
Vorbemerkung: der heutige Beitrag fällt eher unter die Kategorie
Nicht ärgern, nur wundern
und dient damit auch ein wenig der Seelenpflege. Immer nur motzen ist etwas anstrengend, selbst wenn man es nur montags rauslässt.
Wir Deutschen sind doch ein putziges Völkchen. Und offenbar ein sehr multibegabtes noch dazu. Dass wir alle paar Jahre, nämlich immer dann, wenn größere Fußballturniere anstehen, zu einem großen Kollektiv von Bundestrainern mutieren, ist ja lange bekannt. Ein über Jahrzehnte eingespieltes Ritual. Umso erstaunter waren manche, die mit universitärer Hilfe in medizinischen und/oder gesundheitsforschenden Berufen tätig sind, dass im Frühjahr 2020 diese ganzen ambitionierten Herbergers, Schöns, Derwalls, Beckenbauers, Vogts‘, Ribbecks, Völlers, Klinsmanns und Löws (Flick war noch Co-Trainer zu Beginn der Pandemie) in Nullkommanix eine Umschulung zu Virologen hinlegten. Und nach dem Nachdruck zu urteilen, mit dem so mancher dieser frisch „Promovierten“ seine Thesen verbreitete, summa cum laude.
Noch mehr verwunderte allerdings die heftig gesunkene Halbwertszeit dieser Zusatzausbildungen, denn bereits relativ kurz, nachdem am 24. Februar 2022 die Zeitenwende in erster Linie über die Ukraine und damit verbunden auch über Europa hereingebrochen war, beschlossen diejenigen, die auch in den Wirren der Viren nicht ihre berufliche Erfüllung gefunden hatten, noch einmal umzuschulen. Ungeachtet der Tatsache, dass sie noch nicht die erforderliche Anzahl von mindestens 10 Bewerbungstrainings abgeschlossen hatten, und egal, ob sie „gedient“ hatten oder nicht: der neueste heiße Schei* war die Feierabendfortbildung per Fernunterricht zum Verteidigungsminister oder zur Strategieexpertin.
Wenn es nicht so zwiespältig wäre, könnte man fast lachen und sich fragen: Wann werden wir alle die ultimative Befriedigung darin finden, als Verkehrsminister die Zukunft unseres schönen Landes auf die Schiene und in den ÖPNV zu bringen? Bei aller Motzerei über denjenigen, der diese goldene Himbeere des Kabinetts als Aufgabe bekommt, fürchte ich, dass viele potenzielle Bewerber den bisherigen Amtsinhabern zumindest in einer Sache beipflichten würden: Deutschland ist und bleibt Autoland. 80 Millionen Schumachers und Vettels eingeschlossen. Naja, vielleicht auch eher um die 40 Millionen. Bisher hat sich jedenfalls noch keine Frau freiwillig auf den Posten beworben…
80 Millionen Klimaschützer sind vermutlich auch noch für längere Zeit eine Utopie, siehe meinen Beitrag vom letzten Donnerstag über die Freiheit.
Als Abschluss gönne ich euch einen kleinen Wochenanfangsohrwurm, auch wenn er nicht ganz zum Thema passt (oder gerade deswegen, weil er ein anderes Schlaglicht auf die 80 Millionen wirft).
Warum soll ich den denn alleine haben?
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