Kindergrundsicherung

Ich wollte es nicht, ehrlich. Ich war fest entschlossen, heute nicht zu meckern. Ganz bestimmt. Das hielt so lange, bis ich die Tageszeitung durchgelesen und ein bisschen zusätzlich rumgesucht hatte.

Der Absatz, der mich auf die Palme brachte, lautete:

„Das Kindergeld ist auf 250 Euro erhöht worden, so stark wie seit 1996 nicht mehr“, sagte er. Damit stelle die Bundesregierung für Familien und Kinder jedes Jahr sieben Milliarden Euro mehr zur Verfügung. „Das Wesentliche für die Kindergrundsicherung ist damit finanziell getan.“

Echt jetzt? Ganz davon abgesehen, dass das Kindergeld eine Leistung ist, die mit der Gießkanne verteilt wird, also einem Einkommensmillionär für seine Kinder genauso zusteht wie der alleinerziehenden Mutter, die Kinder und Job unter einen Hut bekommen muss, verstehe ich zumindest Kindergrundsicherung ein ganz klein wenig umfassender.

Was gehört denn eigentlich alles dazu, damit man ein Kind oder gar mehrere anständig groß bekommt? Satt und trocken, oder doch etwas mehr? Aber ich fange mal anders an, nämlich mit der weiteren Aussage unseres Finanzministers, es gäbe ja schon Instrumente, die nur nicht ausreichend genutzt würden.
Ganz unrecht hat er damit nicht, aber warum werden diese Instrumente denn nicht genutzt? Zunächst mal, weil viele betroffene Familien überhaupt nicht wissen, dass es sie gibt oder dass sie ihnen zustehen. Und zwar nicht nur, weil es diese Menschen nicht gebacken kriegen, sich gefälligst ordentlich zu informieren. Sondern weil bereits die Hürden, um an Infos zu kommen, für manche zu hoch sind.
Ob es nun eine Sprachbarriere oder mangelndes intellektuelles Verständnis ist, ist erstmal zweitrangig. Denn es gibt bereits seit mehren Jahren die Erkenntnis, dass Behördensprache einfacher und inklusiver werden muss. Nur passiert ist da noch nicht viel. Ich bin mir sicher: Es lassen sich ganz bestimmt Wege finden, wie Eltern recht einfach Informationen bekommen und Leistungen beantragen können:
Finanzämter wissen, wer Einkommensteuer bezahlt und wer den Lohnsteuerjahresausgleich macht. Und sie bekommen Meldungen über Kinderfreibeträge. Wohngeldstellen haben den Überblick, wer einen Zuschuss zum Wohnen bekommt. Dort muss man angeben, wenn ein Kind als Bewohner dazukommt. Einwohnermeldeämter bekommen Geburten gemeldet. Bei der Familienkasse beantragt man Kindergeld. Alle diese Institutionen erfahren also davon, wenn man ein Kind bekommen hat. Wenn die Ämter daraufhin routinemäßig Schreiben an ihre Klienten verschicken würden, die auf sämtliche Möglichkeiten der Familienunterstützung in einer schlicht gehaltenen Wortwahl hinweisen, ist schon der erste Schritt getan: Bekanntheit erzeugt.

Im zweiten Schritt könnte die Beantragung über eine zentrale Stelle erfolgen, die bereits gute Einblicke in die finanzielle Leistungsfähigkeit der Familie hat (das können zum Beispiel die Jugendämter sein, wo man jährlich sein Einkommen für die Kita-Beiträge angeben muss), ohne dass zig verschiedene Unterlagen zu Einkünften zusammengesammelt werden oder die Ämter sich um den Datenschutz sorgen müssen. Auch hier muss unbedingt für Einfachheit gesorgt werden: barrierefreies Lesen und Verstehen ist Bedingung für barrierefreies In-Anspruch-nehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Aufwand für ein solches (standardisiertes) Vorgehen höher ist, als wenn man den Familien mehrfach hinterhertelefonieren muss, weil Unterlagen fehlen.

Ausschnitt aus RND-Artikel vom 3.4.2023 (https://www.rnd.de/politik/was-ist-die-kindergrundsicherung-und-wie-viel-wuerde-sie-kosten-3UNNBENYSNAKNBU2OL46HVVNQ4.html)

Und dann gehört für ein menschenwürdiges Aufwachsen von Kindern unbedingt dazu, dass sie wenigstens eine gesunde und abwechslungsreiche Mahlzeit am Tag bekommen, auch wenn in der Familie die letzte Woche im Monat nur noch Nudeln mit Ketchup machbar sind: Im Ganztag von Schule oder Kita. Am besten ergänzt durch entsprechenden Unterricht (Gesundheitslehre oder so), noch besser: durch Beteiligung an den Vorbereitungen.
Ach ja, à propos Schule: Schulgebäude, bei denen nicht der Putz von den Wänden bröckelt, wo die Fachräume sicher nutzbar sind (und nicht, wie in Mindener Schulen, in den naturwissenschaftlichen Räumen das Experimentieren seit Jahren verboten ist, weil Strom- und Gasleitungen marode sind), die Sanitäranlagen sauber und heile und die Haustechnik inklusive WLan auf dem aktuellen Stand sind, die gehören auch dazu. Wie sollen Kinder aufs Leben und vor allem aufs Lernen neugierig werden, wenn das, was am meisten Spaß beim Lernen macht, nicht funktionsfähig ist?

Ich habe mir einmal Zeit genommen und in den Koalitionsvertrag geschaut.
Ab Seite 94 geht es um „Chancen für Kinder, starke Familien und beste Bildung ein Leben lang“. Joa. Da ist noch sehr viel Luft nach oben, würde ich mal sagen.
Unter anderem heißt es

Wir wollen mehr Kinder aus der Armut holen, werden mit der Kindergrundsicherung bessere Chancen für Kinder und
Jugendliche schaffen und konzentrieren uns auf die, die am meisten Unterstützung brauchen

Koalitionsvertrag von 2021, S. 95

Wenn ich das für mich übersetze, lese ich in Etwa: Weniger nach dem Gießkannenprinzip, mehr individuelle Hilfen.

Im oben genannten Artikel des RND wird auf einen Kommentar verlinkt, den ich recht aufschlussreich finde (Und ich weiß, dass ein Kommentar eine Meinungsäußerung ist. Trotzdem finde ich ihn bitter!)

Allerdings kann ich auch nicht umhin, der CDU an den Ohren zu ziehen, wenn die sich jetzt öffentlichkeitswirksam über Lindners Prioritätenliste echauffiert, denn auch unter der Regierungsverantwortung der CDU in den letzten 16 Jahren vor der Ampel haben sie es nicht auf die Reihe bekommen. Das Problem an sich ist ja nicht brandneu.

Ja, es wird immer mal wieder was getan, das sehe ich auch. Insgesamt ist es jedoch zu wenig und immer wieder beschämend, dass Kinder und Familien seit Jahrzehnten gut für Sonntagsreden sind, aber im Alltag immer wieder hinten runter fallen. Wie leider auch andere Gesellschaftsbereiche ohne ausreichende Wirtschaftskraft.

„Die ziehen kleine Verbrecher groß“

Hast du den Spruch schon mal gehört? Vor längerer Zeit, also ungefähr vor 30 Jahren, wurde dieser blöde Satz des Öfteren benutzt, wenn man der Meinung war, Eltern würden ihre Kinder nicht gut und angemessen erziehen. Es bleibt festzustellen: Kein Mensch wird als Verbrecher geboren und auch die beste Erziehung schützt später nicht zuverlässig davor, als solcher zu enden.

Wenn ich also im Jahr 2023 mit Entsetzen in der Zeitung lesen muss, dass in einer benachbarten Stadt eine Bande ihr Unwesen treibt, deren Mitglieder zwischen 12 und 17 Jahren jung sind (und die Jüngsten ganz bewusst vorgeschickt werden bei Straftaten), wenn ich daran denke, dass schon in den letzten zwei Jahren in einem angrenzenden Landkreis zwei jugendliche Brüder in Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen so etwas wie Terror verbreitet haben, wenn ich dann auch noch erschüttert zur Kenntnis nehmen muss, dass zwei strafunmündige Mädchen eine Gleichaltrige mit zahlreichen Messerstichen getötet haben, dann bleibt mir das Motzen gewissermaßen im Hals stecken.
Deswegen heute ein ungewöhnlicher Montagsmotz der etwas anderen Art.

Wenn ich darüber nachdenke, dass vor einigen Jahren bereits in Großbritannien ein ähnlicher Fall mit ein paar kleinen Jungs als Tätern große Wellen schlug, wenn die Schlagzeile auf Seite 1 der Tageszeitung lautet „Mehr kriminelle Kinder im Kreis“ mit dem Untertitel, dass Ostwestfalen stärker von Kinderkriminalität betroffen sei als Nordrhein-Westfalen im Durchschnitt, dann läuft es mir kalt den Rücken runter. OWL als Heimat derer, die zum Lachen in den Keller gehen, die so dröge sind, dass sie jeden Sturzregen trocken überstehen, das ist der Ruf, der uns hier im äußersten Nordosten NRWs vorauseilt. Aber Hochburg der Kinderkriminalität? No way.

Und während manch ein vorschnelles Urteil gefällt wird, je nach politischem Blickwinkel die „Masseneinwanderung“ oder die „Pandemie mit ihren unausgegorenen Einschränkungen“ als Grund und Schuldiger an diesem Problem ausgemacht wird (beides spielt bestimmt eine Rolle – unter vielen anderen Aspekten), frage ich mich, ob die eigentlichen Gründe nicht eher gesamtgesellschaftlicher Art sein könnten. Ob der Krimi nicht eher ein Trauerspiel ist. Denn ein einzelner offensichtlicher Grund für eine gesellschaftlich bedenkliche Entwicklung hat noch immer zu kurz gegriffen.
So gibt es trotz Egoshootern und anderen menschenverachtenden Videogames zu Beginn der 2000er Jahre doch deutlich mehr Menschen, die zu ganz normalen und anständigen Erwachsenen geworden sind als potenzielle Amokläufer. Auch damals war den Jugendlichen, die solche Spiele cool fanden, eine fast schon zwingende Karriere als Berufskriminelle prophezeit worden. Selbst das Aufwachsen in sogenannten „Ghettos“ lässt sich nicht zuverlässig als Vorhersage eines Erwachsenenlebens heranziehen.

Was aber mit ziemlicher Sicherheit Spuren hinterlässt, das ist ein ganz allgemeiner schleichender Trend: Während Eltern zunehmend gezwungen sind, beide arbeiten zu gehen, um ein Familienleben überhaupt finanzieren zu können, brechen familienfördernde Strukturen weg. Wer keine Familie in der Nähe wohnen hat (oder wo die Großeltern selbst keine Zeit / kein Interesse haben), ist auf Fremdbetreuung angewiesen. Und der Rest der Gesellschaft und auch die Politik haben lange Zeit was gemacht?
Richtig: Eltern und vor allem Müttern ein Gefühl der Minderwertigkeit vermittelt, wenn sie ihre Kinder „weggaben“. (Ganz davon abgesehen, dass man in der alten Bundesrepublik dazu neigte, damit der kompletten ehemaligen DDR-Bevölkerung eine ordentliche Erziehung ihrer Kinder in der Fremdbetreuung abzusprechen.) Das Bild der idyllischen Familie als Ideal hochgehalten. Und im Gegenzug Kindertagesstätten nicht angemessen mit Personal und Mitteln ausgestattet, schulische Infrastruktur kaputtgespart (in meinem ehemaligen Gymnasium, das ich vor über 35 Jahren verlassen habe, sehen die Toilettenanlagen immer noch genauso aus wie Ende der 1980er Jahre, nur älter, kaputter und abgewrackter, wobei sie noch im oberen Level angesiedelt sind), Jugendsozialarbeit und -einrichtungen mit immer weniger Geld versorgt (ohne viele Ehrenamtliche ginge da meist gar nichts, und das liegt nicht daran, dass deren Leitungen nicht mit den knapper werdenden Gelder umgehen können).

Spielplätze wurden geschlossen statt renoviert, wenn die Geräte nicht mehr standsicher waren, weil es ja angeblich immer weniger Kinder in den Siedlungen gab. (Also: Für 15 Kinder „lohnt sich“ ein Spielplatz vielleicht noch, aber für fünf ist er rausgeschmissenes Geld?) Lange Zeit war es kaum sanktioniert, wenn Hundebesitzer ihren Hunden gestatteten, die Sandkästen als Hundeklo zu missbrauchen, stattdessen ärgerte man sich öffentlichkeitswirksam, wenn Jugendliche abends die Spielplätze als Ersatztreffpunkte nutzten (siehe oben) und dort Kippen und Scherben hinterließen.
Später dann wurde es gehypt, wenn Eltern ihre Kinder von vorn bis hinten pamperten, denn die „Zukunft der Gesellschaft“ war Mangelware, man hatte Angst, dass die zukünftigen Rentenzahler ausgehen könnten.
Aber eine vernünftige Infrastruktur und Strategie, wie man gesellschaftlich den Familien ein Leben mit Perspektive bieten kann, egal aus welchem „Milieu“ sie stammen, eine kontinuierliche, zukunftssichernde und wertschätzende Investition in Kitas und Schulen, Jugendzentren, Spiel- und Sportplätze, in die zeitgemäße Ausbildung von Erziehern und Lehrern, das wurde viel zu lange verpennt, auf allen möglichen Ebenen.

Es ist eben nicht genug, ab und zu mit der Gießkanne und im Hauruckverfahren irgendwas anzustoßen. Es ist und bleibt mühsam und kleinteilig, mit „hier eine Sanktion und dort ein Fördertopf“ ist es nicht getan.
Der Spruch „Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“ kann heute durchaus auf ein Land erweitert werden. Es braucht unter anderem:
– Die Bereitschaft unterschiedlicher Akteure, über den eigenen Tellerrand und das eigene Portemonnaie hinwegzusehen.
– Die Erkenntnis mancher Eltern, dass nicht jeder Tadel eines familienfremden (und öfter mal älteren) Menschen in der Öffentlichkeit übergriffig und gegen ihre kostbaren Kinder gewandt ist (es gibt beides, Wohlwollen und Übergriffigkeit). Sondern dass diese den Kindern vermitteln, dass Freiheiten auch begrenzt sind. Was in manchen Familien leider nicht genügend passiert.
– Senioren, die Familien als Paten unterstützen und ihre Lebenserfahrung empathisch und ohne erhobenen Zeigefinger weitergeben.
– Politik und Institutionen, die nicht nur kurz vor Wahlen auf die Wähler von Morgen schielen. Und damit verbunden kontinuierliche Evaluation der Familienpolitik auf Zeitgemäßheit und Wirksamkeit.
– Mehr „wir“ und weniger „ich“. – Aber trotzdem die Bereitschaft, individuelle Familienentwürfe als gleichwertig zu den gesellschaftlich anerkannten Modellen anzuerkennen.
– Und noch viel mehr, auch Voraussetzungen, die auf den ersten Blick vielleicht widersprüchlich sind. Ausgewogen statt die üblichen Pendelbewegungen. Vor allem brauchen wir alle einen langen Geduldsfaden: Mit uns selbst, miteinander, mit Menschen, die alles ganz anders sehen als wir.

Was wir dagegen eindeutig nicht brauchen, ist eine hetzerische Meute, die in sozialen Medien in solchen Fällen fast schon geifernd nach Details zu Taten lechzt, um einen kranken Voyeurismus zu befriedigen. (Edit im Lauf des Montags: und drakonische Strafforderungen und/oder Selbstjustizdrohungen für die Täterinnen auch nicht! Dass weder Details noch Konsequenzen öffentlich kommuniziert werden, hat auch wichtige Gründe.)

Zum Schluss: Es gibt sicher noch viele weitere Facetten und Puzzleteile, die eine Rolle spielen. Was ich oben geschrieben habe, entspricht meiner persönlichen Wahrnehmung, es muss nicht alles richtig und vollständig sein. Aber was wir wirklich immer und zu jeder Zeit brauchen, ist ein Reflektieren unseres Lebensstiles und der Ziele, die wir persönlich und gesellschaftlich verfolgen. Ehrlich, empathisch und mit der Bereitschaft, Fehlentwicklungen anzugehen. Und das ist eben mühsam und die Erkenntnisse sind nicht immer schmeichelhaft.

Eine gute Sache, die bei uns hier von den Jugendämtern angeleiert wurde, sind da übrigens die „Frühen Hilfen“. Aus dem Budget der Jugendhilfe werden schon frischgebackenen Familien unterschiedliche Maßnahmen finanziert, das kann je nach Einzelfall Hebammenbetreuung oder eine Kinderkrankenschwester sein, die Familien mit kranken Kindern regelmäßig betreut, oder auch vorausschauende sozialpädagogische und sozialpädiatrische Begleitung von Familien, bei denen ein klassisches Familienleben schwierig sein könnte.

Passend zum Thema ist auch der letzte Woche stattgefundene Bildungsgipfel. Es gab mal einen Film mit dem Titel Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam.
Analog dazu könnte man die Veranstaltung nennen:
Die Bildungsministerin, die auf einen Bildungsgipfel stieg und von einem Hügel herunterkam.

Wertekanon

Im Oktober werden wir zum ersten Mal Großeltern. So weit, so schön. In den letzten Tagen habe ich allerdings bei der täglichen Zeitungslektüre einige Male schlucken müssen: So bei der Meldung, dass in Ostwestfalen junge Eltern keine Kinderärzte finden, die noch neue Patienten aufnehmen.
Dass Eltern 50 km fahren müssen, um mit den Babys unterzukommen. Wie macht man das, wenn man kein Auto hat? Termine nach der Erreichbarkeit mit den Öffis buchen? Eventuell mit dreimal umsteigen? Wenn denn überhaupt eine adäquate Anbindung da ist…
Oder dass man erst nach mehreren Monaten ärztliche Versorgung findet. Während sich zuhause die bösen Briefe der Krankenkasse stapeln, dass man die Termine zur Vorsorgeuntersuchung und zu den Grundimpfungen hat verstreichen lassen.

Aber selbst wenn man das Glück hat, rechtzeitig eine Hebamme, einen Geburtsvorbereitungskurs (inzwischen gehört sogar regional eine offene Geburtsstation im Krankenhaus zu den Unwägbarkeiten) und auch noch eine kompetente kinderärztliche Versorgung zu finden, dann scheitert man möglicherweise beim ersten Fieberanfall am Mangel an Fiebersäften für Babys und Kleinkinder. Ich mag nicht spekulieren, aus welchen Gründen es passiert, aber immer weniger Hersteller produzieren diese recht simplen, aber wichtigen und effektiven Medikamente.

Und nicht zum ersten Mal frage ich mich, was da eigentlich genau schiefläuft. Werden vielleicht von den Krankenkassen zu viele „Behandlungen“ bezahlt, die zwar nice to have sind, aber mehr als haarscharf an einer sinnvollen Grundversorgung vorbeischrammen?
Warum ändert sich nichts an dem Schlüssel, der für die Zuteilung von Praxis-Standorten herangezogen wird, wenn seit vielen Jahren mehr Kinder betreut werden müssen, sich die Häufigkeiten der Pflichtuntersuchungen mehren, mehr Impfungen durchgeführt werden müssen, immer mehr Kinder auch mit psychischen Problemen Hilfe brauchen?
Was läuft schief in der Medizinerausbildung, wenn erstens immer noch zu viel Wert auf den Abi-Durchschnitt gelegt wird und zweitens fertige Ärztinnen und Ärzte nicht in die Versorgung ländlicher Gebiete wollen oder gar ganz ins Ausland abwandern? Meiner Meinung nach auf allen beteiligten Seiten zu viel. Aber das wäre einen eigenen Beitrag wert.

Irgendetwas in unserem Wertekanon sorgt dafür, dass auf der einen Seite anscheinend immer mehr Kinder zu kleinen Prinzen und Prinzessinnen erzogen werden, deren Eltern ihren Lebenssinn darin finden, ihre Kids bis zum Abi zu pampern (ich übertreibe hier bewusst ein wenig) und auf der anderen Seite immer mehr Kinder von Armut – bis hin zur Obdachlosigkeit – oder gesundheitlicher Vernachlässigung bedroht oder betroffen sind.

Oder kommt mir das nur so vor, weil es nur die Extremfälle in die Medien schaffen, wir überhaupt so sehr von Medien und Meinungen umgeben sind und weil das ganz normale Mittelmaß ganz gern unterschlagen wird? Ich hoffe schon fast, dass der Grund darin liegt.
Ich gestehe, ich bin ratlos.

Tag 32 – Backen mit Kids

|Werbung wegen Namensnennung, unbezahlt|

Wenn ich mir dieses Buch ansehe, wünsche ich mir wahlweise, 10-20 Jahre in der Zeit zurückzureisen oder Enkelkinder😀. (Keine Angst Mädels, das war kein Wink mit dem Zaunpfahl. Ich wäre ja keine begeisterte Buchhändlerin, wenn mir nicht eine dritte Möglichkeit einfallen würde.)

Beim Anschauen fällt mir als erstes die pfiffige Gestaltung mit modernen Illustrationen auf, die sich von Weihnachtsbackbüchern à la „Zwergenstübchen“ (obwohl ich das auch mag) sehr wohltuend abhebt. Als nächstes treffe ich auf Grundlagenwissen, das hier so toll aufbereitet ist, dass ich es mir in manchem Grundbackbuch für Erwachsene so liebevoll erklärt wünsche.

Und das dritte ist die Aufteilung des Registers, denn das ist sortiert nach Zutaten und Teigarten. Ich kann also überlegen, was ich denn noch mit meinen unterschiedlichen Nussvorräten anfangen könnte oder zielstrebig sagen: „Heute möchte ich etwas mit Streuselteig backen“ (Womit wir bei den tollen Crumble-Rezepten wären, lecker!)

Die Rezepte sind so ausgesucht, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist, sie aber ohne Minimengen von irgendwelchen exotischen Zutaten auskommen, die man hinterher nie wieder braucht. Außerdem ist für unterschiedliche Ausdauerstufen der kleinen und großen BäckerInnen gesorgt, auch die motorischen Fähigkeiten können mit dem Benutzen des Buches gemeinsam wachsen.

Mein Fazit: Wenn ihr und eure Kids in den nächsten Tagen oder Wochen noch in Quarantäne müsst oder einfach nur so Spaß am Backen habt, dann besorgt euch das Buch. Ich werde dann mal mit Kathrin ausprobieren, ob man den Titel erweitern könnte auf „Backen mit Kids, Teens und Eltern“.

Bibliografische Angaben: Backen mit Kids – Weihnachten, Verlag EMF, ISBN 978-3-96093-858-3, € 15,- (Österreich € 15,50)

Auf das Wesentliche besinnen

Stell dir einen Springbrunnen vor. Eigentlich hat er eine kraftvolle Fontäne. Aber die Düse, durch die das Wasser in die Höhe katapultiert wird, ist verstopft. Es brodelt, sprotzelt und zischt, aber der Druck, der sich im Inneren aufbaut, kann nicht weg. Aus der Düse tröpfelt es nur noch ein wenig. Irgendwann werden die Leitungen platzen, es gibt einen Wasserrohrbruch und eine riesige Pfütze ergießt sich.

So fühle ich mich momentan. Das hat verschiedene Gründe, einer davon ist medialer Overflow. Ich habe so viele Gedanken im Kopf. Noch dazu leider sehr viele ungebetene destruktive Gedanken. Über Missstände allerorten. Über das, was nicht so läuft. Über Dinge, die dringend geändert werden müssten…

Facebook, Instagram, Nachrichten, Tageszeitung, Change.org, Gespräche mit den unterschiedlichsten Leuten… Von überall her fluten übelriechende Gedankenströme wie Lava auf mich zu. Ich schätze, ein Buddhist würde mir jetzt sagen, dass ich gerade schlechtes Karma ansammle.

Es brodelt, sprotzelt und zischt in mir, es droht zu platzen und trotzdem raubt es mir die Energie, die gute, positive Energie, die ich zum erfolgreichen Sprudeln der Gedankenfontäne brauche.

Ich hatte mal ein T-Shirt, das hatte vorne den Spruch drauf: „Today I choose joy!“

So etwas brauche ich jetzt, und so etwas liegt zum Glück vor mir. Am Samstag starten wir zur Kinderfreizeit. Mit den Kindern fahren eine Jugendreferentin, 10 junge MitarbeiterInnen und zwei Köchinnen. Unser aller Ziel ist es, den Kids eine tolle Woche zu schenken. In dieser Woche bekommt all das doofe von außen einen ganz klaren Zaungastplatz. Wichtig sind ganz elementare Dinge. Gemeinschaft, Erlebnisse, Zeit mit Gott, Zeit mit den uns anvertrauten jungen Menschen. Klar, es wird eine Woche mit wenig Schlaf, viel Kochlöffelgerühre, es wird die eine oder andere Unstimmigkeit geben, hoffentlich keine größeren Verletzungen, aber kleinere Wunden (in der Küche ist frau auch gern mal für Pflaster, Kühlpack und Trost zuständig). Aber diese Woche im Jahr zeigt mir immer wieder, wofür es sich wirklich lohnt, Energie zu investieren, sie sprudeln zu lassen. Der Sommer kann kommen!

Die Welt bekommt uns früh genug zurück…

Übrigens: wenn du dich wunderst, was das Foto mit einem Springbrunnen gemeinsam hat: nüscht!!! Aber es zeigt den Beginn eines Tages auf der Freizeit, es ist eine Momentaufnahme vom Aufbau des Frühstücksbüffets. Ruhe und positive Energie gehen für mich davon aus.

„Kommet und schmecket wie freundlich der Herr ist“ -aber wer ist damit eigentlich gemeint?

Gestern Abend während der Passionsandacht wurde das Abendmahl gefeiert. Soweit, so unspektakulär. Nicht unbedingt einen Blogeintrag wert, oder?

Aber dieses Abendmahl, genauer gesagt die Ausschlusskriterien, die in unserer Gemeinde gelten, hat mich gestern in einen Konflikt gestürzt, der mich immer noch beschäftigt. Als Gläubige, der das Abendmahl wichtig ist, als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Gemeinde und: als Mutter.

In unserer Gemeinde sind Jugendliche zum Abendmahl zugelassen, die im Konfi-Unterricht das Thema Abendmahl besprochen haben (was erst recht spät dran ist). Vorher haben sie die Möglichkeit, sich segnen zu lassen. (Welche/r 12jährige möchte gern vor versammelter Gemeinde die Hand aufgelegt bekommen?)

Gestern war die Situation, dass Brot und Wein durch die Reihen gereicht und von einer Person an die nächste weitergegeben wurden mit den bekannten Worten „Christi Leib, für dich gegeben“ und „Christi Blut, für dich vergossen“. Ich bekam beides von meinem Mann gereicht, und eigentlich hätte ich es an meine 12jährige Tochter weitergereicht. Die aber, ihr ahnt es vielleicht, noch nicht zugelassen ist zum Abendmahl. Von meinem persönlichen Verständnis her, aber vor allem auch als Mutter, widerstrebte es mir total, aber ich habe über ihren Schoß hinweg Brot und Wein an ihren linken Nachbarn weitergegeben. Gegen meine Überzeugung habe ich die Gepflogenheiten unserer Gemeinde befolgt – und es fühlte sich falsch an!

Unsere Tochter hat mit sieben(!) Jahren zum ersten Mal und ganz selbstverständlich, in einer kleinen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern am Karfreitag das Abendmahl genommen, durchaus mit dem nötigen Ernst und Verständnis. In ihrer Heimatgemeinde hingegen fühlt sie sich von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen. Da muss sie erst, abgesehen von ihrer Taufe, Bedingungen erfüllen. Ich habe mir schon einiges an Begründungen anhören müssen in den letzten Jahren, warum es so ist. Begonnen von „Kinder verstehen das noch nicht“ (Ähm. Wie viele Erwachsene gibt es wohl, die ohne tieferes Verständnis das Abendmahl nehmen, weil es halt dazugehört?) bis hin zu „In der Bibel sind auch keine Kinder dabei“ (Frauen auch nicht. Jedenfalls nicht bei dem letzten Abendmahl, auf das wir uns berufen.)

Jesus selbst erwähnt die Kinder als „Hauptpersonen“ nur an einer Stelle ganz explizit, aber dort sagt er: „Lasst die Kinder zu mir kommen! Wehrt ihnen nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird dort nicht hineinkommen.“   (Der folgende Satz „Und er nahm sie in seine Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie“ ist dann das Argument für die Kindersegnung. Aber in dem ganzen Abschnitt ist nicht vom Essen die Rede, es sind also zwei ganz unterschiedliche Sachen, die da miteinander in Beziehung gebracht werden. Nachzulesen ist das bei Markus im 10. Kapitel)

Wissen wir, was zwischen einem Kind und Gott passiert, wenn das Kind das Abendmahl nimmt? Wissen wir, was überhaupt zwischen einem anderen Menschen und Gott passiert? Passiert bei uns selbst jedes Mal das Gleiche? Haben wir nicht auch von Ma(h)l zu Mal eine andere Empfindung, je nachdem, aus welcher Alltagssituation wir zum Tisch des Herrn kommen?

Und trauen wir unserem Gott da nicht herzlich wenig zu, wenn wir anscheinend viel besser beurteilen können, wer eingeladen ist und wer nicht?

Gestern Abend hat sich für mich falsch angefühlt. Ich habe mein Kind bewusst von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Und ich weiß, das wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen. Ratlos, traurig, unzulänglich.

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