Braucht Deutschland eine Wüste?

Hä, wie bitte? Was ist denn das für eine Frage?

Genau. Ich war ungefähr in der neunten oder zehnten Klasse, als ich mir dieselbe Frage stellte. Und zwar im Deutschunterricht. Die Frage hatte keinerlei visionären Hintergrund, mein Deutschlehrer hatte vermutlich ebenso wenig Kenntnis davon wie wir Schüler, dass knapp vierzig Jahre später in einigen Gegenden Deutschlands wegen Wassermangels diese Frage sogar eine gewisse praktische Berechtigung bekommen könnte.

Der Grund war ein ganz profaner: Wir nahmen Erörterungen als Unterrichtsthema durch. Und wir sollten eine ausführliche Erörterung mit Stoffsammlung, Gliederung, Eingangsthese, Hauptteil und Abschlussbewertung/Fazit schreiben. „Braucht Deutschland eine Wüste“ war einer der in unseren Augen komplett abstrusen Themenvorschläge. Anscheinend mochte ich Herausforderungen, denn ich nahm mich des Themas an. Sammelte Infos über Wüsten, überlegte hin und her, wo in unserem (damals noch etwas kleineren) Land eine Wüste, von der ich Vorstellungen à la Sahara im Kopf hatte, hinpassen könnte. Ich versuchte, mir Vor- und Nachteile vorzustellen, welchen Nutzen eine Wüste haben könnte, obwohl ich allein den Gedanken an eine Wüste in Deutschland ziemlich schwachsinnig fand. Und ich schaffte es, recht ausgewogen Stellung zu beziehen. Zwanzig DinA4-Seiten später hatte ich eine ausführliche Betrachtung des Themas fertig und bekam sogar eine gute Note dafür. Ich kann euch leider nicht mehr sagen, zu welchem Schluss ich gekommen bin, tippe aber auf „Eher nein“. Darauf kommt es auch gar nicht an.

Mir ging diese Episode heute früh wieder durch den Kopf und ich erzähle euch davon, weil mir erst Jahrzehnte später so richtig bewusst wurde, welches Geschenk mein Deutschlehrer Herr Schnickmann uns mit dieser Aufgabe gemacht hat:

Dingen auf den Grund gehen, Argumente für und wider bestimmte Ansichten finden, auch für die, die man bislang als abwegig empfunden hat. Einmal in die Rolle des Gegenübers schlüpfen, auch wenn man selbst eine konträre Meinung hat. Und nicht zuletzt auch in der Lage sein (wenn man nach reiflicher Überlegung und mit mehr Detailkenntnis zu neuen Schlüssen kommt), die eigene Sichtweise teilweise oder ganz revidieren, ohne es als Gesichtsverlust zu sehen.
Natürlich gelingt mir das nicht immer und es gibt auch Themenbereiche, bei denen ich absolut nicht bereit bin, meine Meinung zu ändern. Wenn es um fundamentale Menschenrechte geht, wenn die Gegenseite antisemitisch, rassistisch, homophob oder sonstwie menschenverachtend agiert. Aber bei fast allen anderen Themen kann ich über meinen eigenen Schatten springen, ohne dass mir ein Zacken aus der Krone fällt. Die zunehmende Lebenserfahrung hilft mir meist dabei (manchmal steht sie mir aber auch im Weg, auch das gehört zur Wahrheit; viele Dinge sehe ich lockerer, bei anderen werde ich unflexibler, das nehme ich – manchmal zähneknirschend – zur Kenntnis).

Meinen letzten Beitrag hier schrieb ich zum Thema „Allgemeine Dienstpflicht“ und ich freue mich über jeden einzelnen Kommentar von euch dazu. Ganz egal, wie ihr das seht. Ich habe für mich festgestellt, dass ich selbst noch nicht mit dem Thema durch bin, allerdings eine leichte Tendenz dafür verspüre, weil ich denke, dass die Vorteile mehr wiegen als die Nachteile (die es auf jeden Fall gibt). Ich kann viele Argumente dagegen nachvollziehen. Und wenn es auf andere Art machbar wäre, nicht nur als Pflicht, würde ich sofort Hurra schreien.

Ich wünsche uns allen eine fruchtbare und ausdauernde Debatte mit besseren Argumenten als „das wäre Zwangsarbeit“ oder „hat mir auch nicht geschadet, das sollen DIE ruhig mal machen“😉 Ihr habt mir gezeigt, dass das funktioniert.

Danke, Herr Schnickmann. Von wo auch immer Sie jetzt vermutlich zu uns herunter schauen.

Pflicht bewusst

Symbolfoto: Pixabay

Kein Tippfehler. Ich schreibe heute nicht zuallererst über Pflichtbewusstsein, sondern darüber, sich seiner Pflicht(en) bewusst zu sein.
Klar, diese Diskussionen über Pflichtjahr, Gesellschaftsjahr, allgemeine Dienstpflicht oder wie auch immer es genannt wird, die poppten immer wieder auf. Und ebenso klar, manch einem hängt es zum Hals heraus. Deswegen wird es aber nicht unwichtiger, diese Dimension des menschlichen Zusammenlebens immer wieder zu thematisieren, finde ich.

Elf Jahre ist es her, dass die Wehrpflicht ausgesetzt wurde. Ausgesetzt, nicht abgeschafft. Aber wenn ich darüber nachdenke, kannte ich schon weit vorher nur wenige junge Männer, die tatsächlich zur Bundeswehr gingen, nachdem sie ihren Musterungsbescheid bekommen hatten. Nicht mal Zivildienst mussten sie teilweise ableisten, ich weiß gar nicht so recht, warum das anscheinend mehr oder weniger stillschweigend „ausgeschlichen“ wurde (ebenso wie die Dauer des Dienstes, die immer kürzer wurde), denn damals beschäftigte ich mich nicht wirklich mit diesen Themen, es war nicht erheblich zu der Zeit.

Mein Anliegen ist es auch heute nicht, ein Plädoyer dafür oder dagegen zu halten. Denn es gibt Gründe für beides, durchaus auch stichhaltige Gründe. Ich wünsche mir vor allem, dass solche Diskussionen nicht immer nur vor einem zu erwartenden Sommerloch oder in konkreten schwierigen Situationen geführt werden, sondern dass es ein ständiges Bewusstsein dafür gibt, dass unser Leben in einer Demokratie nicht nur aus Ansprüchen, sondern auch aus Verpflichtungen besteht. Woraus entsteht denn zum Beispiel die Anspruchshaltung, dass jede Ungewissheit des Lebens am besten durch ein Programm des Staates aufgefangen werden muss? Und sei es gesamtgesellschaftlich gesehen noch so unsinnig?

Auf der anderen Seite gibt es sehr viele Menschen aller Altersstufen, die sich auch heute schon – ohne jede Verpflichtung von außen – in Sportvereinen, Kirchengemeinden, lokalpolitischen Gremien, an den Tafeln, im Tier- und Naturschutz oder im Kinderschutzbund, dem weißen Ring, im DRK, den freiwilligen Feuerwehren … engagieren. Oft sogar ganz ohne Übungsleiterpauschale, Einsatzgeld oder so, nur für ein „Dankeschön“ oder einen feuchten Händedruck, einen Grillabend im Sommer und ein Weihnachtspräsent. Und ohne die vieles einfach nicht möglich wäre.

Warum muss denn ein Dienst für die Allgemeinheit an eine bestimmte Lebensphase gebunden sein? Als Grund wird häufig genannt, dass dann noch keine Familie da ist, um die man sich kümmern muss. Ich kenne aber auch Eltern, die mental in ein Loch fallen, wenn die Kinder aus dem Haus sind, Neurentner, die nichts mehr mit sich anzufangen wissen, wenn sie bei der Arbeit nicht mehr gebraucht werden, und Menschen, die in der Mitte ihres Lebens merken, dass sie so wie bisher nicht mehr weitermachen wollen oder können. Arbeitslose, die nicht das x-te Bewerbungstraining mitmachen wollen, um weiterhin Unterstützung zu bekommen. Also Menschen in ganz unterschiedlichen Phasen ihres Lebens, die unter Umständen sogar dankbar wären für einen Spin, der ihrem Dasein eine neue Perspektive gibt.
Und eventuell ist es sogar möglich, für ein solches Angebot eine Bezeichnung zu finden, die nicht so verpönt und vom Begriff her verbrannt ist, sondern die impliziert, dass es wertvoll und sinnstiftend ist, was man tut.

Vor allem aber, ich glaube, ich schrieb es schon mal: Es ist wichtig, dass möglichst viele Menschen darüber im Gespräch miteinander (statt gegeneinander) bleiben.

Aber was weiß ich schon…

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