Jugendarbeit 2.0?

Ohne Foto, denn da wären lauter Jugendliche drauf, von denen ich persönlich keine Fotoerlaubnis habe.

Ich hatte über die Pandemiemonate hin und her überlegt, ob ich in die Jugendarbeit in der Gemeinde wieder einsteige oder mich komplett anderen Projekten zuwende, schließlich entferne ich mich unaufhaltsam weiter von der Altersspanne der „Zielgruppe“. Allerdings habe ich dann doch zugesagt, als ich von einer jungen Frau (die ich als junges Mädchen kennengelernt hatte vor einigen Jahren) gefragt wurde, ob ich als „Expertin“ das Musicalprojekt begleiten würde, das sich die Theatergruppe der Jugendlichen ausgedacht hat.

„Expertin“ ist in diesem Zusammenhang auch kein hochtrabender Job und vermutlich habe ich auch noch ein wenig Zeit, bis mein „Expertenwissen“ gefragt ist. Es geht darum, dass diejenigen begleitet und eventuell ein bisschen angeleitet werden, die sich demnächst um die Kostüme für die Produktion kümmern werden. (Umgang mit der Nähmaschine, wie schneide ich zu, welche Stoffe benutzen wir?) Aber erstmal muss natürlich das Drehbuch stehen und es müssen sich SchauspielerInnen / TänzerInnen finden, die dann entsprechend ausgestattet werden müssen.

Aber warum schreibe ich hier darüber, (fast) niemand von euch kennt die motivierten jungen Leute? Ganz einfach:

Die junge Frau, die mich anfragte, studiert inzwischen (im Rheinland) und macht im Rahmen des Studiums auch gerade ein anspruchsvolles Praktikum (in Bayern). Trotzdem kommt sie alle paar Wochen her und trifft sich mit dem T-Team zwischendurch per Videokonferenz. Diejenigen, die hier zuhause mit dabei sind, bereiten sich teilweise darauf vor, im nächsten Jahr ihr Abi zu machen. Sie sind also zum großen Teil ziemlich „busy“. Und sie haben es geschafft, sich dieses ganze, ziemlich langlebige (roundabout 1,5 Jahre?) Projekt auszudenken, Konfis zur Teilnahme zu motivieren, mehrere erwachsene „Experten“ in den Bereichen Organisation, Musik, Catering und was noch sonst noch wichtig ist, zu gewinnen und heute eine Auftaktveranstaltung auf die Beine gestellt, bei der nicht nur das Projekt und das Team vorgestellt wurden, sondern die Jugendlichen auch Gelegenheit hatten, herauszufinden, was ihnen an der Sache besonders Spaß macht. Inklusive Lobpreiszeit und Impuls.

Über die zwei Jahre Pandemie haben sich viele Kinder und Jugendliche in ihr Schneckenhaus zurückgezogen, haben Probleme mit sozialen Kontakten bekommen und tauchen jetzt eher zögerlich wieder auf. Das bewerte ich auch gar nicht, habe ich doch auch bei mir selbst solche Tendenzen beobachtet.
Aber ich freue mich über jedes mir bekannte Gesicht, in das ich heute schauen konnte, weil doch erfreulich viele, die ich von Jungschar, Kinderfreizeiten oder Jugendgottesdiensten kenne, dabei waren und uns nicht „verlorengegangen“ sind. Denn eines ist klar: Kirche ist nicht unbedingt die allererste Priorität, wenn das „normale Leben“ wieder durchstartet.

Passion

Zurzeit öffnen wir unsere Kirche, immer von montags bis freitags jeweils von 17 bis 18 Uhr. Der konkrete Anlass dazu ist die Unterbringung ukrainischer Geflüchteter in der benachbarten ehemaligen Schule, die noch auf ihre zukünftige Bestimmung wartet (was in der aktuellen Situation ein Segen ist). Denn dort haben die Menschen ein sicheres Dach über dem Kopf, die Möglichkeit zum Kochen und Essen, die Hygiene ist gewährleistet und es gibt engagierte haupt- und ehrenamtliche HelferInnen. Soweit ist alles in Ordnung. Was es dort naturgemäß nicht gibt, ist Ruhe und Privatsphäre, um mit seinen Gedanken und Befürchtungen, seinen Hoffnungen und dem Bedürfnis nach einem stillen Gebet einfach mal allein zu sein.

Vor zwei Wochen wurde daher nach dem Gottesdienst ganz kurzfristig geplant, es fanden sich spontan Ehrenamtliche, die auf- und abschließen, für Licht sorgen und auch bei Bedarf als Ansprechpartner zur Verfügung stehen (schließlich gibt es Englisch und diverse technische Helferlein zur Kommunikation). Der eine oder die andere verbindet mit der Öffnung auch die Hoffnung, dass Einheimische ebenfalls die Gelegenheit nutzen.

Ich bin gern allein in der Kirche. Die Atmosphäre bringt mich zur Ruhe, selbst wenn ich noch so aufgewühlt bin, sie hilft mir, mich zu sammeln und zu fokussieren. Oder sie hilft, einen inneren Tumult aus mir herausfließen zu lassen. Mal bete ich, mal bin ich ratlos, wie oder was ich beten könnte, dann bin ich einfach nur still. Bei meinem letzten Dienst am Donnerstag saß ich einfach nur da, schaute den Altar an und meditierte ein bisschen über die drei ganz unterschiedlichen Jesus-Darstellungen:

Da ist zunächst, zentral und prominent, Jesus leidend am Kreuz. Oder – vielleicht auch schon nicht mehr leidend? Am Fuß des Kreuzes ist eingraviert: „Es ist vollbracht.“ Mit Punkt, nicht mit Ausrufezeichen. Eine schlichte Tatsachenfeststellung. Die Jesusfigur ist sehr detailliert ausgearbeitet:
Ein schlanker, ja hagerer Mann, mit etwas mehr als schulterlangem Haar, auf dem eine Dornenkrone sitzt. Das Gesicht und der Oberkörper wirken asketisch, die Augen sind geschlossen, der Ausdruck des Leidens ist in seinen Zügen noch deutlich sichtbar. Ebenfalls sehr deutlich sichtbar sind die Nägel in den Händen und Füßen, die ihn am Kreuz festhalten. (Die Kreuzigung war eine besonders grausame Todesstrafe, die eigentlich nur an Sklaven oder den übelsten Verbrechern vollzogen wurde.)
Ich setze mich zu Füßen des Altars (aus heimischem Wesersandstein), damit ich das Gesicht genau betrachten kann. Das Gefühl, das ich dabei habe, kann ich nicht in Worte fassen.

Als nächstes sehe ich mir genauer als je zuvor das Altarbild an. Ein sehr düsteres Ölgemälde, ohne Signatur des Künstlers, nur mit einem Hinweis auf den Stifter – damals ein reicher Landwirt aus der Gemeinde. Das Datum lässt vermuten, dass dieses Bild älter ist als das Kirchengebäude, vermutlich hing es schon im Vorgängerbau.
Als ich Konfirmandin war, mussten wir immer in den ersten Kirchenbänken sitzen – die Jungs rechts, die Mädchen links. Damals dachte ich immer, wenn ich pflichtgemäß im Gottesdienst saß: „Was für ein grauenvolles Bild…“
Die offenen Kirchen, die ich damals von Besichtigungen im Urlaub kannte, waren im Rheinland oder in Bayern und ausschließlich katholisch. Immer mit viel Gold, roten und blauen Gewändern bei den dargestellten Figuren und auf den Gemälden, selbst in der Darstellung des Leids war viel mehr bildgewaltige Pracht und Erhabenheit.
Auch heute finde ich das Bild noch nicht wirklich schön, aber ich erkenne, wie liebevoll es die Grablegung Christi darstellt. Zunächst einmal: Im Gegensatz zum Kreuz ist Jesu Gesicht ruhig und friedlich – er hat das Leid überwunden.
Leidend sind die Menschen um ihn herum, die ihn zur (wie sie vermutlich denken) letzten Ruhe betten. Ganz vorsichtig, liebevoll und zärtlich. Mit unverhohlenem Kummer in den Gesichtern. Wer mögen diese Menschen sein? Ich stelle mir vor, dass es Petrus, Johannes und Jakobus sein könnten, die Frauen eventuell die drei Marias (Jesu Mutter, Maria Magdalena und Maria aus Bethanien, die Jesus gesalbt hatte).
Was mir tatsächlich erst jetzt auffällt, obwohl ich schon so oft am Altar beschäftigt war, ist der feine Heiligenschein, der über Jesu Kopf schwebt.
So düster das Altarbild auch ist, es drückt die Stimmung im Grab wunderbar aus. Da ist keine Hoffnung mehr, da ist – zumindest für die beteiligten Menschen – anscheinend das jähe Ende des so hoffnungsvoll begonnenen Weges erreicht.

Aber dann trete ich ein paar Meter zurück. Ich setze mich in die erste Reihe, hebe den Blick und erfasse den Altarraum als Ganzes. Ich sehe das Auferstehungsfenster, das vor allem an den Sonntagmorgen, wenn die Sonne hereinscheint, mächtig und grandios wirkt. Der auferstandene Jesus, mit Purpurmantel und Banner, der Herr des Himmels und der Erde, von drei Engeln flankiert, über den Tod triumphierend. Er steht nicht auf der Mauer, er schwebt über ihr. Er wirkt wahrhaft königlich, mit offenem und selbstbewusstem Blick.
„Bless the Lord, oh my Soul…“ geht mir durch den Kopf.
Was ich übrigens immer wieder total genial finde: Selbst an den grauesten Tagen passiert es häufig, dass ein morgendlicher Sonnenstrahl ganz unvermittelt durch dieses Fenster scheint und die Wände des Altarraumes bunt färbt wie beim Blick durch ein Kaleidoskop. Und es gibt so ziemlich in jedem Jahr einen Schmetterling, der in der Kirche überwintert. Von der Wärme der Kerzen angelockt, fliegt er oft während des Gottesdienstes munter durch die Kirche.

Solche kleinen Begebenheiten und Details sind es mitunter, die mich aufrichten und mir Hoffnung geben. Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, dass die Welt überwunden werden kann, auch wenn es uns gerade noch so aussichtslos erscheint.

https://www.youtube.com/watch?v=DXDGE_lRI0E

Gemeinsam

Dieser Rebengang wirkt äußerst verlockend für mich. Ich stelle mir vor, dass er Schatten und Schutz bietet. Schutz vor Sonne, Wind und Regen, vor der Hitze eines Sommertages, vor neugierigen Blicken. Gerne würde ich mich hier einfach mal hinsetzen oder -legen, den Duft der Natur um mich herum einatmen, die Kühle unter dem Blätterdach genießen, auch mal Trauben naschen, wenn sie schon reif sind. Ich glaube, ich wäre dort sehr behütet. Dieser Traubengang ist eine Art sakraler Raum in meiner Vorstellung.

„Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben“ sagte Jesus einst. Das heißt, ich bin ein Teil dieses Bildes. Diese Darstellung ist unter anderem: Kirche!

Denn was ist „Kirche“ eigentlich? Der Ursprung ist das griechische „Ecclesia“ (ursprünglich eine Volksversammlung), im christlichen Sinn gebraucht als „Die Herausgerufenen“, die von Jesus Christus durch das Evangelium herausgerufen wurden aus der Welt.

Kirche ist nicht einfach die Bezeichnung für ein Gebäude, auch nicht für eine Variante der Religionsausübung. Kirche ist auch nicht zuerst katholisch oder evangelisch, baptistisch oder sonstwie. Kirche ist vor allem Gemeinschaft oder Familie.

Wie in jeder Familie gibt es Gemeinsamkeiten und Differenzen. Es gibt Menschen, die man mag und solche, die man am liebsten von hinten sieht. Sogar in der Gemeinde, in der man sich zuhause fühlt. Und das ist gut und richtig so und meiner Meinung nach sogar wichtig für die eigene Entwicklung. So wie sicherlich jeder in der Verwandtschaft jemanden kennt, den man nur ungern besucht, von der man sich abgrenzt, eine Person, die Widerstand hervorruft. Das hilft beim Aufwachsen. Sich zu sagen: Wie diese Person möchte ich nicht werden! Da sträubt sich alles in mir.

Auch in der Gemeinde gibt es solche Menschen. Aber: Ich habe inzwischen festgestellt, dass mir teilweise sogar schmerzliche Auseinandersetzungen mit solchen Menschen letztlich mehr geholfen haben, meine eigene spirituelle Identität zu finden, als solche, mit denen ich einer Meinung war. Denn sie fordern heraus, Positionen zu überdenken statt zufrieden im eigenen Saft liegen zu bleiben. Das kann dazu führen, dass ich in meinem Denken bestärkt werde, aber es kann auch bedeuten, dass ich erkenne, selbst auf dem Holzweg zu sein. In jedem Fall aber muss ich reflektieren, und sei es, um Argumente zu sammeln. Das ist natürlich unbequem. Aber im Nachhinein oft sehr hilfreich.

„Meine “ Gemeinde ist sicher nicht perfekt. Das wäre unmenschlich und überhaupt nicht erstrebenswert. Aber sie ist so wie wir Menschen eben sind!

Und jetzt du…

Bild- und Textkarten: ©Neukirchener Verlag (Bibliographische Angaben siehe Beitrag „Talk-Boxing“)

Wo finde ich Gott?

Auf dem Weg nach Santiago de Compostela vielleicht? Viele Pilger berichten davon, dass es sie irgendwann auf dem Weg eiskalt erwischt. Eine Gottesbegegnung. Ein Augenblick, in dem eine Erkenntnis kommt oder sich ein Knoten in der Seele löst. Der Moment auf dem Camino, der alles zum Überfließen bringt inklusive der eigenen Tränen. Diesen Weg zu gehen, ist auch mein großer Traum. Nicht unbedingt, weil ich heulen will, das kann ich auch so manchmal ganz gut, aber weil ich diese Nähe einmal ganz intensiv erleben möchte.

Und weil ich auch häufig das Gefühl habe, Gott nahe zu sein, wenn ich draußen unterwegs bin, wenn ich überraschende Ausblicke genießen darf, die Vögel höre, mich über Sonnenstrahlen durch das Blätterdach im Wald freue oder den Duft einer frisch gemähten Wiese einatme. Aber auch, wenn einsetzender Regen einen ganz eigenen würzigen Geruch mit sich bringt, wenn Eisblumen oder -zapfen wachsen, wenn der Sturm uns zeigt, dass wir nicht die Beherrscher von allem sind.

Aber auch wenn ich Sonntags relativ früh am Morgen als Erste unsere Kirche betrete und hoffentlich noch ein paar Minuten allein sein darf, ehe die ersten Gottesdienstbesucher kommen, habe ich ein ganz eigenartiges Gefühl von Nähe. In der Kirche übrigens mehr als während der Winterkirche im Gemeindehaus (dafür mag ich dort die gemütliche Atmosphäre ziemlich gern).

Nähe zu Gott oder Gottesbegegnungen lassen sich allerdings nicht planen, sie sind für uns nicht verfügbar. Und das ist auch gut und richtig so!

Und jetzt du…

Bild- und Textkarten: ©Neukirchener Verlag (Bibliographische Angaben siehe Beitrag „Talk-Boxing“)

„Was bringt mir Kirche/Gottesdienst?“

(…und was hat das Mondfoto damit zu tun? Aber dazu später.)

Die Frage in der Überschrift stellen sich viele Menschen. Immer mehr betrachten Kirche als Dienstleistungsunternehmen und den Gottesdienst als überflüssig. Es gibt schon Überlegungen (bei denen ich mich frage, ob so etwas ernst gemeint sein kann…) den Gottesdienst sozusagen auf Abruf stattfinden zu lassen. Meiner Meinung nach kann das nicht die Lösung sein, denn damit ist ja noch weniger Verlässlichkeit im Terminkalender, und an verlässlichen Verabredungen, an Verbindlichkeit mangelt es der Gesellschaft zunehmend.

Aber: Ich gestehe, dass ich auch nicht sicher bin vor dieser Frage. Am vergangenen Samstag, mitten beim Staubsaugen (worüber man so bei Hausarbeit nachdenkt…) überfiel mich die Frage: Warum gehst du eigentlich so stur sonntags in den Gottesdienst? Was könntest du in der Zeit alles machen? Du könntest doch auch still vor dich hin in der Bibel lesen, ein bisschen journalen (bible art journaling, kannst du auch im Netz finden), ein paar schöne Worship-Songs anhören und deine Zeit mit Gott ist perfekt. Oder du liest einfach mal den dicken Schmöker zuende oder bügelst oder… oder… oder…

Am Sonntag bin ich mit Edgar trotzdem zum Gottesdienst gegangen. Teils aus Gewohnheit, teils aus Bedürfnis. Irgendetwas sagte mir ganz eindeutig: Geh hin!

Der Gottesdienst war, abgesehen davon, dass Ferienzeit ist und alles etwas kleiner, ein ganz normaler Sonntagsgottesdienst mit Abendmahl. In der Predigt ging es um einen Text aus Jesaja 2. Jesaja lebte 700 vor Christus. Und es sah offensichtlich ähnlich aus wie heute bei uns in der Glaubenslandschaft: Viele Israeliten hatten den Glauben verloren, er hatte keine Relevanz für ihr Leben oder war zur Gewohnheit verkommen, weil „man das eben tat“. Die Menschen erwarteten aber nicht Gottes Eingreifen in das eigene Leben. So nehmen auch heute viele die Kirche wahr: Tradition ohne Realitätsbezug, leere Rituale, die nix bringen, verstaubte Musik….

Das brachte mich ins Grübeln: denn 700 Jahre nach Jesaja schickte Gott seinen Sohn zu diesen geistlich müden Menschen, um seine Geschichte mit ihnen weiterzuschreiben. Und weitere 2000 Jahre später schenkte er mir, in einem ganz normalen Gottesdienst, mit unserem Gemeindepfarrer, eine Predigt, die zu mir persönlich sprach und die ich an diesem Tag unbedingt brauchte. Und das so ganz ohne Bombast, nicht auf einem großen Kirchenevent, einer Pro-Christ-Massenveranstaltung, auf einem mitreißenden Lobpreis-Konzert. Schlichter Gottesdienst, schlichte Worte und als Symbole zur Verdeutlichung ein „Katzenauge“ (Reflektor) und der Hinweis, dass der schöne Sommer-Mond auch nicht mehr scheint, wenn die Sonne ihn nicht anscheint.

So ist es auch mit uns: Wenn Gottes Licht uns anscheint, dann scheinen wir zurück. Und wir scheinen auch, wie der Mond, in das Leben vieler hinein.

PS: Das ist jetzt kein Plädoyer komplett gegen Großveranstaltungen, auch die haben oft ihre Berechtigung, sie ermutigen zum Beispiel dadurch, dass wir sehen: wir sind doch viel mehr, als es sonntags den Eindruck macht. Aber wir brauchen auch das normale, das Kleinformat. Manchmal sicher etwas langweilig, aber dabei können wir „runterkommen“. Auch das hat seinen Platz im Leben, nein: es IST Leben! Und manchmal, um überrascht zu werden an Stellen, wo wir es nicht unbedingt vermuten….

Auf das Wesentliche besinnen

Stell dir einen Springbrunnen vor. Eigentlich hat er eine kraftvolle Fontäne. Aber die Düse, durch die das Wasser in die Höhe katapultiert wird, ist verstopft. Es brodelt, sprotzelt und zischt, aber der Druck, der sich im Inneren aufbaut, kann nicht weg. Aus der Düse tröpfelt es nur noch ein wenig. Irgendwann werden die Leitungen platzen, es gibt einen Wasserrohrbruch und eine riesige Pfütze ergießt sich.

So fühle ich mich momentan. Das hat verschiedene Gründe, einer davon ist medialer Overflow. Ich habe so viele Gedanken im Kopf. Noch dazu leider sehr viele ungebetene destruktive Gedanken. Über Missstände allerorten. Über das, was nicht so läuft. Über Dinge, die dringend geändert werden müssten…

Facebook, Instagram, Nachrichten, Tageszeitung, Change.org, Gespräche mit den unterschiedlichsten Leuten… Von überall her fluten übelriechende Gedankenströme wie Lava auf mich zu. Ich schätze, ein Buddhist würde mir jetzt sagen, dass ich gerade schlechtes Karma ansammle.

Es brodelt, sprotzelt und zischt in mir, es droht zu platzen und trotzdem raubt es mir die Energie, die gute, positive Energie, die ich zum erfolgreichen Sprudeln der Gedankenfontäne brauche.

Ich hatte mal ein T-Shirt, das hatte vorne den Spruch drauf: „Today I choose joy!“

So etwas brauche ich jetzt, und so etwas liegt zum Glück vor mir. Am Samstag starten wir zur Kinderfreizeit. Mit den Kindern fahren eine Jugendreferentin, 10 junge MitarbeiterInnen und zwei Köchinnen. Unser aller Ziel ist es, den Kids eine tolle Woche zu schenken. In dieser Woche bekommt all das doofe von außen einen ganz klaren Zaungastplatz. Wichtig sind ganz elementare Dinge. Gemeinschaft, Erlebnisse, Zeit mit Gott, Zeit mit den uns anvertrauten jungen Menschen. Klar, es wird eine Woche mit wenig Schlaf, viel Kochlöffelgerühre, es wird die eine oder andere Unstimmigkeit geben, hoffentlich keine größeren Verletzungen, aber kleinere Wunden (in der Küche ist frau auch gern mal für Pflaster, Kühlpack und Trost zuständig). Aber diese Woche im Jahr zeigt mir immer wieder, wofür es sich wirklich lohnt, Energie zu investieren, sie sprudeln zu lassen. Der Sommer kann kommen!

Die Welt bekommt uns früh genug zurück…

Übrigens: wenn du dich wunderst, was das Foto mit einem Springbrunnen gemeinsam hat: nüscht!!! Aber es zeigt den Beginn eines Tages auf der Freizeit, es ist eine Momentaufnahme vom Aufbau des Frühstücksbüffets. Ruhe und positive Energie gehen für mich davon aus.

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt…

Eigentlich hat dieser Text nicht unbedingt etwas mit dem Gesangbuchlied zu tun. Aber ich habe mir den Text eben einmal genau durchgelesen. Abgesehen davon, dass ich mit Ausdrücken wie „Kampf und Sieg“ immer noch eine Gänsehaut bekomme, beschreibt er ganz gut, was in meinem Kopf umhergeistert.

Außerdem habe ich, neugierig wie ich bin, nachgesehen, was Wikipedia zur Begriffsdefinition sagt. Das sieht dann so aus:

Gemeinde (Kirchengemeinde) ist die Organisationsform der Kirchenglieder auf lokaler Ebene. Sie nimmt Aufgaben der Kirche wie das Halten von Gottesdiensten, Seelsorge, kirchliche Unterweisung und diakonische Aufgaben wahr. Der Begriff umfasst mehrere Elemente: Institution, Gesamtheit, Raum und Gemeinschaft, Konkretion, Ort.

Gemeinschaft ist definiert als überschaubare soziale Gruppe, deren Mitglieder durch ein starkes Wir-Gefühl eng miteinander verbunden sind – oftmals über Generationen. Sie gilt als ursprünglichste Form des Zusammenlebens und als Grundelement der Gesellschaft. Merkmal ist eine gewisse Abgrenzung gegen Außenstehende, eine deutliche Trennungslinie zwischen „Uns“ und den „Anderen“.

Wichtig, aber nicht unbedingt hilfreich, diese Definitionen im Hinterkopf zu haben.

Was sind wir denn eigentlich? Sind wir „nur“ eine lokale Organisationsform? Oder sind wir „Herausgerufene“ (Ecclesia), die sich  klar von allen anderen abgrenzen? Ist es wie beim lokalen Sportverein, wo man Mitgliedsgebühren zahlt und dann trainieren geht? Und im Wettkampf mit den anderen Mannschaften nur dann antreten darf, wenn man das Training regelmäßig mitmacht?

Germanys next Top Kirchengemeinde? – Sorry, heute habe ich kein Kreuz für euch?

Ja, ich weiß, das ist jetzt sehr überspitzt ausgedrückt. Ganz bewusst und provokant. Denn gerade in der Empfindung von Menschen, die (noch) nicht so sehr Insider sind, kommt es schon ziemlich nahe an das, was so manche erleben, die sich auf das Abenteuer „Gemeinde“ einlassen.

Vielleicht sollte ich mal nachschauen, was Jesus selbst zu dem Thema sagt. Er fordert uns nicht dazu auf, aus unseren eigenen Kräften heraus etwas tolles auf die Beine zu stellen. Er sagt nicht: „Leute, baut Gemeindehäuser und ladet die ein, die sowieso schon an mich glauben, das reicht.“ Er ist auch nicht der Meinung, dass wir „besser“ sind als der Rest der Menschheit.

In der Bergpredigt schärft er seinen Zuhörern ein: „Selig sind, die geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich“ Geistlich arm, was bitte ist das denn? Nur wer einen begrenzten IQ hat? Okay, das heißt es natürlich nicht. Es geht um die Erkenntnis, dass wir Menschen nun mal zeitlich und auch verstandesgemäß begrenzt sind. Dass wir an viel zu vielen Stellen einfach nicht den Durchblick haben, dass wir es mit Gott nicht aufnehmen können und es auch überhaupt nicht müssen! ER baut sein Haus. Wir sind nur die Bauhelfer.

Jesus stellt sich auch keinen exklusiven Country-Club vor. Im Gleichnis vom großen Gastmahl stellt er fest, dass diejenigen, die ursprünglich eingeladen waren, tausend Ausreden haben, nicht zu kommen. Und dass deswegen diejenigen hereingeholt werden sollen, die „draußen“ unterwegs sind, die nicht „dazugehören“.

Und er erteilt ganz am Ende seiner irdischen Zeit den Auftrag, hinaus in die Welt zu gehen und die Völker in die Jüngerschaft zu holen. In unserem kleinen Gemeindekosmos bedeutet das: Ladet diejenigen ein, die noch nicht kommen.

Wir sollen aktiv werden und nicht abwarten, bis die Menschen von sich aus kommen und sagen „Jetzt bin ich so weit. Ich glaube bereits, was ihr glaubt, jetzt will ich auch dazugehören.“

Und dann sagt er noch: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Wir laden ein, wir lehren auch, wir taufen. Aber das, worauf es wirklich ankommt, bewirkt ER. Nicht wir.

Ich wünsche mir Gemeinden, in denen wir die Menschen einladen, egal, ob sie sich schon mit Jesus auf den Weg gemacht haben, egal, wie weit sie schon auf dem Weg sind, egal, wen sie lieben. Wir laden ein, zu uns zu gehören. Der Rest wird dann kommen (Geduld…!)  Nicht „von allein“, sondern durch unsere offene Haltung und vor allem durch das Wirken unseres Herrn Jesus Christus. Auch wenn wir es nicht immer merken, ER ist bei uns. Auch dann (welche Überraschung), wenn wir ihn nicht in jeder Unterhaltung mindestens erwähnen. Wir müssen seinen Namen nicht jederzeit im Überfluss nennen, um uns dessen gewiss zu sein.

Am letzten Wochenende habe ich eine solche Gemeinschaft erleben dürfen. Einige Familien/Paare aus unserer Gemeinde haben sich zusammengeschlossen, um ein Wochenende gemeinsam zu verbringen, mit Spielen, Unterhaltungen, Singen, Kochen und Essen, mit Spaß und auch mit Andachten, Bibelarbeit und Gottesdienst. Diejenigen, die bisher keinen Zugang zum Glauben gefunden haben, waren frei darin, sich aus allem auszuklinken, was sie zu dem Zeitpunkt nicht für sich annehmen konnten. Und trotzdem waren sie vollwertige Mitglieder der Gruppe. Jeder brachte sich ein mit individuellen Talenten, Interessen und tat, was gerade „dran“ war.

Diese Gemeinschaft auf Zeit erinnerte mich an das paulinische Bild: Gemeinde als einen Leib, jeder ist ein Körperteil, hat seine spezifischen Funktionen, und Christus ist das Haupt. Nicht jeder Körperteil hat eine direkte Verbindung zum Haupt, und doch gehören sie zusammen.

Wir müssen auch nicht immer einer Meinung sein. „Eins sein“ in Christus lässt Vielfalt zu. Wir sind aber dazu aufgefordert, uns gegenseitig in Respekt und Wertschätzung, kurz: in Liebe zu begegnen und zu „ertragen“! Unmöglich? Eher nicht. Schwierig umzusetzen? Unbedingt. Scheitern inklusive. In jedem Fall die ultimative Herausforderung, so wie der gesamte Glaubensweg eine Herausforderung ist.

Um noch einmal auf das Schiff zurückzukommen… Natürlich gibt es Offiziere, aber auch Maschinisten, Matrosen, Ausguck, Funker, Stewards, Smutjes und auch Fahrgäste. Alle gehören dazu, auch die, die noch an Land vor der Gangway stehen und überlegen, ob sie seefest sind. Der Käpt’n ist Jesus, er bringt uns ans Ziel.

 

 

„Kommet und schmecket wie freundlich der Herr ist“ -aber wer ist damit eigentlich gemeint?

Gestern Abend während der Passionsandacht wurde das Abendmahl gefeiert. Soweit, so unspektakulär. Nicht unbedingt einen Blogeintrag wert, oder?

Aber dieses Abendmahl, genauer gesagt die Ausschlusskriterien, die in unserer Gemeinde gelten, hat mich gestern in einen Konflikt gestürzt, der mich immer noch beschäftigt. Als Gläubige, der das Abendmahl wichtig ist, als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Gemeinde und: als Mutter.

In unserer Gemeinde sind Jugendliche zum Abendmahl zugelassen, die im Konfi-Unterricht das Thema Abendmahl besprochen haben (was erst recht spät dran ist). Vorher haben sie die Möglichkeit, sich segnen zu lassen. (Welche/r 12jährige möchte gern vor versammelter Gemeinde die Hand aufgelegt bekommen?)

Gestern war die Situation, dass Brot und Wein durch die Reihen gereicht und von einer Person an die nächste weitergegeben wurden mit den bekannten Worten „Christi Leib, für dich gegeben“ und „Christi Blut, für dich vergossen“. Ich bekam beides von meinem Mann gereicht, und eigentlich hätte ich es an meine 12jährige Tochter weitergereicht. Die aber, ihr ahnt es vielleicht, noch nicht zugelassen ist zum Abendmahl. Von meinem persönlichen Verständnis her, aber vor allem auch als Mutter, widerstrebte es mir total, aber ich habe über ihren Schoß hinweg Brot und Wein an ihren linken Nachbarn weitergegeben. Gegen meine Überzeugung habe ich die Gepflogenheiten unserer Gemeinde befolgt – und es fühlte sich falsch an!

Unsere Tochter hat mit sieben(!) Jahren zum ersten Mal und ganz selbstverständlich, in einer kleinen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern am Karfreitag das Abendmahl genommen, durchaus mit dem nötigen Ernst und Verständnis. In ihrer Heimatgemeinde hingegen fühlt sie sich von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen. Da muss sie erst, abgesehen von ihrer Taufe, Bedingungen erfüllen. Ich habe mir schon einiges an Begründungen anhören müssen in den letzten Jahren, warum es so ist. Begonnen von „Kinder verstehen das noch nicht“ (Ähm. Wie viele Erwachsene gibt es wohl, die ohne tieferes Verständnis das Abendmahl nehmen, weil es halt dazugehört?) bis hin zu „In der Bibel sind auch keine Kinder dabei“ (Frauen auch nicht. Jedenfalls nicht bei dem letzten Abendmahl, auf das wir uns berufen.)

Jesus selbst erwähnt die Kinder als „Hauptpersonen“ nur an einer Stelle ganz explizit, aber dort sagt er: „Lasst die Kinder zu mir kommen! Wehrt ihnen nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird dort nicht hineinkommen.“   (Der folgende Satz „Und er nahm sie in seine Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie“ ist dann das Argument für die Kindersegnung. Aber in dem ganzen Abschnitt ist nicht vom Essen die Rede, es sind also zwei ganz unterschiedliche Sachen, die da miteinander in Beziehung gebracht werden. Nachzulesen ist das bei Markus im 10. Kapitel)

Wissen wir, was zwischen einem Kind und Gott passiert, wenn das Kind das Abendmahl nimmt? Wissen wir, was überhaupt zwischen einem anderen Menschen und Gott passiert? Passiert bei uns selbst jedes Mal das Gleiche? Haben wir nicht auch von Ma(h)l zu Mal eine andere Empfindung, je nachdem, aus welcher Alltagssituation wir zum Tisch des Herrn kommen?

Und trauen wir unserem Gott da nicht herzlich wenig zu, wenn wir anscheinend viel besser beurteilen können, wer eingeladen ist und wer nicht?

Gestern Abend hat sich für mich falsch angefühlt. Ich habe mein Kind bewusst von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Und ich weiß, das wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen. Ratlos, traurig, unzulänglich.

„Die“ Kirche und „die“ Politik

  • Tempo 130
  • Bienensterben
  • Pränataldiagnostik
  • Migration

Soll / muss / darf sich Kirche in die Tagespolitik einmischen? Oft hören wir „die sollen sich um ihre Schäfchen kümmern. Anständig Seelsorge betreiben (…und ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein lassen…). Aber aus der Politik sollen sie sich gefälligst heraushalten!“ Oder man wird gleich als „links-grün-versifft“ abgestempelt.

Ist das denn tatsächlich so? Was ist Auftrag der Kirche? Okay, sicher nicht, den Menschen von der Kanzel zu predigen, wen sie wählen sollen. Das ist genauso persönlich wie die Wahl, zu welcher Konfession man sich bekennt.

Das meine ich auch nicht.

Wir sollen Menschen vom Evangelium erzählen, sie für ein Leben mit Jesus begeistern, ja. Unbedingt.

Aber: Wenn wir die Aussagen der Bibel ernst nehmen, dann steht da nicht nur „Macht euch die Erde untertan“ (ich ergänze mal frei: auch um den Preis einer kaputten Umwelt, der Zerstörung jahrtausendealter Lebensräume, der Ausrottung von ganzen Lebensformen). Da steht auch der Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. („Und Gott, der HERR, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten, ihn zu bebauen und zu bewahren.“ Gen 2,15).

Da steht nicht nur „Du sollst Gott lieben“, es geht ohne Abstriche weiter mit „und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wenn ich davon ausgehe, mich selbst zu lieben bedeutet: Daseinsfürsorge, ein auskömmliches Leben anstreben, eine friedliche Lebensumgebung, gelingende Beziehungen… dann bin ich aufgefordert, alles dieses auch meinen Mitmenschen zu gönnen. Egal woher sie kommen, wo sie leben, was sie glauben oder wen sie lieben. Oder ob sie ein Gen dreimal haben. Wie auch immer. Selbst dann, wenn mir selbst gerade das Eine oder Andere fehlt, das mein Leben gelingen lässt.

Jesus selbst war da ganz radikal – und politisch! „Liebe deine Feinde, segne, die dich fluchen.“ (Ganz bewusst von mir benutzt in der 2. Person Einzahl, denn es ist eine persönliche Aufforderung an jeden Einzelnen von uns!) Alles andere ist einfach. Das bekommt sogar ein aktueller amerikanischer Präsident hin, denke ich.

Aber Liebe – mit anderen Worten Respekt, sogar Verständnis vielleicht – für diejenigen aufbringen, die beispielsweise ganz außen am Rand des politischen Spektrums stehen, egal auf welcher Seite? Das ist schon eine Riesenherausforderung, natürlich. Und dabei versagen wir auch alle regelmäßig. Das finde ich auch menschlich. Trotzdem möchte ich deswegen nicht, dass wir uns zumindest von dem Versuch verabschieden, nach dem Motto: „Hab ich versucht, hat nicht geklappt, hat sowieso keinen Zweck, lasse ich lieber sein.“

Wenn dir jemand sagt: „Hey, glaub an Jesus, bekehre dich und werde Christ, dann wird dein Leben einfach, du weißt immer, was du tun musst, du wirst gesund und wohlhabend, du wirst keine Zweifel mehr haben“, dann macht diese Person es sich zu einfach und dir höchstwahrscheinlich ein leeres Versprechen.

Aber du hast dann immer den Einen an der Seite, an den du abgeben kannst, du wirst deine (auch die falschen) Entscheidungen nicht allein treffen und nicht allein vor dir verantworten müssen. Du beginnst, die Welt mit anderen Augen zu sehen, und du hast auch eine zuverlässige Adresse, wenn du etwas zu beklagen hast. Du bist nicht allein.

Und du wirst politisch. Du beziehst Stellung.

Wikipedia: „Politik bezeichnet die Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche Entscheidungen.“

 

 

 

Wo wohnt eigentlich Gott?

Diese Frage habe ich gestern Abend in unserem FAQ-Gottesdienst gestellt. FAQ kennt Ihr alle. Frequently asked Questions, immer wieder gestellte Fragen. Das Gottesdienst-Format ist primär an Jugendliche gerichtet (was auch unter anderem deutlich an der musikalischen Ausrichtung hörbar ist), aber es lockt auch zunehmend Eltern und andere Gemeindemitglieder an, was uns sehr freut. Denn die Fragen zu Gott, dem persönlichen Glauben, den großen Themen des Lebens hören doch nicht auf, wenn man 18 geworden ist, wenn man selbst Kinder oder sogar schon Enkelkinder hat…

Nur leider traut man sich dann oft nicht mehr, zu fragen. Warum eigentlich nicht? Ich hab doch nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen, bloß weil ich älter geworden bin…

Zurück zur Ausgangsfrage. Es gab eine Umfrage im Gottesdienst, die zwar nicht repräsentativ war, aber die Antworten kommen überall und immer wieder. Von „Überall“ über „im Himmel“ bis „in mir“ ging die Bandbreite, und ich möchte betonen, dass es in dieser Frage eigentlich keine besonders falschen und keine „richtigeren als andere“ Antworten gibt! Ich habe versucht, diesen Antworten mal an der Bibel entlang und an menschlichen Ansichten ausgerichtet auf den Zahn zu fühlen.

In der Umfrage ging es zunächst um Menschen, die wir sehen, hören, anfassen, riechen (okay, manchmal können wir bestimmte Leute auch nicht „gut riechen“…) können. Bei Gott ist das ungleich schwieriger, denn er ist für uns nicht verfügbar. Aber: Wenn Gott für uns wie ein liebender Vater ist, dann brauchen wir doch einen Ort für unser Zuhause bei Ihm, oder?

Wo könnte Gott also wohnen?

Bei kleinen Kindern sieht das noch ganz einfach aus. Fragt man Kindergartenkinder und bittet sie, ein Bild dazu zu malen, dann bekommt man eine Wiese mit Haus und Baum und Mensch, darüber den blauen Himmel mit Wolken und Sonne, und darüber thront Gott, gern als alter Mann mit weißem Gewand und Rauschebart.

Das mit dem „oben drüber“ ist übrigens gar nicht so weit hergeholt, denn auch in der Bibel wird Gott gern über den Menschen angesiedelt, zum Beispiel auf Bergen. Mose hat beispielsweise die 10 Gebote auf dem Berg Sinai bei einem Meeting mit Gott bekommen (2. Mose 19,20 – 20,20)

In der Grundschule wird auch gern ein Bild von einer Kirche gemalt. Auch dafür gibt es biblische Belege: Solange die Israeliten in der Wüste unterwegs waren, hatten sie ein  besonders schönes Zelt, dessen Bauplan und genaue Ausgestaltung Gott selbst ihnen vorgegeben hatte (nachzulesen in 2. Mose 25 und folgende).

Als sie dann das Land Kanaan in Besitz genommen hatten, baute der weise König Salomo in Jerusalem auf dem Berg Zion einen sehr prachtvollen Palast für den HERRN: Den Tempel. Als Salomo dann den fertigen, wirklich riesigen Tempel einweihen sollte, erkannte er aber: So groß dieser Tempel auch ist, Gott ist viel größer als jedes Haus, das Menschen bauen können! (1. Könige 8,27)

Von der Vorstellung, dass Gott im Tempel wohnt, konnten sich die Menschen trotzdem nicht lösen. Irgendwie ist das ja auch menschlich. Als dann später in der Geschichte Israels die Babylonier Israel und Jerusalem eroberten und dabei auch den Tempel zerstörten, waren die Israeliten überzeugt, das sei eine Strafe Gottes für ihren Ungehorsam und er hätte jetzt seinen Wohnort auf Erden verlassen. Das schlechte Gewissen ist also auch keine moderne Erfindung…

Komme ich auf die Kirche zurück: Es gibt ja weltweit unendlich viele Kirchen. Allein in Deutschland sind es irre viele. Katholische, Evangelische, viele verschiedene Freikirchen, kleine und große, schlichte und prächtige, Dome und Gemeindehäuser. Und in welcher davon wohnt Gott nun? Mag er lieber nordkirchliche Backsteinschlichtheit, Gelsenkirchener Barock oder prächtige Wallfahrtskirchen? Hat er vielleicht sogar eine Weihrauchallergie? (Ja, diese Frage ist durchaus provokant!) Singt er lieber Choräle, Gospel oder Lobpreis? Steht er auf Liturgie oder bevorzugt er eher freie Formen?

Ihr ahnt es vielleicht: Im Lauf der Geschichte gab es viel Streit unter Christen, weil es immer mal wieder Strömungen gab, wo Gemeinden fest davon überzeugt waren, dass Gott allein in ihrer Kirche wohnen könne, weil allein sie alles „richtig“ machen würden. Schwierige Sache….

Viele sagen, Gott lebt überall in der Natur, in jeder Pflanze, jedem Tier, jedem Insekt, in Wasser, Boden und Luft. Gehen wir dazu an den Anfang der Bibel, dann lesen wir in 1. Mose 3,8: „Am Abend, als ein frischer Wind aufkam, hörten sie (Adam und Eva), wie Gott, der HERR, im Garten umherging.“ (Hoffnung für Alle-Übersetzung) Gott machte seinen Abendspaziergang durch den Garten Eden. Und dabei freute er sich ganz bestimmt an allem, was er geschaffen hatte. Ich mag die Vorstellung, dass Gott ein begnadeter Gärtner war. Erschreckend nur, wie wir heute mit seiner Schöpfung umgehen!!!

Jetzt mache ich einen Sprung ins Neue Testament, sonst wird das hier ein Roman.

„Das Wort wurde Mensch und wohnte unter uns“ steht zu Beginn des Johannes-Evangeliums (Joh. 1,14). „Das Wort“ war ein anderer Begriff für Gott. Als er Mensch wurde, kam Jesus zur Welt. Jesus, der irgendwann seinen Beruf als Zimmermann aufgab und Wanderprediger wurde. Der einmal von sich sagte: “ Die Füchse haben ihren Bau, die Vögel ihre Nester, aber der Menschensohn (Damit meinte er sich selbst als vollkommen menschliche Person) hat keinen Platz, an dem er sich ausruhen kann.“ (Matthäus 8,20). Er sah sich als Heimatlosen.

Einerseits. Andererseits sagte er auch: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Ich gehe dorthin, um alles für euch vorzubereiten. Und wenn alles bereit ist, werde ich kommen und euch zu mir holen. Dann werdet auch ihr sein, wo ich bin.“ (Johannes 14, 2-3)

Das gilt im Übrigen auch heute noch für uns. Wenn wir auf Jesus vertrauen, dann werden auch wir einmal dort wohnen, mit Gott gemeinsam und mit vielen anderen, die den Weg schon gegangen sind.

Dafür war es notwendig, dass zunächst Jesus selbst den Weg gehen musste, den schwersten aller Wege, den Weg ans Kreuz. Aber er blieb nicht dem Tod ausgesetzt, er erstand nach drei Tagen auf. Und nach seiner Auferstehung, nachdem er seinen Freunden noch eine ganze Reihe Tipps gegeben hatte, wie sie alles auf die Reihe kriegen, segnete er sie noch einmal und „entfernte sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben.“ (Lukas 24, 51+51) Übrigens steht an der Stelle von „Himmel“ in der englischen Bibel das Wort „Heaven“, nicht „Sky“. So differenziert ist das im Deutschen leider nicht.

Aha, da ist sie wieder, die Vorstellung von „oben“. Ihr seid alle aus dem Alter raus, wo ihr Gott auf eine Wolke gemalt habt. Dank der atemberaubenden Fotos von Alexander Gerst aus der ISS wissen wir alle, wie es im Weltall aussieht. Aber wo soll da Gott sein?

Ein Astronaut und ein Gehirnchirurg unterhielten sich einmal. Der Astronaut sagte: „Ich habe die unendlichen Weiten des Weltalls durchflogen, aber Gott habe ich nirgends gesehen.“ Das antwortete der Gehirnchirurg: “ Ich habe schon hunderte von Gehirnen operiert, aber noch nie habe ich einen einzigen Gedanken entdeckt!“

Aha. Gott kann man ebenso wenig sehen wie Gedanken. Oder Gefühle. Gefühle siedeln wir im Herzen an oder in der Seele. Gedanken im Kopf. Und wenn wir Gott zunächst in unseren Gedanken bewegen und er dann irgendwann sogar ins Herz rutscht und wir ihn dort fühlen, dann ist es doch ganz logisch, dass Gott dort auch wohnt.

Das nennt man dann „Glauben“. Nicht im Sinn von: Ich glaube, morgen regnet es. Dafür haben wir unsere Wetter-App. Sondern: Ich vertraue ganz fest (und manchmal auch leider gar nicht so fest, aber auch das ist in Ordnung) darauf, dass auch ich für Gott Heimat sein kann, mit allen meinen Macken und Fehlern.

Paulus sah das ziemlich ganzheitlich, denn in der alten Kultur des nahen Ostens waren Leib, Seele und Herz eine besondere untrennbare Einheit. Er sagte zu den Christen in Korinth. „Denkt also daran, dass Ihr Gottes Tempel seid, und dass Gottes Geist in euch wohnt. […] Gottes Tempel ist heilig und dieser Tempel seid Ihr.“ (1. Korinther 3, 16-17).

Ist das nicht genial? In den großen Tempel von Salomo passte Gott nicht hinein, aber in unser kleines Herz! Wir müssen ihn nur hineinlassen.

 

 

 

Schmorbraten oder: Nichts geht über Tradition (in der Gemeinde)

Es gab einmal eine frisch verheiratete Frau, die für ihren Mann einen speziellen Braten zubereiten wollte. Bevor sie den Braten in den Ofen schob, schnitt sie an jeder Seite ungefähr einen Zentimeter von dem Fleischstück ab, so wie sie es immer bei ihrer Mutter gesehen hatte. Als ihr Mann sie fragte, warum um Himmels willen sie denn den besten Teil des Bratens abschnitt, wusste sie darauf keine bessere Antwort als „Weil meine Mutter es auch immer so macht“. Am nächsten Tag ging die junge Frau deshalb zu ihrer Mutter und fragte sie, wieso sie eigentlich immer die Enden des Bratens abschnitt. Doch genau wie ihre Tochter wusste auch die Mutter darauf keine Antwort. Sie zuckte mit den Schultern und sagte: „Weil meine Mutter es auch immer so macht.“ Jetzt waren die beiden Frauen neugierig geworden und gingen deshalb zur Großmutter der jungen Frau und fragten: „Warum schneiden wir eigentlich immer die Enden des Bratens ab?“ Völlig schockiert rief die Großmutter: „Ihr macht das schon all die Jahre? Ich habe die Enden vom Braten nur deshalb immer abgeschnitten, weil er sonst nicht in meinen kleinen Topf passte!“

Diese Anekdote stammt aus dem Buch „Mein Jahr als biblische Frau“ von Rachel Held Evans, erschienen bei Gerth Medien, ISBN 978-3-86591-753-9

Ganz davon abgesehen, dass das gesamte Buch sehr lesenswert ist, verdeutlicht die Geschichte, wie sich manchmal „Traditionen“ bilden können, ohne zu reflektieren, warum ein bestimmtes Handeln zu bestimmten Zeiten erfolgte. Ohne Reflektion wird aus Tradition aber nur zu schnell Traditionalismus.

Gegenspieler der Tradition ist der Zeitgeist. Laut Duden ganz neutral definiert als „für eine bestimmte geschichtliche Zeit charakteristische allgemeine Gesinnung, geistige Haltung“. Aber gern angesehen als die Kraft, die alles Überkommene und Erprobte kaputtzumachen droht, wenn man sie nur lässt.

Ist es denn schon der Untergang des Abendlandes, wenn man hier und da die Zeit, die Form oder einzelne Elemente ändert, beispielsweise im Gottesdienst, um es jungen und älteren Menschen leichter zu machen, neu zur Gemeinde zu kommen?

Es ist jetzt 12 Jahre her, dass wir als Familie uns wieder neu auf das „Abenteuer Kirche“ eingelassen haben. Wir sind in den ganz normalen (9:30 Uhr-) Sonntagsgottesdienst gegangen, haben uns zum Kirchenkaffee einladen lassen, sind ins Gespräch gekommen.

Aber ganz ehrlich, wenn ich nicht so neugierig gewesen wäre, was hinter dem „Kirchensprech“ eigentlich steckt (Danke, Tante Google), dann wären wir auch vermutlich irgendwann wieder weggeblieben. Schon die Texte und Melodien der Lieder, die so gar nicht in unserem Alltag vorkamen. Und dann die altertümliche Sprache in den Psalmen und Bibeltexten… Die ganz sicher wohlgemeinten Fragen, wann wir denn unsere „Stille Zeit“ hielten. Bitte? Stille Zeit? Mit Baby?

Und erst die Uhrzeit!!! Wenn der Sonntagmorgen als Familienzeit so kostbar ist, denn es ist der einzige Tag in der Woche, wo man als mehr oder weniger junge Familie wirklich mal in Ruhe gemeinsam frühstücken kann, ohne dass irgendwer sich hektisch für den Tag fertigmachen muss, dann ist schnell die Überlegung da, was denn nun wichtiger ist.

Irgendwann habe ich begriffen, dass es andere Leute gibt, denen es genauso wichtig ist, dass Sonntag am Mittag pünktlich der Braten (ob abgeschnitten oder nicht…) auf dem Tisch steht, da ist es dann gut, wenn man zeitig vom Gottesdienst zurück ist. Ist das eine Modell besser als das andere? Sollte es nicht eher so sein, dass wir uns in der Gemeinde gegenseitig mit unseren Vorlieben, unseren Zeitplänen, unserem Status Quo auf dem persönlichen Glaubensweg gegenseitig wertschätzen und respektieren? Sollte es nicht so sein, dass jeder sein Plätzchen findet, dass in einer Gemeinde mit mehreren Predigtstätten diese sowohl mit gemeinschaftlichen als auch mit Zielgruppengottesdiensten gefüllt werden? Dass in Gemeinden, wo das nicht möglich ist, auch mal gesagt wird: „50 Jahre lang hatten wir jetzt den Gottesdienst um 9:30 Uhr, jetzt tauschen wir mal und ich passe mich denen an, die bisher deswegen Probleme hatten?“ Oder halten wir lieber daran fest, zu sagen: „Das war schon immer so, und so machen wir das auch zukünftig.“ Das ist dann Traditionalismus!

Genauso, wie es die negative Auswirkung des Zeitgeistes ist, wenn ohne Reflektion alles über den Haufen geworfen wird. Der beste Weg liegt wie immer: mehr oder weniger in der Mitte.

„Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg.“ (George Bernard Shaw)

PS: In den 12 Jahren hat sich schon einiges geändert. Mehr neue Lieder, Basis-Bibel für Lesungen und auch einiges andere. Habt einfach Mut und lasst euch ein. Und seid neugierig!

 

Mein aktuelles Lieblingsbuch <3

Hab ich irgendwann schon mal erwähnt, dass ich unheimlich gern die Bücher von Michael Herbst lese? Jedenfalls, ich mag den Stil total.

Dieses Buch hatte ich mir eigentlich zur Vorbereitung auf meine Abschlussarbeit an der Malche zugelegt. Und ich kann es tatsächlich auch gebrauchen. Aber heute früh bei meiner privaten Lesestunde hatte ich dann so einen Aha-Effekt. Weil er genau das beschrieb, was ich empfinde, wenn ich an (nicht nur unsere) Gemeinde denke:

„Gemeinde ist mehr als ein spirituelles Schunkeln zu gefühlvoller Schlagermusik, bei der wir uns alle so eins fühlen. Gemeinde ist mehr als Würstchengrillen mit Freunden, mehr als Vereinsmeierei mit Gleichgesinnten, mehr als eine Serviceagentur für religiöse Dienstleistungen. Gemeinde ist der Ort, wo der Geist Gottes Menschen sammelt, denen das Wort von Jesus ins Herz gefahren ist, die eine Wahl getroffen haben und sich taufen ließen, die daraufhin den Reichtum von Gemeinschaft entdeckt haben, die darum ihren Besitz teilen, und deren Dasein so anziehend ist, dass immer mehr Menschen dazukommen. Darin steckt das Geheimnis: Hier, in der Nähe von Jesus, wird der Schaden geheilt, die Spaltung überwunden, der Graben überbrückt, der mein einsames Ego von all den anderen einsamen Egos trennte. Aber damit das geschieht, muss ich durch die Schule der Differenz. Ich muss da durch, dass der andere anders ist, dass der andere anstrengend ist und dass es mühsam ist mit ihm. Ich erwische mich manchmal bei dem Gedanken: ‚Ach, es wäre jetzt nicht so doof, wenn dieser andere einfach ginge.‘ Und der Herr nahm täglich hinweg, die für mich zu anstrengend geworden waren. Nein. Stattdessen fügt er noch mehr anstrengende Wesen hinzu, wie er ja auch irgendwann mich anstrengendes Wesen hinzugefügt hat.“

Ja genau das ist es. Warum schleppen wir gerade in unseren Kirchengemeinden so viele alte Kränkungen mit uns herum? Warum können wir nicht verzeihen, was vor zwanzig Jahren mal schiefgelaufen ist? Warum haben wir so viele Probleme damit, andere so zu nehmen wie sie sind?

Wer es jetzt gerade nicht so mit Kirche hat, darf sich aber auch nicht die Hände reiben. Denn in Stadträten, Parteien, Gewerkschaften….. sieht es auch nicht besser aus.

Es scheint uns leichter zu fallen, dem Mitmenschen seine vermeintlichen Übertretungen und Fehler vorzuhalten, als uns gegenseitig zu akzeptieren.

Lohnt sich unbedingt, dieses Buch genauer zu lesen!

Was Küche und Kirche gemeinsam haben

Sie gehören zu den klassischen 3 K’s einer guten Ehefrau, was immer das sein mag.

Aber Scherz beiseite, für mich persönlich haben beide tatsächlich viel miteinander zu tun. Über die Kirchengemeinde habe ich etwas über mich selbst erfahren: Es macht mir großen Spaß, in noch größeren Töpfen zu rühren. Vor vier Jahren wurde ich gefragt, ob ich als Mitarbeiterin der Kinderfreizeit dabei sein könnte. Meine spontane Antwort: Ja klar, aber wenn, dann als Köchin. Am selben Abend noch kamen dann die Bedenken: Für 30 Kinder und 10 BetreuerInnen kochen, eine Woche lang jeden Tag, das ist ja eine andere Hausnummer als ein paar Snacks bei der Kinderbibelwoche. Aber Wort ist Wort, und das hatte ich gegeben.

Ich will jetzt nicht lang und breit die Einzelheiten erzählen, ich entdeckte im Sommer 2014, dass es wirklich toll ist, so eine Rasselbande zu verpflegen und nebenbei auch noch so was ähnliches wie die „Mutter“ der gesamten Truppe zu sein, mit Pflastern oder Heimweh-Tee auszuhelfen…  Ich sagte auch 2015, 2016 und 2017 zu. Obwohl die Anforderungen stiegen: vegetarisch mit extra Fleischkomponente war es von Anfang an, es kamen vegane Kost (auch wenn ich persönlich das schwierig finde, wegen vieler stark verarbeiteten Lebensmittel, sorry) und glutenfreie Ernährung (finde ich persönlich viel einfacher zu handhaben…) dazu. Bammel habe ich vor Nuss- und Sellerie-Allergien wegen der vielen Kreuzallergien. Aber die wurden mir auch noch nicht zugemutet.

Letztes Jahr hatte ich dann auch eine ganz liebe Zweit-Küchenfee dabei, die aber in diesem Jahr vermutlich ohne mich die Küche schmeißen muss 😦

Und nach diesem ganzen Lob der Küche fragst du dich sicher, wo jetzt die Kirche dabei ist. Offensichtlich als Veranstalter der Freizeit, klar.

Aber ebenso wie beim Essen gibt es auch bei Kirchens verschiedene Geschmäcker und Kostformen:

Die einen schwören auf paläo, da kommt die Bibel komplett roh und unverarbeitet auf den Tisch. Und wie das bei Ideologien jeder Art ist: jeder Versuch, die Bibel mit ein bisschen Aktualität und gesundem Menschenverstand zu würzen, wird rigoros abgelehnt.

Andere setzen sich, ob gewollt oder aus Versehen, dem Vorwurf aus, die Lehre so lange zu verwässern, bis sie ganz fad und geschmacklos ist. (Obwohl: „5 sind geladen, 10 sind gekommen, gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen“). Naja, irgendwann ist dann fast nur noch Wasser da.

Dazwischen gibt es alle möglichen geistlichen Kostformen: Die eine Gemeinde hat einen empfindlichen Magen, da gibt es nur Schonkost. Die nächste ist vegetarisch, die verzichtet auf alles, was in der Bibel blutig sein könnte. Und so weiter. Du weißt glaube ich, was ich meine.

Und last but not least ist es ja auch immer noch Aufgabe der Frauen, die Häppchen, Salate und Desserts für die kirchlichen Veranstaltungen vorzubereiten. Ich lasse mich gern eines besseren belehren, aber wo ist die Gemeinde, in der die Frauen am Grill und die Männer in der Küche stehen (Achtung: Provokation!!!)

Übrigens: Ich liebe Lebensmittel mit Gesichtern. Bei dem Pfannkuchen oben sehe ich immer eine Zwinker-Smiley…

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