbieten zu können? Leider, leider lautet die Antwort: Ja.
Den Titel des Beitrages habe ich mir mal kurz als Zitat vom Kosmos Verlag ausgeliehen, weil genau diese Frage mich seit einigen Tagen schon beschäftigt. (Es handelt sich bei diesem Beitrag ja nicht um ein Buch, es sollte also kein Urheberrechtsverstoß sein.) Das Beet, dessen Ausschnitt auf dem Foto zu sehen ist, lasse ich im Frühjahr meist eine ganze Weile einfach in Ruhe. Und zwar, weil ich mir in mehr oder weniger abgewandelter Form jedes Jahr im April dieselbe Frage stelle. Vor ein paar Jahren hatte ich dort schwarzäugige Susanne stehen, die war aber eingegangen, weil die Hunde aus irgendeinem Grund immer darüberlatschten bzw. dranpinkelten. Auch Segge, die ich dort probeweise ansiedelte, gab auf (die „Hoffnung“, dass die scharfkantigen Halme Kalle in sein bestes Stück pieksen und damit „heilen“ würden, erwies sich als Fehlannahme). Zwischendurch wuchs da mal etwas, wovon ich den Namen nicht weiß. Bei vielen anderen Gartenbesitzern hätte das Kraut auch nicht überlebt, weniger wegen pieselnder Hunde, sondern weil es ein sogenanntes Unkraut war. Aber es war eine krautige Staude (und bedeckte damit gut den Boden), blühte sehr hübsch und die Bienen, Schwebfliegen und einige andere schwirrende Gäste freuten sich sehr darüber. Es durfte bleiben, bis… na, ihr ahnt es.
Vor zwei Jahren siedelte ich an der Stelle das an, was auch dieses Jahr wieder zuverlässig spross. Wenn ich bloß wüsste, was es ist. Soweit meine Gedanken seit ungefähr zwei Wochen, in denen ich drumherum schlich und die Grabegabel vorsichtshalber in Griffweite behielt, aber nicht zum Einsatz kommen ließ. Das Vogelfutterhaus steht in unmittelbarer Nähe, es kam immerhin schon mehrere Male vor, dass ich plötzlich in hektischen Aktionen Pflanzen entfernte, weil sie beim Wachsen fingerartige Blätter entwickelten und sich als Hanfpflanzen entpuppten. Hanfsamen in Vogelfutter = offensichtlich legal. Hanfpflanzen aus obigem Vogelfutter ausgesät = potenziell kriminell. Demnächst nicht mehr, wenn ich auf neun Pflanzen minimiere (drei pro Person, die im Haushalt lebt). Aber anscheinend sind keine Hanfsamen mehr im Vogelfutter. Oder die Rötelmäuse, die sich an den Resten unterm Futterhaus gütlich tun, vertilgen sie. Ich hoffe nicht, dass die dann absolut tiefenentspannt den Besuch der streunenden Katzen abwarten.
Wie auch immer, dass die wuchernde Unbekannte kein Hanf ist, stellte sich relativ frühzeitig heraus, die Blattform passte einfach nicht. Am Sonntag saßen wir mit Freunden auf der Terrasse und tranken Kaffee, gedankenverloren ging mein Blick in die Richtung und ich entdeckte eine erste, zaghafte, kleine weiße Blüte, die von der warmen Sonne neugierig geworden war. Das war der Augenblick, in dem ich ein Heureka-Erlebnis hatte und zusammenhanglos ins Gespräch grätschte. „Nachtviole!“ entfuhr es mir triumphierend und drei Augenpaare blickten mich ratlos an.
Jedenfalls freue ich mich jetzt gerade sehr, wenn die Nachtviolen demnächst in voller Blüte stehen und die Abende mit ihrem Duft bereichern. Da es sich um zweijährige Stauden handelt, lasse ich sie auch nach der Blüte stehen, bis sie sich ordentlich versamt haben, damit ich auch im nächsten Frühjahr wieder meine grauen Zellen in Wallung bringen kann.
Mal sehen, was mich in den nächsten Tagen und Wochen noch so alles überrascht…
Montagmorgen und der Frust nimmt kein Ende. Im Gegenteil, er fängt gerade erst an. Vielleicht sollte ich mal versuchen, die Tageszeitung erst nachmittags zu lesen…
Zwei aktuelle Schlagzeilen lauten Auf Pandemie folgt Personalkrise und Kita-Träger aus OWL schlagen Alarm: „Werden Einrichtungen schließen müssen“
Ach ja, da war doch noch was. Fast schon heimlich, still und leise hat sich die Corona-Pandemie vom Acker gemacht. Das, was uns die letzten drei Jahre auf Trab gehalten, müde gemacht und sogar Teile der Gesellschaft in gegnerische Lager aufgeteilt hat, ist offiziell für beendet erklärt worden. Ein Blick zurück auf die ersten Tage des ersten Lockdowns im März 2020, wo sich so viele Menschen über die Ruhe auf den Straßen, bessere Luft, freien Luftraum um die Flughäfen herum gefreut haben, zeigt mir, dass wir uns zwar insgesamt tapfer geschlagen haben, aber auch eine Steilvorlage für eine nachhaltige Änderung unseres Lebensstiles grandios …, ja, doch: verkackt haben. Und dass es gelungen ist, die Pandemie innerhalb drei Jahren einzudämmen und wir nicht wie anfangs prognostiziert mindestens fünf Jahre damit zugebracht haben, geht auch vollkommen unter angesichts der kollektiven Jammerei, man wolle „sein Leben zurück“ haben. Na gut, geschenkt, ist passiert🤷♀️.
Tja, jetzt geraten Dinge (wieder) in den Brennpunkt, die schon vor Corona virulent (sorry für das geschmacklose Wortspiel) waren, aber vor lauter Klatschen auf dem Balkon und steuerfreien Erschwernis-Bonuszahlungen (die nicht mal überall angekommen sind) drei Jahre lang mehr oder weniger kaschiert, zumindest aber nicht ernsthaft angegangen wurden. Und sie kommen mit Wucht.
In den Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und auch in ambulanten Praxen verabschieden sich immer mehr Menschen, die viel zu lange unter einer krankmachenden Arbeitsverdichtung gelitten haben. Die sich noch dazu drei Jahre lang teilweise als Blitzableiter für verbale Ausfälle zur Verfügung stellen und Verordnungen durchsetzen mussten, die dem Schutz der Patienten dienten, aber von Besuchern als Schikane empfunden wurden. Die sich mit Fieber zur Arbeit schleppten und nicht die Möglichkeit hatten, einfach mal „Dienst nach Vorschrift“ zu machen. Menschen, die sich anhören müssen, dass bessere Verdienstmöglichkeiten und würdige Arbeitsbedingungen aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich seien, während Klinik-Konzerne und Pflege-Imperien ihre Gewinne als Dividenden ausschütten statt sie zu reinvestieren.
Kinder sind unsere Zukunft. Ich mag die Sonntagsreden und das Wahlkampfgeschmalze nicht mehr hören. Denn wenn Montag ist und der Wahlkampf vorbei, ist Business as Usual. Die Kindertageseinrichtungen werden dringender denn je gebraucht. Sie sorgen dafür, dass Eltern arbeiten gehen können und damit die Wirtschaft stützen. Sie sorgen für sprachliche und soziale Integration, für die Vermittlung von Kulturtechniken, sie kümmern sich um Kinder, die sonst leicht mal „unter die Räder kommen“ und vieles mehr. Also um die Arbeitnehmer von Übermorgen. Aber auch die ErzieherInnen sind überlastet, so sehr, dass leider auch Übergriffe passieren, die nicht passieren dürften. Sie nehmen jede Kinderkrankheit mal so nebenbei mit, nicht einmal ihre Ausbildung ist anständig gegenfinanziert. Und so weiter, und so fort… Die Kita-Träger wissen nicht, wie sie ihre knappen finanziellen Ressourcen einigermaßen sinnvoll verteilen sollen auf Personal, Ausstattung, Hauswirtschaft, Bauauflagen, geschweige denn notwendige Investitionen.
Das alles und viel mehr regelt kein Markt. Das regelt nur ein fester (nicht starrer) Rahmen, eine verbindliche Regelung, Zielsetzung (natürlich mit regelmäßiger Kontrolle und Revision)und eine ordentliche, tragkräftige Finanzierung durch die öffentliche Hand. Wenn alles in den sozialen Bereichen dem Markt untergeordnet wird, um die Wirtschaft vor „Belastungen“ zu schützen, dann gibt es spätestens in 15 Jahren keinen Markt mehr, den man schützen muss. Weil die Spezies „Arbeitnehmer“ dann auf der roten Liste steht.
Uff. Das war jetzt heftig, teilweise polemisch und sicher auch zum Schluss etwas übertrieben. Tatsache ist aber, dass wir zunehmend einen Arbeitnehmermarkt haben, keinen Arbeitgebermarkt mehr wie vor 30 Jahren. Die Menschen werden auch über ihren Einsatz und ihre Arbeitskraft mit den Füßen abstimmen. Und dorthin gehen, wo sie auskömmlich und ohne Selbstausbeutung arbeiten können und auch die notwendige Wertschätzung erfahren.
Was einem beim Duschen quasi mit dem Wasser für Fragen in den Kopf strömen… Natürlich sind nicht alle der beliebig fortzusetzenden Beispielpaare für jeden von uns gleich wichtig. Und natürlich gibt es auch Situationen, in denen eine Antwort aus Sachzwängen heraus „Meine Jacke ist mir näher als das Hemd des Nachbarn“ lautet.
Aber in sehr vielen Zusammenhängen ist es bei genauerem Hinsehen doch nicht so alternativlos, wie wir Entscheidungen treffen. Das hat nicht mal etwas mit Gutmenschentum zu tun. Es kann auch schlicht die Erkenntnis sein: Ich könnte genauso gut auf der anderen Seite stehen.
Ich möchte von meiner Arbeit leben können, aber alles möglichst billig einkaufen. Und wovon sollen dann die VerkäuferInnen leben? Ich möchte gute Luft atmen, aber das möchten andere auch. Ich möchte meine Freizeit genießen können. Andere leben das ganze Jahr über in der Gegend, die ich mir dafür aussuche. Kann ich für zwei Wochen Spaß verlangen, dass diese Leute aus dem Küchenfenster ständig auf erodierte Böden schauen, auf denen nichts mehr wächst? Ein Physiker würde jetzt eventuell sagen Die Gesamtmenge der Energie bleibt stets gleich, ein Yogi brächte das Prinzip von Ying und Yang ins Spiel, ein Ökonom überlegt eher Kopf oder Zahl. Alles hat zwei Seiten. Wo auf der einen Seite das Glas voller wird, wird es auf der anderen Seite leerer. Und Deutschland hat heute übrigens seinen persönlichen Earth Overshoot Day erreicht.
Wir können nicht alles verbessern und kein einzelner Mensch kann die Welt retten (das müssen wir auch gar nicht, wir müssen „lediglich“ unsere Lebensgrundlagen anständig erhalten). Aber wir müssen uns auch nicht zurücklehnen und im Elend der Welt suhlen. Wir dürfen und werden Fehler machen, aber wir sollen auch anderen ihre Fehlbarkeit zugestehen (auch Politikern).
Wir müssen auch nicht auf alles Antworten haben. Aber Fragen stellen, das ist wichtig. Auch unbequeme. Das heißt allerdings auch, dass wir mit Antworten umgehen müssen, die uns vielleicht nicht gefallen😉.
Wir wollen, sollen und dürfen leben, aber so, dass andere das auch können. Eigentlich ist es doch ganz einfach, oder?
PS: Es gibt Leute, die bezeichnen mich als Sozialromantikerin. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine nette Beleidigung oder ein vermurkstes Kompliment ist. Ist aber auch egal, denn eine andere Einstellung kommt für mich nicht in Frage. Sollte ich sie verlieren, würde ich entweder resignieren oder eine Zynikerin werden. Oder eine resignierte Zynikerin. Alles nicht erstrebenswert, es macht nur schlechte Laune und Magengeschwüre. Das merke ich in den Augenblicken, wo mir meine Zuversicht abhanden zu kommen droht.
Die Einsendeaufgabe der zweiten Lektion war es, eine Erzählung über einen ganz besonderen Ort zu schreiben. Schwierig war es absolut nicht, mir einen solchen Ort vorzustellen. Ich hätte auch den Müritz-Nationalpark nehmen können, aber meine Gedanken flogen spontan nach Heiligenhafen, die Erinnerungen sind frischer. Manches in der Erzählung ist biographisch. Einiges ist auch erfunden. Aber was, das bleibt mein kleines Geheimnis…😉
Steilküste an der Ostsee bei Heiligenhafen, April 2022
Mit jedem Schritt, so schien es mir, wurde der Wind rauer und sandpapierartiger auf meiner Haut. Die Luft roch salzig, das Geräusch der Brandung flutete meine Ohren. Das war in meiner aktuellen Situation heilsamer als jede Stress-Playlist, die ich zu Hause hörte, um mich zu beruhigen. Mit jedem weiteren Schritt wurde ich schneller, ungeduldiger, sogar die Länge meiner Beine schien über sich hinauszuwachsen. Es war schon viel zu lange her, dass ich zum letzten Mal diese ganz spezielle Ungeduld gefühlt hatte. Dort lag mein Sehnsuchtsziel, auf der gegenüberliegenden Seite der Promenade – und endlich sah ich auch, was ich bereits hören und riechen konnte. Alle meine Sinne waren gespannt wie eine Bogensehne kurz vor dem Loslassen.
Kaum hatte ich den Sandweg zwischen den Dünen erreicht, bückte ich mich, um hastig Schuhe und Socken loszuwerden. Konnte dieser Schnürsenkel nicht ein einziges Mal ohne Knoten aufgehen? Die erste Anspannung fiel von mir ab, sobald ich den Sand unter meinen Fußsohlen wahrnahm. Oberflächlich war er angenehm warm, aber wenn ich die Zehen spielerisch in den Sand grub, spürte ich noch die feuchte Kühle der letzten Regentage. Der Kontrast ließ mich unglaublich lebendig fühlen.
Nach einem kurzen, bewussten Innehalten ging ich langsam weiter, den Blick gesenkt, nach innen horchend, jeden Schritt und jeden einzelnen Augenblick auskostend. Rechts und links des Sandweges erhoben sich die hügeligen Dünen, der allgegenwärtige Wind ließ den Strandhafer und die Segge, ja sogar die robusten Stranddisteln rascheln.
Dann hob ich den Blick und erfasste die gesamte Szene, die sich mir bot. Den weißen, puderigen Sandstrand, noch fast menschenleer. Vereinzelt standen bereits Strandkörbe für die kommende Saison bereit, einige wenige waren sogar schon besetzt mit lesenden oder tagträumenden Senioren. Ein paar kleine Kinder in Matschhosen und Gummistiefeln bauten Sandburgen, von ihren Eltern sorgsam aus dem Hintergrund beaufsichtigt, selbstvergessen in ihr Spiel versunken. Ich seufzte. Einmal noch so unbeschwert in den Tag hineinleben!
Ich nahm den Spülsaum wahr, wo sich Muschelschalen, Tang, kleinere Kiesel und größere Steine, vereinzelt sogar Hühnergötter häuften. Die Ostsee, die heute ruhig, aber energisch in ihrem ewig wiederkehrenden Rhythmus an den Strand brandete. Und schließlich im milchigen Dunst die Silhouette des südwestlichen Zipfels der Insel Fehmarn, durch den Sund vom Festland getrennt und durch die Brücke trotzdem mit ihm verbunden. In regelmäßigen Abständen blitzte das Leuchtfeuer des Leuchtturms Flügge in der Nähe von Orth auf. Solch hilfreiche Orientierungspunkte brauchte auch ich immer wieder, damit sie mir zeigten, wo mein Weg entlangführte. Ein lautes Spektakel brachte mich wieder ins Hier und Jetzt. Die launischen Böen trugen sowohl die Möwen als auch ihre klagenden Schreie neckend mal hierhin, mal dorthin.
Ich spürte, wie meine Mundwinkel sich von ganz allein hoben und ein breites Bananenlächeln mein Gesicht erhellte. Das war Mamas ständige Frotzelei gewesen: „Du kannst beim Lachen eine Banane quer essen.“ Na und? Besser, als vom ständig verkniffenen Mund einen Faltenkranz um die Lippen zu bekommen! Aber die Zeit, als Mutter und Tante mein Selbstbild bestimmten, war lange vorbei. Ich selbst war für meine Gedanken und Gefühle zuständig, niemand sonst.
Spontan ließ ich mich rücklings in den Sand plumpsen, streckte Arme und Beine aus, schloss die Augen genießerisch und atmete tief ein.
Angekommen!
Alle Fotos nach dem oberen sind aus dem Oktober, aber die Atmosphäre kommt trotzdem gut rüber, finde ich.
Ganz zum Schluss noch ein Foto, das ich an jedem größeren Gewässer einmal mache (wenn ich es nicht vergesse😅). Einfach aus Jux. Wer kriegt jetzt einen Ohrwurm?
Heute kam der neue Newsletter vom Zukunftsinstitut. Ich habe mich mal wieder köstlich amüsiert, ab und zu beifällig genickt und frage mich, wer zum Kuckuck denn wohl der distinguierte Herr mit dem stets sehr ernsthaften (klingt doch um einiges eleganter als sauertöpfisch, oder?) Gesichtsausdruck gewesen sein mag, der die letzten Monate jede ökologisch angehauchte Forderung in Grund und Boden geredet hat?
Übrigens, Klaus Töpfer, der erst der zweite Bundesumweltminister überhaupt war, ist CDU-Mitglied und ich habe Hochachtung vor ihm. Es geht doch. Dem Herrn Merz und seiner Partei wünsche ich (wirklich) viel Erfolg beim Konstruktivismus und beim Perspektivwechsel.
Immerhin kann er auf eine beeindruckende Literaturauswahl zurückgreifen😉
Gibt es einen besser geeigneten Tag, um ein Buch vorzustellen, das sich mit Arbeit beschäftigt? Ich denke nicht. Der etwas provokante Titel verrät schon, warum Arbeit nach Corona, Krieg und der immer darüber schwebenden Metakrise Klimawandel das Zeug hat, das Aufregerthema 2023 zu werden.
Was haben wir denn in diesem Frühjahr schon alles anhören müssen:
Herr Kampeter [ehemals Bundestagsabgeordneter (1990 bis 2016) und parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesfinanzminister (2005 bis 2015), seit 2016 Hauptgeschäftsführer des BDA, gebürtiger Mindener] fordert lautstark und medienwirksam: Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit. Ganz polemisch sage ich einfach mal: Lässt sich bequem verlangen, wenn man selbst nicht in einer Position ist, nach vielen Überstunden auf der Demenzstation nicht mehr gerade gehen oder denken zu können. Oder das Gefühl hat, den Asphaltgeruch nicht mehr aus den Poren zu bekommen, das Gepiepe der Scanner an der Kasse schon seit Jahren verantwortlich für einen Tinnitus ist oder was auch immer. (Natürlich brauchen wir auch Menschen, die vom Chefsessel aus den Überblick haben, nicht jeder taugt für jede Arbeit und es ist super sinnvoll und gut, dass es unterschiedliche Begabungen gibt. Aber seine Aussage empfinde ich schon als sehr übergriffig.)
Menschen, die sich aus Angst und als Mahnung vor der Klimakatastrophe (ohne das in diesem Moment bewerten zu wollen, meine Protestform der Wahl wäre es nicht) auf Hauptverkehrsstraßen festkleben, wird entgegengeschleudert: „Geht erstmal arbeiten, was habt ihr denn schon geleistet?“ Gut, das Festkleben erledigen meist junge Leute, die dafür oft ihr Studium unterbrechen, aber bei der Letzten Generation sind durchaus auch gestandene Leute dabei, die ihr Lebensarbeitswerk schon hinter sich haben. Übrigens so eine witzige urdeutsche Weise, jungen Leuten ihr Jungsein vorzuwerfen. War ja bei FFF nicht anders („Geht erstmal zur Schule und lernt anständig. Was könnt ihr denn schon an Lebensleistung aufweisen?“ Bemerkenswert, wie viele Menschen als studierter Ökonom, CEO oder meinetwegen auch Handwerksmeister zur Welt gekommen sind…)
Gewerkschaften sind selbstbewusst und streiklustig wie seit langem nicht, wenn es darum geht, für ihre Branchen neue Tarife zu erzwingen, was ich total wichtig finde, nur leider gehen wie fast immer diejenigen leer aus, die in Branchen oder Betrieben ohne Tarifbindung für Mindestlohn (oder als Praktikanten sogar für noch weniger) arbeiten.
Das Buch von Sara Weber provoziert, auch abseits des Titels. Aber vor allem provoziert es, sich aus unterschiedlichen Sichtweisen mit dem Thema Arbeit auseinanderzusetzen. Es macht erschreckend deutlich, dass Arbeit keine Insel ist, die man getrennt von anderen gesellschaftlichen Entwicklungen oder von globalen Herausforderungen abgekoppelt betrachten kann. Der folgende Ausschnitt aus dem ersten Teil des Buches fasst es sehr anschaulich zusammen:
Früher war das Versprechen von Arbeit klar: Wer hart arbeitet, wird es mal besser haben. Wenn ihr auf den Markt vertraut, gibt es Wohlstand für alle. Mein Haus, mein Auto und so. Dieses Versprechen funktioniert nicht mehr. Junge Menschen arbeiten und arbeiten, aber können es sich trotzdem nicht leisten, eine Immobilie zu kaufen, weil alles viel zu teuer geworden ist. Wir wissen nicht, ob wir irgendwann eine Rente bekommen, von der wir leben können. Und wenn wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen – und zwar schnell –, haben wir keine Lebensgrundlage mehr. Der Grund, um immer mehr und immer härter zu arbeiten, existiert nicht mehr.
Im eBook markiere ich mir immer wieder verschiedene Aussagen, weil das Thema so dicht, so vielfältig ist, dass ich mich mit den Thesen und Situationsbeschreibungen länger beschäftigen muss und möchte. Denn das Thema hat es verdient, dass ich es nicht einfach konsumiere wie einen Wirtschaftskrimi, sondern mich wirklich tiefer hineindenke.
Wie bei jedem guten Sachbuch, finde ich auch hier hilfreiche Fakten, die ich noch nicht kannte und in meiner Meinungsbildung beachtet hatte. Zum Beispiel zur Entwicklung der Arbeits(zeit)modelle, wie wir sie heute kennen. Oder dass es in Japan Fachbegriffe gibt für Überarbeitung und sogar für den Tod durch selbige. Was mich erstaunt hat, galt doch Japan lange als Paradebeispiel für Selbstdisziplin und strenge Arbeitsmentalität. Es gibt Beispiele, die außerhalb meiner Erfahrungswelt liegen (Arbeitswelt aus der Sicht marginalisierter Gruppen, Beschäftigungs“modelle“ angestellter Lehrer). Es gibt Thesen, bei denen ich erstmal auf Abwehr gehe und denke: aber das ist doch schon lange nicht mehr so (Arbeitsausbeutung migrantischer Frauen in Care-Berufen, und doch, gibt es, wenn ich an die 24/7-Pflegekräfte aus Osteuropa erinnern dürfte…)
Alle diese Punkte sind es aber eindeutig wert, bedacht zu werden, auch von Ökonomen und Arbeitslobbyisten. Wir leben in Deutschland (andere Länder kann ich nicht beurteilen) in einer Atmosphäre, in der uns vieles suspekt ist, was nicht unserer eigenen Sichtweise und Erfahrung entspricht. Und wir haben eine unglaubliche Regelungswut, was sich augenblicklich in der Diskussion um die 4-Tage-Woche wieder deutlich zeigt: Erstens wird entweder auf dieses Modell gepocht oder es wird ebenso verbissen niedergemacht. Es wird darüber gestritten, dass eine solche Regelung überhaupt nicht regelbar und umsetzbar sei, weil in vielen Branchen dann nicht die Zeiten abgedeckt werden können. Seit Jahren wird mehr Flexibilität in der Arbeitswelt gefordert, aber hier stehen wir anscheinend schon wieder wie der Ochs‘ vorm Berg und gucken blöd.
Kennt ihr Marie Kondo? Die Ausmist-Expertin? Eine Marie Kondo der Gesetzgebung und des Verordnungsdschungels bräuchten wir dringend. Nicht mit der Fragestellung: Macht uns dieses Gesetz noch glücklich? Sondern: Ist es hier und jetzt noch hilfreich, bringt es uns weiter, nutzt es den Menschen/der Gesellschaft? Und zukünftig: Immer, wenn ein neues Gesetz in den „Kleiderschrank“ kommt, muss ein altes ausgemustert werden. Das klingt und ist wahrscheinlich etwas übertrieben, aber in einigen Bereichen habe ich schon lernen müssen, dass es für manche Aufgabenstellungen Gesetze und Verordnungen gibt, die einander widersprechen und so ein sinnvolles Handeln wahnsinnig erschweren.
Wirtschaftslenker laufen dem Bruttoinlandsprodukt hinterher und tanzen da herum wie um das goldene Kalb. Dabei ist die Fixierung auf diesen einen Punkt kontraproduktiv, das dürften wir aus vielen Negativbeispielen doch inzwischen gelernt haben: Das BIP steigt, wenn es eine Katastrophe wie die Ahrtalflut gegeben hat, weil dann viel Umsatz durch die Beseitigung der Folgen entsteht. Das wiegt mehr als das Leid der betroffenen Bewohner. So etwas ist doch krank! Wenn Eltern zuhause bleiben, um sich um ihre kleinen Kinder oder pflegebedürftigen Eltern zu kümmern, wenn Menschen sich ehrenamtlich um Alte, Kranke, Migranten, Sterbende, vernachlässigte Kinder (beliebig fortzusetzen) bemühen, dann trägt es nicht zu einer „gesunden Wirtschaft“ bei. Ob es aber für das gesellschaftliche Miteinander positive Auswirkungen hat, zur Zufriedenheit und einem guten Selbstwertgefühl beiträgt, ist vollkommen egal.
Was mich ein bisschen erschreckt, bei vielen Schlagzeilen in den Medien, bei Diskussionen und Talkshows mit Lobbyisten, Experten, Wissenschaftlern, Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern, aber auch bei Meinungen „von der Straße“: Einmal mehr drohen wir in eine furchtbare Falle zu tappen. In die Falle der Polarisierung, der Vereinfachung, der lautstarken Debatte um Extrempositionen, des Abbügelns aller, die versuchen, Ruhe, Differenzierung und eine seriöse, abwägende Diskussion hineinzubringen. Weil so ein Themenbereich, der sich durch ganz viele Lebensbereiche zieht, nicht mal eben in drei Wochen abgehakt werden kann. Wir sind anscheinend echt nur noch begrenzt lernfähig, noch begrenzter als früher. Die „Fronten“ verhärten sich (im Jahr 2023, angesichts aller Kriege auf der Welt, finde ich es übel, in zivilen Konflikten von Fronten zu reden, aber es hat ja teilweise kämpferische Ausmaße), wozu auch die allgegenwärtigen Algorithmen und die Meinungsblasen der sozialen Medien ihren Beitrag leisten.
Manchmal denke ich, die Menschheit ist systemisch degeneriert.
Oje, ich bin schon wieder schwafelig geworden. Nicht alles, was ich hier geschrieben habe, steht 1:1 im Buch. Aber alles entspringt den Gedankengängen, die mir beim Lesen gekommen sind. Und selbstverständlich kann und darf man das alles auch ganz anders sehen als ich. Aber gerade deshalb finde ich es sehr wertvoll, mich einmal mit diesen Problemen und Lösungsansätzen genauer auseinanderzusetzen. Es gibt den Spruch: „Franzosen arbeiten, um zu leben. Deutsche leben, um zu arbeiten.“ Da ist was dran. Das fleißige, disziplinierte und ehrgeizige Wirtschaftswunderland sollte dringend mal wieder ein wenig mehr in Richtung Genuss schnuppern. Die junge Generation macht es uns vor. Es wird immer Menschen geben, die sich über ihre Arbeit definieren. Aber es wird auch Menschen geben, die sich neu überlegen, ob alles noch so passt.
Lest das Buch. Es lohnt sich, auch, wenn ihr nicht in einer Neufindungsphase seid. Wenn ihr offen seid, über den Tellerrand der eigenen Sichtweise zu schauen.
Über dieses Buch: Im März 2020 änderte sich alles. Homeoffice war plötzlich die neue Norm. Alle mussten sich digitalisieren und transformieren – ob sie wollten oder nicht. Die Arbeit drängte weiter ins restliche Leben, zur Erwerbsarbeit kam noch mehr Carearbeit. Die Schere zwischen systemrelevanten Berufen und Bürojobs ging weiter auf. Covid hat uns gezeigt, was in der Arbeitswelt nicht mehr funktioniert. Und da ist nicht nur die Pandemie: Überschwemmungen, Waldbrände, Inflation, Krieg – unsere Welt steht in Flammen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und wir? Brennen aus, um bloß keine Deadline zu reißen. Was zur Hölle machen wir da eigentlich? Warum tun wir uns das an? Immer mehr Menschen stellen sich diese Fragen, einige ziehen Konsequenzen. In den USA hat der Trend sogar schon einen Namen: »The Great Resignation«, das große Kündigen. Es bricht eine neue Ära an, aber weder durch agile Methoden noch durch Yoga im Alltag wird es gelingen, ein für uns alle und für den Planeten verträgliches Wirtschaften zu realisieren. Wir müssen uns überlegen, wie Arbeit heute und morgen wirklich funktionieren kann – mit einem Fokus auf Gerechtigkeit, Zukunftsfähigkeit und den Menschen. Sara Weber ist Journalistin, Expertin für die Arbeitswelt der Zukunft und war als Redaktionsleiterin von LinkedIn das Gesicht des Netzwerks in Deutschland, bis sie selbst Teil der »Great Resignation« wurde. In diesem Buch geht sie den Fragen nach, die gerade eine ganze Generation umtreiben, und zeigt Lösungen auf, die Arbeit besser machen können.
Bibliographische Angaben: Sara Weber Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? Kiepenheuer & Witsch ISBN 978-3-462-00415-1 18,- €
Ich habe die Recherchearbeit übernommen, um ein kreatives Element im nächsten Einmal Anders-Gottesdienst zu gestalten. Die Recherche beinhaltet, sich alte Folgen von Herzblatt auf Youtube anzusehen (Selbst schuld, war meine Idee…).
Was soll ich sagen, gleich die erste Folge, die ich gefunden habe, ist ein Erlebnis zwischen leichter Fremdscham, peinlich berührt sein und der Erkenntnis, dass vor 32 Jahren über sehr merkwürdige und grenzwertige Kalauer gelacht wurde. Und die Mode🤢 erst, sowohl Klamotten als auch Frisuren. Da muss ich euch unbedingt dran teilhaben lassen, damit ich nicht so allein dastehe mit diesen Empfindungen. Und eine Person, die als Kandidat in die Sendung kam, hat unsere Wohnzimmer auch später regelmäßig besucht…
Ein Buch aus Papier oder Ebook, was magst du lieber?
Bei Rina bin ich über diese Aktion von Catrin gestolpert, und weil ich unter anderem mit dem Verkauf von Büchern mein Geld verdiene, fühle ich mich berufen, meinen Senf dazuzugeben.
Ich bin Team „Sowohl-als-auch“. Erstens lese ich weiterhin sehr gern gedruckte Bücher, die ich mit allen Sinnen wahrnehmen kann: Ich kann Papier und Leim riechen, die Blätter rascheln hören, richtig haptisch umblättern – und mir nachts den Daumen einklemmen😅. Bei mir kommen die Bücher zwecks überall hin Mitnehmen in einen Stoffbeutel, gern mit Lesestatements bedruckt (Mein Favorit ist meine seit 20 Jahren gehütete Piper-Tasche mit dem Spruch „Gehen Sie mit einem guten Buch ins Bett oder wenigstens mit jemandem, der kürzlich eines gelesen hat“). Zusammen mit Sockenstrickzeug und Notizheft. Die Für-alle-Fälle-Tasche. Für Netgalley lese ich natürlich digital, aber auch Fachliteratur mag ich als e-Version, vor allem wenn ich für Facharbeiten Zitate benötige. Ich mag am elektronischen Lesen die Möglichkeit, Markierungen und Notizen zuzufügen, nach denen ich im Nachgang nicht lange suchen muss. Und ich mag es, dass unser Dino-iPad eine sinnvolle Aufgabe hat und noch nicht in den Elektroschrott muss.
Die derzeit herrschende Papierknappheit und daher mitunter verknappte Lieferbarkeit von Büchern rührt übrigens in erster Linie nicht vom Buchdruck. In der ersten Lockdown-Zeit, als eCommerce so richtig durch die Decke ging, haben große Papierhersteller ihre Maschinen auf Kartonagenproduktion umgerüstet, weil für die ganzen Online-Bestellungen Verpackungsmaterial gebraucht (und vermutlich besser bezahlt) wurde. Bei eBooks und eReadern darf man dagegen nicht vergessen, Serverkapazitäten (und vor allem die Kühlung selbiger), Bereitstellung von Bandbreite (Sendekapazität), elektronische Bauteile und solche Dinge in die Energie- und Nachhaltigkeitsbilanz einzubeziehen. Ohne das jetzt komplett berechnet zu haben, würde ich fast sagen, das gibt sich nicht besonders viel, beides benötigt Ressourcen, nur unterschiedliche.
Und außerdem: wenn man einen Kindle hat, bindet man sich halt auch an den großen Online-Kramladen. Der hier immer noch keine adäquaten Steuern zahlt und somit auch nicht für die örtliche Infrastruktur Beiträge leistet, wie es die lokalen Buchhandlungen mit ihren Steuern tun.
Mein Fazit: Beides hat auch seine Berechtigung, trotzdem bleibe ich gefühlsmäßig eher beim Papier. Wird vermutlich auch ein Familienerbe sein. Schließlich stamme ich aus einer Buchbinderfamilie.
Vor einigen Jahren sang die Band Santiano „Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall und wir haben nichts zu trinken…“. Eine Entsalzungsanlage hatten sie offensichtlich genauso wenig an Bord wie ein Fass Rum. Das scheint schon fast in einer anderen Welt gewesen zu sein, obwohl es gerade mal ein gutes Jahrzehnt her ist.
Heute würde angesichts aktueller Schlagzeilen die leider recht kopflose Königin Marie Antoinette vermutlich sagen „Wenn sie kein Wasser haben, sollen sie doch Champagner trinken.“
Während in Hessen letzte Woche gefeiert wurde, dass nach langer Zeit der Edersee für ein paar Stunden mal wieder so voll war, dass er von selbst überlief (nachdem letzten Sommer der Wasserstand so niedrig war, dass die Segelboote auf dem Trockenen lagen) und ich täglich beobachten kann, dass die Weser ordentlich viel Wasser führt, trocknet der Gardasee langsam aus. Auch aus Spanien kommen beunruhigende Nachrichten. In Katalonien hat einer der wichtigsten Stauseen nur nur noch einen Füllstand von rund einem Viertel seiner Kapazität. Der Wasserverbrauch ist gedeckelt, um die Komplettkatastrophe zumindest herauszuzögern, denn niemand weiß zuverlässig, ob sie vermieden werden kann.
Die Schlagzeilen dazu lauten aber nicht etwa: „Kann die spanische Landwirtschaft angesichts der Dürre die Versorgung der Bevölkerung aufrecht erhalten?“, sondern „Poolverbot im Urlaubsparadies“ oder „Drohen Duschverbote und leere Pools?“ Ja, kann man so sehen. Für mich drückt das in erster Linie aus, dass die Wertschöpfung aus dem Tourismus mehr wiegt als die Versorgungslage mit dem Lebensnotwendigen für die Bevölkerung. Und so sehr ich nachvollziehen kann, dass Menschen einerseits dort sehr gern Urlaub machen und es den Einheimischen ein gutes Einkommen sichert, macht es mich doch ratlos.
Da stimmen die Dimensionen längst nicht mehr. Ich kann doch keinen Urlaub genießen und im Infinitypool planschen, wenn ich ahne, dass die Leute – Alte, Junge, Familien – die dort das ganze Jahr über leben, bei jedem Fitzelchen Wasserverbrauch Rechenschaft ablegen müssen.
Ob man es strenggenommen als „Motz“ bezeichnen kann, weiß ich gar nicht so genau, ist aber auch egal. Auf jeden Fall bin ich über eine relativ überschaubare Zeitungsnotiz gestolpert, bei der es um Asphaltmangel als Grund für die Verzögerung eines Straßenbauprojektes geht. Hm, dachte ich, da war doch mal was, irgendwas mit Erdöl…
Also: Asphalt ist grob vereinfacht gesagt eine Mischung aus kleinen Steinen und Bitumen. Bitumen wiederum besteht zum großen Teil aus Erdöl. Es ist seit antiker Zeit bekannt und wurde in der natürlich vorkommenden Variante (ja, auch die gibt es: Erdpech) bereits in Mesopotamien verwendet. Der Löwenanteil des heute benötigten Bitumens wird dagegen gezielt hergestellt, und zwar aus schwerem Erdöl. Schweres Erdöl kommt laut Wikipedia vor allem in den arabischen Ländern und Zentralasien (um den Ural herum) vor. Die leichten Erdölvorkommen, zum Beispiel der Nordsee, sind nicht brauchbar.
Und jetzt? Jetzt habe ich Fragen. Sollte nicht der Import von Erdöl aus bestimmten Gegenden der Welt massiv eingeschränkt werden? Vor allem aus den Gegenden, wo Schweröl gefördert wird? Und womit stellen wir dann den Asphalt her, der die von Teilen der Koalition ersehnten Straßen bedecken soll, wenn sogar in einem ostwestfälischen Mittelzentrum Asphalt für einen einzigen kurzen Straßenabschnitt fehlt und deswegen wochenlanger Stillstand auf einer der Hauptausfallstraßen der Stadt herrscht?
Auch Beton kann ja schließlich keine Lösung sein, den brauchen wir für den Wohnungsbau, den sozialen wie den – ja, wie nennt man den eigentlich? Den normalen, veredelten oder unsozialen Wohnungsbau? Und für die Autobahnbrücken, die eher kurz- als langfristig saniert oder neu gebaut werden müssen, damit nicht noch mehr Schwerlastverkehr durch Dörfer und Kleinstädte umgeleitet werden muss.
Ach Moment. Gerade fällt mir die ultimative Lösung ein: Katzenköpfe. Nein, nicht die edlen Häupter unserer geliebten Stubentiger, sondern die schier unkaputtbaren Granit- (oder auch Basalt-)steine, mit denen schon seit der Zeit der Römer kleine Straßen ebenso wie große Handelswege gepflastert wurden. Immerhin findet man bis heute gut erhaltene Fragmente dieser Straßen, die sogar immer noch nutzbar sind. Und bei uns im Kreis gibt es ein Stück Basaltpflasterstraße zwischen zwei Dörfern, das sogar unter Denkmalschutz steht. Eine Straße, die tagtäglich von vielen Menschen genutzt wird. Und keine Schlaglöcher enthält! Um eine Win-Win-Situation zu erzeugen, könnte man Schwerverbrecher und Steuerkriminelle in den Granitsteinbrüchen und im Straßenbau schuften lassen, gemäß dem alten, höchst pädagogischen Grundsatz: Dann sind sie abends zu müde, um sich neue illegale Aktivitäten auszudenken und tun was für die Gemeinschaft. Das Dumme ist nur, für die vielen Baustoffe müssten wir weite Teile des bayerischen Waldes, Schwarzwaldes, Thüringer Waldes, Eifel und Vogesen, den Böhmerwald, die Brockenregion des Harzes, den Odenwald … abbauen. Wo machen wir dann Urlaub, gehen wandern oder umarmen Bäume?
Also, bittere Montagserkenntnis: Egal, womit wir unsere feuchten Wachstumsträume befriedigen wollen, es läuft immer auf Ausbeutung und Zerstörung hinaus. Wir leben über unsere Verhältnisse. Übrigens: Am 22. April war Tag der Erde. Ich sag’s ja nur…
PS: Im Endeffekt bringt mich das Ganze zu einer interessanten, aber sehr unbequemen Überlegung: Können wir uns unser Wirtschaftswachstum eigentlich noch leisten? Zu welchem Preis? Oder noch weiter: Können und dürfen wir von allen potenziellen internationalen Geschäftspartnern verlangen, dass sie ihre gesellschaftlichen Werte an unsere moralischen Wünsche anpassen? Und ist das nicht auch eine Art von Kolonialismus? Aber DAS Fass mache ich heute nicht auf.
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