Durch die Nacht ist die Überschrift über der gestern angebrochenen Fastenwoche. Es ist schon ein Auf und Ab, welches uns der Kalender zumutet. Es geht mal wieder ans „Eingemachte“, an die Substanz und Essenz menschlichen Leidens. Deswegen habe ich auch länger gebraucht, meine Gedanken dazu zu ordnen.
Am Mittag wurde es plötzlich im ganzen Land dunkel. Diese Finsternis dauerte drei Stunden. Gegen drei Uhr schrie Jesus laut: »Eli, Eli, lema sabachtani?« Das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«
Matthäus 27, 45-46 HfA
Nicht nur zur Zeit seiner Geburt war Jesus wahrer Mensch. Auch zum Zeitpunkt seines tiefsten Leids steht er nicht als glänzender Held oben drüber. Selbst die Gottverlassenheit, die Menschen in solchen Augenblicken empfinden können, lernt er kennen und durchleidet sie. Obwohl er ja mit Sicherheit vom Verstand her wusste, dass sein Tod am Kreuz nicht das Ende bedeutet. Verstand und Gefühl, die zwei Eckpunkte unserer Wahrnehmung, sind eben nicht deckungsgleich. Ich schätze mal, jeder von uns kennt es, wenn man „objektiv gesehen“ relativ ungefährdet sein könnte – aber das Gefühl, unsere Angst, Unsicherheit und Ohnmacht uns einen dicken Strich durch die Rechnung machen.
Dass Jesus von diesen Empfindungen nicht verschont bleibt, zeigt mir ganz deutlich, dass wahre Stärke auch im Zulassen vermeintlicher Schwäche liegen kann. Dass sein Mitgefühl alle Facetten unseres Daseins umfasst, dass er bereit war, alles zu durchleiden, was einen Menschen zerbrechen kann, gibt mir (meist) Kraft. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen, denn es sprengt mein Vorstellungsvermögen und ich bin zutiefst dankbar, dass ich in solch existenziellen Nöten noch nie war. Ich habe die vage Ahnung, dass es relativ wahrscheinlich ist, zu meinem Lebensende hin die Erfahrungen diesbezüglich zu erweitern. Und ich hoffe, mir wird die Zusicherung, dass ich niemals tiefer falle als in Gottes Hand, dann ein starker Trost sein.
Ich sitze am Schreibtisch und räume auf. Und zwar die Favoritenliste meines Browsers, die mal wieder eher einem Zettelkasten mit zu vielen Notizen, Ausschnitten und anderen irgendwann mal gesammelten Schnipseln ähnelt.
Was ich früher (und wenn ich sehr, sehr ehrlich mit mir selbst bin, immer noch) in alten Schuhkartons gesammelt habe, schiebe ich heutzutage in die Favoriten. Für irgendwann mal, wenn ich Zeit und Muße habe, es zu lesen. Und neben all den Kochrezepten, Gartentipps, Strickanleitungen, Stoffhändlern, DIY-Lifehacks, Rechercheseiten, Reiseblogs, Tiervideos und was man sonst noch so unheimlich wichtig findet, gibt es natürlich auch wirklich wichtige Links: Bank, ELSTER, Tageszeitung, die Schule der Tochter, Netgalley, WordPress… Ab und zu muss auch in diesen digitalen Schuhkartons ausgemistet werden, und weil ich heute den Vormittag sowieso am Schreibtisch verbringen werde, kann ich das tun, solange kein Kunde anruft und mir für mein aktuelles Schreibobjekt die zündende Idee fürs Fortkommen fehlt. Vielleicht stolpere ich ja beim Durchwühlen all der oben genannten Ordner und Homepages über den kreativen Gedanken, der mir gerade fehlt.
Es dauert auch erwartungsgemäß nicht lange, bis ich hängenbleibe. Und zwar auf der Homepage des Zukunftsinstitutes Horx. Ich scrolle durch die vergangenen Ausgaben der Zukunftskolumne und bleibe mit dem Blick kleben an der Überschrift von Kolumne 73: Frieden mit Corona. Ob es daran liegt, dass ich selbst gerade die Erkrankung hinter mir habe, ich weiß es nicht, aber der Titel macht mich neugierig. Ein Absatz hat mich ganz besonders berührt, da denke ich jetzt schon eine ganze Weile dran herum:
Ich nenne die Gefühlslage, in der wir im Modus der anklagenden Beschwerde verharren, den Empörismus. Das ist ein Zustand, in dem unser Hirn – unser »mind« – in eine Art Negativitäts-Trance verfällt. Wir scannen unsere Umwelt dann unentwegt im Raster eines Abwärtsvergleiches. Wenn andere Misserfolge haben, stärkt uns das in unserem Gefühl, überlegen zu sein. Wenn andere einen Vorteil haben, sind wir empört über die Ungerechtigkeit. Wir suchen fanatisch nach dem Negativen, um daraus einen inneren Mehrwert zu generieren.
Empörismus ist eine erprobte Methode, von den eigenen Gefühlen abzulenken. Man hält die eigenen Ängste besser aus, wenn man sie anderen in die Schuhe schiebt. Man transformiert Angst in Wut und Abwertung, und das fühlt sich einfach besser an als die Hilflosigkeit, das Ausgeliefertsein. So entsteht der Corona-Schwurbel – in seinen vielfältigen Varianten. In den Medien wird dieser Schwurbel bereitwillig aufgenommen und verstärkt. Was wäre besser für Clickraten und Einschaltquoten als permanente wütende Empörung? Dasselbe gilt auch für den bösartigen Populismus. Der freut sich ganz besonders über jede geistige und emotionale Verwirrung.
Im Kern hat der Schwurbel mit unserem Anspruchssystem zu tun. Wir erwarten viel von der Welt. Wir erwarten vom Staat, dass er sich nicht einmischt. Uns nicht behelligt, belästigt, die Freiheit nimmt. Wir verlangen gleichzeitig perfekte Autobahnen. Ohne Geschwindigkeitsbeschränkung. Im Ernstfall, in der Krise, erwarten wir allerdings Perfektion.
Wir erwarten von Technologie, dass sie die schnellen Lösungen bereitstellt. Aber wir blenden die Fehlerhaftigkeit von Technik aus. Und dass das menschliche Verhalten immer die zentrale Rolle spielt.
Wir werden die Krise bewältigt haben, wenn wir uns selbst verzeihen – unsere Dummheiten, Eitelkeiten, Aufregungen, Hysterien. Dann können wir der Krise irgendwann sogar dankbar sein. Dankbar? Das geht jetzt vielleicht doch ein bisschen zu weit. Wäre das nicht zynisch?
Zynisch wäre nur, wenn wir die andere Seite verleugnen: Den Mut und die Größe, die Menschen in Millionen alltäglicher Situationen gezeigt haben. Die Geduld, das Durchhaltevermögen. Das Über-Sich-Hinauswachsen, das in unendlich vielen kleinen Geschichten auftauchte. Alles, was wir gelernt und verstanden haben. Über uns selbst und die Welt. Über das, was kostbar ist. Und das, auf was wir verzichten können. Eine Krise ist furchtbar. Aber sie beinhaltet die Möglichkeit, dass wir uns verwandeln. Diese Möglichkeit auszuschließen heißt, die Zukunft zu leugnen.
Es geht hier nicht um toxisches Positiv-Denken. Es geht um Einordnung. Nicht alles ist negativ. Und auch im größten Unglück kann man Augenblicke des Glücks verspüren, das darf und muss man sogar. Mir fällt dabei eine Episode aus dem ersten Weltkrieg ein: sowohl 1914 als auch 1916 gab es den „Weihnachtsfrieden“, als Soldaten der verfeindeten Nationen gemeinsam Weihnachtslieder sangen, beteten und die Waffen schweigen ließen. Nicht „von oben verordnet“, sondern weil es ihnen ganz persönlich richtig erschien. Das macht den Krieg nicht besser, es leugnet nicht die vielen vollkommen unnötigen Kriegstoten. Aber es zeigt, dass auch in den übelsten Situationen nicht alles falsch läuft zwischen den Menschen, dass sich Solidarität, Empathie und Menschlichkeit immer wieder auch in solchen Situationen finden, in denen man nur das Schlechte sieht.
Ein letztes Zitat aus der Kolumne:
Aber die Wahrheit der Krise zeigt uns: Wandel besteht aus vielen kleinen Erkenntnissen, Einsichten, Wahrnehmungen, die uns befähigen, eine neue Wirklichkeit zu erzeugen. Wandel entsteht, indem wir in ihn hineinwachsen.
Ich schätze mal, das alles, was in der Kolumne 73 geschrieben steht, trifft in mancher Facette nicht nur auf Corona zu. Krisen gibt es rund um uns herum reichlich. Ich kann nur empfehlen, die Kolumne komplett zu lesen. Ganz in Ruhe und vielleicht nicht nur einmal. Und wirken lassen. Mir zumindest hat sie eine Entspannung der Gedanken gebracht, die ich momentan ganz dringend brauche.
PS: Und mein digitaler Zettelkasten ist immer noch so voll wie vorher🙈😂…
Zurzeit öffnen wir unsere Kirche, immer von montags bis freitags jeweils von 17 bis 18 Uhr. Der konkrete Anlass dazu ist die Unterbringung ukrainischer Geflüchteter in der benachbarten ehemaligen Schule, die noch auf ihre zukünftige Bestimmung wartet (was in der aktuellen Situation ein Segen ist). Denn dort haben die Menschen ein sicheres Dach über dem Kopf, die Möglichkeit zum Kochen und Essen, die Hygiene ist gewährleistet und es gibt engagierte haupt- und ehrenamtliche HelferInnen. Soweit ist alles in Ordnung. Was es dort naturgemäß nicht gibt, ist Ruhe und Privatsphäre, um mit seinen Gedanken und Befürchtungen, seinen Hoffnungen und dem Bedürfnis nach einem stillen Gebet einfach mal allein zu sein.
Vor zwei Wochen wurde daher nach dem Gottesdienst ganz kurzfristig geplant, es fanden sich spontan Ehrenamtliche, die auf- und abschließen, für Licht sorgen und auch bei Bedarf als Ansprechpartner zur Verfügung stehen (schließlich gibt es Englisch und diverse technische Helferlein zur Kommunikation). Der eine oder die andere verbindet mit der Öffnung auch die Hoffnung, dass Einheimische ebenfalls die Gelegenheit nutzen.
Ich bin gern allein in der Kirche. Die Atmosphäre bringt mich zur Ruhe, selbst wenn ich noch so aufgewühlt bin, sie hilft mir, mich zu sammeln und zu fokussieren. Oder sie hilft, einen inneren Tumult aus mir herausfließen zu lassen. Mal bete ich, mal bin ich ratlos, wie oder was ich beten könnte, dann bin ich einfach nur still. Bei meinem letzten Dienst am Donnerstag saß ich einfach nur da, schaute den Altar an und meditierte ein bisschen über die drei ganz unterschiedlichen Jesus-Darstellungen:
Da ist zunächst, zentral und prominent, Jesus leidend am Kreuz. Oder – vielleicht auch schon nicht mehr leidend? Am Fuß des Kreuzes ist eingraviert: „Es ist vollbracht.“ Mit Punkt, nicht mit Ausrufezeichen. Eine schlichte Tatsachenfeststellung. Die Jesusfigur ist sehr detailliert ausgearbeitet: Ein schlanker, ja hagerer Mann, mit etwas mehr als schulterlangem Haar, auf dem eine Dornenkrone sitzt. Das Gesicht und der Oberkörper wirken asketisch, die Augen sind geschlossen, der Ausdruck des Leidens ist in seinen Zügen noch deutlich sichtbar. Ebenfalls sehr deutlich sichtbar sind die Nägel in den Händen und Füßen, die ihn am Kreuz festhalten. (Die Kreuzigung war eine besonders grausame Todesstrafe, die eigentlich nur an Sklaven oder den übelsten Verbrechern vollzogen wurde.) Ich setze mich zu Füßen des Altars (aus heimischem Wesersandstein), damit ich das Gesicht genau betrachten kann. Das Gefühl, das ich dabei habe, kann ich nicht in Worte fassen.
Als nächstes sehe ich mir genauer als je zuvor das Altarbild an. Ein sehr düsteres Ölgemälde, ohne Signatur des Künstlers, nur mit einem Hinweis auf den Stifter – damals ein reicher Landwirt aus der Gemeinde. Das Datum lässt vermuten, dass dieses Bild älter ist als das Kirchengebäude, vermutlich hing es schon im Vorgängerbau. Als ich Konfirmandin war, mussten wir immer in den ersten Kirchenbänken sitzen – die Jungs rechts, die Mädchen links. Damals dachte ich immer, wenn ich pflichtgemäß im Gottesdienst saß: „Was für ein grauenvolles Bild…“ Die offenen Kirchen, die ich damals von Besichtigungen im Urlaub kannte, waren im Rheinland oder in Bayern und ausschließlich katholisch. Immer mit viel Gold, roten und blauen Gewändern bei den dargestellten Figuren und auf den Gemälden, selbst in der Darstellung des Leids war viel mehr bildgewaltige Pracht und Erhabenheit. Auch heute finde ich das Bild noch nicht wirklich schön, aber ich erkenne, wie liebevoll es die Grablegung Christi darstellt. Zunächst einmal: Im Gegensatz zum Kreuz ist Jesu Gesicht ruhig und friedlich – er hat das Leid überwunden. Leidend sind die Menschen um ihn herum, die ihn zur (wie sie vermutlich denken) letzten Ruhe betten. Ganz vorsichtig, liebevoll und zärtlich. Mit unverhohlenem Kummer in den Gesichtern. Wer mögen diese Menschen sein? Ich stelle mir vor, dass es Petrus, Johannes und Jakobus sein könnten, die Frauen eventuell die drei Marias (Jesu Mutter, Maria Magdalena und Maria aus Bethanien, die Jesus gesalbt hatte). Was mir tatsächlich erst jetzt auffällt, obwohl ich schon so oft am Altar beschäftigt war, ist der feine Heiligenschein, der über Jesu Kopf schwebt. So düster das Altarbild auch ist, es drückt die Stimmung im Grab wunderbar aus. Da ist keine Hoffnung mehr, da ist – zumindest für die beteiligten Menschen – anscheinend das jähe Ende des so hoffnungsvoll begonnenen Weges erreicht.
Aber dann trete ich ein paar Meter zurück. Ich setze mich in die erste Reihe, hebe den Blick und erfasse den Altarraum als Ganzes. Ich sehe das Auferstehungsfenster, das vor allem an den Sonntagmorgen, wenn die Sonne hereinscheint, mächtig und grandios wirkt. Der auferstandene Jesus, mit Purpurmantel und Banner, der Herr des Himmels und der Erde, von drei Engeln flankiert, über den Tod triumphierend. Er steht nicht auf der Mauer, er schwebt über ihr. Er wirkt wahrhaft königlich, mit offenem und selbstbewusstem Blick. „Bless the Lord, oh my Soul…“ geht mir durch den Kopf. Was ich übrigens immer wieder total genial finde: Selbst an den grauesten Tagen passiert es häufig, dass ein morgendlicher Sonnenstrahl ganz unvermittelt durch dieses Fenster scheint und die Wände des Altarraumes bunt färbt wie beim Blick durch ein Kaleidoskop. Und es gibt so ziemlich in jedem Jahr einen Schmetterling, der in der Kirche überwintert. Von der Wärme der Kerzen angelockt, fliegt er oft während des Gottesdienstes munter durch die Kirche.
Solche kleinen Begebenheiten und Details sind es mitunter, die mich aufrichten und mir Hoffnung geben. Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, dass die Welt überwunden werden kann, auch wenn es uns gerade noch so aussichtslos erscheint.
Wieder ein Jahr „geschafft“, und es fühlt sich auch genau so an: Geschafft! Nicht mit Ach und Krach, so schlimm war es auch nicht, aber es reicht, damit ich vorsichtig werde. Meine Grundhaltung „Aber nächstes Jahr wird besser“ ist gründlich ins Wanken geraten und weicht der Gewissheit „Nächstes Jahr wird seine eigenen Herausforderungen mitbringen“.
Auf der Haben-Seite ist auf jeden Fall zu verzeichnen, dass unsere Familie bisher von Corona verschont blieb. Dass es eine Diagnose für ein Familienmitglied gab, die auch herausfordernd (aber händelbar) ist, die aber nicht zuletzt wegen der Einschränkungen überhaupt erst ans Tageslicht kam, was ich positiv bewerte. Die „Sterntaler“ als mobiler „Familienzuwachs“ muss sich noch beweisen, hat aber gute Anlagen. Meine Schulter ist wieder repariert und der Heilungsprozess (obwohl er mir persönlich zu lange dauert…) läuft recht gut.
Auf der Soll-Seite steht für mich persönlich das zweite Jahr mit mobilen Einschränkungen, das mich in meinen Gartenplanungen noch mal ein Stück zurückgeworfen hat. Überhaupt: Gesundheitliche Einschränkungen machen sich bei einigen Familienmitgliedern bemerkbar, aber insgesamt im Rahmen. Man wird halt unter anderem nicht jünger, also geht das schon in Ordnung. Als belastend empfinde ich einige unschöne Facetten des gesellschaftlichen Klimas. Aber dem möchte ich heute nicht zu viel Raum geben, dazu kennt ihr meine Meinung bereits. Eindeutig im Soll ist der innere Zustand unseres Hauses. Zwei Jahre teilweise Unbeweglichkeit verursachen in der Summe ziemliches Chaos, weshalb ich vermutlich das Jahr 2022 etwas energischer angehen werde als 2020, wo ich meine „Ein Teil pro Tag“-Ausmist-Challenge dann auch noch abbrechen musste. Ich werde sicher nicht zum Marie-Kondo-Jünger, aber es ist eindeutig zu viel Inhalt in unseren vier Wänden!
Relativ groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es im kommenden Jahr irgendwann einen Abschied geben wird, denn kurz vor Weihnachten wurde bei Lucy eine Kehlkopflähmung festgestellt. Wäre sie jünger und insgesamt gesünder, käme eine OP in Frage, aber ob ihres Alters und ihrer Demenz fürchtet die Tierärztin, dass die Narkose ihr nicht gut bekommen würde. Dazu die immer weiter zunehmende demenzielle Entwicklung – in den letzten Wochen wandert („tippelt“, so nennen es die Tiermediziner) sie nachts häufig durchs Haus, ist sehr unruhig, legt sich hin, steht ein paar Sekunden später wieder auf. Und sie weint ziemlich viel und ist desorientiert. Vor ein paar Tagen hat sie das erste Mal vergessen, Bescheid zu geben, ehe sie raus musste. Aber sie freut sich immer noch wie ein Welpe, wenn man freundlich zu ihr ist und würde sich am liebsten 24/7 kraulen lassen. Mir graut vor der Entscheidung, die wir irgendwann werden treffen müssen, aber in der Familie reden wir öfter darüber; ich glaube, wir haben alle die Hoffnung, dass dadurch der Schrecken nicht ganz so groß sein wird. Immerhin hält sie schon viel länger durch als ich im letzten Frühjahr befürchtet hatte.
Damit bin ich beim Ausblick angekommen. Ich fasse keine festen Vorsätze, das geht sowieso schief und dann gibt es Frust, aber ein paar Ziele setze ich mir schon:
Ich möchte mehr Raum und Zeit für meine kreativen Projekte haben. Ob es das Nähen, Fotografieren oder der Garten ist, egal, das ist mir wichtig. Wenn es mit der „Sterntaler“ gut läuft, bekommt der Northern Star-Blog vielleicht auch ein maritimes Sternen-Geschwisterchen. Mal sehen. Außerdem steht in diesem Bereich vielleicht endlich mal die Zeit zur Verfügung, eine Idee für ein Manuskript (die schon länger in meinem Kopf wächst) energischer anzugehen.
Ich habe den inneren Drang, endlich pilgern zu gehen, und wenn es nur ein Wochenende ist. Ein Wochenende von 52, das muss doch möglich sein! Denn ich habe zunehmend das Gefühl, mein spirituelles Leben ist aus dem Gleichgewicht geraten und ich würde es zu gern wieder in die richtige Richtung bekommen.
Und ich möchte der Gesundheit ein wenig mehr Platz geben: Neue Basistherapie (Wenn ich die möglichen Nebenwirkungen lese, das sind mehr als bei der Corona-Impfung🙈. Aber einmal kurz drübergucken muss vorher sein, damit ich merke, falls etwas schiefgeht, es ist ja nun mal ein Eingriff in mein Immunsystem. Nach fast einem dreiviertel Jahr ohne Basistherapie merke ich aber deutlich, dass es ohne nicht wirklich gut geht.), mehr Bewegung, noch mehr gesunde Ernährung (damit geht saisonales und regionales Einkaufen einher, zum Glück sind wir in unserer Gegend mit Hofläden gesegnet) und weniger Hektik sind die Ziele. Wobei ich meine Baustellen schon vorher kenne, was vielleicht ja auch ein strategischer Vorteil ist.
Tja, und ansonsten werde ich einfach versuchen, das Jahr so zu nehmen, wie es auf mich zukommt. Hoffen, dass wir alle an Leib und Seele gesund hindurchnavigieren werden und dass es möglicherweise doch die eine oder andere schöne Facette zeigen wird. Mut macht mir dabei unter anderem auch die Jahreslosung für 2022:
„Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Joh. 6,37)
Ich wünsche euch und euren Familien ein gesundes und gesegnetes neues Jahr.
Ja, total kitschig, ich weiß. Aber der Aussie hat einfach Ähnlichkeit mit Kalle😂
PS: Wisst ihr, worüber ich mich heute Nacht freuen werde? Der Silvester-Neujahrs-Husten wird ausbleiben, der war nämlich häufig die unerwünschte Folge des Feinstaubes in der Luft. Das Notfall-Spray kann also voraussichtlich in der Handtasche bleiben😊
Immer, wenn ich viel Zeit habe (also immer dann, wenn ich körperlich nicht so kann wie ich will), verwende ich viel Energie, zumindest in meiner Vorstellung den Garten zu gestalten.
Dummerweise stehen in puncto praktischer Arbeit das aktuelle und auch das vergangene Jahr unter keinem guten Stern, aber ich hoffe, es geht ab jetzt wieder aufwärts mit der körperlichen Belastbarkeit. Immerhin versuche ich augenblicklich, unseren Garten ausdrücklich positiv wahrzunehmen: nach eineinhalb Jahren Wildnis kann ich ziemlich genau die Bodeneigenschaften benennen anhand der Pflanzen, die freiwillig jede verfügbare Fläche erobern.
Haufenweise stehen mir Holz und verschiedenste Steine zur Verfügung, um Strukturen und Rückzugsorte zu schaffen, eine breite Palette an unterschiedlichen Tieren fühlt sich bereits wohl bei uns, was ich total schön finde, auch wenn mindestens die Hälfte der Erdbeeren von Igel, Mäusen und Ameisen verputzt wird. Seit zwei Wochen höre ich auch die Buchfinken wieder, ich hatte schon befürchtet, dass sie uns verlassen haben.
Eine Empfehlung am Rande sind die Gartenbücher aus dem Pala-Verlag (meine höchst persönliche Einschätzung, ich werde nicht vom Verlag unterstützt). Vor allem, wenn man nicht den 08-15 Standardgarten anstrebt.
Fotografisch ist es für mich gerade am einfachsten, meine Ideen für einen gezähmten Wildgarten mit romantischem Flair einzufangen. Es begeistert mich, dass die edle Austin-Rose sich so gut mit den Brennnesseln versteht und das kleine Grashüpferchen dort Zuflucht vor der heißen Sonne sucht. Ich gönne mir einige gefüllte Rosen, da ich ihr Unvermögen, Insektenhunger zu stillen, durch viele Wildstauden ausgleiche und sie andererseits die Meisen ernähren, die dort oft viele Blattlaus-Leckerbissen finden.
Eben habe ich mir noch bei „Nordstory“ im NDR zusätzlich Inspiration eingeholt in einem Beitrag über „offene Pforte“-Gärten rund um Hannover.
Und sonst so? Lese ich viel, höre Podcasts und mache mir Gedanken über die Zukunft unserer Gesellschaft. Ich stelle zunehmend fest, dass mich Identitätspolitik aufregt, weil ich zwar die Anliegen der Betroffenen sehr gut nachfühlen kann, aber fürchte, statt uns zusammenzuraufen, werden wir zu einem deutschlandweiten Kleinteilemagazin mit unheimlich vielen einzelnen Schubladen… Doch das wird ein eigener Beitrag, wenn ich wieder ordentlich am PC schreiben kann.
Ich wünsche euch, dass ihr wettertechnisch jetzt einfach mal Luft holen könnt und nicht den Keller auspumpen müsst🙂.
Ein Schiffbrüchiger trieb auf einer Rettungsinsel seit Tagen auf dem Meer. Er war ein frommer Mensch, mit der festen Überzeugung, dass Gott ihn aus seiner Situation erretten werde. Die Notration an Lebensmitteln war bereits verbraucht, nur ein wenig Trinkwasser hatte er noch.
Da kam ein Kreuzfahrtschiff vorbei, man machte Anstalten, ihn an Bord zu nehmen. Aber der Schiffbrüchige winkte ab: „Nein danke, nicht notwendig. Ich bin sicher, Gott rettet mich.“
Und so dümpelte er weiter auf dem Meer, und bald war auch das Wasser verbraucht. Ein Bananendampfer kreuzte seinen Weg und wieder wollte die Besatzung ihn an Bord holen. Schon deutlich schwächer, sagte der Mann wieder: “ Nein danke, ich bin ganz sicher, Gott wird mich retten.“ Und so fuhr auch der Dampfer weiter.
Der Mann wurde immer schwächer und starb schließlich an Entkräftung und Wassermangel. Als er dann vor Gott stand, fragt er ihn vorwurfsvoll: „Gott, ich habe immer in meinem Leben an dich geglaubt und bis zuletzt auf deine Hilfe vertraut. Warum hast du mich nicht gerettet?“
Gott schaute den Mann betrübt an und sagte: „Zweimal habe ich ein Schiff auf dieser weit abgelegenen Route vorbeigeschickt – aber du hast dich jedes Mal geweigert, an Bord zu gehen…“
Warum erzähle ich diese Geschichte gerade jetzt?
Auf der einen Seite: Es ist gut und richtig, wenn wir Gott vertrauen, wenn wir davon ausgehen, dass er es gut mit uns meint. Die ganze Bibel ist voller Geschichten, aus denen genau das zu lesen ist. Aber: Die Bibel ist ebenso voll von Erlebnissen, wo dieses „gut meinen“ auf eine ganz andere Art gezeigt wird, als es die Menschen erwarten. Wo ganz unvermutet Menschen oder Ereignisse dazu beitragen.
Wir haben oft ganz konkrete Vorstellungen davon, wie Gottes Hilfe auszusehen habe. Und leider erwarten wir immer noch zu häufig, dass diese Hilfe dann mit Paukenschlag und Wunderheilung kommt.
Viel häufiger kommt Gottes ganz praktische Hilfe auf leisen Sohlen daher, zum Beispiel durch Menschen, die in einer Krisensituation Ruhe bewahren, alles gut durchdenken und ihren Kopf hinhalten, um Entscheidungen zu treffen. Nicht immer sind es populäre Entscheidungen, sie können und müssen oft Einzelinteressen beschneiden, zugunsten der gesamten Gesellschaft.
83 Millionen „Expertenmeinungen“ bringen uns nicht weiter. Wenn wir eine empathische und auch erfolgreiche Gesellschaft sein wollen, müssen wir auch die Grenzen der persönlichen Freiheit kennen und akzeptieren lernen.
Danken wir, ob nun Gott oder ganz allgemein den Menschen, die aktuell ihr Bestes geben, an dem Platz wo sie ihre Aufgaben erfüllen. Ganz egal, wo dieser Platz ist. Denn wenn es gut läuft, wenn alle mitmachen, können wir uns alle gegenseitig danken.
Und erwarten wir Gottes Liebe nicht nur im Wunder, sondern in den Menschen, die er uns in den Weg stellt.
Er spricht zu mir: Du sollst nicht nur die zwölf Stämme Israels wieder zu einem Volk vereinigen und die Überlebenden zurückbringen. Dafür allein habe ich dich nicht in meinen Dienst genommen, das wäre zu wenig. Nein – ich habe dich zum Licht für alle Völker gemacht, damit du der ganzen Welt die Rettung bringst, die von mir kommt! (Jesaja 49,6)
Spontan beim Lesen dieses Textabschnittes kam mir ein Songtext in den Sinn:
Light of the World
You stepped down into darkness
Open my eyes
Let me see …
Das ist der Beginn des Lobpreissongs „Here I am to worship“. Der erfüllt mich gerade so, dass kein anderer Gedanke mehr Platz hat. Bis Morgen…. 😉
Deshalb: Wenn sich dies alles ereignet, dann seid zuversichtlich – mit festem Blick und erhobenem Haupt! Denn eure Befreiung steht vor der Tür. (Lukas 21,28)
Dieser Vers ist ein Blick in die Zukunft, die auch uns noch bevorsteht, ein Blick auf die Apokalypse. Wir sind heute (wie auch viele Generationen vor uns zu unterschiedlichen Zeiten…) gern versucht, diese Endzeit vor uns stehen zu sehen. Was ja auch irgendwie nachvollziehbar ist.
Und wir reagieren ganz unterschiedlich, wie beim Thema Klimawandel: Manche mit Trotzreaktionen, andere mit Leugnung, wieder andere mit Rückzug in einen Kokon. Aber hilft uns das? Hilft es uns, was auch immer zu durchstehen, wenn wir sagen: Jetzt erst recht! Oder: Das gibt es alles überhaupt nicht! Oder: Wenn ich nicht hingucke, dann sieht mich auch nichts und niemand. Diese Reaktionen sind aber allesamt nicht hilfreich, denn sie ziehen uns in irgendeiner Weise runter.
Zuversichtlich, mit festem Blick und erhobenem Haupt – und dann tun, was getan werden muss. Egal wie die Zukunft aussieht, wenn ich ihr selbstbewusst und offen entgegentrete, ist das doch allemal besser, als wenn ich mich schlecht fühle, weil ich trotzig, verleumderisch oder verzagt bin. Denn ich bleibe ich und mache mich weder größer noch kleiner als ich bin.
Mit der Hoffnung, dass am Ende die Befreiung kommt. Ohne Hoffnung hat das Leben keinen Sinn.
Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. (Jesaja 7,14)
Immanuel bedeutet „Gott ist mit uns“. Dieses Zeichen verspricht der Herr durch Jesaja dem verzagten König Ahas von Juda. Der ist in einer verzwickten Situation. Feinde bedrohen Juda und Jerusalem von allen Seiten. Er sieht keinen Ausweg mehr, keine Zukunft.
Ein Kind? Ein neugeborenes Baby sogar? Was, bitte, soll denn ein Kind bewirken können? Und doch: Ein jedes Kind, jedes Neugeborene, ist ein untrüglicher Zeiger in die Zukunft. Wie soll es denn weitergehen, wie soll es Zukunft geben, wenn nicht durch Kinder? Die Geburt eines Kindes ist das Zeichen schlechthin, dass ein Neuanfang stattfindet.
Damals, für König Ahas, war es das Zeichen in die Zukunft, und auch heute ist es nicht anders. Selbst dann, wenn wir uns heute oft fragen, in welche ungewisse und schwierige Zeit unsere Kinder hineingeboren werden…
Ohne Kinder stirbt auch das letzte bisschen Hoffnung. Ohne Kinder ist die Zukunft tot!
Denn ich allein weiß, was ich mit euch vorhabe: Ich, der Herr, werde euch Frieden schenken und euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung. Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch erhören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich von euch finden lassen. Das verspreche ich euch.
Du siehst, mit den Prophetien ist das so eine Sache: Es gefällt uns nicht immer, was sie uns auf die Nase binden. Gott sagt durch Jeremia ganz klar, dass er es ist, der uns den Frieden schenkt. Nicht die Nato, keine multilateralen Verhandlungen, kein Abschreckungsszenario mit Atomwaffenarsenalen. Solange wir uns allein auf solche Ideen und Dinge verlassen, wird es den wahren großen Frieden nicht geben. Denn diese menschlichen Werkzeuge arbeiten nicht mit dem , was sich Gott für uns wünscht: Hoffnung und Zukunft. Sie arbeiten mit dem Recht des Stärkeren, mit Drohung und Abschreckung.
Gott wünscht sich so sehr, dass wir ihn suchen, dass wir uns ihm anvertrauen und bei ihm eine Heimat finden. Deswegen wiederholt Jesus die Zusage, dass Gebet erhört wird, dass die Tür uns offen steht, dass wir ihn finden können, auch zum Ende seiner „Bergpredigt“ noch einmal sehr eindringlich.
Geschichten mitten aus dem Leben; über Momente die uns prägen, Freude, Schmerz, Hoffnung und Schicksal dem wir täglich begegnen. Ein kleiner Blick ins Innere, ein Blick hinter die Tür.
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